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Shamis’ Blog
vor 10 Jahren - 29.09.2014
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Die Wahrheit über Geschenkideen

Vor ein paar Tagen hat Nod im Supermarkt eine tolle Entdeckung gemacht: Lebkuchenherzen! Weihnachten steht also praktisch vor der Tür. Das erinnert Nod daran, dass er sich in diesem Jahr endlich einmal rechtzeitig um die Geschenke kümmern will. Nicht, dass er über Weihnachtsgewinnspiele, Parfumwichteln und andere Ablenkungen wieder fast darüber hinwegkommt. Sein seit langem ausgeklügelter Masterplan sieht vor:

1. mit dem Eintreffen des Weihnachtsgebäcks beginnt die Jagd auf die Geschenke

2. mit dem Eintreffen der ersten Nikoläuse muss die "Aktion Weihnachtsgeschenk" abgeschlossen sein.

Ob es sich bei letzteren um Schokoladen- oder echte Nikoläuse handelt, möchte Nod sich vorerst noch offen halten.

Ein äußerst enger Zeitrahmen, der jedoch, so hofft Nod, mit viel gutem Willen zu schaffen ist. Unverzüglich macht er sich daran, die Wunsch- und Merklisten seiner Lieben zu studieren, um so erste Anhaltspunkte ausfindig zu machen. Praktisch sind die Listen ja, findet Nod. Oder besser gesagt: praktisch wären sie, wenn es bei diesen Listen nicht dermaßen drunter und drüber gehen würde! Zum Beispiel hier: an die hundert Wunschkandidaten - wozu jemand unter diesen Umständen weitere achtzig Parfums auf die Merkliste setzt, will sich Nod bei aller Liebe zum Duft nicht ganz erschließen. Zusätzliche Listen in der eigenen Sammlung wie "Eines Tages..." machen die Sache nun auch nicht eben übersichtlicher oder gar leichter. Nod ist verzweifelt. Gerade mal ein Wünschlein oder zwei von über hundert zu erfüllen, das ist doch unbefriedigend! Fast schon geizig kommt ihm das vor... Was sind das aber auch für unverschämte Wunschzettel? Seine eigenen, in der Kindheit verfassten, sahen seiner Erinnerung nach um einiges bescheidener aus. Ganz davon abgesehen, dass die ja für den Weihnachtsmann gedacht waren. Wenn er sich die Wunschlisten seiner Lieben so anschaut, scheinen einige von ihnen ihren Glauben an den nicht verloren zu haben.

Noch schlimmer sind nur die Listen, die durch Leere glänzen. So vollkommen wunschlos glücklich kann man doch wohl nicht sein! Und selbst wenn, könnte man zumindest mal den einen oder anderen Eintrag in die Merkliste wagen. Sich auf Parfümix tummeln, sich aber kein einziges Parfum wünschen und nicht mal eines testen wollen - ein derartiges Desinteresse regt Nod auf. Wozu gibt es überhaupt diese Listen, wenn sie gar nicht genutzt werden? Oder von oben bis unten dermaßen vollgekritzelt werden, dass sie dann irgendwie auch keinen Sinn mehr machen. Vielleicht sollte er mal ein paar dezente Hinweise unter diese lächerliche Listen schreiben: "Es gibt keinen Weihnachtsmann!" unter die einen, "Man darf hier auch etwas notieren!" unter die anderen. Doch zuallererst muss er sich ein Bild davon machen, wie es insgesamt auf Parfümix um diese Listen bestellt ist.

Schnell wird klar: es sieht nicht gut aus. Sicher, ein Teil hat den Sinn und Zweck der Listen erkannt und führt sie ordentlich. Eine angemssene Anzahl von Düften, die man gerne mal kennenlernen würde und Wünsche, die im richtigen Verhältnis zur Sammlung stehen. Doch nach dem Motto "Was die einen zuviel haben, haben die anderen zuwenig!" trifft er auch immer wieder auf die traurigen Listen der Verschlossenenen, die ihr Herz keinem neuen Duft schenken, ja nicht einmal den kleinsten Versuch in die richtige Richtung unternehmen wollen, sowie auf das Gegenteil in Form von Wunschlisten, welche die aktuellen Sammlungen um ein Vielfaches überbieten.

Beunruhigt über diese Entwicklung und erschöpft von der erfolglosen Suche nach Weihnachtsgeschenken beschließt Nod, darüber eine Nacht zu schlafen. Im Traum darf er dann selbst über einer Wunschliste, nein einem Wuschzettel brüten. Seine Hand umklammert einen altmodischen Füllfederhalter, vor ihm liegt ein leeres Blatt Papier. In Schönschrift, oder was man so nennt, notiert er: ein Schlauchboot, W&M House Malt 1999, Fire Island, Hausschuhe, Lagavulin 16y, einen Goldhamster... Er ist schon sehr gespannt, welchen Wunsch ihm der Weihnachtsmann wohl erfüllen wird. - Welchen Wunsch?

Nod schreckt hoch. Jetzt fällt es ihm wieder ein: aufschreiben darf man alles. Muss man aber nicht. Irgendwann ist nämlich bei ihm die Lust erloschen, Wunschzettel zu schreiben - die Wünsche dagegen nie. Das, so grübelt er, erklärt wohl auch die unterschiedliche Handhabung der Listen auf Parfümix. Die einen schreiben alles auf, was das Herz begehrt, wenn auch ganz ohne Anspruch auf Erfüllung. Die anderen brauchen nichts aufschreiben, weil sie ihre Herzenswünsche eben im Herzen haben und nicht zusätzlich notieren müssen. Jeder wie er will. Zufrieden verputzt er zum Frühstück die kürzlich im Supermarkt erstandenen Lebkuchenherzen.

Zwar hat sich die Frage nach den Geschenken noch nicht geklärt, doch er fühlt sich da zuversichtlich. Ist ja schließlich noch etwas Zeit, bis die ersten - echten - Nikoläuse eintreffen werden, und ein paar Ideen hat er ohnehin schon. Muss ja nicht immer Parfum sein. Wenn es aber Parfum sein soll, könnte er mal in der Duftberatung nachfragen. Oder einen Blick auf die persönlichen Duftvorlieben werfen. Da ist der Platz nämlich begrenzt... Die ganz hartnäckigen Fälle wird er kurzerhand um eine persönliche Liste bitten. Nicht für den Weihnachtsmann, sondern für Nod. Vergnügt beginnt er, eine eigene Liste mit seinen wichtigsten Vorlieben und Wünschen zu erstellen. Könnte ja sein, dass jemand danach fragt...

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