Bleudegonse
Bleudegonses Blog
vor 9 Jahren - 04.09.2015
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Lob des Mainstreams oder der Weihrauch

Ich lebe in einer Stadt, fahre fast täglich Bus und Fahrstuhl, treffe Friseurinnen und Friteusen, Verkäuferinnen und Verkäufer, Empfangsdamen und Servicekräfte, Sachbearbeiterinnen und Beamte, Kolleginnen und Kollegen, Kundinnen und Kunden und alle sind parfümiert:

Meistens mit dezenten und gefälligen Immergehern, zurückhaltenen „Everybodys darlings“, kantenlos eindeutig assoziierten Duftmarkierungen, süß, rosig, vanillig, orangig und frisch gewaschen, rasiert und weißgestärkt, kurz, den Mainstreamdüften.

( bis auf die Jungs von der Montage, aber die duften eh grundgut: Männerschweiß auf frischgewaschener Haut.)

Ich schätze das. Ich finde das professionell und bei Kontakt mit vielen Menschen einfach anständig.

Umgekehrt nach einer Wurzelbehandlung, Zahnarzt „Duro“, Zahnarzthelferin „Hypnotic Poison“ könnte man mich mit den Stiefeln voran raustragen, und es läge nicht an der Wurzelbehandlung.

Luftmord sozusagen.

Oder all die Gruppen von jungen Männern, die sich gerne unter einer Glocke„whatever gold bottled“ versammeln, wäre jeder von ihnen anders parfümiert, die Hölle würde sich auftun.

Im Übrigen finde ich es durchaus nicht verwerflich, sich mit einem sogenannten Schlüpferstürmer einzusprühen, wenn genau das auf der Prioritätenliste ganz oben steht, und es gibt eine Zeit im Leben, da ist das so, und das ist gut so, und wer Douglas mit 16 Jahren hinter sich gelassen hat, ist bereit für Differenzierung und Verfeinerung in Wissen und Erfahrung, das ist bei Parfüm nicht anders als bei Rotwein, englischem Indiepop , den Zeichnungen Jan Vermeers oder der Einkaufspolitik Borrussia Dortmunds.

Da dürfen sich die Geister dann scheiden, und jeder findet ein Feld, das er liebt und wo er Wissen, Erfahrung und Meisterschaft erstrebt und erlangt.

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