Asphodel

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Asphodel vor 7 Jahren 3 1
Himmlische Himbeerbonbons!
Zugeben, sowohl die Form des Flakons, als auch die Farbe von Duft und Umverpackung hätten mich mißtrauisch machen sollen - aber die Stichworte "rosa Pfeffer & Moschus" überflogen aufkeimende Furcht vor allzu drohender girly Pudrigzuckrigkeit.

Da ich Blumendüfte liebe, zumal wenn sie mit Pfeffer abgerundet sind, stürzte ich mich ins Experiment. Nun, die Farbe des Duftwassers ist SO ROSA, kaum zu fassen..mir wird nun doch mulmig...ich mag klare, kühle, "strenge" Blumendüfte und die sind meist klar bis leicht grünlich... Aber hier: Rosa wie Zuckerwatte... bitte, bitte, katapultier mich bitte nicht ins Glitzer-Einhorn-Land unter dem Regenbogen...

*sprüh*

Eine überwältigende, leicht pudrige Süße schlägt mir entgegen...wo sind die Blumen?? Das sind keine Blumen, das sind...jaaaa, sie sind es:

Die runden, harten Himbeerbonbons in Blumenform aus meiner Kindheit. Öffnete man die Tüte, schlug einem dieser Wahnsinnsduft nach zuckrigen Himbeeren entgegen; nahm man ein Bonbon in den Mund, breitete der Duft sich aus, wurde zum Geschmack.

Exakt so entwickelt sich "Feerie Spring Blossom" auf meiner Haut. Die überwältigende Herznote bleibt, viel anderes ist nicht wahrnehmbar, vielleicht ein Hauch Kirschblüte.

Liebt Ihr die nostalgischen Himbeerkracherbonbons ist dieser Duft eine schöne Erinnerung. Tragbar? Entscheidet selbst.
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Asphodel vor 9 Jahren 13 2
Wundervoll komponiertes Stillleben alter Meister
Von den Blumendüften Harry Lehmanns einer meiner liebsten.

Er startet unglaublich lecker, erinnert an den Duft der kleinen Lemon Curd Tartlets, die zum High Tea gereicht werden - Bergamotte & Zitrone, beide hier sehr weich, bilden den Auftakt. Dann der kraftvolle Akkord einer großblühenden Tulpe und eine zart, ganz zart krautig-würzige Note (die Rosengeranie), das Veilchen hält sich dabei süß im Hintergrund, nuanciert die Gesamtkomposition.

In Summe eine wundervolle Blütensinfonie, fein verwoben mit dezenten zitrischen und Gewürzkräuternoten - ein fast britischer Duft, klar akzentuiert und dabei doch Understatement pur.

Sehr empfehlenswert für Liebhaberinnen klassisch schöner, eher monothematischer Blüten- und Pflanzendüfte!
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Asphodel vor 9 Jahren
Vernissage
"Just like your favorite cocktail dress, Bobbi's Party fragrance is bound to put you in a festive mood (even when you're in a t-shirt and jeans)."

So lautet die Beschreibung auf der Homepage von Bobbi Brown und die "festliche Stimmung", in die einen der Duft versetzen soll, erinnert tatsächlich eher an feierliche offizielle Anlässe als an ausgelassene Partystimmung.

So überraschen denn auch nicht Rose & Veilchen in dieser Komposition, die oft ja als reifer, auch altmodisch geltenden floralen Nuancen.

Das Veilchen sticht - stärker auf dem Duftstreifen, weniger zum Glück auf meiner Haut - stark seifig hervor und gibt dem Duft eine herbe, strenge, nahezu aseptische Note, der von einer seifigen Rose eher unschön betont statt aufgefangen wird - ein Kuschelduft ist das meiner Meinung nach nicht, denn auch das Sandelholz steuert in der Gesamtkomposition eine eher kantige Note hinzu. Nach einer ganzen Weile wird der Duft etwas weicher, bestimmend bleibt das Veilchen.

In Summe ein Duft für den unnahbaren, androgynen Auftritt auf der Vernissage unverstandener Kunstklassiker. Wenn "festive mood", "feierliche Stimmung" das Zelebrieren von Haltung meint - ja, dann trifft es.

Und wer die Holzlade aufzieht und mit Neugier die Veilchenseife der Großmutter entdeckt & zur Irritation aller Flaneure mit postmodernem Designeroutfit kombiniert, wird diesen Duft vielleicht lieben. Vielleicht.
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Asphodel vor 9 Jahren 4 1
le petit prince dans le jardin de la lavandière
Ich schleiche um den Flakon herum & bin irritiert: Ist das ein Herrenduft?

Als solcher ist das "Wasser der Abenteurer" ausgewiesen, aber die blauviolette Flüssigkeit, das niedliche Flugzeug und die krakelige Schreibschrift auf dem Flakon lassen mich zweifeln...vielleicht ist es ein Duft für KLEINE Abenteurer, für die die ersten Bartstoppeln noch ferne Zukunftsmusik sind?

Ich sprühe den Duft aufs Handgelenk und bin verblüfft: Ein Sauberduft reinsten Wassers!

Und sofort sehe ich vor meinem Auge: Kinder eines bald schon fernen Jahrhunderts, die durch die frisch gewaschenen, blitzsauberen Laken rennen, die an Leinen zum Trocknen aufgehängt sind. Kinder, vollkommen konzentriert auf das Spielzeugflugzeug, das sie mit erhobenem Arm und schwingenden Bewegungen kreisen lassen. Und so schwingt alles: Das kleine Blechflugzeug mit dem Propeller, die vom Wind und dem Rennen der Kinder wild bewegten Laken, die Blüten, die dazu mit den Köpfen nicken.

Wo bin ich? Es ist ein Sommertag, der schwere Duft von Orangenblüten hängt in der Luft, begleitet vom etwas zurückhaltenderen Jasmin. Eine leicht kühlere Brise fügt Bergamotte hinzu, einen Tupfer Grün das Basilikum, zum Schluss ein feiner Hauch reinen weißen Moschus. Ein sehr sauberer, frischer Duft wie von guten Waschpulvern.

Ein Duft für Herren? Eher ein Duft für le petit prince. Und vielleicht ist ja das Flugzeug auf dem Flakon eine Hommage an den Schöpfer des kleinen Prinzen, Antoine de Saint-Exupéry, den Piloten, Abenteurer & Schriftsteller.
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Asphodel vor 9 Jahren 2 2
teach me all about it or: sweet gothic sins
Lang lang ist's her, dass ich - nach meinem Umzug in die große Stadt - herzklopfend einen etwas düsteren Laden betrat, dessen Eingang mit schwarzem Panneesamt verhängt war. Blinzend, um sich an das diffuse Licht zu gewöhnen, stand man inmitten von düsterem Flitter und Tand, langen Gewändern mit Goldlamé und Spiegelplättchen, merkwürdigesten kleinen Möbeln aus dunklem Holz & Specksteindöschen mit durchbrochenen Schnitzereien und allerlei Räucherwerk. Der Laden war eng und vollgestopft mit Kram und durchzogen von seltsam duftenden, hauchfeinen Rauchschwaden, anziehend und abstoßend zugleich, fremd. Sehr fremd.

Diabolus - Malice auf meinem Handgelenk versetzt mich zurück in diesen Laden...Patchouli schlägt mir entgegen, Ylang-Ylang: unverkennbar...und Myrrhe. Dann die Gewürznelke. All diese Noten stehen gleichberechtigt nebeneinander... ich würde noch einen Hauch Sandelholz hinzufügen.

"A profound, complex scent that encapsulates the joy one finds in another’s pain." schreibt Black Phoenix Alchemy Lab dazu. Verkörpert dieser Duft tatsächlich die Bosheit, die Häme?

Für mich verkörpert der Duft etwas anderes: Den trägen, leicht amüsierten Blick aus kohlschwarz umrandeten Augen, den die schwarzgewandete Frau mit den nonchalant aufgesteckten Haaren mir zuwarf, den Kopf hebend, während der Stift über dem Rechnungsbuch verharrte. Dann, sehr melodiös und fein ironisch (und wie lasziv ist diese Ironie!): "Und...? Was suchst DU...hier?"

Ich trete durch den Samtvorhang und bin in einer würzig-süßen Oase voller düsterem, exotischem Klimbim. Let the show begin!
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