Milosava

Milosava

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1 - 5 von 8
Milosava vor 13 Jahren 22 10
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Eine Jugendstil-Vase mit Lilien
Gestern Nacht hatte ich einen sehr unruhigen Schlaf, wie immer, wenn sich in meinem Leben etwas ändert. Ich habe lange wach - oder besser halb wach - gelegen und währenddessen stieg mir dieser Duft in die Nase. Ich habe über ihn und vieles andere nachgedacht... Einiges habe ich leider wieder vergesse, aber geblieben ist die Erinnerung, dass ich unbedingt einen Kommentar schreiben wollte...
Ja, ich bin erwachsen und so rationalistisch geworden. Doch im Halbschlaf oder mit der richtigen Droge oder dem richtigen Menschen gelange ich wieder in eine Zwischenwelt, in der ich mich als Kind auch sehr zuhause gefühlt habe. Ich glaube Sofia hat mir gestern dabei geholfen.
Doch wieder zum Duft. Viele florale Düfte mag ich nicht, doch manchmal gibt es welche, die ich für mich als etwas Besonderes ansehe und auch kaufen muss. Im letzten Jahr waren das „Lola“ und „Something about Sofia“. „Lola“ repräsentiert für mich einen bacchantischen Lebensdurst, das Feiern und den Rausch - und Sofia ist für mich so ein melancholischer Zwischenweltduft. Sind die beiden die zwei Seiten eines Spiegels? Diese Zuordnung ist so was von subjektiv, dass ich denke, man sollte diese Bilder nicht beim eigenen Testen erwarten.
Sofia ist für mich der Duft einer jungen, romantischen Frau, die unglücklich verliebt ist. Sie lebt um 1900-1920 vielleicht in England. Sie ist blass und eher still, aber in ihrem Innern hat sie große Gefühle. Sie liest Werke des „Sturm und Drang“, aber auch Arbeiten von Virginia Woolf. Sie ist ernst und letztlich (Achtung: Pathos) tötet sie sich selbst.
Wir treten in ihr verlassenes Zimmer ein und dort vernehmen wir ihren Duft. Er ist sehr üppig blumig und leicht süß mit einer recht hohen Präsenz und Haltbarkeit. Sofias Parfum hat nur eine geringe Duftentwicklung, jedenfalls ist es keine klassische. Vielmehr sind die Noten mehr oder weniger die ganze Zeit zu erkennen. Was diesem Parfum einen morbiden Anklang gibt, ist vermutlich die Lilie. Ich finde sie sehr schön eingebettet, wie der ganze Duft für mich „rund“ und wohl komponiert erscheint. Die Lilie hat für mich als Parfumkomponente oftmals eine gewisse Schwülstigkeit, so auch hier, überschreitet die Grenze zum Widerlichen aber auf keinen Fall, sondern lässt eher an eine sommerliche Blütenreife (Sofia wartet in ihrem durch Sonne aufgeheizten Zimmer auf etwas, was nicht kommen wird), die bald dem Ende entgegen geht. Aber noch nicht jetzt, wo wir diesen Duft in der Nase haben. Der Duft repräsentiert das volle (Gefühls-) leben einer jungen Frau! (Damit meine ich nicht, dass dieser Duft nur etwas für junge Frauen ist. Ich bin auch keine 20 mehr.) Neben der Lilie fällt mir stark die Vanillesüße (nicht quietschig) und auch die Pfingstrose auf (eine Ähnlichkeit zu Lola). Wenn ich genau „hinrieche“ (jedoch mag ich hier gar nicht zu sehr herumanalysieren), erkenne ich auch einen Anklang von Jasmin, der dafür sorgt, dass man diesen Duft auch gar nicht morbide sehen, sondern ebenso als lebendig und vielleicht sogar sommerlich einordnen kann. Dazu trägt auch eine Mini-Komponente Fruchtigkeit und die Wärme des Moschus bei. Vielleicht changiert Sofia je nach „Interpret“.
Ich glaube Sofia ist irgendwie noch in diesem Zimmer; man kann sie nur nicht so gut sehen.
„Something about Sofia“ ist nicht übermäßig raffiniert, aber dennoch ein kleines Meisterwerk, wenn man Düften aus dem Bereich floral-sweet bis floriental gegenüber aufgeschlossen ist!
10 Antworten
Milosava vor 13 Jahren 20 9
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Am Fuße des Himalaya...
...in einer stellenweise feuchten, nach hinten hin recht dunklen Höhle, deren felsige Wände mit Moos bewachsen sind, hat sich ein Liebespaar einquartiert um eine zeitlang von der Welt abgeschieden zu leben. Es bettet sich weich auf Heu. In dieser Höhle kocht das Paar auch Kräutertees aus verschiedenen Gräsern und dunkelgrünen Blättern und raucht ab und zu ein wenig Tabak – allerdings eher selten. Weil beide diesen Duft aus ihrer wilden Jugend lieben, beträufeln sie sich mit Patchouly. Es gibt zum Badengehen im klaren See in der Nähe noch ein kleines Stück Sandelholzseife...
„Hindu Grass“ riecht für mich am Anfang moosig und auch ein wenig modrig-erdig! Aber auf so eine natürliche Art, dass ich es nicht als unangenehm empfinde, sondern als außergewöhnlich im positiven Sinne! Der Geruch bewegt sich mit diesem erdigen Akkord manchmal haarscharf an der Grenze zum Morbiden, gleitet aber nicht ab – oder wenn doch, dann jedenfalls nur für einen kurzen Augenblick, der einem blitzartigen Gedanken an die Sterblichkeit gleicht. Sofort präsent ist auch der Patchouly, der im Verlauf ein wenig dominanter wird und – so erscheint es mir – umgeben ist von einem warmen Sandelholzakzent. Ebenfalls gleich bemerkbar ist eine andere warme Komponente, weswegen ich an ein Liebespaar gedacht habe, das in dieser besagten Höhle, einigen Tieren gleich, eine leichte, leuchtende Moschushülle um sich trägt. Der Duftverlauf ist wie ein Kamera-Zoom. Zuerst kann man das gesamte Bild sehen, die beiden friedlichen Personen in einer Höhle, die sich in einer gebirgigen, gemäßigt warmen Region befindet. Dann nähert man sich den beiden, der Bildausschnitt wird dabei innerhalb von 15 bis 20 Minuten kleiner. Die Höhle mit dem Moos, die Gräser, der kräuterige Tee und auch die Erde der Umgebung geraten dabei ein wenig aus dem Blick, ihre Gerüche werden schwächer. Und man kann dann ganz nah das Paar beobachten und riechen, wie es auf Heu sitzend irgendwie noch leicht sauber, erdig, warm und grün vor allem nach Patchouly duftet; das Geruchserlebnis wird wärmer, betont etwas mehr die seifige Facette in sich und kommt damit zum Wesentlichen, wenn man es so nennen möchte. Nach einer Weile senkt sich der Blick und der Zuschauer sieht von den Menschen auf das Heubett hinab (Vielleicht möchte er jetzt ein wenig ruhen? Schließlich wird man mit der zunehmenden Wärme draußen ein bisschen träge...) und entdeckt dort zwischen dem Heu noch ein paar Büschel frischen, grünen Grases und eine winzige Blüte, die er nicht kennt, und deren Gerüche damit auch deutlicher in den Sinn kommen. Wie schön! Hier lass ich mich nieder - und träume von einem Herren, der eine exaltierte Variante von „Irisch Moos“ trägt und mit mir zwischen Moschusochsen den Sonnengruß übt!

Danke für die Spende an Louce!
9 Antworten
Milosava vor 13 Jahren 12 4
5
Haltbarkeit
4
Duft
Simple Things
Ein kurzer Duftkommentar am Anfang: „Matin Calin“ riecht zuckrig- bis honigsüß und milchig, eine Entwicklung gibt es nicht wirklich. Der Duft assoziiert etwas weiches, warmes und „anheimelndes“ und erinnert an erwärmte und gesüßte Milch. Er ist körpernah und unaufdringlich, die Haltbarkeit ist recht gut. Er ist sehr zum „Layern“ geeignet!
Wen nur ein Kurzkommentar zum Duft interessiert, braucht hier nicht weiter zu lesen.
Nach einigen Testläufen mit Düften von CSP denke ich, dass es sich bei dieser Marke um ein ziemlich cleveres, aber nicht illegales Geschäftsmodell handelt.
Als ich noch in jüngeren Jahren in einem Labor zur Duftherstellung gearbeitet habe, habe ich bemerkt, dass hin und wieder von den Parfumeuren statt „echten“ Rohstoffen fertige Akkorde bzw. Fertigkomponenten (die in sich aus verschiedenen Rohstoffen bestehen) in ihren Rezepturen mit verarbeitet wurden. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Ein solcher Duftbaustein war etwa „condensed milk“ eines namhaften Duft- und Aromenherstellers, der z. B. in eine größere Komposition als Bestandteil eingeflossen ist.
Nun teste ich also seit einiger Zeit so an einigen CSPs und erkenne diese Fertigmischungen wieder. Haha! Sehr schön! Bei „Matin Calin“ handelt es sich um eben diese „condensed milk“. Natürlich kann ich nach sechs Düften von CSP nicht sagen, dass keiner der Düfte dieser Firma selbst komponiert ist, vielleicht hat an dem einen oder anderen Duft mal ein hauseigener Parfumeur die Hand angelegt.
Gut, die Düfte müssen deswegen ja nicht schlecht sein, ich denke, man wird sie überwiegend als schlicht bzw. monothematisch einstufen, weil sie eigentlich als Komponenten zur Weiterverarbeitung gedacht sind, was wiederum ja auch nicht weiter „schlimm“ ist. Die Frage ist, wie man so etwas bewerten sollte, wenn überhaupt bewertet werden muss. Und ein Copyright gibt es ja bei Düften sowieso nicht. Garantiert weiß der Hersteller von dieser Umetikettierung durch CSP (Firma Albrecht & Dill).
Ich kann das Produktangebot von CSP nun nicht mehr ganz ernst nehmen, werde aber spaßeshalber trotzdem den ein oder anderen Duft mal tragen, wenn ich gerade Lust dazu habe oder einem Parfum noch einen Akkord hinzufügen möchte. Theoretisch könnte ich aber auch bei den ursprünglichen Herstellerfirmen mal anfragen...
4 Antworten
Milosava vor 13 Jahren 19 10
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Zartbitterer Kuss
Die Persönlichkeit, zu der Le Baiser du Dragon passt, tritt in meinen Augen vor allem stark und unabhängig auf! Diese Person gibt ein Statement ab, sie ist mutig, leidenschaftlich, sinnlich, und gesellschaftliche Konventionen sind ihr egal. Sie bietet Angriffsfläche, man kann sie hassen oder auch lieben, man wird sich ihrer aber schwer gleichgültig entziehen können. Sie ist Frau oder Mann, sie ist zeitlos, sie vereinigt Gegensätze und sie ist souverän.
Schön und gut, das sind zwar meine Gedanken, aber sie hätten in ausgefeilter Form auch von der Cartier Marketing-Abteilung stammen können... Schildere ich da nicht ein Ideal und erliege ihm ein wenig? Also, für eine Konkretisierung meiner Meinung komme ich nun zum Duft.
Der Kuss (Ich würde sagen, man nehme am Anfang eher wenig. Denn man kann bei einer großzügigen Anwendung damit rechnen, dass er raumerfüllend in Erscheinung tritt.) startet schon stark! Das Vetivergras ist von Anfang bis Ende eine Hauptkomponente. Zu ihr gesellen sich im Auftakt Neroli und Gardenie – relativ stark - und nach meinem Empfinden nur ein Hauch von Amaretto. Dieser olfaktorische Eindruck ist doch etwas verwirrend für mich und ich fühle mich fast ein wenig überrumpelt oder einem angenehmen Schwindel erlegen. Der Drache hat einen heißen, kraftvollen Atem!
Als nächstes ist ein floraler Akkord auszumachen, bei dem ich viel Jasmin und etwas weniger Iris erkenne. Sie vibrieren kontrastierend zu dem Vetiver, lassen erkennen, dass dieser Duft (auch) für Damen erdacht ist. Ich empfinde diese blumigen Noten als klassisch und dabei ein wenig pudrig, kann aber in diesem Moment die Beschreibung des Duftes als „Alte-Damen-Parfum“ nachvollziehen, wenn ich das auch für eine oberflächliche Klassifizierung halte. Dafür hat der Duft zu viel Stärke, Gegensätze, wird ganz jung und anschmiegsam durch einen gourmand-Akkord: eine balsamisch-milchig-eingebettete Schokoladen-Mandel, wobei es sich eher um eine dunkle Schokolade handelt. Köstlich! Doch der Duft driftet nicht ins Weiche ab, dieses ist nur eine Facette des reichen, widersprüchlichen Duftkörpers. Denn ich rieche nun auch relativ stark Zedernholz und in geringerer Menge Patchouly heraus. Der Duft ist jetzt in erster Linie blumig, würzig, holzig und dunkel und in zweiter Linie ein wenig herb, „stechend“ und seifig-sauber, aber auch leicht süß und animalisch – alles gleichzeitig! Ein starkes Stück! Mit einem Schmunzeln möchte ich sagen „eine Kampfgemeinschaft“ unter dem Kommando von Vetiver!
Die Basis ist schließlich schwächer, weicher und runder. Ich habe den Gedanken von „ausgebrannt“, der Duft hat sich selbst verzehrt. Das ist aber nicht unbedingt negativ gemeint, sondern vielleicht wie in einem Kontext von „hat stark geliebt“. Moschus, Vetiver, Schokolade (sie ist nun süßer und zarter geworden), die Mandel und Ambra glimmen warm vor sich hin. Ich weiß nicht, sind da noch Blumen zu erkennen? Vielleicht. Sehr, sehr zart...
Die Basisnote gefällt mir leider weniger gut, sie erinnert mich, glaube ich, an die weichen Nachklänge von „obsession“. Mir wird es zum Schluss doch etwas zu soft, hier wünschte ich mir noch eine kleine Widersprüchlichkeit und weniger Moschus und Ambra. Doch diese Empfindung ist für meine Beurteilung nicht ernsthaft abträglich, ich habe es häufig, dass ich die Basisnote eines Parfums enttäuschend finde.

Ich mag diesen Duft! Ich finde ihn interessant und trotz aller Gegensätze gut komponiert, weil die einzelnen Akkorde in ein Konzept passen, das irgendwie mit Ewigkeit und Kraft und Liebe zu tun hat. Schwer zu verbalisieren, dieses Konzept. Vielleicht gibt es keinen besseren Namen der das ausdrückt als „Baiser du Dragon“?!
Auflegen werde ich ihn nur zu bestimmten besonderen Anlässen und wenn ich es gerade ertragen kann, Projektionsfläche für negative und positive Emotionen oder Assoziationen zu werden.
10 Antworten
Milosava vor 13 Jahren 21 10
10
Haltbarkeit
4
Duft
Claudia
"Teint de Neige"...klingt so schön...

Ein bißchen auf die Haut getupft und meine kleine Phantasiereise begann, denn der Duft hat bei mir Bilder ausgelöst, vor allem in der Herznote, und hielt sehr lange an!

Der Auftakt ist fulminant und stark und es scheint auch schon deutlich die Herznote durch. Ein floraler Akkord steigt mir in die Nase, von dem vor allem der Ylang mich betäubt. Ich mache die animalischen Anklänge aus - Moschus getragen von der Tonka-Bohne und erahne das kommende pudrige Thema. Ich finde den Duft eher abstoßend, da er mich an überparfümierte (mit Verlaub!) ältere Damen erinnert. Wasche ich ihn ab? Nein, denn ich finde ihn trotzdem interessant und bin neugierig, was mich weiterhin erwartet!

Und dann kommt die Herznote! Vielleicht bin ich etwas sensibel für Moschuskompositionen, aber mir fällt schon wieder das Wort animalisch ein! Der Duft ist noch immer stark und das pudrige kommt klarer durch, umgeben von eine blumigen Anspielung (pudriger Jasmin, etwas pudrige Rose), wobei diese mich eher an getrocknete Blumen in einer morbiden Umgebung erinnern, denn an frische Blüten. Und obwohl ich den Duft auch jetzt nicht wirklich gut finde, ruft er in mir ein bestimmtes Bild hervor, das gleichzeitig beschützenswürdig, aber auch bedrohlich und ein ganz kleines bißchen verrucht erscheint: Ich muss an das kleine Vampirmädchen Claudia aus "Interview with a Vampire" denken. Sie sitzt vor mir auf einem kleinen Sofa in einer Kulisse, die mich an eine Theaterrequisite denken lässt. Letzteres wird bestimmt hervorgerufen durch die pudrige Note, die wie aus einer alten Zeit zu stammen scheint. Als Mensch, der ich mein halbes Leben im Theater verbringen könnte, mag ich diese "historische" Pudrigkeit! Aber mich stört der für mich viel zu hohe Moschusanteil, der in dieser Umgebung nicht schön zur Geltung kommt und schon gar nicht "weiß". Ich finde auch den floralen Akkord nicht schön komponiert, kann nicht genau sagen warum, vielleicht ist er zu "tot"? Ich muss an Friedhofsblumen und Erstarrung denken. Vielleicht sind diese Bilder jetzt übertrieben, aber nun, was solls, sie fallen mir eben so ein. Und genau passen würde dieser Duft zu dem Moment, wo Claudia ihr Kleid hebt und ihr violettes Strumpfband auszieht. Dieses hat den Duft der Herznote! Interessant und abstoßend und rührend.

Nach einer Zeit, die mir ewig vorkommt, bleibt eine stille Basis, die wirklich sehr pudrig duftet. Hier passiert nicht mehr viel, jetzt könnte ich wirklich an eine ruhige Schneelandschaft denken. Heliotropin mit einem wirklich sehr leichten und auch irgendwie "weißen" Moschus bleiben über Stunden auf der Haut wie ein Nachbild der vorigen Szenerie.

"Teint de Neige" kann ich mir nicht ernsthaft an einer Person als Parfum vorstellen. Dafür ist er am Anfang viel zu unangenehm. Ich finde schön, ihn kennengelernt zu haben, so wie ich es auch einmal schön und spannend finden würde, einen Theaterfundus zu durchwühlen. Aber würde ich diese Sachen im Alltag tragen? Wohl eher nicht.
10 Antworten
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