Chris185

Chris185

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 72
Chris185 vor 11 Jahren 4
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Der zweite Streich
Dorothée Piot lieferte bereits mit Memoir Woman eine eindrucksvolle Amouage-Kreation ab, mit Fate Woman folgt ein weiteres Parfüm für das Dufthaus aus dem Oman. Sie bewegt sich wieder im gleichen Genre, da auch Fate Woman laut Werbetext der Firmenwebsite einen „oriental chypre“ darstellt. So bestehen bereits zwei Gemeinsamkeiten mit dem meiner Ansicht nach grandiosen Memoir. Meine Erwartungen bezüglich Fate waren somit hoch und ich musste diese Neuerscheinung schnellstmöglich testen.
Hinsichtlich des Dufts weist Fate zwar überhaupt keine Übereinstimmungen mit Memoir auf - im Gegensatz zum eher schwachen Interlude-Duo aus dem letzten Jahr handelt es sich aber um eine sehr gelungene Kreation.

Fate Woman startet mit einer strahlenden Bergamotte, welche durch die begleitenden Gewürze unheimlich kraftvoll und satt wirkt. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Süße, so dass ich schon fast eine saftige Orange vor Augen habe. In einem englischen Review habe ich vom Vergleich der Anfangsphase mit Limonade gelesen – dieser spiegelt treffend den prickelnden, süß-würzigen Charakter wider. Doch der anfänglich üppige, raumgreifende Eindruck täuscht. Schon nach kurzer Zeit wird Fate sanfter und zurückhaltender. Eine zarte Blumigkeit tritt allmählich hervor, doch keine einzige Blume kristallisiert sich deutlich aus diesem Blütenmeer heraus. Während die Blumen nur Beiwerk sind und den Dufteindruck nie dominieren, wird der Verlauf ab der Herznote immer stärker von seinem sinnlich-warmen, orientalischen Grundgerüst geprägt. Chypre-Merkmale offenbaren sich mir bei Fate nicht. In der Basis nehme ich hauptsächlich einen cremig-harzigen Akkord wahr, unglaublich edel, unsüß und ohne jegliche animalischen Facetten. Das Labdanum scheint hier wohl die Hauptrolle zu spielen, der sonst für Amouage so typische Weihrauch hält sich zurück. Wie auch bei Beloved verschmilzt die Fülle an übrigen Noten zu einem harmonischen Gesamtkonzept, so dass das Identifizieren weiterer Noten, zumindest für mich, unmöglich ist.
Bei Fate Woman handelt es sich um einen sehr zugänglichen, unkomplizierten Duft, der wohl kaum auf Missfallen stoßen wird. Fate Man ist dagegen ein anderes Kaliber: trocken, bittersüß und eher sperrig, wenn auch nicht ganz so gewöhnungsbedürftig wie Interlude Man. Die Damenvariante gefällt mir deutlich besser und ist, wie bereits Epic, Lyric oder Memoir Woman, problemlos von beiden Geschlechtern tragbar.
4 Antworten
Chris185 vor 11 Jahren 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Blend- und Räucherwerk
Sahara Noir erweckt keine Wüstenstimmung, ist (wieder einmal) überhaupt nicht „noir“ und weit davon entfernt, ein typischer Damenduft zu sein. Nachdem Black Orchid sich in UK/USA ganz offiziell auch in der Herrenabteilung etabliert hat, weiß Tom Ford wahrscheinlich, dass er trotz dieser Vermarktung genügend Männer ansprechen kann. Aus der Masse an mittelmäßigen Private Blend-Düften, die in der letzten Zeit auf den Markt geworfen wurden, sticht Sahara Noir erfreulicherweise angenehm heraus.

Zum Duftverlauf gibt’s nicht viel zu sagen, thematisiert wird hauptsächlich das Zusammenspiel von Weihrauch und Amber. Die Gewichte verschieben sich lediglich von Weihrauch pur bis hin zu Weihrauch mit harzigen Akzenten. Zu Beginn ist der Weihrauch hell-strahlend und wird von einer dezenten Zitrusfrische begleitet. Hölzer, Blumen, Gewürze, all das ist Beiwerk, denn auch die überladene Duftpyramide ist eine Täuschung. Sehr fokussiert bleibt Sahara Noir beim Weihrauch-Amber-Thema, wird nie süß, lieblich oder gar sexy. Überhaupt erinnert mich der Amber doch sehr an das eingestellte Amber Absolute, eher in die krautig-medizinische Richtung gehend. Während Amber Absolute mir zu erdrückend war, bewahrt sich Sahara Noir einen eher transparenten Charakter. Wegen seiner Trockenheit kann ich mir ihn auch gut an wärmeren Tagen vorstellen .

Mir persönlich fehlt in Sahara Noir ein wenig versöhnliche Süße, welche die doch recht strenge Kombination von Weihrauch und Amber etwas aufweicht. Dennoch halte ich den Duft, wie schon den letzten Herrenduft Noir, für gelungen. Charakter hat er definitiv, vielleicht etwas zu viel, um ein kommerzieller Erfolg zu werden. Tom Ford scheint wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Weiter so, nur beim nächsten Mal bitte ohne „noir“!
7 Antworten
Chris185 vor 11 Jahren 4
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Bewährte Kombination – bewährte Umsetzung?
Im Gegensatz zu Oud Velvet und Cashmere Mood kann ich bei Oud Silk Mood den stofflichen Namensgeber im Duft wiederfinden. Fein und edel, geschmeidig und schimmernd wie Seide ist dieser Duft, mein persönlicher Favorit der neuen Oud Mood-Reihe. Ebenso handelt es sich um die mit Abstand gefälligste und zugänglichste Kreation des Trios.
Dabei fragte ich mich im Vorfeld durchaus, ob es noch einen weiteren Rose-Oud Duft braucht. Nur selten resultiert aus diesem ausgereizten Thema etwas Neuartiges, wie beispielsweise in by Kilians „Rose Oud“ eine ausgeprägt cremig-pappige, zart gourmandige Note. Originell und andersartig ist Oud Silk Mood nicht, aber trotzdem besser als das meiste, was unter diesem Thema erscheint.

Ein weiterer Unterschied zu den anderen beiden Oud-Extraits besteht darin, dass in diesem Duft das Oud keine zentrale Rolle einnimmt. Klar, ist es unmittelbar nach dem Aufsprühen merkbar vorhanden, von ähnlich rauem, rauchigem und strengem Charakter wie bei Cashmere und Velvet Mood, und ich glaube sofort, dass dieses in der Serie verwendete laotische Oud höchsten Qualitätsansprüchen genügt; in Oud Silk Mood rückt es jedoch im weiteren Verlauf dezent in den Hintergrund und verliert damit auch den geradezu aggressiven Ton, der mir bei Oud Velvet Mood das Dufterlebnis trübt.
Das Oud macht die Bühne frei für den Star des Dufts, die Rose, welche Oud Silk Mood bis in den späten Drydown dominiert. Und was für eine Rose hier aufblüht! Sofort ist sie präsent, Raum einnehmend mit enormer Strahlkraft. Sie hat leicht fruchtige Anklänge, ähnlich der dezenten Pfirsichnote in Kurkdjians „Rose Barbare“, die der rosigen Fülle zusätzliches Volumen verleihen. Trotz aller Intensität bewahrt sich die Rose (ebenfalls typisch für Kurkdjian) in der Projektion eine fast schwebende Transparenz und umweht den Träger wie ein sanfter Seidenschleier. Vor meinem Auge sehe ich hier keine dunkelrote Rose, wie beispielsweise in Frédéric Malles „Une Rose“, die erdige und animalische Anklänge hat, sondern eher eine rosa- oder magentafarbene Art. Äußerst weiblich und elegant, aber nicht unbedingt erotisch und verführerisch.
Die in der spärlichen Duftpyramide preisgegebenen Noten Kamille und Papyrus klingen interessant, erahnen kann ich sie jedoch nicht.
Die Rose wird allerdings noch mit leichten grünen und frischen Nuancen angereichert. Ich habe das Bild einer noch vom Morgentau benetzten Rose vor Augen, mit feuchten, saftig-grünen Blättern unter einem strahlend blauen Frühlingshimmel. Sehr klar und fokussiert bleibt Oud Silk Mood bei diesem Rosenbild. Schließlich ebbt der blumige Aspekt im fortgeschrittenen Verlauf immer weiter ab, macht Platz für ein trocken-holziges, aber auch unspektakuläres Fundament.

Allen Oud Mood-Düften ist gemeinsam, dass sie sich auf nur wenige Duftnoten konzentrieren, die Kurkdjian-typisch wundervoll verblendet sind, und in ihrem linearen Verlauf sehr konsequent einem Thema folgen. Dass mir als Rosenliebhaber Oud Silk Mood am besten gefällt, ist bloß eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Ich hege übrigens den Verdacht, dass sich Kurkdjian bei seiner Themenwahl an Calice Beckers Oud-Düften für by Kilian orientiert hat. In ihrer Reihe finden sich neben Rose Oud noch zwei weitere Pendants, die zwar keine direkten Duftzwillinge darstellen, aber das gleiche Konzept umsetzen: So ist der industrielle Charme von Velvet Mood in „Pure Oud“ zu finden, während das harzige Thema von Cashmere Mood dem in „Amber Oud“ nahekommt.
Mit Oud Silk Mood hat Francis Kurkdjian keine bahnbrechende, wegweisende Neuinterpretation der Kombination Rose-Oud geschaffen – vielmehr betont er einfach sehr stark den floralen Part und lässt dem Oud weniger Raum. Eine interessante, harmonische und schöne Umsetzung dieser bewährten Kombination liefert er dennoch ab.
4 Antworten
Chris185 vor 11 Jahren 1
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Gratwanderung
Untitled No. 8 hebt das Konzept „animalisch“ auf eine neue Ebene. Düfte wie Muscs Koublai Khan, Kouros oder Lui, oft wegen ihres tierischen Charakters verschmäht, wirken gegen dieses Biest bloß wie zahme Hauskätzchen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese Kreation als Scherz, eine Beleidigung des guten Geschmacks, oder wirklich tragbaren Duft erachten soll; es handelt sich um ein Parfümöl mit lediglich moderater Sillage, was die gewagte Zusammenstellung an Noten zumindest für mich, mit einer Vorliebe für animalische Düfte, in geringer Dosierung erträglich macht. Umso ironischer, dass ein Duft aus den USA, wo man gerne frisch und belanglos riecht, geradezu unverschämt und plakativ mit dem Fäkalischen spielt.

Frisch aufgetragen rieche ich Zibet pur. Dieses Übermaß an Indol und Skatol geht wirklich unter die Gürtellinie: hier riecht nichts sexy, geil, verschwitzt - es „duftet“ vielmehr nach Bauernhof, frisch gedüngten Feldern oder üblem Mundgeruch. Ja, es riecht nach Kot. Ich will nicht geschmacklos sein, aber es ist Tatsache. Nach diesem etwas plumpen Schockeffekt zieht sich das Zibet nah an die Haut zurück, der Fäkalaspekt bleibt aber dort während des gesamten Verlaufs, wenn auch dezent, erhalten und sorgt im Hintergrund in adäquater Intensität für den „gewissen“ Kick. In der moderaten Projektion wird ein anderes Tierthema aufgegriffen, und zwar Fell. Wahrscheinlich sorgt der Moschus für diesen flauschig-kuscheligen, durchaus reizvollen Charakter. Hinzu kommt eine schön ausbalancierte Ledernote, welche wohl durch einen guten Schuss Castoreum aufgepeppt wurde. Der Duft entwickelt langsam eine wirklich erotische Aura, vorausgesetzt natürlich, man mag es „dirty“. Aber er bleibt auch in dieser späteren Phase prekär. Nun kommt eine weitere Duftnote zum Tragen, die sich ebenfalls nicht von ihrer schönsten Seite präsentiert, aber genial in das schmutzige Zusammenspiel integriert wird: die Narzisse. Sie steuert eine exotisch-schwüle Süße bei, fast schon schweißartig und enorm körperlich. Intensiv wie das Aroma einer überreifen Frucht, die gerade noch genießbar ist.

Leider schafft es Untitled No. 8 nicht durchgehend, das notwendige Gleichgewicht zwischen Faszination und Anstoß zu halten. Für die meisten wird das Schnuppern am Probenröhrchen reichen, einigen wird sich hier bereits der Magen umdrehen. Beim Tragen auf der Haut gilt es, die schwierige Anfangsphase zu überstehen und danach ausreichend Distanz zu halten. Dann wirkt der Duft herrlich anrüchig, provokant und unangepasst. Kompromisslos animalisch. Mit ein wenig mehr Raffinesse, einem subtileren Umgang mit diesen heiklen Noten, hätte man aus dieser Kreation vielleicht ein praxistaugliches Parfüm schaffen können. So bleibt schließlich nur ein experimenteller Duft, an dem sich hartgesottene Liebhaber animalischer Noten gelegentlich erfreuen können.
1 Antwort
Chris185 vor 11 Jahren 4
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Kontrastprogramm
Viel Kritik musste Francis Kurkdjian über sich ergehen lassen, als er der Mode folgte und dem Oud-Hype mit seinen unzähligen Neuerscheinungen sein „Oud“ entgegenstellte. Denn Oud war anders: Leicht, transparent, cremig, frei von jeglicher Schärfe, Muffigkeit oder animalischen Nuancen. Auch ich brauchte einige Zeit, bis ich diese einzigartige Kreation lieben und schätzen lernte.
Nun werden mit einem Schlag drei neue Oud-Extraits auf den Markt geworfen. Während es sich bei Silk Mood um eine klassische und sehr zugängliche Rose-Oud Interpretation handelt, schlagen Velvet und Cashmere Mood einen anderen Weg ein. Laut, fordernd und ungewohnt sperrig für Kurkdjian, fernab von Crowdpleasern wie APOM oder Lumière Noire. Und diesmal wirklich mit einer geballten Ladung Oud.

Nach dem Auftragen von Velvet Mood habe ich sofort ein Déjà-Vu: Ähnlich erschrocken habe ich die Nase bereits bei Kilians Pure Oud verzogen. Und tatsächlich, auch in der Duftpyramide gibt es eine auffällige Gemeinsamkeit: Beiden Düften ist Kopaiva-Balsam gemein, eine mir unbekannte und nicht gerade verbreitete Note, die vielleicht für die ähnliche Duftanmutung verantwortlich ist. In Kombination mit Oud riecht das wirklich SEHR industriell, nach Stahlwerk, Teer und Öl. Nach verschmiertem Automechaniker und Gummireifen. Rauchig, synthetisch, unfreundlich; definitiv ein Geschmack, den man erlernen muss. Diese kühle, strenge Facette des Dufts wird während des linearen Duftverlaufs auch nie aufgegeben, sie wird allerdings mit Hilfe orientalischer Würzigkeit etwas abgemildert. Wärmender Zimt ist deutlich auszumachen, zusätzlich tippe ich hier auf Safran, der häufig in Oud-Düften mit von der Partie ist. Balsamisch, umschmeichelnd oder etwa süß wird Velvet Mood nie. Allmählich kristallisiert sich eine spröde, trockene Holzigkeit heraus, die mit ihrer nüchternen Trostlosigkeit bis weit in den nächsten Tag hinein hält.

Man wird schon an meiner ebenso nüchternen Beschreibung merken, dass ich nicht von dieser Kreation begeistert bin, wobei ich ihre Konsequenz und kompromisslose Härte durchaus anerkenne. Sie dürfte nur wenigen Personen stehen, in minimaler Dosierung, da schon ein Sprüher zu viel eine fast unerträgliche Penetranz zur Folge hat. Dieses heftige Zusammenspiel lässt mich nun auch nach intensivem Testen kalt. Francis Kurkdjian macht hier mehr als deutlich klar, dass er auch andere Töne anschlagen kann. Dieser Duft ist erschlagendes Kontrastprogramm zu seinem Standard-Oud: Grob, schroff, abweisend. Ich bin zu schwach für diese überwältigende Oud-Interpretation.
4 Antworten
1 - 5 von 72