Hektor

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Hektor vor 6 Jahren 12 3
8
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Petitgrain und Minze, Iris und eine warme Basis ergeben einen außergewöhnlichen Duft - Niche par excellence!
Bei meinem letzten Aufenthalt in Hannover (Juni 2016) verbrachte ich ein wenig Qualitätsfreizeit in Gesellschaft einer sehr netten Dame, die als Angestellte in der sehr gut sortierten Parfümerie Liebe ihr Salär einstreicht. Ich hatte ein wenig Zeit zur Verfügung, kurze Hosen und Wanderstiefel an und wunderte mich daher besonders, wie leicht wir in ein sehr kurzweiliges Gespräch fanden, das der ladenüblich deutlich besser Gekleideten erstaunlicher Weise sichtlichen Spaß bereitete.

So schaffte sie mir in den folgenden guten zwei Stunden trotz meines Hinweises, ich sei nur ein einfacher Duftinteressierter ohne Kaufabsichten, allerlei mir unbekannte Exponate aus allen erdenklichen Winkeln des Geschäfts herbei und präsentierte mir Teststreifen auf Teststreifen, während ich ihr das Vergnügen bereitete, Vermutungen anzustellen, was in dem mir Hingestellten und -gelegten an Duftnoten zu entschlüsseln war. Umso erstaunlicher erscheint dies, da ich in dieser Übung nicht gerade ein Houdini bin. Ich ergänzte jedoch meine wenig erbaulichen, die fleißige und sympathische Duftanbieterin aber dennoch erheiternden Ratereien um Angaben zu Düften, die ich bereits kannte, mit Äußerungen wie "das riecht jetzt aber sehr ähnlich wie" oder "ist das vielleicht", um dieses Schauspiel noch ein wenig in die Länge zu ziehen. Am Ende schleppte sie auch Mentha Religiosa von Dear Rose herbei, "ganz neu und wirklich gut", hätten bislang nur Damendüfte gemacht, aber dieser hier sei auch für den Herrn.

Und damit wären wir bei der Begebenheit, infolgedessen ich auf einen Duft aufmerksam wurde, den bis letzte Woche lediglich eine Parfuma und nun auch ein Parfumo in ihrer Sammlung haben (Stand heute). Die Kommentare und Statements lassen wahrlich kein gutes Haar am Werk von Chantal und Alexandra Roos. Dies steht im Kontrast zur guten Bewertung (7,8 bei 17 Bewertungen), weswegen es mir ein Anliegen ist, die guten Zahlen auch mit einem entsprechenden Kommentar zu untermauern.

Schnüffelt man nur am Sprühkopf, riecht man hauptsächlich weihrauchversetztes Petitgrain mit einer Ahnung von Minze. Kauft man Düfte wie anno dazumal, indem man also wie als junger Duft-Spund lediglich die Regale abklappert und an den Sprühköpfen schnuppert, bevor man kauft, würde man hier wohl eher nicht die Geldbörse zücken. Auch der Teststreifen offenbart nicht die gesamte Bandbreite dieses Kunstwerks, das geschieht erst auf der Haut.

Nach dem Aufsprühen verstärkt sich der Eindruck, den man schon am Sprühkopf ermittelt hat. Nur zieht sich hier der Weihrauch zuguntsen der dafür umso stärker hervortretenden Minze zurück, was ich sehr interessant finde, da man Minz-Düfte eher selten vor der Nase hat. In Kombination mit dem ätherischen Öl der Bitterorange ergibt sich eine gefällige Mischung, die durch Bergamotte-Aroma stimmig ergänzt wird.

Dass Bergamotte, Petitgrain und Minze keinen (eigentlich zu erwartenden) erfrischenden Auftakt erzeugen, liegt wohl am Weihrauch, den ich zwar nicht explizit herausriechen kann, der aber der Kopfnote die Frische nimmt und ihr dafür mehr Wärme verleiht. In dieser Phase verweilt der Duft eine gute halbe Stunde, in der sich deutlich wahrnehmbar die Iris in den Vordergrund drängt.

Bei kaum einem Duft vorher ist es mir passiert, dass ich so deutlich einzelne Phasen der Pyramide voneinander unterscheiden konnte. Das liegt daran, dass der Duft der Iris in diesem Stadium sehr deutlich zu erkennen ist und sich markant von der petitgraindominierten Kopfnote absetzt. Die Minze begleitet die ganze Pyramide im Hintergrund, gibt also auch der Herznote einen Hauch Frische, während der immer noch wahrnehmbare, jedoch immer noch äußerst hintergründig agierende Weihrauch den pudrigen Anstrich der Iris gelungen ergänzt.

Die Basis erreichen wir nach langen Stunden, in denen sich der Irisduft immer mehr zurückzieht, bevor eine würzig-hölzerne Basis erreicht wird, in der zuvorderst patchouliversetztes Zedernholz führend ist. Erst am Ende dieser sehr schönen, abwechslungsreichen und nachgeradezu "grandiroosen" Duftreise ist zunehmend Moschus zu erkennen. Weich und sanft verströmt er sein Aroma und sorgt für Wärme und Geborgenheit, bis der Duft nach mehr als zehn bis zwölf Stunden sein Leben aushaucht.

Alles in allem also ein Paradebeispiel für die Möglichkeiten, die das Dufthandwerk bietet, wenn man sich Mühe gibt und sein Handwerk beherrscht. Und das beweisen Mutter und Tocher Roos hiermit im Besonderen.
3 Antworten
Hektor vor 7 Jahren 31 10
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Duft im unteren Bewertungssegment? Das MUSS was für mich sein!
Was ich mich in all den Stunden, die ich in meinem Leben bislang hier verbracht habe, verbringe und noch verbringen werde, immer wieder frage, ist, warum manches Parfüm hier dermaßen über den grünen Klee gelobt wird. Ich könnte Unmengen von Düften aufzählen, die ich voller Vorfreude als Abfüllung oder, weil es ihn gerade günstig zu erwerben gab, als Blindbuy im Flakon besorgt habe und die dann nichts als eine einzige Enttäuschung waren.

Fast immer blieb ich mit einem ratlosen Gesicht zurück. Liegt es am vielen Kaffee, den andere trinken, ich aber nicht? Oder rauchen sie so viel und haben daher eine getrübte Wahrnehmung? Wer weiß?

Ich!

Denn das Rauchen beeinträchtigt ebenso wie der übermäßige Verzehr von Kaffee maßgeblich die Hautrezeptoren, Geschmacksnerven und damit auch das Riechorgan. Das ist wissenschaftlich erwiesen! Die Lehren, die ich daraus gezogen habe, sind, dass

die meisten Sachen, die andere über die Maßen toll finden, für mich nichts sind und
die meisten Sachen, die andere schlecht oder durchschnittlich finden, mir sehr gefallen.

Damit wären wie bei Amyris, einem Duft, der beim Durchschnittsparfumo ganz im Schatten der "großen Würfe" des Hauses steht: Eine magere 7.4 bei 116 Bewertungen (Stand: 12.02.2017, 17:22 Uhr). Wer in klassischen Schwarmintelligenz-Systemen denkt und nach Algorithmen sein Handeln ausrichtet, wird denken: Uiuiui, das ist bestimmt ein ganz übles Wässerchen. Und dann das Smartphone weglegen, aber vorher noch schnell über Spotify ein wenig Charts hören. "Herrlich, diese tolle Musik! Wenn die in den Charts ganz oben ist, muss es ja schließlich so sein." Und dazu dann ordentlich Interlude Man auflegen. "Hach, wie ist das schön. Der Duft hat eine Durchschnittsnote von 8.1 bei 315 Bewertungen (Stand: 12.02.2017, 17:32 Uhr), also MUSS der gut sein. Nicht wahr, Schatz? Warum bist du denn auf einmal so blass? Einen Moment, Schaaatz! Ich lege gleich noch was nach!"

Nachlegen sollte man allerdings, doch bei Amyris rümpft der durchschnittliche Parfumo unverständlicherweise die Nase. Dabei ist Amyris für mich eine der besten Kreationen aus dem Hause Kurkdjian.

Im Auftakt entfaltet sich Amyris für mich wunderbar süß-mandarinig. Die Kopfnote lässt zudem schon leicht freundliches Holz erahnen, das aber erst später in der Basis so richtig zur Geltung kommen wird. Zudem schlägt hier ebenfalls schon der Duft der namensgebenden Blüte der Amyris schön durch, die gleich der Holznote dem gesamten Duftverlauf ihren Stempel aufdrückt. Diese Phase dauert bei mir ziemlich lange an, jenseits der zwei bis drei Stunden und ich würde den Duft bislang als fruchtig-blumig-süß einordnen.

Was mich ein wenig wundert, ist der in der Pyramide fett gedruckte Hinweis auf Iris. Wenn hier wirklich Iris drin sein soll, dann nur in winzig kleiner Dosis. Den Duft der Iris habe ich bislang immer ganz anders wahrgenommen, zumeist verleiht er Düften in kleinerer Beigabe wohl eine gewisse "Pudrigkeit". Der als Iris-Referenz gehypte und wohl hauptsächlich danach duftende "Iris Silver Mist" von Serge Lutens roch für mich jedoch nicht pudrig, sondern wieder ganz anders. Ein irgendwie muffig-karottiger, für mich nicht tragbarer Konzeptduft und alles andere als schön und anschmiegsam.

Die Adjektive "schön" und "anschmiegsam" passen ja auch viel besser zu Amyris. Nach der oben beschriebenen Phase, wobei nahezu die gesamte Pyramide einer verlängerten Kopf- und Herznote (hier vor allem Amyrisnote) gleicht, kommen langsam mehr und mehr die Hölzer aus der Basis durch. Ich tue mich aber schwer damit zu sagen, was stattdessen in den Hintergrund tritt; am ehesten noch die Mandarine. Es ist also eher die Gesamtheit der eben von mir beschriebenen Duftnoten, die sich zu Gunsten der Holznote zurückzieht, allerdings nur ein bisschen. Man könnte auch sagen, dass der Duftverlauf im Ganzen ziemlich eindimensional ist, wobei die Basisnote "Hölzer" mit der Zeit dominanter wird. Hier wäre der Duft für mich süß-blumig-fruchtig-holzig.

Nach fast acht Stunden kann ich den Duft kaum noch wahrnehmen, aber er ist definitv immer noch da. Die Sillage ist in den ersten Stunden so, dass man gut wahrgenommen wird, allerdings nicht raumfüllend. Sie ist also ganz so, wie ich es gern habe.

Amyris ist für mich die gute Sommerlaune im Flakon, ein perfekter Begleiter für Tage mit 20° aufwärts. Wer Amyris also noch nicht unter der Nase hatte, darf gerne einmal testen. Gerade in Zeiten, in denen man einem der berühmtesten Armenier nachsagt, er erfinde das Rad auch nicht immer neu und mache nur noch so "lala"-Sachen (Stand: 12.02.2017, 18:15 Uhr).
10 Antworten
Hektor vor 7 Jahren 18 5
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Haltbarkeit
8
Duft
Wie lanciert man einen unauffälligen, aber gleichwohl bezaubernden Patch-Duft für Frauen, um damit ordentlich was zu verdienen?
Das ist die Frage, die man sich irgendwann einmal gestellt haben wird im Hause Chanel. Das Resultat ist ein genialer Streich, der in diesem Jahr, man glaubt es kaum, schon seinen zehnten Geburtstag feiern wird.

Dabei scheint es ein gewagtes Experiment zu sein, Patchouli in diesem Preissegment so in den Vordergrund zu stellen. Man wird so manche Diskussion darüber geführt haben, denn schließlich haftet jenem Duftstoff vielerorts noch das Vorurteil des Gruftihaften an. Heruntergewirtschaftete Körper in szenetypischer Kluft sollen sich ja gerne damit beduften, sagt der Volksmund.

Was der Volksmund im Allgemeinen so von sich gibt, ist mir in der Regel jedoch relativ egal, genauso wie es den verantwortlichen Parfümeuren egal gewesen sein wird. Sheldrake hat bei mir sowieso einen Freibrief, hat er doch sehr viele geniale Kunstwerke für Serge Lutens geschaffen. Zusammen mit Chanels Haus- und Hofparfümeur Jaques Polge hat man sich also an dieses Projekt gewagt.

Schon in der Eröffnung spielen die beiden stark auf und besetzen das Zentrum mit dem (wohl) indischen Lippenblütler (Wikipedia). Der Duft beherrscht folglich die ganze Duftpyramide, jedoch nie dergestalt, dass man direkt drauf gestoßen wird. Das Ganze geschieht eher subtil. Lässt man Patchouli von der Leine, überdeckt es meist alles andere, wie z.B. in Malles "Monsieur.", dem ich persönlich überhaupt nichts abgewinnen kann. Nein, hier hat man ein gekonntes Bett geschaffen, um es einzufangen.

Ähnliches hat auch Maison Francis Kurkdjian mit "Lumiere Noire" erschaffen, der zwei Jahre später auf den Markt kam. Ein Zufall? Wurde "der Armenier" etwa durch Sheldrake und Polge inspiriert? Ein Patchouli-Duft, domestiziert und salonfähig gemacht und damit durchaus im höheren Preissegment für Damen und Herren interessant? Das sollen die Verschwörungstheoretiker heraustüfteln. Sind es bei MFK die Rosen, die dem Patchouli dessen Dominanz nehmen, ist es bei Coromandel zunächst die zitrische Kopfnote.

Da ich von Haus aus eher einfältig und wenig begabt in derlei Dingen bin, kann ich die einzelnen zitrusartigen Duftsorten nicht separat erriechen. Es ist nur so, dass das Zusammenspiel dieser Kopfnote das besagte Bett für das Patchouli bildet bzw. eines der Betten, denn ich bilde mir ein, dass nach einer Zeit von einer viertel bis maximal einer halben Stunde ein anderes Duftbild entsteht, das auch für den Rest der Präsenz des Duftes bestehen bleibt.

Nun wird Patchouli umgebettet und zwar von einem Zitrusbett in ein Zimmer mit einem süßen Bett, in dem ganz leicht Weihrauch verwirbelt wird. Die Süße rührt vor allem von der Vanille her, Moschus und die anderen Duftsorten aus der Pyramide kann ich nicht erkennen. Sie mögen aber natürlich auch ihren Teil dazu beitragen, dass hier immer noch ein sehr schmeichelnder Duft auf die Umgebung abstrahlt.

Da ich den Duft immer nur auf die Handgelenke und den Oberkörper auftrage, er also immer nur leicht unter der Kleidung hervorkommt, weiß ich über die Sillage nur wenig Aussagekräftiges zu berichten. Am Hals oder andernorts prominent aufgetragen, kann er aber durchaus raumfüllend wirken.

Die Haltbarkeit ist einem Duft mit diesem Anspruch und in dieser Preisklasse angemessen. Einen Arbeitstag stemmt er locker und ich fühle mich dabei immer gut von ihm aufgehoben (und das als Mann). Zu knapp 3/4 befindet er sich momentan in Frauenhand. Allerdings ist er durchaus auch für all jene Männer interessant, die sich für "gezähmte" Patchouli-Düfte interessieren und z.B. schon erwähnten "Lumiere Noire" nicht ganz so schlecht finden.
5 Antworten
Hektor vor 7 Jahren 21 12
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
1.5
Duft
Shel Drake zu Lu 'Tens: "Amb'e Sultan ist abe' jetzt fe'tig, Maste'. Wo wi' sollen mit den üb'igen Gewü'zen hin?"
Bevor der Master of the Scent-Universe diese Frage seines kongenialen Zuarbeiters beantwortet, hier eine kurze Einführung... Wir befinden uns an irgendeinem Ort in längst vergessener Zeit. Aus einem unerfindlichen Grund sind die Protagonisten chinesische Muttersprachler. Lu 'Tens gilt als Duft-Ordinarius im Reich der Mitte und wird von aller Welt bewundert. Da niemand seinen chinesischen Namen aussprechen kann, nennt man ihn nur den Master. Wer ihn aber näher kennt weiß zu berichten, dass sein Imperium nicht nur auf den natürlichen und aus aller Welt herbeigeschafften Rohstoffen sowie einer guten Mund-zu-Mund-Propaganda beruht, sondern auch auf der Expertise seines Teilhabers, den Master Lu dereinst als Kuli für niedere Dienste eingekauft hat. Durch Zufall entdeckte er aber das große Talent Drakes und nach einigen ordentlichen Duftexperimenten unter dem Deckmantel der japanischen Niederlassung Master Lus ("Shi Sei Do") erhob jener seinen Zögling in den Stand des Teilhabers. Seitdem hat Drake als Erkennungsmerkmal immer ein weißes Hemd zu einem schwarzen Sakko an.

Man wollte also einen Duft kreieren, der den westlichen Nachbarn im Orient schmeicheln sollte. Die schon lange gepflegten Kontakte plante man in einem olfaktorischen Präsent zu bündeln. Lauschen wir dem Gespräch...

S.D.: Maste'! Duft fe'tig sein! Qualität de' do'tigen Gewü'ze wi'klich seh' gut. Seh', seh' gut! Sehen Amb'e Sultan. Seh' gute Duft, Maste'!
L.T.: Ajii jah. Stimmen. Wi' wiede' seh' gut hinbekommen, alle Händle' haben wollen, ve'kaufen an alle Leute wie geschnitten B'ot.
S.D.: Amb'e Sultan ist abe' jetzt fe'tig, Maste'. Wo wi' sollen mit den üb'igen Gewü'zen hin? Viele Gewü'ze, Maste'!

Halten wir also fest: Diese beiden Duftnasen, in fast der ganzen geruchstechnisch bewanderten Welt bekannt und bewundert, haben einen Duft ersonnen, der für die wohlhabenden Nasen im Westen gedacht war: "Ambre Sultan". Wer ihn kennt, schätzt ihn, obwohl seit 1993 oft und gern reformuliert, sehr. Nun hat man aber offenbar bei der Bestellung einen Fehler gemacht. In der Ecke des Duftkontors türmen sich Säcke voll orientalischem Allerlei.

S.D.: Maste', Maste'! So viele Gewü'ze!
L.T.: Setzen neuen Topf auf! Wi' Expe'iment machen, viel heiße Fett aufsetzen, alle Säcke 'einkippen. Alle, die noch sein da. Alle! Lassen stehen lange Zeit. Da'aus machen neue Duft, ebenfalls ve'schicken an F'eunde aus O'ient.
S.D.: Ajii jah, gefäh'liche Expe'iment, Maste'!
L.T.: Nicht wissen wollen! Zünden Feuer an, machen schnell!

Uiuiui, was hat sich der gute Master Lu dabei nur gedacht? Waren seine Duftkompositionen nicht dafür gedacht, Wohlgefallen auszulösen? Dieses gewagte Experiment musste scheitern... Als der Duft fertig ist, nimmt Shel Drake eine erste Nase.

S.D.: Ajii Jah! Stinken wie gesetzloses Stück Hundefleisch auf launigem Gewü'zmarkt. Nicht e'kennen können einzelne Inhaltsstoffe... und gleich kommen Maste'! Was bloß machen?

Man hört Master Lu tatsächlich schon die Treppe heraufkommen. Und... da ist er.

L.T.: Nun?
S.D.: Gute Duft, Maste'! Siche' gut ve'kaufen...

Nachdem sich auch Master Lu eingestehen musste, dass hier ein Experiment in die Binsen gegangen war, entschloss man sich, das Ganze trotzdem anzubieten. Irgendwer würde sich schließlich immer finden, der das mag.

Ich hatte beim Tragen des Duftes allergrößte Mühe, einzelne Komponenten herauszuriechen. Wo andere Düfte übermäßig süß sind, ist dieser hier einfach nur ... würzig wäre zu wenig gesagt und würde diesen Eindruck nicht im Mindesten widerspiegeln. Kurz: Man wird erschlagen von einem Gewürzsack.

Ich weiß nicht, wo ich diesen Duft tragen könnte. Auf einem Weihnachtsmarkt? Das wäre ja, als ob man den Versuch starten wollen würde, eine Art Unsichtbarkeitsmaske aufzusetzen. In dem Duftchaos, das dort gemeinhin vorherrscht, fällt man mit diesem Duft sicher am allerwenigsten auf. Für Zuhause? Dafür ist der Duft zu fordernd, zu anstrengend.

Ich habe oft gelesen, dass man sich Düfte "erarbeiten" muss, um sie zu verstehen. Ich habe das hier wirklich versucht. Aber so sehr ich Serge Lutens schätze und liebe, diesem Duft bin ich nicht gewachsen.
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Hektor vor 7 Jahren 13 8
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Flakon
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Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Riecht so ein neues Linienschiff?
Mal angenommen, von heute auf morgen würde Geld keine Rolle mehr spielen. Was würde ich mir wohl zuerst bestellen? Kaufen wäre mir zu profan. Wer will schon was haben, was JEMAND ANDERES ausgesucht hat? Nein, was Gebrauchtes kommt nicht in die Tüte. Also wird bestellt. Ein Haus? Habe ich schon, mir gefällt meins. Ein teureres Auto? Macht doch jeder. Ich habs: Ein Linienschiff muss es sein, dieser einstige Stolz der Meere. Damit kann man auf dicke Hose machen, selbst in Zeiten der Oligarchen mit ihren Mega-Yachten. Man muss nur jemanden finden, der einem das baut und dann heuert man sich eine Mannschaft zusammen... die dann an Bord richtig schöne Kajüten einrichtet und auf Vordermann hält.

Warum ich das schreibe? Ich stelle mir vor, dass es an Deck dann überall nach frisch verbautem Holz riecht und zwar für alle Zeit. Stilecht wäre ja Teak, obwohl das natürlich kein Naturfreund goutieren würde. Und dieses Holz, so stelle ich mir vor, verströmt exakt den Geruch von Oud Silk Mood.

Warum ich den Vergleich mit so etwas Dekadentem, so etwas Phantastischem anführe?

Oud Silk Mood ist für mich der Inbegriff eines auserlesenen, absolut hochwertigen und pure Exklusivität verströmenden Duftes. Niemals zuvor und niemals danach habe ich einen Oud-Duft gerochen, der so fein mit dem Thema spielt, so besonders ist.

Man riecht natürlich Oud (kein medizinisches!) und vor allem eine strenge, eher maskuline Rose. Das Papyrus scheint dann für die Hochwertholz-Assoziation verantwortlich zu sein. Mehr braucht es nicht. Das Ganze in gewohnter 70ml Menge, wobei der Flakon hier nicht nur aus geschliffenem Glas besteht, sondern noch eine Platte an der Front hat. Die Oud-Düfte kommen zudem im Jumbo-Size Pappkarton mit extra Funktion zum Rausziehen des Flakons.

Die Sillage haut einen dermaßen um, dass man ganz vorsichtig dosieren sollte (auf keinen Fall am Hals!). Kein Vergleich mit dem normalen "Oud" von MFK. Auch die Haltbarkeit ist phänomenal. An der Kleidung kann ich den Duft noch wochenlang wahrnehmen, die mächtige Stange Geld ist hier gut angelegt. Ein Flakon dürfte fürs Leben reichen.

Für mich der schönste Oud Duft von MFK. Punkt.
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