Friedaherz

Ich meine, ich hätte schon Düfte gerochen, in denen Kardamom ein Bestandteil ist. Aber ich bin nicht sicher.
Sicher bin ich mir aber, dass der Duft an mir gar nicht geht.
„Der tut nichts für mich!“
Ich rieche nur „Kardamom im Karton“, irgendwie pappig, ich weiß nicht, wie ich es anders erklären soll.

Und sonst:
Lilie - wo?
Rose - nichts…
Johannisbeere - wtf?
Tonka - hallo?

Oh, Du schöne Celeste, mit uns wird das leider nichts,
es ist zwar traurig, aber Du darfst weiterziehen, adieu!

Über die Namen der Rammstein-Düfte kann man streiten. Oder sich einfach nur wundern. Bereits bei Pussy war für mich der Name einfach am Duft vorbei. Obwohl - da er für mich absolut Mainstream rüber kommt, ganz anders als die teilweise nischig daherkommenden anderen Rammstein-Düfte - passt die Pussy-Tussi eigentlich gar nicht so schlecht.
Bei dem Duft Sex handelt es sich auf meiner Haut um einen absolut gefälligen, sehr guten Kaffeeduft. Kaffee - das war der Hauptgrund für meinen Test des Duftes. Schon lange bin ich auf der Suche nach einem guten Kaffeeduft, an dem nichts Quietschiges, Nerviges oder allzu Blumiges an meinen Riechnerven zerrt. Bei Sex habe ich genau das gefunden. Für mich ein wahrer reiner Kaffeeduft mit ganz leicht lakritziger Note im „Endspiel“.
Also jedem das seine, das Vorspiel gefällt mir wirklich sehr gut, wenn der Duft an Fahrt aufnimmt, gefällt er mir sehr gut, so bleibt es auch durchgängig. Und manchmal ist der Kaffee danach ja auch das Beste am ganzen…
PS: Die anderen angegebenen Duftnoten kann ich im Einzelnen nicht herausreichen, ich bin aber Fan der Gesamtkomposition!
PPS: Der Test erfolgte ohne das Elixier zum Layern.
Danke, Rammstein!

Schützenfest Ende der 80er Jahre. Zu Besuch bei dieser traditionellen Veranstaltung mit der Schwiegermama in spe in Uniform. Der Göttergatte in spe auch im grünen Rock. Und gefühlt alle anderen Anwesenden außer mir ebenfalls. Ich total unwissend, was mich dort erwartet, ich junger, unerfahrener Hüpfer.
Die Veranstaltung nimmt ihren Lauf, die Spannung steigt minütlich - die Raumtemperatur ebenfalls. Meiner Schwiegermutter in spe steht der Schweiß auf der Stirn. Sie sieht mich an und sagt: „Gib mir mal eben dat Parföng!“. Irritiert gebe ich ihr den kleinen Flakon N°5, für den ich monatelang gespart habe - und das Schicksal nimmt seinen Lauf. In beide Hände gesplasht und gut in Gesicht und Dekolleté verteilt.
Mein Gesicht von damals hätte ich gerne gesehen.
Ich habe von meinem Göttergatten in spe einen neuen Flakon geschenkt bekommen. Den besitze ich immer noch - ungeöffnet.
Wie der Duft riecht? Unbeschreiblich, mir fehlen die Worte!
Oft überlege ich, ob ich es noch mal probieren sollte. Aber manche Dinge lässt man vielleicht lieber ruhen.
Dreimal dürft Ihr raten, ob der Göttergatte in spe von damals mein Ehemann geworden ist…

...das hat den Blindkauf-Reiz ausgelöst. Das muss ich riechen!
Was für eine Kombination. Ich steh auf schräge Sachen, her damit!

Braves Blümchen meets Beere und landet auf dem wilden Kompost im Wald. So könnte ich es beschreiben. Aber auch das wäre noch zu wild als Beschreibung für diesen Duft. Letztendlich handelt es sich um einen beerigen Blumenduft mit Moschus-Basis. Genau das, was ich nicht mag. Um Längen besser als irgend so ein Billigdüftchen, sprich qualitativ gut, wie man es von einem solchen Dufthaus erwartet.
Aber so langweilig!
Da rieche ich doch lieber die verdorrte Blume. Oder den nassen Hund. Oder den Kompost. Das regt immerhin die Fantasie an, so wie der Name des Duftes es verspricht.

Wer einen beerigen Blumenduft mit Moschus-Basis mag, dem rate ich zu testen. Aber bloß nicht „Blindkaufen“, nachher riecht es bei Euch noch nach nassem Hund mit Gurkenaroma in Kompost mit Seealge...

Ihr dürft mich jetzt ruhig schlagen oder mir böse Antworten unter meinen Kommentar schreiben.
Aber als ich den Flakon und den Namen des Duftes zum ersten Mal jungfräulicherweise in einer Parfümerie gesehen habe, raste das Kaleidoskop eines Gedankenkarusells durch meinen Kopf: „Brexit, Spinnen die jetzt?, Amerika First, Die spinnen, die Römer!...“ (Es tut mir leid, gegen meine Gedanken kann ich nichts machen, die sind frei...).

Aber allen Ernstes, auch wenn ich ein total Fan des britischen Lebensstils bin und den Union Jack schön finde, fühlte ich mich im ersten Moment etwas unangenehm auf die Füße getreten. Ich leide nämlich unter dem Brexit. Vorletztes Jahr in London, davor das Jahr von Irland aus Kurzvisite in Belfast, ein paar Jahre vorher in Schottland und mit dem Willen, noch viele Orte auf der Insel (und dem Festland) zu besuchen, fühle ich mich auf einmal als EU-Mitglied nicht mehr als willkommenes Mitglied im UK-Club. Da kam dann die überbordende Verpackung des Flakons mit dem Union Jack und dem Namen „Brilliantly British“ gerade recht. Ich musste erst mal schnappatmen, dann schlucken.

Aber da die Liebe zum UK im Allgemeinen und zum Traditionshaus Penhaligon‘s im Speziellen groß genug ist und mein Herz ebenso: was soll’s - testen. Am Ende gewinnt doch immer der Pragmatiker in mir.

Tja, jetzt habe ich den Duft und werde nicht schlau aus ihm. Warum hat ein solcher Duft eine solche Verpackung?
Über die Tradition des Lavendels in England berichtet Yatagan in seinem Kommentar. Und obwohl ich schon im Juni/Juli in den Cotswolds war, ist mir das bisher entgangen. Da habe ich mal wieder etwas dazu gelernt. Für mich war Lavendel immer typisch französisch, auch wenn traditionelle englische Dufthäuser Lavendel gerne verwenden. Auf jeden Fall mag ich Lavendel sehr gerne, besonders gerne in unkonventioneller Mischung mit anderen Noten. Und Salzkaramell ist für mich eine dieser Noten. Moschus rieche ich hier (zum Glück) allerhöchstens zur Stabilisation des Duftes. Auch wenn der Duft recht eindimensional erscheint - er nervt nicht, er ist nicht penetrant, er ist ganz einfach Gentleman.

Und so schließt sich dann der Kreis. Und ich verzeihe dem Duft die wunderschöne, aber für mich nicht passende Verpackung. Aber das macht es ungewohnt spannend. Und hat bei mir vielfältige Emotionen losgetreten.

So, nun dürft Ihr Euch über mich beschweren...