Aqvatic

Aqvatic

Rezensionen
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1 - 5 von 53
Aqvatic vor 2 Jahren 15 6
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Die neue Animalik
Ich schaue auf YouTube manchmal Videos von Aaron Terence Hughes. In einigen Reviews und Tutorials erklärt er beiläufig ganz gut, wie einige Inhaltsstoffe riechen. Er beschrieb, dass synthetische Akkorde, die animalischen Moschus nachahmen sollen, häufig als dicht, drückend, sehr fett und ölig riechend und an Gummi erinnernd umgesetzt werden. Das sehe ich in zwei aktuellen Releases sehr deutlich: Rosendo Mateu No 5 und diesem YSL.
Beide haben einen ähnlichen Ansatz bei den animalischen Akkorden, nämlich eine fette, dicke, schwere, drückende Plastiknote, bei No 5 als Moschus in der Pyramide aufgeführt, hier als Leder. Mich erinnert das auch sehr stark an den Klassiker Bvlgari Black, der mit der Plastik-Assoziation humorig spielt und durch Flakondesign mit Autoreifen assoziiert. Body Kouros und Midnight in Paris sind andere Beispiele.
Bei Babycat ist die Animalik allerdings meiner Meinung nach am ehesten umgesetzt. Ich nehme neben dem gummiartigen Leder/Moschusakkord einen Hauch zibetartigen Akkord wahr (für alle, die nicht wissen, wie das riecht: wahlweise Katzenpipi oder Bahnhofsklo). Dem Rosendo fehlt das gänzlich. Bei Babycat ist das aber überhaupt nicht schlimm und man muss schon genau nachriechen, um das zu identifizieren. Die Plastiknote und der kaum wahrnehmbaren Zibet werden durch holzig-harzige, nur leicht angesüsste Weihrauch und Vanilleakkorde begleitet. Und hier kommen wir zum Problem, was ich mit Babycat habe: das ist mir einfach zu krass. Während Rosendo Mateu seinen No 5 mit weißem Moschus, Blumen und Puder auflockert, was sich in der Sillage durchaus mit dem Plastik zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenfügt, treibt man die Schwere, das Drückende hier mit Harz und Vanille noch auf die Spitze. In der Sillage funktioniert auch Babycat irgendwie, wenn Plastik, Vanille und Zibet sich zusammenfügen, aber das ist schon eine ziemlich krasse Komposition die nicht ausschließlich angenehm duftet. RM No. 5 ist bereits ein klassischer Fall von „acquired taste“, schafft es aber durch die angenehme Sillage genau auf der Kante zu balancieren und hat, trotz seines Polarisierunspotenzials, schon fast Crowdpleaser-Qualitäten. Ob das bei Babycat auch so sein wird, muss sich noch zeigen. Auch wenn diese "Plastikdüfte" eine ähnliche olfaktorische Anziehung auf viele Menschen haben wie Sprit, Klebstoff, Lack, Leder etc., wage ich das mal vorsichtig zu bezweifeln. Mir fallen Spontan eine Reihe anderer Düfte ein, die ich mir im Bereich der edlen Vanillen eher zulegen würde. Wenn es eine Leder-Vanille sein soll, ist Cuir Beluga die feinere Alternative. Wenn es eine holzig-weihrauchige Vanille sein soll, dann kommt man schwer an Marterial von Amouage vorbei.
6 Antworten
Aqvatic vor 5 Jahren 15 1
4
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Frühlingsmorgen
Ich liebe Tuberose. Leider gibt es nicht viele Herrendüfte, die Tuberose überzeugend umsetzen. Auf der Suche nach so einem Duft habe ich einfach mal die spontan die Suche nach Noten bemüht und bin auf diesen Duft gestoßen. Sehr gute Bewertung auf Parfumo, Duft eingestellt. Da musste ich nicht lange überlegen und habe auf der einzigen Seite, die den Duft zu noch günstigem Preis anbietet, blind bestellt.

Beim ersten Aufsprühen war ich zunächst enttäuscht. Savile Row startet mit einer klassischen, eher altmodischen und grünen Rasierwassernote bestehend aus Kräutern, Moschus und Hölzern. Bereits der Start ist dabei relativ voluminös. Dass der Duft frisch ist, aber dennoch Körper hat, wird hier bereits deutlich. Nach einiger Zeit kommen bei mir immer mehr Blumen durch. Der Duft wird in der Herznote lieblicher, weniger grün, aber verliert seinen grün-kräuterigen Grundcharakter nicht. Der Duft bleibt erwachsen und klassisch, kombiniert dies aber mit leicht femininen und blumig-frischen Noten. Jetzt ist er für mich einfach ein Traum. Die Qualität der Duftstoffe ist sehr gut, hier wurde nicht schluderig oder billig gearbeitet. Alles riecht hochwertig.

Die Gesamtkomposition löst in mir ein wohliges Gefühl aus. Der Duft erinnert mich an die ersten Sonnenstrahlen im Frühling, wenn es morgens noch zu kalt ist, um ohne Jacke herauszugehen, Mittags aber schon warm genug für die ersten Blumen. Ich sehe mich, wie ich als Kind über Feldwege morgens um 7:30 mit meinem Tornister zur Schule schlender. Gestern hats geregnet und auf den Pflanzen ist noch eine Tauschicht zu sehen. Der kühle Wind streicht über die Haut und wechselt sich mit warmen Sonnenstrahlen ab. Geänsehaut entsteht. Es riecht frisch, Kräuter und frische, feuchte Blüten liegen in der Luft. Eigentlich will ich nicht zur Schule. Ich will mich alleine auf die Wiese legen und mich der Melancholie hingeben. Wenn dieser Moment unendlich wäre, ich würde einfach dort liegen, für immer.
1 Antwort
Aqvatic vor 10 Jahren 10 1
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Macht dich zum Zombie.
Lanvin Arpege pour Homme. Lange Zeit mein absoluter Lieblingsduft.

Wunderschön. Vannilig, cremig, floral, weich, würzig und gefällig. Nicht anstrengend, aber keinesfalls langweilig. Das einem etwas fehlt, merkt man erst, wenn er weg ist.

Es gibt gewisse Situationen, in der man einfach Zufriedenheit empfindet. Bei der Betrachtung gewisser Menschen oder Kunstgegenstände, zum Beispiel. Man weiss nicht genau, warum. Er/Sie/Es ist eigentlich gar nicht so überaus einzigartig. Aber das simple verweilen in der Umgebung dieser Dinge/ Menschen macht uns glücklich. Man kann es nicht erklären.
Liegt es an schlichter Perfektion, die wir nicht bewusst erkennen? Es lässt uns einfach alles drumherum vergessen, ohne wirklich starke Gefühle auszulösen. Fast wie verzaubert ist man in einer tiefen Melancholie gefangen. Wie verbannt. Wunschlos, willenlos, sorgenlos. Das einzige was ich empfinde ist: Ich brauche Arpege... Arpege macht mich ... zum Zombie.

P.S: Ich habe übrigens eine große Ähnlichkeit zu Jil Sanders Style herausriechen können. Und tatsächlich: Es gibt einige Parallelen in der Duftpyramide.
1 Antwort
Aqvatic vor 10 Jahren 11 8
Eine Abwandlung zweier Kassenschlager
Ich habe mich sehr gefreut auf Valentino Uomo. Erstens, weil der Flakon so genial aussieht, zweitens, weil Olivier Polge eines der erfolgreichsten Parfumeure der letzten Jahre ist und im Mainstreambereich jeder seiner Düfte entweder zum Kassenschlager wurde oder zumindest Anerkennung bekam.

Zunächst möchte ich eines benennen: Duftpyramiden sind Marketing. Nur weil hier drauf steht, es sei keine Iris enthalten, heisst das nicht, dass wirklich keine drinn ist. Umgekehrt heisst es nicht, dass tatsächlich eine Gianduja (Nougat) Note enthalten ist, nur weil es hier draufsteht. Oft stellen Parfumeure eine Note aus verschiedenen anderen Noten zusammen und lassen sich dabei von einer Note aus dem Leben inspirieren. Das Ergebnis ist dann eine Note, die an das Original erinnern soll, das aber nicht bei jedem Konsumenten erreichen muss. In dieser Hinsicht muss man mehr seiner Nass trauen, als der Werbung.
Als ich diesen Duft getestet habe, war ich ernüchtert. Nicht, weil er schlecht sei, sondern weil er nichts neues ist. Dieser Duft basiert eindeutig auf der Dior Homme DNA. Er startet bitter-pudrig-holzig, riecht zu beginn stark nach Make-up/Lippenstift. Iris ist eindeutig enthalten. Die Iris alleine macht natürlich ein Parfum nicht zum Dior Homme Duftzwilling. Ich kann es nicht genau beschreiben, was hier identisch ist. Auf jeden Fall sind es weite Teile.
Zu diesem Dior Homme hat Olivier Polge einen weiteren Kassenschlager hinzugemixt. Umso mehr der Duft sich entwickelt, umso deutlicher kann man diese Komponente riechen. Es handelt sich um La Vie est Belle von Lancome, einem äusserst süss riechenden und erfolgreichen Dameduft. Ich bin mir sicher, dass diese Note die Gianduja Note darstellen soll. Das macht den Duft noch suesser, noch femininer und noch kontroverser als Dior Homme es eh schon war. Hinzu kommt der Flakon, der vielen Männern zu feminin erscheinen dürfte, auch, wenn es einer Whiskeykaraffe nachempfunden ist. Darauf muss man erst kommen, bevor man den Flakon maskulin finden kann.

Alles in allem ein schöner, aber leider bekannter Duft. Er hat seine Daseinsberechtigung, ist keinesfalls schlecht und ist wunderschön verpackt. Wer La Vie est Belle liebt oder mit seiner Freundin ein passendes Parfum tragen möchte, dem kann ich diesen Duft besonders empfehlen. Achja, liebe Damen, was für DH gilt, gilt hier auch: Problemlos auch von Frauen tragbar!
8 Antworten
Aqvatic vor 10 Jahren 3 1
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Wie riecht eigentlich "edel"?
Für mich gibt es zwei Arten von Duftliebe. Erstens: Der Duft haut mich sofort um, nach kurzer Zeit folgt die Ernüchterung. Ich erkenne dem Duft seine Qualität und Originalität an, muss ihn aber nicht unbedingt haben. Zweitens: Ich finde den Duft am Anfang gut und originell, muss ihn aber nicht unbedingt haben. Nach kurzer Zeit entwickelt er sich zu einem Favoriten.

Leider gehört Gucci PH II bei mir zur ersten Kategorie. (Sehr guter Duft, muss ich aber nicht haben) Das mag daran liegen, dass ich bei einer Schockliebe dazu neige, den Duft überzudosieren und dann davon genervt zu werden. Warum GHPII nerven kann folgt in der Duftbeschreibung.

Wie schon so oft gesagt ist Gucci PH II ein würziger Teeduft. Neben dem Tee kann ich eine leichte Würze ausmachen, dazu etwas abrundender Zimt. Deutlich zu erkennen außerdem eine grün-pflanzliche Note, die wohl Veilchenblatt darstellen soll. Der Tabak ist ungetrocknet und saftig. Außerdem ist eine sehr kühle, metallische Note deutlich herauszuriechen und eine tonangebende Komponente. Besonders Auffällig ist das bei Überdosierung: Dann fängt der Duft mit seinem metallischen kreischen in immer derselben Tonlage schnell an zu nerven. (Wie in Armani Acqua di Gio EdT und EdP zum Beispiel)

Für mich macht GHPII einen Gesamtdufteindruck, der dem Duft von Tomatensträuchern ähnelt. Das hört sich vielleicht im ersten Moment etwas abschreckend an, aber wird unter Duftkennerkreisen als eine äußerst markante Note gehandelt, die, richtig angewendet, eine Komposition sehr edel duften lässt. Es gibt kaum Düfte, die aus dieser Note das volle Potenzial schöpfen können. Gucci PHII gehört auf jeden Fall dazu. Wenn man wissen wollen sollte, wie "edel" eigentlich riecht, sollte man nach GPHII Ausschau halten. Die Verkörperung des edlen Duftes in der Mainstreamparfumerie, die meistens in den unteren Regalplätzen zu finden ist. Völlig zu unrecht!
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