ElFinisTerre

Das Sengen des Buschfeuers, die Funken glimmen rot vom knackenden Brand des Waldes, eines kalten Waldes irgendwo im Nordischen. Doch auch das florale Aroma frischer Kräuter -winterharter, stoischer Gewächse- kämpft sich durch den Rauch, mit dem man wohl auch weihevoll Feste zu begehen versteht. Brilliant wie die Perlen eines guten Crémant sprudelt durch das verkohlte, harzgetränkte Gehölz ein frischer blumiger Schaum. "Der Mond ist aufgegangen" klingt von fern herbei über die schwelende Glut, und ich vermute, dies ätherische Spektakel hat Suchtpotenzial...

"In Zeiten, in denen in Deutschland immer weniger Autos gekauft werden, müssen wir neue Wege gehen." So mag wohl in einer Vorstandssitzung bei MB ein Manager trüben Geistes den "Wir-müssen-reden-flipchart-Abend" begonnen haben. Ein paar Koksbahnen später hat man sich dann auf die Entwicklung einer hauseigenen Parfumlinie eingebrainstormt. Naja, der Flacon ist scheinbar nach dem Motto "What you see is what you get. entworfen worden." So wie auch das Management so ist auch der Duft: "lean". Dünn, steril, einfallslos. Schwäbisch sparsam...aber dafür teuer.

Wer ein Liebhaber starker Lakritze mit ordentlich Salz und Holzstückchen ist, wird hier wohl orgiastische Freudensprünge machen. Ein durchweg gourmandiger, leicht balsamischer Süßholzsaft, der sicher einen Schluck Portwein abbekommen hat, der florale Noten aus der Essenz herauspresst und leicht zu lasziven Anwandelungen führen mag. Angeknabbert werden wird sicher dabei nur eine der möglichen Auswirkungen des Auftragens jenes Dicksaftes sein. Der heiße Verehrer dieses Gebräus bekommt obendrein noch einen wahrhaft anmutigen Kelch (der Begriff Flacon passt hier nicht so), der den Eindruck vermittelt, als ob Taucher in dem Wrack der Titanic jene verschollen geglaubten Gefäße gefunden hätten.

Gut, wenn man als Frau nach Glasreiniger riechen will, weil frau auf ironische Weise mit der Hausfrauen-Metaphorik zu spielen beliebt, nur zu. Der Flacon allerdings mag dafür etwas zu edel zu sein, da hätte es auch ein PET_Fläschchen getan. Aber gut, ich verstehe schon, Glas ist umweltschonender....der Werbetrailer dafür ist zwar einfallsreicher als diese üblichen verdächtigen "Irgendwas mit erregt unerregten Leibern"-Parfumvideos, aber so ähnlich wie diese Axe-Werbung, nur umgekehrt;-)

....es ist ein Em-Eukal classic zum sprühen. Nur genauso schnell, wie das Bonbon aufgelutscht ist, so ist der Duft verflogen. Leider. Denn ich mag diesen Geruch sehr, jetzt, beim frisch-kalten Wind draußen wenn ab und an eine Fahne ( nun, wieder eine Gemeinsamkeit mit der Kamelle) dieses kräutrig-holzigen Duftes meine Nase umspielt, kommt man sich vor wie in einem Nadelwald, der sich dazu entschlossen hat, simultan sämtliche Harzvorräte freizugeben, sodaß man beinahe von einem bad trip sprechen müsste.