Ninotschka

Ninotschka

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1 - 5 von 9
Ninotschka vor 8 Jahren 11 5
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Kuschelamber, ganz ohne Amber?
Ein Klassiker: Da geht man groß einkaufen fürs Dinner, hat den Einkaufswagen pickepacke voll, aber die Hauptzutat vergessen. Da türmen sich die Pilzsorten und Kräuter für das Pilzrisotto, nur der Reis fehlt. Da hilft nur nochmal losgehen oder improvisieren. Ob es den Machern dieses herrlichen Duftes ebenso ergangen ist? Schwer vorstellbar. Aber ebenso schwer vorstellbar die Tatsache, dass in diesem Amberduft laut Pyramide überhaupt kein Amber enthalten sein soll. Riecht er schließlich 100-prozentig nach einem Aberduft.

Und was für einem! Kurz nach dem Aufsprühen wird es sofort wohlig-warm. Man taucht ein in eine Kuscheldecke. Eine elegante, ganz weiche, schmeichelnde - kein Kratzen stört das Einkuschel-Erlebnis. Etwas Warmes, leicht Süßes schwingt hier stets im Hintergrund mit, wohl Tonka und Vanille. Trotz Süße wird es nie klebrig-karies-süß. Sandelholz und Patchouli blitzen immer wieder kurz auf.

Aber die einzelnen Komponenten sind nach dem Aufblitzen auch direkt wieder verschwunden bzw. treten zurück ins Gesamtgefüge, so dass sie nur schwer zu greifen sind. Kein Leichtes, den Duft in Bestandteile zu zerlegen, so dicht sind hier alle Duftnoten verwoben. Aber eigentlich will ich das auch gar nicht, um den Zauber nicht zu brechen. Das in anderen Kommis heraufbeschworene, bei anderen wiederum vermisste Bild der goldenen Farbe und des Leuchtens in der Sonne kam mir sofort in den Kopf. Wie ein großer, wärmender Sonnenstrahl an einem Spätsommertag.

Trotz aller Weichheit und Lieblichkeit ist Ambre Sublime kein Langweiler. Er wirkt komplex, sehr ausgewogen. Keine Spur laut, aber durchaus wahrnehmbar. Ein natürlich wirkender Duft, der auf mich zu keiner Zeit kratzend, beißend oder gar synthetisch wirkt.
Für mich ist der Duft einfach rund, auch ohne Amber. Zum Einkuscheln schön.
5 Antworten
Ninotschka vor 9 Jahren 18 4
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Eine Dame mit Charakter
"Gestatten? Dior. Miss Dior."Beim ersten Kennenlernen scheint sie etwas kühl, fast distanziert. Miss Dior wirkt äußerst gepflegt. Beim Vorstellungsgespräch riecht sie vor allem nach Seife. Nach der eleganten Blumenseife , die sich manche zum Beduften in den Kleiderschrank legen. Ihre Bluse ist frisch gebügelt und riecht gestärkt, alles sitzt perfekt. Läuft die Miss durch den Raum, weht eine frische Brise durch die Luft. Bestimmt ist ihr Haushalt perfekt in Schuss ohne ein einziges Staubkorn.

Nach dem etwas unterkühlten ersten Beschnuppern stellt sich heraus, dass in Miss Dior noch so vieles mehr steckt als die perfekte Sauberfrau. Sie hat Persönlichkeit. Jede Menge sogar. Damit geht sie aber nicht lautstark hausieren, sondern bleibt für die Umgebung immer erträglich und höflich. Nach kurzer Zeit hat sie das gesamte Büro fest im Griff mit ihrer eigenwilligen Art. Auf ihrem blitzblank geputzten Schreibtisch steht stets ein frischer Blumenstrauß. Kein opulenten Bouquet, sondern ein bescheidener, aber geschmackvoller Strauß aus Nelken, Jasmin, Narzissen und etwas Galbanum.

Die Dame, die sich kokett Miss nennt, trägt später am Tag zum Ausgehen noch schnell ein dezentes, aber doch eigenwilliges Parfum aus Hölzern, Eichemoos und Harz auf, das sich wundervoll mit dem Duft ihrer Seife vermischt.

Auch wenn manch einer das als altmodisch empfindet, liebe ich die markante Persönlichkeit von Miss Dior mit all ihren Facetten. Ich habe sie vor einiger Zeit abgeworben und in meine Dienste genommen. Mit ihr an meiner Seite fühle ich mich immer perfekt gekleidet, auch in Jeans. Sie gibt Selbstsicherheit und das Gefühl, dass schon nichts Schlimmes passiert. Sie lässt mich aufrechter gehen und ist mein Schutzwall in Dauermeetings und harten Verhandlungen und auch bei privaten Unternehmungen mittlerweile eine gute Freundin.

Der markante Mix aus Seifigkeit, Frische und dezent verarbeiteten Blumen, die einen nicht in Romantik ertrinken lassen, besitzt zusammen mit den warmen Basisnoten einen hohen Wiedererkennungswert und passt meiner Meinung nach zu jeder Gelegenheit und in jede Jahreszeit. Vorausgesetzt, man kann mit Chypre etwas anfangen. Den Vintage kenne ich zwar nicht, vermisse bei der neuen Miss aber auch nichts. Ich empfinde den Duft als sehr elegant, aber mit genügend Ecken und Kanten und der gewissen Eigenwilligkeit. Eine Dame mit Charakter.
4 Antworten
Ninotschka vor 9 Jahren 12 1
10
Flakon
2.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Kein Parfum ist auch ein Parfum
Hilfe, was ist denn mit mir los? Ein Un-Parfum, das ich gut finde? Wie kann das sein? Bislang fand ich Parfums, die keine sein wollen - wie dieses hier oder das von Serge Lutens kreierte "Anti-Parfum" - irgendwie überflüssig, zumindest für mich. Zu verkopft. Entweder oder. Auf meiner Haut darf es gerne krachen, knarzen oder knallen. Gebt mir Gewürze, animalische Noten und jede Menge verarbeitete Duftstoffe - je mehr ineinander verwoben sind, desto besser Und wenn es mal ein Leisetreter sein soll, dann bitte ganz natürlich ohne Chemigeruch. Und jetzt das! In der Parfümerie wurde mir ausgerechnet der Inhalt einer Flasche mit der Aufschrift "Not a Perfume" auf die Haut genötigt. Ich will noch intervenieren und sage: "Ich mag lieber markante Düfte", da ist er schon auf der Haut. Und ich rieche: erstmal nichts.

Als die Verkäuferin mir sagte, den müsse man auf sich wirken lassen, belächle ich sie innerlich und teste erstmal fröhlich weiter. Ein Nicht-Parfum? Eins das nach Chemie riecht und nur eine Zutat besitzt? Das wird wohl schneller wieder vergessen als erschnuppert werden. Denkste!

Raus aus dem duftgeschwängerten Laden ist dieser Hauch von Nichts tatsächlich endlich riechbar. Entweder braucht er eine Zeit, um sich auf der Haut zu entwickeln oder geht einfach neben zu starken anderen Düften in der Luft unter. Interessant, denke ich mir und wundere mich über diesen Hauch von Interesse meinerseits.

Doch dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Ich drehe meine Nase immer häufiger in Richtung eingesprühter Hand. Nah heran gehen muss man nämlich, da der Duft sehr hautnah ist. Und was ich da rieche, gefällt mir immer besser. Spätestens nach zwei Stunden hat mich dieser Unduft erobert.

Ja, Not a perfume riecht künstlich, chemisch und sogar leicht alkoholisch.
Nicht wie die klassischen Frische-Wäsche-Düfte, denen noch ein Hauch saubere Blumigkeit oder ein Spritzer Tee beigefügt wurden. Aber die pudrig-holzige Chemiemischung geht in diese Richtung. Denn trotz aller Künstlichkeit wirkt sie ganz sanft. Mich erinnert die Parfum-Negierung stark an den Duft eines Heißmangelbetriebes, der mit Dampfschwaden gefüllt ist. Oder an Blusen, die gerade frisch gebügelt werden. Herrlich!

Ob der Duft den Körpergeruch verstärkt, weiß ich nicht. Wage zu bezweifeln, dass ich wie frisch gestärkte Hemden oder eine Heißmangel rieche. Auch wenn das auf eine groteske Art schmeichelhaft wäre. Jedenfalls mag ich diese zarte Synthetikkeule. Wann man so etwas trägt, wenn man im Schrank noch so schöne, "echte" Düfte stehen hat? Keine Ahnung. Eventuell an Tagen, an denen man keine komplexen Düfte erträgt, weil man nicht abgelenkt werden will, Kopfschmerzen oder Übelkeit hat? Ob man gerade dann so eine Chemiebombe erträgt? Ich denke, ich werde es herausfinden. Ab auf die Wunschliste!
1 Antwort
Ninotschka vor 9 Jahren 11 1
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Wie auch immer...
...würde dieser Duft ins Deutsche übersetzt wohl heißen. Aber wie auch immer heißt das Parfum, an das mich Anyway direkt nach dem Aufsprühen erinnert? Nicht nur entfernt, sondern ganz stark. Ich komme einfach nicht darauf. Wie auch immer: der Start ist kräftig zitrisch mit leichter, angenehmer Säure. Aber weder mit süßer, noch mit bitterer Beinote; einfach frisch.

Hier gibt die Limette den Ton an. Auch andere grüne, leicht krautige Noten meine ich zu riechen, obwohl sie laut Pyramide nicht vorhanden sind. Die Sillage empfinde ich als etwas dezenter und komme mir mit dem Duft vor wie frisch geduscht und mit einem (guten) Eau de Cologne präpariert. Somit wirkt der Duft auf mich nicht gerade spektakulär, aber für alle Lebenslagen passend und schön stimmig. So simpel wie gut. Trotz leichter Synthetiknote, die irgendwo im Hintergrund mitschwimmt. Die rührt wahrscheinlich vom Ambroxan her. Woran mich dieser Duft erinnert, will mir immer noch nicht einfallen - verflixt nochmal. Naja, vielleicht kommt das ja im weiteren Duftverlauf.

Eine große Duftentwicklung will sich bei mir nicht einstellen. Aber bei solch einem frischen skinny Duft finde ich das nicht weiter dramatisch. Während sich eine leichte Moschusnote zur grünen Limettenmischung gesellt, scheinen Neroli und Jasmin sich vor mir zu verstecken. Blumig mag es auf meiner Haut hier so gar nicht werden. Der Frisch-geduscht-plus-Eau-de-Cologne-Effekt bleibt die ganze Zeit über bestehen, was schließlich auch nichts Schlechtes ist. Und hält sogar erstaunlich lange.

Anyway ist wie schon von anderen erwähnt kein klassischer Kandidat für die stürmische Liebe auf den ersten Blick, aber ein gutes Basic für Tage, an denen man sich einfach nur frisch fühlen möchte und einem nicht der Sinn nach großer Dramatik steht. Dann kann man mit diesem Duft bestimmt nichts falsch machen.

Und plötzlich fällt mir ein, woran mich Anyway erinnert. Schnell im Schrank gekramt, Jour d`Hermes auf den anderen Arm gesprüht und tatsächlich: wenn auch keine einigen Zwillinge scheinen sie zumindest auf meiner Haut doch Geschwister zu sein. Jour wirkt etwas lauter mit mehr Säure und einer leichten Rabarbernote, dafür fehlt der leicht synthetische Unterton. Ansonsten finde ich die Ähnlichkeit wirklich verblüffend. Wahrscheinlich ist meine Haut bei dieser zitrisch-frischen Duftrichtung durch das Schlucken der Blumennoten einfach ein Gleichmacher. Trotzdem hätte ich nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet diese beiden Düfte bei mir so ähnlich wirken. Tja, so unterschiedlich können Düfte bei verschiedenen Trägern wirken. Wie auch immer...
1 Antwort
Ninotschka vor 9 Jahren 13 4
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Sinnesrausch
Wow! Das Wort reicht leider nicht für einen aussagekräftigen Kommentar, aber trifft für mich persönlichen den Duft auf den Punkt. Beloved ist ein richtiger Wummser, aber riecht dennoch sanft. Es ist würzig und cremig, elegant und animalisch, stürmisch und feminin. Trotz all der widersprüchlichen Adjektive, die mir zu Beloved einfallen, passen all die vielen Duftnoten so perfekt zusammen, dass alles zu einem gehaltvollen, süchtig machenden Gemisch wird.

Direkt nach dem Sprühen führt der Orientale zu einem Sinnesrausch. Ich muss mich sofort ergeben, kann kaum noch denken und bin von dieser trocken-süßen Wolke wie gefangen. Einzelne Komponenten kann ich kaum heraus riechen. Wenn ich es immer mal wieder versuche und mich auf den Duft konzentriere, packt er mich erneut und führt mich in einen Strudel. Einen Wüstensturm, der Strohblumen, Hölzer, Nelken und allerhand Gewürze herumwirbelt. Auch Teile des laut Pyramide verarbeiteten Zoos blitzen auf. Um alle Details zu erkennen, wirbelt der Sturm aber zu schnell. Sofort tauchen Bilder von Dünen auf, auf die die Sonne scheint. Aber nicht in schwer erdrückender Hitze, sondern angenehm warm mit einem leichten Prickeln.

Eigentlich wollte ich nur einen frischen Duft mit leichter Würze suchen, als ich Beloved zufällig begegnete. Meine Nase streikte bereits, alles roch inzwischen noch gleicher und langweiliger als zuvor, der Verkäufer wirkte etwas resigniert und holte schließlich Beloved hervor. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt kaum noch etwas riechen konnte - den Duft roch ich und fand ihn trotz angehendem Nasenstreik extrem faszinierend. Zuhause habe ich immer wieder den bedufteten Papierstreifen aus der Parfümerie in die Hand genommen und geschnuppert. Anfangs, um mich daran zu berauschen. Nachdem ich im Internet den Preis für ein Amouage-Fläschchen herausgefunden habe, dann um das Haar in der Suppe zu finden und eine Note zu entdecken, die mich an dem Duft stört. Aber nix da. Ich legte den Papierstreifen ins Büro und jedesmal, wenn ich es betrat, war ich hin und weg von der holzig-prickelnden Aura, die sich überall verteilte. Der Streifen hielt noch Tage durch und machte aus dem tristen Arbeitsraum zumindest geruchlich ein Edelboudoir in einem orientalischen Palast. Also half alles nix, Beloved musste irgendwie her.

Der auffällige Duft ist die ideale Medizin gegen Graue-Maus-Tage. Kaum aufgesprüht, wird man direkt zur Diva.
4 Antworten
1 - 5 von 9