Cilly

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1 - 5 von 33
Cilly vor 5 Jahren 14 6
8
Flakon
7
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8
Haltbarkeit
9
Duft
Le Loden - Grün in allen Schattierungen und Stimmungen
Der Duft ist grün, aber so anders als die grünen Düfte, die ich schon kennenlernen durfte. Es ist nicht das Zaubergrün von ‚Ninfeo Mio’. Kein zartes Frühlingsgrün und kein Sommersonnengrün. Nicht das milchige Feigenblattgrün von ‚Ichnusa’. Nicht das leicht angewelkte Salatgrün von ‚Panorama’ und auch nicht das Lieblingsleder-Heugrün von ‚Irish Leather’.

Le Loden startet heftig trocken und rauchig. Mehr Vetiver geht kaum. Ein strenges, dunkles Olivgrün, durchzogen von graugrünen Schlieren und trockenem Rauch. Ein Laubwaldboden im Winter, und Rauchschwaden ziehen zwischen leblosdunklen Bäumen hindurch.

Doch dann scheinen die Jahreszeiten sich rückwärts zu bewegen. Das tiefdunkle Dunkelgraugrün entwickelt langsam etwas wärmere Nuancen. Zaghaft kommt Leben in den Wald. Langsam wird es Herbst. Würzige Holzharznoten und nebenan werden Stoppelfelder abgebrannt. Wacholder und Rosa Pfefferbeeren haben diese typischen harzigen Noten, dazu kommt etwas dezent Süßes, vielleicht ist es die Rosengeranie. Zum Ende hin wird der Duft weicher und versöhnlicher. Ylang-Ylang kommt glücklicherweise nicht durch, es fungiert eigentlich nur dezent als Gegengewicht zu Patchouli und Tabak. Und immer noch Vetiver. Stundenlang. Ein erwachsenes, nachdenkliches Grün, das Yatagan gefallen könnte...
6 Antworten
Cilly vor 6 Jahren 11 8
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Black Hashish oder wie riecht Cannabis
Flower-Power- und Hippie-Zeiten. Und ich mittendrin. Flokati-Teppich. Blumenkleider und Monster-Plateausohlen. Habe ich mitgemacht. Räucherstäbchen. Durchfeierte Nächte in Schwabing. Sit-Ins in der Kunstakademie. Habe ich auch mitgemacht. Zigaretten und Alkohol. Na, klar. Nur eines nicht: Ich habe niemals gekifft. Ehrlich!
Und deshalb weiß ich überhaupt nicht, wie Cannabis riecht...

... wenn es aber so riecht, wie der ‚Stoff’, den ich mir gerade aufgesprüht habe, dann habe ich damals offensichtlich etwas verpasst.

‚Black Hashish’ von ‚ArteOlfatto’ kommt optisch schon mal gar nicht hippiemäßig daher, sondern ausgesprochen seriös. Schwer, sehr schwer liegt der Flakon in der Hand. Knapp 400 g bringt er auf die Waage. Eigentlich braucht es dafür eine Männerhand. Das Etikett mit Leinenstruktur und Goldschrift, passend zum goldfarbenen Deckel, der allein schon 96 g wiegt.

Der Duft hat alles, was ich mag: Weihrauch, Tabak, Kaffee und Oud. Soweit erinnert er schon an den damaligen studentischen Lifestyle. ‚Black Hashish’ beginnt keineswegs black, sondern schön grün wie Salbei mit süßlich-harzigen Noten, in die sich nach und nach Kaffee- und Tabakdüfte hineinmischen, ohne sie ganz zu verdrängen. Während einer fast unendlichen Haltbarkeitsdauer schweben Zedern- und Sandelholz in das Duftgemisch. Für mich kaum erkennbare Übergänge von Kopf- zu Herz- und Basisnote. Alles greift ineinander. Schön.

Ich mag diesen Duft an mir. Ich kann ihn mir aber fast noch besser an einem Mann vorstellen. Der könnte mir gefallen. Hauptsache, er trägt weder Schaffell-Fussel-Weste noch Batik-Shirt.
8 Antworten
Cilly vor 9 Jahren 14 6
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Spannender Orangen-Pfeffer
Schon der Name weckte meine Neugier, bin ich doch bekannt für meine Liebe zu Pfeffer und dessen reichlichen Konsum – Pfeffer in allen Variationen und aus den verschiedenen Herkunftsländern. Vom Urwaldpfeffer von Sri Lanka und Madagaskar über Tellicherrypfeffer von der Malabarküste Indiens bis hin zum schattengetrockneten roten Kampotpfeffer. Kaum ein Essen, das bei mir nicht von frisch gemahlenem Pfeffer gekrönt wird, und wenn ich unterwegs bin, steckt meisten eine Mini-Pfeffermühle in meiner Handtasche, falls es unterwegs nur das staubtrockene, leblose Pulver im Streuer gibt – für mich die größte kulinarische Beleidigung!

Kaum hatte ich “Intense Pepper“ hier auf Parfumo entdeckt, bekam ich die Chance, als vorletzte Teilnehmerin an einem Sharing teilzunehmen und wartete voller Vorfreude auf die Ankunft des Pfefferduftes!

Der Auftakt ist frisch, ja, da ist tatsächlich frisch gemahlener schwarzer Pfeffer zu riechen, der aufregende Moment, wenn die ätherischen Öle mit ihren vielschichtigen Aromen im Moment des Mahlens freigesetzt werden. Es riecht pfeffertypisch nach dunklen Früchten und dunklem Rauch, durchsetzt von intensiv-frischen hellen und harzigen Noten nach Eukalyptus und Piniennadeln. Über diesen Tönen behauptet sich die harzig-herbe Süße der Rosa Pfefferbeeren, die entfernt an Wacholder erinnern. Es kommt mir vor wie ein Wett-Duften beider Gewürze um die Vorherrschaft in der Kopfnote, die erfreulich lange anhält und bis zum Ende mitspielt.

Dazu rieche ich eine wunderbare, sehr vordergründige Fruchtigkeit, die niemals allein vom Pfeffer stammen kann: Es ist der Duft nach Bitterorangen, unsüßem Orangensirup und Orangeat, die in der Pyramide überhaupt nicht erwähnt sind, aber so präsent, dass ihre herb-frische Orangennote die blumigen Herznoten, die ich im Einzelnen gar nicht ausmachen kann, dominiert und bis hinein in die Basis reicht. Erst hier schaffen es Oud, Zeder und ein eher defensiver Amber sich über die herbe Orange zu legen, aber ganz verdrängen können sie die Frucht nicht – sehr zu meiner Freude!

So ist “Intense Pepper“ ein fruchtig-pfeffriger, fast heiterer Gourmand mit holziger Basis, nicht schwer wie manch andere Gourmand-Düfte, die ihre Opulenz von Datteln, Zimt, Kakao, Honig oder Mandeln beziehen. “Intense Pepper“ ist deshalb nicht nur ein Duft für dunkle Herbst- und Wintertage, sondern bestens geeignet, im Frühjahr und Sommer getragen zu werden – vielleicht nicht unbedingt am hellen Tag. Aber ich kann ihn mir wunderbar an einem lauen Sommerabend vorstellen.

“Intense Pepper“ hat seinen Beinamen wirklich verdient: Er ist so intensiv, wie ich es mag, dabei nicht schwer und ordentlich lange anhaltend. Ein Duft für Pfeffer-Freunde, Orangen-Fans und Holz-Liebhaber, für Männer ebenso spannend wie für Frauen.
6 Antworten
Cilly vor 9 Jahren 16 6
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Weiße Blüten und ich – kann das gut gehen?
Von einem lieben Freund bekam ich den neuen Memo-Duft „Ilha do Mel“ geschenkt, ein ‚grüner’ Duft sollte das sein, und ich frohlockte, denn gerade im Frühling stehe ich total auf Grün. Frisches wie herbes Grün. Aber das Lesen der Inhaltsstoffe ließ große Fragezeichen auf meiner Stirn entstehen. Besonders meine Angstgegner Jasmin und Orangenblüten ließen mich innerlich zurückschrecken und die Nase rümpfen. Nein, nein, nein, das ist nicht meins, das kann es nicht! Wie denn auch, wenn ich doch sonst auf Oud und Zeder und Tabak abfahre?

Aber – ein so wertvolles Geschenk soll man nicht wie den geschenkten Gaul behandeln, sondern mit Respekt und Dankbarkeit. Also einen mutigen Sprühstoß auf den linken Handrücken gerichtet, die Luft angehalten und dann vorsichtig genähert...

Tausende sehr süße Duftmoleküle entern meine Riechzellen, gefolgt von Abertausenden Blütenduft-Molekülen. In Erwartung meines eigenen Aufschreiens halte ich die Luft an. Ich schreie nicht. Häh?

Ja, das ist süß. Sehr, sehr süß sogar. Aber jedenfalls nicht vordergründig honigsüß, wie der Name „Ilha do Mel“ (= Honiginsel) mich misstrauisch vermuten ließ. Dafür fruchtig süß, und Mandarinen finde ich schon ganz lecker. Und Hyazinthen mag ich ja auch irgendwie, sind sie doch erste Vorboten des Frühlings, wenn sie unter silbrigen Buntpapier-Hütchen auf der Fensterbank langsam emporwachsen und irgendwann das ganze Zimmer in narkotisierenden Blütenduft tauchen. Doch da ist mehr. Da ist viel Grün dabei – hatte mein Freund doch nicht zuviel versprochen – saftiges, frisches Grün, wie die langen Blätter der Hyazinthen und die dunkelgrünen Blätter der Mandarinen. Den Wacholder kann selbst meine Gewürz-Nase nicht wirklich ausmachen, aber vielleicht trägt er dazu bei, das Süß-Blumige durch seine harzigen und holzigen Noten etwas zu zügeln.

Die Blüten legen jetzt so richtig los: Da Blumen nicht mein Fachgebiet sind, kann ich nicht alle eindeutig identifizieren. Es kommt mir vielmehr so vor, als würde man einen altmodischen Blumenladen betreten, wo Sträuße noch von Hand gebunden werden. Es ist diese wundervolle Melange aus Grün und kühler Frische, Feuchtigkeit und blumiger Süße. Jasmin und Orangenblüten kann ich deutlich ausmachen, aber sie sind nicht so penetrant, wie in anderen Düften. Edler und feiner, es mag am Absolue liegen, dem edleren Rohstoff. Vielleicht ist es der Ginster, der einen feinen Honigton beisteuert und Iris, die dem Duftkonzert die harten Spitzen nimmt, vielleicht ist es auch Vetiver, der bereits hineinspielt.

So langsam wird der Duft sanfter und ruhiger, mit weicher Vanille und dezentem Moschus. Und ich? Ich wundere mich über mich selbst. Dass ich einen solchen Duft tragen mag. Blüten, so gar nicht mein Beuteschema. Und doch, dieser neue Memo hat etwas.

Wie alle Memo-Düfte, die ich kenne, ist er sehr gut gemacht. Kein Duft aus der Memo-Kollektion ist wie der andere. An guten Zutaten wird offenbar nicht gespart.

Auf ‚Aus Liebe zum Duft’ kann man eine ‚poetische’ Beschreibung des Duftes nachlesen. Ich habe sie 3mal gelesen und mich nicht wirklich angesprochen gefühlt.

Zitat: „Strahlen aus Honig versüßten den Jasmin meines Erwachens. Ihre Süße lässt mich Moschus fiebern, die Palmwedel wiegen sich mit deinem teuflischen Lächeln...“

Eher ein Wort-Gewitter als Poesie und wenig konkrete Beschreibung des Duftes. Doch ist es nicht meine Aufgabe, Texte zu kritisieren.

Man muss auch nicht gedanklich oder tatsächlich zur brasilianischen Honiginsel reisen, um sich diesen Duft vorzustellen. Heute gab es nach vielen wundervoll sonnigen Tagen den ersten Regen. Drosseln, Dompfaffen und Kollegen schtilpten und zwitscherten wie entfesselt. Die Natur atmete durch. Alles roch frisch und grün und saftig und blumensüß. Honiginsel im Hamburger Hinterhof. Herrlich!

Zurück zum Duft:

Vielleicht ist „Ilha do Mel“ DER Duft für alle Blüten-Mädchen, für junge Frauen im Frühling und für laue Sommerabende. Aber warum muss man dafür jung sein? Meine Tante Lotte war Ende 60, wog knapp 100 Kilo und duftete intensiv nach Maiglöckchen. Wer also nicht mehr ganz so jung ist, aber selbstbewusst und eh nichts vom Jugendwahn hält, der kann diesen Duft problemlos tragen. Ich bin schon mal dabei. Nicht immer, aber immer öfter...
6 Antworten
Cilly vor 9 Jahren 8 8
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Neulich bei der Gartenarbeit
Mit dem Frühjahr sprießt es in allen Ecken, nicht nur liebliche Hyazinthen, Primeln und Maiglöckchen, sondern auch wild-wuchernder Giersch, der in Windeseile ganze Gärten vereinnahmt und besonders hartnäckige, unterirdische Wurzeln bildet. Ja, ich weiß, ist auch gesund, besonders in grünen Smoothies, aber im Garten mag ich ihn so gar nicht. Also beherzt in die Erde hineingegriffen und am Giersch gezogen. Sicher habe ich nur einen halben Wurzelstrang erwischt, aber schon steigt mir dieser unverwechselbare grün-herbe Duft in die Nase, ähnlich wie beim Bärklau, dessen Ausrottung noch viel schwieriger ist.

Sehr intensives, herbes Grün, junge Brennnesseln spielen mit hinein, doch nach und nach auch sanftere Grüntöne, auch ätherisch-frischer Kardamom ist erkennbar. Weiter hinten im Garten liegt noch ein Häufchen Gras, den Rasen habe ich aber schon gestern gemäht, ganz so umwerfend ‚frisch’ empfinde ich die Gras-Note nicht, dafür macht sich jetzt mein geliebter Feigenblattduft breit, er legt sich sanft-süßlich über das Gras von gestern und all das Herbe, und ab und zu weht es erfrischend aus den Tannen hinten am Gartenzaun.

So laut und fulminant der Auftakt ist, so rasch vergeht diese Phase und wechselt dann in ein milderes, relativ hautnahes, dann aber doch lange anhaltendes Grün, das immer sanfter und süßlicher wird, ohne seine herben Töne ganz zu verlieren.

Fazit:
Es gibt grünere und frischere Grün-Düfte. Panorama war nicht Liebe auf das erste Schnuppern. Von Wasabi übrigens keine Spur. Es hat gedauert, ihn zu mögen. Jetzt mag ich ihn schon. Aber die große Liebe wird es wohl nicht...
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