Dobbs

Dobbs

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1 - 5 von 100
Dobbs vor 8 Jahren 26 9
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Würzig-süßes Leckerchen
Der allseits bekannten Parfumerie mit dem kleinen i und ihren täglichen Newslettern und natürlich den verlockenden Kommentaren meiner Vorredner habe ich es zu verdanken, dass dieses Parfum zu einem günstigen Kurs als Blindkauf in meiner Sammlung landete. Die Sache mit der Sammlungsreduzierung kriege ich in diesem Leben wohl nicht mehr gebacken …

Die Verpackung des Duftes macht schon mal ordentlich was her: eine dunkelblaue, stabile Pappschachtel, darin eine noch stabilere, mit königsblauem Kunstleder und güldenen Applikationen besetzte Schachtel. Hat man sich durch diese Lagen gekämpft, stößt man endlich auf den schweren, strahlend königsblauen Flakon, der mit noch mehr güldenem Tüdelüt verziert ist. Sehr Glööckler-like, wie Mezzanine ganz richtig feststellte und für meinen Geschmack viel zu viel des Guten, aber im Bereich der orientalischen Düfte habe ich schon schlimmere Beleidigungen für das Auge gesehen und königsblau ist mir in Anbetracht meines Wohnortes doch recht sympathisch.

Der erste Sprüher raubt mir fast den Atem, so betörend, fast betäubend süß ist die vanillige Wolke, die dem Zerstäuber entweicht. Der Angriff auf die Nase verliert jedoch schnell an Wucht, als sich ganz weiches, würziges Oud bemerkbar macht. Die Duftnote ist zwar zweifelsfrei zu erkennen, kommt hier aber weder medizinisch-stechend, noch fäkal rüber und verbindet sich mit dem Süßkram zu einem würzig-süßen Ganzen – nicht zu süß, nicht zu oudig – genau richtig.

Kokos nimmt für meine Nase keine dominante Rolle ein. Ich kann zwar erkennen, dass die Nuss verarbeitet wurde und sie wird zum sonnenmilchig-cremigen Charakter des Duftes beitragen, aber ich muss nach Tests an lebenden Objekten nicht befürchten, von meiner Umwelt als fleischgewordenes, 165 cm großes Bounty wahrgenommen zu werden. Der Iris ist vielleicht die im weiteren Duftverlauf auftretende leichte Pudrigkeit zuzuschreiben sowie die nur mit der Nase an der besprühten Stelle gerade eben wahrnehmbare metallische Note.

Alles in allem also ein nicht zu süßer, durch das Oud auch nicht zu eindimensionaler Vanilleduft mit angenehm dezentem Kokosaroma. Die anfangs starke, fast raumfüllende Sillage geht schnell auf ein allgemeinverträgliches, nicht aufdringliches Maß zurück, so dass man dieses orientalisch angehauchte Leckerchen eigentlich das ganze Jahr überall auflegen kann.
9 Antworten
Dobbs vor 8 Jahren 16 11
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Ich bin lieb und tu keinem weh
Ambre Imperial – ein herrschaftlicher Amber also. Dazu Duftnoten wie Tonka, Vanille, Holz – da kann doch für den geneigten Amberfreund nichts schiefgehen. Um es vorweg zu nehmen: schief geht hier nichts wirklich, aber wer auf einen richtigen Knaller oder DEN Amberduft schlechthin gehofft hat, wird wohl eher enttäuscht werden.
AI startet mit einer vielversprechenden Kopfnote: pudrig-süßer Amber, unterlegt mit fruchtigen Akzenten, vereinzelte Zitrusschnipselchen, vollmundige Vanille. Wer eher süße Amberdüfte wie z. B. Ambre Narguilé mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.
Doch schon nach nur knapp 10 Minuten geht dem recht starken, betörenden Amber-Vanille-Frucht-Duftgemisch die Puste aus. Sowohl die Süße als auch die Sillage nehmen sich merklich zurück, dafür treten holzige Akzente schüchtern hinzu. Das Ganze riecht nun immer noch durchaus angenehm, aber gleichzeitig auch irgendwie beliebig, belanglos … nett halt.
Bis zum Schluss tut sich dann auch nicht mehr viel auf dem Feld der Duftentwicklung. AI bleibt ein freundlicher, warm-weicher, eher süßlicher Duft, der bei mir eher vanille- denn amberlastig ankommt. Ein Duft, der mich nicht mit gerümpfter Nase zurückzucken lässt, der aber auch keinen großartigen Wiedererkennungswert besitzt. Ein Duft aus der Fraktion „ mit-einer-geilen-Kopfnote-zum Spontankauf-verführen“, um dann kurz nach Verlassen der Parfumerie mit der kostspieligen Beute zum eher gesichtslosen „ich-bin-lieb-und-tu-keinem-weh-Düftchen“ mit überschaubarer Sillage zu mutieren. Sicherlich gibt es schlimmere Schicksale, aber bei dem ambitionierten Namen und den nicht unerheblichen Anschaffungskosten muss dann schon ein bisschen mehr kommen.
11 Antworten
Dobbs vor 8 Jahren 18 11
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
What you see is what you get
Bevor ich tatsächlich eine Nase dieses weiteren Sprosses der weitverzweigten Montale-Aoud-Dynastie genommen habe, hielt ich die Kombination des gerade in der montaleschen Interpretation gern mal recht harsch und streng wirkenden Adlerholzes mit Lavendel für eine ziemlich vogelwilde Idee. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass DAS gut riechen könnte. Tut es aber doch und zwar sogar ziemlich gut.

Eine überaus kräftige, aromatische Woge eines in voller Blüte stehenden Lavendelfeldes umspült meine Nase. Kein zarter, feiner, silbrig-heller Lavendelhauch, wie ich ihn in Gris Clair so sehr mag, sondern eher, wie von Montale erwartet, ein ordentlicher Schlag mit dem Lavendelstrauch mitten ins Gesicht. Sollten Bergamotten, Zitronen und Safran in der Kopfnote verbaut worden sein, dann nehme ich das mal als gegeben hin, herausriechen kann ich es nach dem Lavendelüberfall nicht mehr.

Eine halbwegs klar abgegrenzte Herznote kommt bei mir auch nicht an, weil sich direkt das Oud zum recht krawalligen Lavendel gesellt. Leise kann man dessen Auftritt auch nicht unbedingt nennen, dennoch empfinde ich die Duftnote hier im Vergleich zu einigen anderen Montale-Aouds als relativ verhalten, zurückgenommen, sich dem Lavendel unterordnend, um dann harmonisch mit ihm zu einem würzig-balsamischen Ganzen zu verschmelzen.

Im weiteren Duftverlauf bleiben Lavendel und Oud als vorrangig wahrnehmbare Komponenten erhalten, jedoch verliert der Lavendel nach und nach seine klare Frische, wird wärmer, samtiger. Gleiches gilt für das Oud, das mit ganz dezent hinzu kommender Süße und ein paar vereinzelten Blütenblättern seiner Schärfe beraubt wird, ohne aber dabei direkt zum Kuschelduft zu mutieren. Die anfangs kräftige, jedoch nicht durch geschlossene Türen reichende Duftschleppe pendelt sich rasch auf ein umweltverträgliches Maß ein, ohne dabei hautnah zu werden. Hinsichtlich der Haltbarkeit bleiben montaletypisch keine Wünsche offen.

Freunde der raffinierten, feinen Duftkomposition und der überraschenden Wendung im Duftverlauf werden sich wohl eher mit Schaudern abwenden. Wer aber die inflationär auf den Markt geworfenen Oud-Rose-mit-noch-was-Kombinationen, sei es aus dem Hause Montale oder auch von anderen Herstellern, leid ist, kräftige Düfte mag und mit Lavendel und Montale-Oud keine Probleme hat, der sollte mal ein Näschen nehmen. Ich mag Montale-Düfte im Allgemeinen recht gern – so auch diesen hier. Was auf der Flasche steht, bekomme ich auch: Lavendel und Oud, beides geradlinig, kräftig, ausdauernd und ohne viel Schnickschnack drumherum.
11 Antworten
Dobbs vor 9 Jahren 18 11
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Warmer, balsamischer Rosenduft
Ein zitronig-spritziger Einstieg, Rosen im Herz und wärmender Amber in der Basis – das klingt doch klasse, da kann man doch (mal wieder) einen Blindkauf wagen, vor allem wenn der vergleichsweise kleine Preis für den großen Flakon beim kleinen i zusätzlich unwiderstehliche Lockrufe tätigt. Also ab damit in den Warenkorb, ungeduldig auf die Zustellnachricht warten und dann noch an der Packstation den Karton und die fest verklebte Luftpolsterfolie mit dem Autoschlüssel aufpfriemeln, um direkt den ersten Probeschnüff zu nehmen. Wie kann man als erwachsener Mensch nur so neugierig und ungeduldig sein? Ein unbeteiligter Beobachter muss bei dem Anblick davon ausgegangen sein, dass Drogen mittlerweile über Packstationen gehandelt werden. Mich hat die Nummer jedoch zumindest dahingehend beruhigt, dass ich mir keinen Fehlkauf geleistet habe – riecht gut, kann man so durchgehen lassen.

Diese wenig differenzierte erste Einschätzung möchte ich natürlich noch ein wenig ergänzen. Wer je einen rosenlastigen, oudfreien Duft von Mancera oder Montale getestet hat, darf sich bei A&R gleich heimisch fühlen, denn genau diese ein wenig künstliche, verfremdete, aber doch zweifelsfrei als solche erkennbare Rosennote bestimmt von Anfang an das Duftgeschehen. Das muss man mögen, wenn man jedoch so wie ich ein Faible für diesen speziellen Duft hegt, ist man bei A&R gut aufgehoben. Die für die Kopfnote versprochene sizilianische Zitrone nehme ich – wenn überhaupt – nur als etwas aufhellendes Element wahr. Schade eigentlich, denn etwas mehr Spritzigkeit im Auftakt hätte dem Duft sicher gut zu Gesicht gestanden. Auch vom Jasmin ist nur eine winzige Spur mehr zu erahnen, denn tatsächlich zu identifizieren, was mich als ausgewiesenen Jasminfeind jetzt weniger stört.

Gleiches gilt für die Zutaten der Basis, die sich samt und sonders dem Rosenthema unterordnen. Die eher helle Strahlkraft der Mancera-Montale-Rose wird durch Labdanum leicht gesüßt und vom Amber abgedunkelt, gewärmt und vertieft, jedoch handelt es sich hier lediglich um Vermutungen meinerseits angesichts der Duftpyramide, denn ich kann weder das eine noch das andere explizit herausriechen – leider, möchte ich gerade für den Amber sagen, für den ich mir insbesondere wegen der Namensgebung einen stärkeren Auftritt gewünscht hätte. Überhaupt ist Duftpyramide hier eigentlich der falsche Ausdruck, denn eine tatsächliche Entwicklung des Duftes findet in meiner Wahrnehmung nicht statt.

Ein warmer, dunkler, angenehm gesüßter, balsamischer Rosenduft – so duftet es vom Anfang bis zum Ende, zu dem sich der Moschus noch ein wenig in den Vordergrund kämpft. Dieses ein wenig an Intense Café ohne Kaffee erinnernde Parfum ist nicht besonders spannend, nicht innovativ, spektakulär, hat kein Alleinstellungsmerkmal. „Laaaaangweilig!“ wird so manche(r) sagen. Mag sein, aber dafür duftet es äußerst angenehm, harmonisch, allgemeinverträglich, ist nicht zu laut, hält lange durch und wird sich als sicherer Garant für das eine oder andere Kompliment erweisen – und das ist vielleicht mehr, als man von manch spannenden, experimentellen, aber dennoch untragbaren Nischenduft sagen kann.
11 Antworten
Dobbs vor 9 Jahren 17 13
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Unkomplizierte, fruchtige Rose
Die Schuld daran, dass sich Roses Greedy nun in meiner Sammlung befindet, muss ich einem der Newsletter der bekannten Parfumerie mit dem kleinen i vorneweg geben. Nur selten kriege ich es fertig, mal keinen Blick in die Wochen- und Ausverkaufsangebote zu werfen und diese Neugier gepaart mit meiner noch nicht ganz überwundenen Blindkaufsucht, meiner kleinen Schwäche für Rosendüfte und einem mehr als günstigen Preis für den großen 120 ml Flakon (z. Zt. ist der Duft schon wieder 25 € teurer) … was soll ich sagen? Wieder hat der Bestellfinger über die Vernunft gesiegt.

Beim Blindkauf von Düften, zu denen es noch keine Kommentare gibt, bei denen man sich voll auf die eigene Vorstellungskraft angesichts der Duftpyramide verlassen muss, ist die Spannung beim ersten Sprühen naturgemäß ziemlich groß, denn dass völlig harmlos anzusehende Zutatenlisten zu einem wahren Griff ins Klo mutieren können, durfte ich mit Dhan al Oudh Safwa von Rasasi leider schon erleben.

Eine weitere Erfahrung dieser Art bleibt mir jedoch erspart. Saftig-süße Pfirsiche sind zu erkennen, ein paar säuerlich-würzige Beeren dürften dabei sein und auch die Rose spielt von Anfang an mit, indem sie die Früchte wie ein zarter Schleier umgibt. Obwohl fruchtig-blumige Düfte auf meiner Mag-ich-nicht-Liste ziemlich weit oben stehen, empfinde ich diese Mischung hier als fein und harmonisch abgestimmt, weder werde ich von pappsüßen Früchten erschlagen, noch von schwülstigen Blumen erdrückt. Kokosnüsse spielen in meiner Wahrnehmung glücklicherweise keine Rolle und auch der ungeliebte Jasmin ist, wenn auch erkennbar, ausnehmend zurückhaltend, so dass er mich nicht stört.

In dem Maße, wie sich nach ungefähr einer halben Stunde die Früchte langsam in den Hintergrund verziehen, rückt die Rose immer mehr nach vorn. Keine dunkelrote Edelrose, sondern eine der zartgelben, rötlich umrandeten Sorte, die neben dem typischen Rosenduft auch immer ein leicht süßes Fruchtaroma ausstrahlt. Darunter liegt ein unaufdringliches Geflecht aus Amber und Moschus, das den Duft stützt, ihm Dichte und ein wenig harzige Würze verleiht. Eine weitere Entwicklung findet nicht mehr statt, bis sich Roses Greedy nach ungefähr acht Stunden verabschiedet.

Ausnahmsweise ist mir mit dieses Mal ein gelungener Blindkauf geglückt. Roses Greedy wird sicherlich nicht mein Lieblingsduft werden, denn dafür ist er mir einen Tick zu früchtig-süß und mein Herz gehört nun mal meinen sonst eher würzigen, unblumigen Düften. Aber manchmal ist mir nach einem unkomplizierten Immergeher, der (für meine Nase) von Anfang bis Ende allgemeinverträglich gut riecht und dann werde ich ihn, wie auch Idylle, Chloé und Wisal gern tragen.

Warum allerdings für die auch auf Entfernung gut wahrnehmbare, aber keinesfalls schreiend laute Rose die Bezeichnung „greedy“ gewählt wurde, bleibt ein Geheimnis des Herstellers.
13 Antworten
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