Inala

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1 - 5 von 19
Inala vor 1 Jahr 6 2
Unverschämte Sinnlichkeit
Cuir Altesse startet fulminant und prachtvoll.

Zurückhaltung ist hier Fehl am Platze, verrucht und verraucht offeriert sich sie würzige Luft. Und das alleine ist schon - mit Verlaub - ziemlich sexy. Ungezügelt irgendwie und dabei vollmundig und dicht gewebt, wie ein guter Schluck Brunello di Montalcino. Jasmin und Rose als einzige Vertreter der floralen Zunft, werden heftig umworben von der Würzkraft des Orients. Was anderswo nach einem arabischen Couscousgericht duften würde, wird hier zur Offenbarung.

Lasziv und doch gleichzeitig unverdorben, räkelt sich diese Schönheit der Nacht auf der abgeliebten Ledercouch. Weinschwere Augenlider können jedoch nicht über die Katzenhaftigkeit dieser Femme Fatal hinwegtäuschen. Sie verströmt, neben warmen Zigarettenrauch und ambrierten orientalischen Duftnoten, Nonchalance und vorgetäuschte Langeweile. Lauernd, fast wie der einer Katze, gleitet ihr Blick über die im Takt, sich traumwandlerisch wogende Menge.

Eine Jägerin auf der Suche nach ihrem nächsten Spielgefährten.

Je vorgerückter die Nachtstunde, desto umwerfender wird Cuir Altesse. Die kunstvoll ineinander fließenden Duftnoten scheinen wie von Zauberhand gesponnen. Der geheimnisvolle Charakter wird verstärkt von einer Basis, die durch gehaltvolle Rundheit punktet und getragen wird von unsüßer, rauchiger, nach Blumen duftenden Vanille (es muss Tahiti-Vanille sein - mhmmmm!), Benzoe und streichelweichem Leder. Effektvoll gespickt von wolligem Eichenmoos und einer kontrastvollen Prise Cumarin.

David Jourquins Vorstellung der Nacht verwirrt den Verstand mit unverschämter Sinnlichkeit und wird begleitet von wohligem Seufzen. Mitten hinein ins Zentrum der Parfumlust, ins bebende Herz.
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Inala vor 1 Jahr 2
Pudrig-trockener Anfänger-Patchouli
Der gewürzige Auftakt, dominiert von Zimt und einer perfekt dosierten Gewürznelke, lässt sanfte Schärfe und Wärme erahnen. Auf dem Papierstreifen findet sich noch die saftige Bergamotten-Frische, die meine Haut allerdings in Gänze verschluckt. Und während ich es mir noch so richtig gemütlich mache, mich einkuschele in die schützende und wärmende Hülle, genüsslich und wohlig seufzend und dabei von heißem Chili-Zimt-Kakao träumend, ist es auch schon da:

Patchouli. Mein Angstgegner.

Hier jedoch offenbart sich: pudriges Patchouli, kalkig, pulvrig wie feinherber Kakao, weich und warm wie Stein, trocken, ein wenig staubig - und genau hier liegt kommt der große Unterschied für mich. Patchouliful ist eher pudrig-trocken, statt kellerfeucht, muffig und gruftig. Yeah! This is it! Patchouliful!

Keine Rauheit und vor allem und glücklicherweise keinen Übelkeit erzeugenden Patchouli-Schlag in die Magengrube. Der feucht-modrige Keller bleibt fest verschlossen, Gruftis haben jetzt Sendepause. Ich war wirklich skeptisch, ob Patchouli gut gelaunt und leicht duften kann. Jepp. Kann. Und tut es hier tatsächlich.

Mich umgarnt dieser wunderbare Duft mit seinem Charme und der sachten, gefühlvollen Patchouli-Dosierung, die wahnsinnig schön eingebettet wurde in seidenglatte, möhreske Iris-Nuancen und exotisches Frangipani. Trotzdem ist Patchouliful dabei aber ausdrucksstark und intensiv, mit grandioser Haltbarkeit und ordentlicher Sillage.
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Inala vor 1 Jahr 6 4
10
Duft
Spiel mit Licht und Schatten
Zugegeben - die Kopfnote aus Lavendel und Minze, die ist ein wenig strange. Aber nur im allerersten Moment, weil man damit auch nicht rechnet und auch, weil man diese Verbindung so noch nicht (oft) gerochen hat. Und doch ist schon unter dieser Krautigkeit ganz klar und deutlich das zu erkennen, wofür ich "Djhenné" so spontan in mein Herz geschlossen habe: Diese warme, würzige Herznote aus pulvrigen, trockenen Kakao-Essenzen, Weizen und streichelndem Myrrhe-Balsam und dieser Ahnung von hellem, weichem Leder. Knautschiges Leder, hmmmm...

Ein wärmender Schatten aus einigen Blüten und frischer Minze, sowie aus Leder und warmem Sand, dem die Hitze des Tages innewohnt. Sich der Sonne ergeben, mit ihr sein, statt gegen sie zu kämpfen. Pierre Guillaume nimmt uns mit auf einen Spaziergang durch eine Oase der Wüste und dann verstehen wir plötzlich auch die herbe Krautigkeit im Auftakt, die hier ihren Ursprung hat, so wie alle Ingredienzien hieraus geboren wurden. Hier ist die Sonne zuhause, hier gehören auch all die Schatten hin. Licht und Schatten begegnen sich hier. Und hier lässt sich auch dieser kontemplative Charakter erahnen, den "Djhenné" offenbart, wenn man zur Stille kommt und sich darauf einlässt.

Die Weizennote, mit der "Djhenné" aufwartet, die ist übrigens extrem interessant und meines Erachtenes das i-Tüpfelchen des Duftes. Dieser Weizen, den mag ich sehr, das ist aufregend und doch heimelig und so vertraut, ein wenig wie die vielgeküsste Haut des geliebten Menschen.

Pierre Guillaume präsentiert einen Jubiläums-Duft, anlässlich des 10 jährigen Bestehens, der so besonders ist und unverhofft beglückt, wie auch das Geschenk der Liebe. Je länger "Djhenné" auf der Haut verweilt, umso intensiver kommt eine leichte Süße durch, die aber gebremst durch die feinen Leder-Nuancen, nicht abdriften und gar zu (kursiv!) süß werden. Auf Männerhaut dominieren übrigens eher krautige Lavendel- und frisch-grüne Minznoten.

Ich ergebe mich. Nicht nur der Sonne, sondern vor allem "Djhenné", von dessen Kopfnote man sich keinesfalls abschrecken lassen sollte, das wäre ein echter Jammer!
4 Antworten
Inala vor 12 Jahren 31 8
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Einstiegsdroge
Eau de Shalimar ermöglicht hier eine spielerische und freundliche Erstkontakt-Aufnahme, ohne sogleich von der etwas gestrengen Aura der Grande Dame persönlich zurückweichen zu wollen und ohne, dass man sich dieser latent vorhandenen, beklemmenden Ehrfurcht direkt entledigen möchte. Tückisch ist das, überaus tricky und fast schon durchtrieben!

Denn diese leichte, unbeschwerte Variante, erlaubt ein Herantasten an einen großen Namen der Parfumgeschichte, dem man nicht ohne weiteres gewachsen ist. Zumindest sind das die wenigsten, mich eingeschlossen. Abgeschreckt oder gar eingeschüchtert wenden sich viele vom großen Original ab. Für so manch einen bleibt die Faszination dessen ungeachtet aber erhalten.

Und so fasst man den Mut und wagt einen weiteren Test - ist auch da Shalimar drin, wo Shalimar drauf steht?

Eau de Shalimar eröffnet prickelnd und erfrischend-fruchtig, ist dabei ungeniert lebhaft und unbeschwert wie Kir Royal im Blümchenkleid auf einer Garten-Party. Schon bei diesem köstlich zitrischem Auftakt wird jedoch auch klar, wessen Kinde das hier ist! Es schimmern nämlich bereits zu diesem zeitigen Moment auch ein paar der Harze und Hölzer durch und schon da hebt sich Eau de Shalimar ab von den üblichen Sommer-Zitronen-Düftchen. Mir persönlich gefällt eben genau das sehr, denn normalerweise bin ich kein allzu großer Freund von zitrischen Noten. Hier bin ich sofort sehr angetan und fühle mich an Zitronensorbet in Chamapgner erinnert. Irgendwie cremig, mit leichter Süße und einzigartigem Schmelz, jedoch mit großer Frische und prallen Zitrusfrüchten gepaart.

Zum Glück wurde hier auf die, derzeit scheinbar immer mehr in Mode kommenden, Yuzu-Früchte verzichtet, die für meinen Geschmack ein Parfum zu pieksig-stechend und oft auch zu überdosiert-stimulierend machen. Diese köstliche Erfrischung hier jedoch, die führt von satten Mittelmeerfrüchten her und das macht Lust auf Sonne, Sommer und hitze-flirrende Luft. Ein heiteres Strahlen macht sich breit und immer breiter und mir scheint, als hebt die eine Frucht die andere noch ein wenig mehr empor.

Getragen von dieser Strahlkraft trauen sich Jamsin und Rose in den Vordergrund, übernehmen allerdings nie eine dominate Rolle und drängen sich nicht in den Vordergrund. Der Jasmin scheint Wegbereiter zu sein, seine Rolle ist die eines Statisten: Vorbereitend, aber nicht allzu wichtig, denn die Hauptakteure erscheinen erst noch. Er scheint mir mehr der Botenstoff zu sein, für etwas was bereits deutlich in der Luft liegt: Shalimar! Mehr als nur ein Hauch davon!

Da ist sie nämlich wieder, diese typische leicht staubig-trockene Knarzigkeit, eine alte Bekannte also! Da ist auch dieses madamige Etwas, das von der Iris herführt und nur geliebt oder gehasst werden kann, denn das ist schon sehr, und immer mehr, ganz unverkennbar: Shalimar!

Der Tropfen auf meiner Haut entwickelt ein Eigenleben, wird vom Tag zur Nacht, vom Mädchen zur Frau, wird immer wärmer, streift sein Sommerkleidchen ab, schlüpft in die Louboutins, lässt den tiefroten Lippenstift aufblitzen, löst den Knoten im Haar und wirft kühn die lange Lockenmähne in den Nacken und scheint wortlos zu locken.

Und lässt Du Dich ein auf diese Femme Fatale, auf dieses vermeintliche "Wässerchen", so nimmt sie Dich mit hinunter in ihre dunkel-mystische Tiefe, voller samtiger, satten Vanille-Harzen, die dunkler und dunkler werden, je länger Du verweilst und weich-würzig einen Schleier um Dein Denken und Deine Seele, um Dein Anlitz und um Deinen ganzen Körper geschlungen bekommst.

Und plötzlich erkennst Du es so klar: Das hier, das ist nicht die harmlose, unschuldige Tochter Shalimars! Das ist eine perfekt getarnte, süffisant und wissend lächelnde Königin, Ihre Herrschaft Shalimar selbst! Sie hat Dich an der Nase herum geführt in ihrem Sommerkleidchen und Dich verhext. In der sahnig-würzigen Vanille müssen Drogen verarbeitet sein, wie sonst sollte man sich dieses Glücksgefühl erklären?!

Früher oder später kriegt sie uns alle.
8 Antworten
Inala vor 12 Jahren 28 10
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Unfassbar
Madly fordert heraus. So wie ein jeder Duft ohne großartige Angabe von Duftnoten herausfordert.

Auch ich drücke mich vor einem Kommentar, seit Madly vor einiger Zeit, als Teil der Trilogie "Truly, Madly, Deeply" von MariaLux, auf den Markt kam. Ein jeder denkt bei sich: Sollen doch die Anderen sich erst mal die Nasen verbrennen, ähm, die Finger natürlich. Wieviel leichter ist es eben doch, immer der Duft-Pyramide nach zu schreiben, anstatt der Nase nach. Ich sags ja, das ist eine Herausforderung.

Und Madly ist eine ganz besonders schwierige Aufgabe.

Denn Madly ist ein wenig wie ein Traum. Wie jener unwahrhaftige Traum, der durch Milchglas geträumt ist.

Wie jene flirrende Szene am Strand, an einem wolkenverhangenem frühen Morgen, durchs Lensbaby fotografiert.

Dazu passt auch die ordentliche Dosis Melancholie, die Madly verströmt und in die dieses Parfum getaucht ist. Nein, keine Traurigkeit, bei weitem nicht. Aber diese ganz bestimmte bitter-zarte Melancholie, mit wissendem, mildem Lächeln, den Blick auf die eigene Seele gerichtet...

Einer Seele, die reich blühender und duftender nicht sein könnte! Hier blüht nichts zartes, nichts leichtes, hier blüht das pure Leben, bebildert mit kräftiger Tuberose und Jasmin. Keine schwülstig fette Tuberose, keine Kaugummi-Tuberose, eher eine - tja, was für eine denn nun?! Eine melancholische Tuberose, eine nach der man greifen möchte, die man aber nicht zu fassen bekommt. Eine fleischige Tuberose, dabei jedoch mit dieser unsüsse Cremigkeit, die man selten findet. Eine stolze Tuberose, die bewundert werden will, sich aber nicht berühren lassen möchte, viel lieber ist sie es, die berühren will. Samtweich ist sie und überaus betörend.

Durch eine edle, unknötterige Holzigkeit (ich tippe auf Zedern- und Sandelholz, vielleicht noch Wendge), die sich trocken, warm, irgendwie samtig warm anfühlt, bekommt diese vibrierende Blüten-Seele genug Kraft und Standhaftigkeit, um sich dann noch etwas Pudrigkeit leisten zu können. Keine zart-fluffige Baby-Puder-Assoziation bitteschön! Erwachsener Puder, kostbarster, voll-weiblicher Puder, aufgetragen mit dicken Quasten an wenigen auserkorenen Körperstellen! Diese spannende Mischung aus Holz und Puder ist sinnlich, sehr sinnlich sogar. Diese Sinnlichkeit offenbart sich jedoch nicht augenblicklich, sie möchte nicht sofort entdeckt werden. Es ist eine Mischung aus Unschuld und Verruchtheit, besser noch, Verruchtheit, die sich durch Unschuld tarnt!

Apropos Verruchtheit: Um diesen Eindruck zu unterstreichen mischt hier ziemlich sicher auch allerfeinstes, weiches Leder mit! Nicht so animalisch wie in Keiko Mecheris "A Fleur de Peau", eher was wildldernes, zerknautschtes, körperwarmes, wie vielleicht in "Cuir Fétiche". Schön ist das, sehr weich-würzig, raffiniert und geheimnisvoll. Gleichzeitig auch wohlig-vertraut.

Irgendwo ganz hinten, weit hinten in der Wahrnehmung, entdecke ich möglicherweise einen Hauch von Ambrette-Samen, der sich dann auch für diesen leichten schmutzig-anrüchigen Touch verantwortlich zeigen dürfte.

Und dann ist da noch diese subtile Schärfe, vielleicht vom Ingwer, der dann auch für diesen Hauch Spritzigkeit sorgen könnte, den zu keiner Zeit wird Madly schwer und schwülstig . Möglicherweise ist es aber doch eine zarte Pfefferschärfe, ich bin unsicher. Und dann ist da noch dieser Hauch von Zimt. Eher Nelken-Zimt. Vielleicht durch die Verwendung von Zimtblättern, statt Zimtrinde? Vielleicht ist der Zimt auch die Schärfe, die ich meine wahrzunehmen

Madly ist ein femininer und strahlender Duft, der (so denke ich) der Frauenwelt vorbehalten sein wird.

Die Haltbarkeit ist selbst auf duftfressender Haut sehr lang anhaltend und ausdauernd und verdient wirklich 100%.

Madly sehe ich als tiefgründiges und präsentes Ganzjahres-Parfum. Zu tragen wann immer einem der Sinn nach seelischem Tiefseetauchen steht. Wann immer man jene spezielle Stimmung hervorrufen möchte, die bei Madly mitschwingt.

Beim Erinnern an eine schmerzlich unerfüllte Liebe, die im verborgenen blühte.
Beim Gedenken an die heimliche Geliebte, die niemals diese Liebe leben wird.
Vielleicht eine unerlaubte Liebe, wie in Marguerite Duras "Der Liebhaber".

Oder doch nur um sich bewusst zu machen, wie facettenreich und schön die Liebe und das Leben sind.

So ist Madly. Ein bißchen zumindest. Denn so ganz fassbar wird Madly nicht für mich...
10 Antworten
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