Aorta

Aorta

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1 - 5 von 19
Aorta vor 1 Jahr 13 6
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
At Last
Mein Weg zu Mille Feux war ein von Irrungen geprägter, aber zunächst mal von vorne, ich muss mit einem Geständnis beginnen: Als Louis Vuitton mit Düften herauskam, interessierte mich das ungefähr so sehr wie der sprichwörtliche Sack Reis, denn meine Erfahrung mit LVMH und seinen jüngeren Akquisitionen duftender und nicht-duftender Art war, nun ja, sehr durchwachsen.

Was mich also während eines Urlaubs in Salzburg in die LV-Boutique - hier bitte auszusprechen wie "Herrenboutique" bei Loriot - trieb, war eher Langeweile und Mistwetter, als ernsthaftes Interesse an den Düften.

Ich sollte eines Besseren belehrt werden.

Nach dem Ausprobieren von zig Düften ging ich aber zunächst mit "Les Sables Roses" nach Hause beziehungsweise zurück ins Hotel. Doch auf meinem anderen Handgelenk blieb auch diese feine, pudrig-ledrige Note zurück, die mich nicht mehr losließ.

Darum dreht sich für mich "Mille Feux" hauptsächlich: Iris und Leder. Bemerkenswert ist, dass ich eigentlich weder das Eine noch das Andere ansonsten besonders mag. Aber hier ist es so edel und fein verwoben, dass die Nase immer wieder Richtung Handgelenk wandern will. Nichts stört an dieser Komposition, nichts ist laut und doch ist sie absolut präsent. Den Auftakt macht die Himbeere, die für mich nicht nach der Frucht allein duftet, sondern eher wie ein Himbeer-Dessert mit ordentlich Zucker und Sahne. Mille Feux ist trotz der Namensähnlichkeit zu Mille Feuille aber keineswegs ein Gourmand-Duft, allenfalls macht er Anleihen bei diesem Genre. Er hat einen hohen Wiedererkennungswert und ich kenne kein vergleichbares Parfum. In jedem Fall ist er der Duft, der mich seit Langem mal wieder aufhorchen ließ, der mich an meine Begeisterung für die Welt der Düfte überhaupt erinnerte und der dann letztlich mit großer Freude als Geburtstagsgeschenk von mir für mich in meiner Sammlung landete.

At Last.



6 Antworten
Aorta vor 8 Jahren 12 2
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Tête-à-Tête zwischen Orient und Okzident
Wenn es eine Sache gibt, von der in diesen trüben Tagen dringend mehr nötig wäre, dann sicherlich Völkerverständigung. Und sofern sich dieses Prinzip olfaktorisch ausdrücken ließe, so wäre "Encens Mythique d'Orient" ein sehr guter Kandidat dafür. Denn hier trifft Orient auf Okzident, der Duft ist ein Tête-à-Tête zwischen Gewürzbasar und französischem Raffinement - ganz ohne Kulturkonflikt.

Ich traue mich jetzt einfach mal die Behauptung aufzustellen, dass die Kopfnote wie ein sehr edles Haarspray duftet: Der Auftakt wirkt an mir sehr aldehydlastig. Das geht aber binnen der ersten paar Minuten vorbei und dann rieche ich deutlich, aber nicht unangenehm, Pfeffer. Dazu gesellt sich knochentrockener Vetiver, der mit dem Weihrauch Ringelpietz mit Anfassen spielt. Die Rose hält sich bei mir eher im Hintergrund, ist dunkel und samtig, vage erinnert sie mich an "Secrets de Rose" von Parfums de Rosine. Wie auch bei der von mir sehr geschätzten "Angélique Noire" changieren die einzelnen Duftnoten hier, der Verlauf ist nicht sehr dramatisch. Ich bilde mir ein, dass Thierry Wasser am Ende noch einen Hauch Oud hineingemogelt hat, vielleicht ist das gänzlich bescheiden mit dem oben in der Duftpyramide angegebenen "Unterholz" gemeint?!

Zusammengefasst in fünf Stichworten könnte er so beschrieben werden: warm, trocken, dunkel, holzig, fein-würzig. Encens Mythique d'Orient ist kein typischer Gewürzkracher, dafür kommt er zu diskret daher. Prädestiniert ist er meines Erachtens für die große Abendgarderobe, doch ich trage ihn in der kühleren Jahreszeit moderat dosiert auch gerne am Tage im Büro. Die Haltbarkeit ist sehr gut, morgens aufgetragen nehme ich ihn in Spuren noch abends wahr. Die Sillage ist auch im oberen Bereich, jedoch weniger stark als bei Angélique Noire.

Nach einem Testschnuppern in Düsseldorf ging er mir nicht mehr aus dem Kopf und ich habe ihn - wenngleich auch mit einigen Monaten Verzögerung - in Frankfurt gekauft.

Fazit: Chapeau, Monsieur Wasser!
2 Antworten
Aorta vor 10 Jahren 27 9
10
Duft
The click
Big Daddy: What's that?
Brick: A click in my head.
Big Daddy: Did you say "click"?
Brick: Yes sir, the click in my head that makes me feel peaceful.
Big Daddy: Boy, sometimes you worry me.
Brick: It's like a switch, clickin' off in my head. Turns the hot light off and the cool one on, and all of a sudden there's peace.

(Tennessee Williams: Cat On a Hot Tin Roof)
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"Angélique Noire" ist nicht besonders dunkel, da gebe ich meinen Vorredner(inne)n recht. Dennoch hat es eine sinnliche Qualität, jene welche sich allerdings nur schwer in Worte fassen lässt. Das soll heißen, ich schaffe es nicht, die einzelnen Noten differenziert wahrzunehmen, denn sobald ich den Duft aufsprühe, geht es mir wie dem guten Brick und ich verspüre "DEN KLICK".

Ja, Angélique Noire ist der Stoff, der süchtig macht. Andere Düfte machen erstmal Umwege analytischer Natur, lösen Erklärungsbedarf aus - doch nicht so dieses wundervolle Guerlain-Gebräu!

Vielleicht gab es schon immer spezielle Aorta'sche Rezeptoren, die nur darauf gewartet haben, dass eines Tages die schwarze Angelika andockt.

Eine sachliche Romanze ist hier ausgeschlossen. Ich habe es redlich mit einem relativierenden "Eigentlich" versucht, mich um Distanz bemüht: Eigentlich ist Angélique Noire einen guten Tick gourmandiger als meine üblichen Verdächtigen. Eigentlich trage ich keine Vanilledüfte. Eigentlich mag ich auch Birnen nicht, schon gar nicht voll ausgereift.

Vergebens!

Von einer großzügigen Einsprüh-Aktion chez Douglas ging es zügig über zu einer Abfüllung und dann zur Originalgröße. Die Haltbarkeit: bombastisch. Auch nach einem Arbeitstag noch gut wahrnehmbar, das schaffen bei mir nur ganz wenige Düfte. Es ist kein großer Duftverlauf auszumachen, jedoch hat Angélique Noire einen eigentümlich changierenden Charakter. Wie bei jedem ordentlichen Rausch vergisst man darüber die Zeit und weiß nicht, wo man sich gerade befindet. Quasi eine olfaktorische Möbiusschleife.

Die Nebenwirkungen: Kein Kater, aber ein deutlicher Unwille, sich in etwas Anderes zu hüllen.
9 Antworten
Aorta vor 10 Jahren 10 4
8
Duft
Die Bosserin
Prolog

„Na, junges Fräulein, sag' mal, wer ist denn bei euch zuhause der Chef?“
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Der Frau, die diesen Duft trägt, macht man so schnell nichts vor. Iron fists in velvet gloves. Hard to please. Nicht selten unerbittlich gegenüber (signifikanten) Anderen, wie auch gegen sich selbst.
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Ein Frühlingsmorgen, das Fenster ist weit geöffnet. Der Göttergatte kommt aus dem Garten und streckt den Kopf herein: „Schau' mal, was ich dir von draußen mitgebracht habe!“. Frau Calèche (vorwurfsvoll blickend): „Du weißt doch ganz genau, dass ich keine Orangenblüten mag! Und die Zypressen hast du noch immer nicht in Form geschnitten!“. Göttergatte rollt genervt die Augen (aber so, dass Frau Calèche es nicht sieht) und zieht von dannen.

Nachmittag, Zeit für ein Bad. Mit der Körperhygiene nimmt Frau Calèche es sehr genau, sauber ist nie sauber genug und deshalb seift sie sich in mehreren Durchgängen ein und scheuert sich so lange mit der Wurzelbürste, bis die Haut fast wund ist. Mit Kernseife, denn Blumen sind letzten Endes Kleinmädchenkram.

Es wird langsam Abend. Frau Calèche schaut aus dem Fenster: Die Zypressen sind noch immer nicht geschnitten. Sie denkt sich: „Komm' du mir nach Hause!“ Dann geht sie schon mal nach oben, um etwas aus hinteren Ecke des Schlafzimmerschranks zu holen, das den Göttergatten erfahrungsgemäß zur Raison bringt.

Calèche als der „heimelige Duft eines Ehebetts“ (siehe Sonnenfees Kommentar)? – Die Franzosen haben Humor!
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Epilog

„Also, der Papa ist der Boss... aber die Mama ist die Bosserin!“
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PS: Als Begleitmusik zu diesem Duft empfehle ich The Velvet Undergrounds „Venus in Furs“, gerne aber auch „That First Wild Kiss“ der Band Venus in Furs.
4 Antworten
Aorta vor 10 Jahren 29 3
9
Duft
Das Ganze in Fragmenten
Eins

"Hmmm", sagt mein Arbeitkollege P. auf dem Weg zum Ausgang und schnüffelt in der Luft herum.
"Was duftet denn hier so gut? N., das bist doch du!"
Ich setze meine Unschuldsmiene auf, zeige auf seine Liebste, und sage: "Nee, das ist die T. - ganz sicher!"
P., nicht den Zaunpfahl bemerkend, entgegnet entschieden: "Nö, das bist doch eindeutig du!"
Ich gebe mich geschlagen und lache. T. blickt wenig amüsiert drein. Wir sind inzwischen draußen angekommen.
"Schatz, ich gehe noch in die Stadt, soll ich dir was Schönes mitbringen?", fragt der P. die immer noch säuerlich wirkende T.
"Hey T., das DIE Gelegenheit, sich irgendwas vollkommen Sinnloses und Überteuertes zu wünschen", rufe ich den Beiden lachend zu und biege um die Ecke.

Zwei

Ich bin das, was man neudeutsch (und irgendwie leicht euphemistisch) einen "Foodie" nennt. Man könnte auch durchaus behaupten, "verfressen" treffe des Pudels Kern schon eher. Sofern es eine Hölle geben sollte, dann lande ich dort definitiv irgendwann aufgrund von Maßlosigkeit. Während andere Leute gerne im Alltag an Palmen und Sandstrände denken, drehen sich meine Tagträume nicht selten um die nächste Mahlzeit. Ja, und da gibt es beispielsweise diese in weiße Schokolade getauchten Mandeln, die in Kokosmehl gewälzt sind. Die sind so klein und unschuldig, und die Verpackung knistert so schön, wenn man sie herausfischt - schwupps, sind sie weg!

Drei

Tut mir leid, dass ich schon wieder über mich rede - das geziemt sich ja eigentlich nicht. Aber ich muss jetzt mal was beichten, denn wir sind schließlich unter uns. Es gibt da so eine dunkle Seite von mir... das ist mir jetzt schon ziemlich peinlich. Also: Ich rieche hin und wieder gerne wie ein Baby. Bei Besuchern, die mein Badezimmer aufsuchen und verdächtige Produkte vorfinden, nuschele ich dann verdruckst etwas von "Verwandtschaft mit Kleinkind". Obwohl ein bereits älteres Mädchen, rieche ich doch ganz gerne wie "Bübchen". So, jetzt isses raus.

Vier

Eines der schönsten Wörter der deutschen Sprache lautet: "Seelenruhe".
3 Antworten
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