Phelicia

Auf einen kleinen Spritzer folgt instantan der erste Schock. Dieser Duft schneidet durch die Luft. Nichts für Schüchterne.

Süss wie ein Gourmand, mit aquatischen und auf meiner Haut sogar grünen Tönen kommt er daher und brennt sich mit seiner synthethischen Note ein. Ich entwickle eine Hassliebe. Eigentlich warte ich nur darauf, dass er wieder von meiner Haut runter geht, aber irgendwie muss ich immer wieder daran riechen. Mit der Zeit wird die Vanille dezenter und die süsslich-warm unterlegten Grüntöne dominieren.

Bei aller Amivalenz, die ich für diesen Duft aufbringe, muss ich ihm eines lassen - langweilig ist er nicht.

Es ist Weihnachtszeit, aber mit Zimtsternen hat er noch nie gekonnt. Viel zu Mainstream, denkt er. Aber wie individuell ist er wirklich?

Er wäre gern ein dominanter Typ, aber im Herzen ist er ein Kuschler. Er riecht nach seiner Backstube und seine Lieblingsgewürze sind klar zu erkennen. Er arbeitet mit Muskat, Kardamom und Lorbeer, gebacken über Zedernholz. Etwas anderes kommt ihm nicht ihn den Ofen, auch wenn er sich mit mehr schmückt, er will ja speziell sein. Und modern. Dabei hat er den Familienbetrieb vom Grossvater übernommen und die Rezepte auch kaum geändert. Seine Backwaren schmecken halt doch ein wenig altmodisch. Man kann sie schon kaufen, seine Kardamom-Schnecken sind besser als die Einheitswaren in den Bäcker-Ketten nebenan. Aber Feinkost findet man eben doch woanders. Solides Backhandwerk, einfache Rezepte. Mal für den kleinen Hunger zwischendurch.

Auf meiner Haut kommt Terre Initiale herb, aber rund - mit einer erdig-metallischen Note und dem Hauch einer beerigen Fruchtigkeit, die ich in den Duftnoten erfolglos zu finden versuche.

Der Pfeffer hält sich sehr dezent im Hintergrund - aber meine Haut hat die magische Fähigkeit, Herrendüfte weich zu klopfen. Insofern sollte man nicht zu schnell verallgemeinern. Leider hat Terre Initiale auch synthetische Anklänge, was die Freude etwas trübt.

Insgesamt ein netter Duft, nichts besonderes, aber spannender als einige Konkurrenten.

Armani distanziert sich - preislich wie olfaktorisch - vom Mainstream. Auch mit diesem Duft ist das gelungen, sogar einen Schritt weiter als sonst, würde ich meinen. Bisher empfand ich die Armani Parfums zwar als sehr gut, aber doch auch recht gradlinig. Was der Wirkung jedoch keinen Abbruch tut. (Ich liebe z.B. den Vetiver an Männern!)

Bleu Turquoise ist facettenreicher, als ich es von Armani gewöhnt bin. Auf meiner Haut kommt der Duft weich-herb, weswegen ich ihm den Unisexcharakter definitiv zusprechen würde, selbst wenn er recht maskulin daher kommt. Aber auf eine sanfte, fast schon warme Art und Weise, den auqatisch anmutenden Duftnoten zum Trotz. Er hat tatsächlich eine schöne Ambivalenz, was ich sehr schätze.

Für mich persönlich ist er ein wenig zu sehr auf der herben Seite, das Gourmand-Kind braucht auch in maskulinen Düften eine gewisse Süsse in der Basis. ;)

Zuletzt das grosse Aber: Ich muss mich konzentrieren, diesen Duft zu riechen und ich kann beinahe zusehen, wie er verfliegt. Mir fehlt es da massiv an Intensitiät und Haltbarkeit. Ich müsste wahrscheinlich darin baden um einen ausrechenden Effekt zu haben. Zugegebenermassen habe ich eine Duftfresser-Haut, aber dennoch ist der Armani derart schwach auf der Brust, dass es erwähnenswert ist. Schade.

Man könnte meinen, dass mir die Vanilleparfums bald zur Nase raushängen. Aber ein kleiner Gnom in mir kriegt riesige Augen, wann immer er die Chance hat, einen neuen Duft in seine riesige Nase zu bekommen. Und seine kleinen Arme greifen sofort um wohlriechende Parfums und unter der Mütze zaubert er einen großen Geldbeutel hervor, mit dem erbezahlt. Moment - das ist ja mein Geldbeutel. Und er wirkt nur groß, weil er von einem Gnom gehalten wird...

Dieser Vanilleduft löst keinen Greifreflex in meinem treuen kleinen Gnom aus. Ich empfinde ihn als langweilig, eindimensional und auf meiner Haut ein wenig säuerlich. Gut für meinen Geldbeutel, akzeptabel für meinen Gnom, denn in meinem Schrank sind mindestens 15 Vanilleparfums, die ihr Geld mehr wert sind, auch wenn dieses billiger ist.