Flowerbomb

Flowerbomb

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Flowerbomb vor 1 Jahr 7 1
Wahrlich Paradox
Ein weißer, kalter , windiger Tag, ich komme heim vom Einkaufen, auch ein paar Pröbchen im Körbchen, nach denen ich eigentlich nicht gefragt hatte. Aber immer gerne, wollen sie doch gerne eine Einladung in spezielle Welten sein….

Neugierig wie immer parke ich mich auf der Couch ein und sprühe den ersten Kandidaten. Oder ist es doch eine Kandidatin? Gibt es wirklich so unendlich sanfte, sinnliche männliche Wesen, die mich derartig auf eine Reise entführen? Eine Reise ohne Rückkehrtermin? Was dann mit mir passiert ist, kann ich nur bruchstückhaft erzählen, weil Worte da eigentlich keinen Platz haben…

Es gibt keine verbale Definition von Vorspiel, da bin ich spätestens seit heute Nachmittag sicher. Ich atme ein und erwarte, Luft auszuatmen, doch das findet nur in fernen Realitäten statt. Ich bin im Wasser. Atme den weichen Transport in eine Welt, die mich völlig und ganz gefangen hält. Mein Kopf, sonst stets hyperaktiv, ist augenblicklich ausgeschaltet, ich finde mich in einem Zustand wieder, der die sehnsüchtige Antwort auf Ungeborgenheit und grauenvolle Sachlichkeit ist.

Eine Welle von weichen Blumen zieht mich hinab in eine Tiefe, die ich lange ersehnt habe, doch das ist nur der Anfang einer unendlichen Geschichte. Ahnung. Lust. Eine Welle von glühendem Holz zieht meinen Körper hinab bis in die sinnliche Zentrale, in der ich nicht nur den Gefühlen hingeben kann. Die Vanille, die mich jetzt erfasst, nein, nicht bezaubert, sondern erfasst, hat absolut nichts mit jener zu tun, die sich auf den Kipferln findet, oder im Zucker, oder sonstwo, sie steigt aus dem Holz hinauf wie eine unsüße, aber unwiderstehliche Venus, und diesem Fall nicht aus dem Schaum, sondern aus glühendem Holz. Sie explodiert in einem Feuer, geschürt von Harzen, geht da noch mehr, nein, bitte nicht mehr...

Es gibt nichts zu entscheiden, nichts zu tun, außer zu verglühen, ja, das hab ich getan.

Aufwachen? Nur notfalls. Mittlerweile i es dunkel geworden. Weiche Entspannung, ungläubiges Schnüffeln am Gelenk. Der Kopf bemüht sich redlich um Einschaltung. Paradox irgendwie, das alles heute.

Doch da ist nur mehr die edle Eleganz einer Lady. Als wäre nichts passiert.

Dankeschön!
1 Antwort
Flowerbomb vor 5 Jahren 15 4
10
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9.5
Duft
Contenance für Madame
Wenn ich mich zurück erinnere, welche Frauen mich in den letzten Jahrzehnten am meisten geprägt haben …. welche ich am meisten bewundert, ja als Vorbilder gesehen habe? Es waren diejenigen, die die hohe Kunst der Gelassenheit leben - eine Gabe, die nicht jedem in die Wiege gelegt wird. Und gerade diejenigen, die sich diese Eigenschaft durch die Tunnel der Erfahrungen mühsam in ihr Leben geholt haben, wissen sie am meisten zu schätzen.

Mon Guerlain ist für mich der zu Duft gewordene Ausdruck einer Haltung innerer Ruhe - eben dieser inneren Balance, welche nach außen strahlt, ohne den Hauch von Oberflächlichkeit oder gar Gleichgültigkeit.

Schon im Auftakt atme ich etwas unglaublich Friedliches ein - mittlerweile mein Geheimrezept, bevor ich in einen turbulenten Arbeitstag starte. Es erinnert an ein zartes Baiser, minimal zitrisch, schon jetzt vanillig, ähnlich der Kopfnote von „Eau de Shalimar“. Meine olfaktorische Urangst vor Lavendel ist hier unbegründet, selbst in der Kopfnote ist er bei mir kaum wahrnehmbar.

Die Iris meldet sich vorsichtig an, bleibt aber ein behutsamer, lilafarbener Schleier. Ein Löffelchen Schlagobers (für meine lieben deutschen Nachbarn: Sahne), satt und zum Einsinken lecker, bereitet den Fond für die darauf folgende Guerlinade. Wie schön, dass sie da ist, ich hab sie so lange vermisst!

Als ich mir denke, bitte bleib, tritt sie leider schon in den Hintergrund und macht Platz für die schönste, stille, unaufdringliche Vanille, die ich seit langem gerochen habe. Holz ist auch da, aber es bleibt im Hintergrund wie ein sanfter Barrique-Ton in einem guten Glas Wein.

Mon Guerlain sollte es auf Rezept geben. Für Frauen, die sich gerade daran erinnern, wer sie wirklich sind, sich aufrichten, in einem neuen Lebensabschnitt ankommen und sich dort so richtig entspannen können.
4 Antworten
Flowerbomb vor 5 Jahren 21 1
9
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Endlich daheim
Ich brauche nicht zu bitten: Bleib bei mir..... denn ich weiß, du wirst es tun. Als ich nicht mehr auf der Suche war, hast du mich gefunden. Mich, diese ein bisschen kindliche, ausschließlich von Gefühlen geleitete Seele, die sich immer noch weigert, der Ratio ernsthaft eine Chance zu geben.
Aufgelesen hast du mich auf der Schwelle zu einem (meinem?) Dschungel, dessen vielfältige Tiefe schwer zu beschreiben ist; sie duftet in verlockenden Grüntönen. Schließe ich die Augen, zieht es mich förmlich in diese Dichte, welche inneren Frieden verheißt, an einen Ort, wo absolute Ruhe herrscht. Der Weg scheint sicher, es gibt nichts, das mich irritiert oder mich zweifeln lässt. Ich taste mich vor, Schritt für Schritt, geheimnisvolle Früchte duften auf meinem Weg, aber ich weiß, ich bin noch lange nicht am Ziel. Ein bisschen Zeit braucht es noch, aber hier ist Zeit eigentlich irrelevant, und dann bin ich dort, wo ich eins bin mit dem, was ich wahrnehme - es ist dasselbe, das mich ausmacht und nach dem ich mich gleichzeitig sehne: Wärme, Weichheit, Geborgenheit, Intimität, instinktive Verbundenheit mit allem. So bin ich. So bleibe ich. So ist Aura Eau de Parfum für mich.
1 Antwort
Flowerbomb vor 11 Jahren 13 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Meine Moschus-Therapie oder der Verlust der Birne
Ich gebe es zu: Ich habe ein frühes Moschus-Trauma.

Dieses ist auch der Grund, wieso Ihr in diesem Forum bis jetzt kaum Kommentare zu klar definierten Moschusdüften von mir gefunden habt. Nun ist es aber so, dass bei meinem letzten Einkauf eine Probe von MI in meiner Tüte landete. Als Mensch, der nicht an Zufälle glaubt, sehe ich das als ein Zeichen, mich der äußerst delikaten, unerfreulichen Moschus-Angelegenheit von seinerzeit zu stellen.

Nein, ich werde nicht damit beginnen, sondern mich vom Duftverlauf dahinführen lassen.

Birne erlebe ich als ein köstlich süßes, besonders leckeres Obst. Am liebsten mag ich sie, wenn sie sehr reif sind. Nämlich wenn die Schale sofort nachgibt, wenn man reinbeisst ...

Die Birne in MI ist schon am Kippen, als ob sie sich nicht entscheiden könnte, ob sie schon ein Birnenschnaps sein möchte oder lieber doch noch eine Frucht. Sie duftet wunderbar unentschlossen. Ich will mehr, mehr davon, alles rundherum ist Birne pur, saftig, soft und dennoch mit einem leicht alkoholischen Touch. Kann denn Birne Sünde sein? Ich glaube schon.

Die Rose, welche sich dann zur Birne gesellt, erinnert mich in ihrer Klarheit an „L‘eau Rose“ von Diptyque. Ihre unschuldige Sauberkeit löst die Birne ab, als sagte sie zu ihr: Sorry, aber jetzt reicht‘s, schließlich müssen wir ein wenig gesellschaftsfähig werden. Die beschwipste Birne ergibt sich daraufhin dem Charme der Rose und kullert in den Hintergrund. Leider finde ich sie nicht mehr.

Aber dann geht‘s so richtig los in dieser sinnlichen Meute. Der Moschus wummert in den Raum, als wenn in einem Konzert der Bass plötzlich durchgeht.

Jetzt begegne ich tapfer dem Moschus-Trauma, dieser Erinnerung an den frühen Almost-Lover in den 70ern... Beim Erschnuppern meines seinerzeit geliebten Green Musk-Öles von Jovan verlor er offenbar völlig die Contenance und meinte trocken: Sag, hier riechts so seltsam, hast du auch eine Sauna hier?
Ihr wisst nun, warum er ein Almost-Lover blieb.

Trocken geht es auch hier weiter, hell und clean. Die Rose lässt sich ihre Dominanz nicht streitig machen und bleibt mit dem Moschus auf Augenhöhe. Die Sinnlichkeit verlässt die Bühne, und es bleibt ein sauberer, skinniger Eindruck in der Basis.

MI und ich bleiben ebenfalls Almost-Lovers. Der restlose Verlust der Birne ist zu schade, und trotz des nun kommimäßig therapierten Moschus-Traumas kommt mir der Duft zu wenig nahe.
Rosen- und Moschusfans sollten ihn aber definitiv nicht versäumen.
4 Antworten
Flowerbomb vor 11 Jahren 12 8
7.5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Lemon-Soda, bitte!
Die ersten Sonnenstrahlen des Frühsommertages streicheln über den Garten. Feuchtigkeit liegt in der Luft, der Duft von Blättern und Blüten, die unter den Tautropfen erwachen.
Langsam beginne ich meine Guten-Morgen-Runde durch das kleine, grüne Reich. Die erste Aufmerksamkeit gilt dem Busch der Zitronenmelisse. Hellgrün, spritzig frisch duftend streckt sie mir ihre Blätter entgegen, ich kann nicht anders, als eines abzuzupfen und zwischen meinen Fingern zu zerreiben. Die Zitrone wird intensiv, als hätte ich soeben eine mit der Hand in prickelndes Soda gepresst. Kühle breitet sich aus, aber die kommt nicht von der Zitrone.
Der kleine Pfefferminzstrauch fängt als nächster meinen Blick. Sattes Dunkelgrün, kräftig geäderte Blätter, zackig gerändert, auch er schenkt mir ein Blättchen. Sofort wird die erahnte Kühle stärker, legt sich um meine Zitronenhände, automatisch atme ich durch und fühle mich frei für die erwartete Wärme dieses Tages.
Der Duft der Blätter wird unterlegt, es schiebt sich eine Lage frischer Früchte in den Vordergrund, eine sehr helle Melodie. Weiße Blumen, ja, doch das ist nicht nur der Jasminstrauch , der an diesem Sommermorgen blüht. Ein Hauch von Freesie von nebenan? Ganz genau kann ich es nicht zuordnen, und diese Blumigkeit bleibt durchgehend zitronig und minzig.
Nach ein paar Minuten mit diesem herrlichen Duftmix bin ich bereit für das Frühstück und gehe zurück ins Haus. Ich schneide Früchte klein. Eine Mango ist dabei, Orangenspalten, vielleicht auch ein bisschen Apfel, das hebt die Frische. In meiner Nase prickelt es, als hätte ich die Perlen dieses minzigen Zitronen-Sodas von vorhin ein bisschen eingeatmet. Macht nichts. Heute wird es noch heiß genug.
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