Smellie13

Smellie13

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1 - 5 von 28
Smellie13 vor 7 Monaten 17 4
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Zwischen 2 Stühlen… äh Bienenstöcken
Wenn ich die zahlreichen Statements wie eine emsige Biene die bunten Blüten überfliege, sticht mir eines ins Auge: Es scheint so, als ob es bezüglich der Erwartungen an diesen Duft zwei Fraktionen gibt, und beide wurden wohl tendenziell enttäuscht.

Auf der einen Seite finden wir die, ich nenne sie ‘mal “ Süßchleckermäulchenhummeln”, auf der anderen Seite haben wir die “ Schnüffelentdeckerbienen”. Die einen lassen sich gerne gemütlich im kuscheligen Blumenfeld nieder, die andere ziehen gerne herum auf der Suche nach Blüten, die einen komplex komponierten Duft verströmen.
Den einen hätte der Duft gar nicht süß genug sein können und sie stören sich an der herben Tabak/Oud-Note, die anderen nehmen fast nur zu viel Honigsüße wahr und vermissen Innovation.

Ich zähle mich zur ersten Gruppe und habe mir einen authentischen süßen Honigduft, gepaart mit der typischen und genialen rauchigen Guerlain-Vanille erhofft.
Und mit rauchig meine ich eben nicht die Note, die aus dem für mich immer eher würzigen Tabakrauch resultiert.
Diese leicht rauchig-wachsige Note haben sie in den Shalimar Millèsime Flankern der letzten Jahre ganz wunderbar hinbekommen und ich kann mir diese Kombi aus Honig und wachsig-rauchiger Vanille nebst leichten Gewürzen bestens vorstellen. Mehr hätte es für mich nicht gebraucht.
Natürlich hat die Bezeichnung “Tabacco” im Namen und auch das angeführte Oud meine Hoffnung schon ein bisschen gedämpft.
Die Süße sollte auch gar nicht zu quietschig, schreiend süß sein, sondern sich wie in eine kuschelig wachsige Wabe gehüllt anfühlen.

Der Duft…

…ist schnell beschrieben. Es ist ein durchaus harmonischer ausgeglichener -trara, hier bleibt die Überraschung nämlich leider völlig aus - Honigtabakduft. Alle anderen Noten sind für mich eher Beiwerk, reichen nicht aus, um diese gewisse Raffinesse, die sich “die Schnüffelentdeckerbienen” wohl gewünscht haben, aufkommen zu lassen.
Die Oudnote gibt dem Duft für mich von Anfang an eine gewisse Herbheit, die ich dann eher „maskulin assoziiere“. Der Vanille gelingt es erst nach Stunden, sich aus dem zähflüssigen Honig zu befreien und erste Lebenszeichen zu senden.

Tobacco Honey reiht sich nahtlose in eine lange Reihe bekannter Tabak-Honigdüfte ein. Er erinnert mich an günstigere Varianten wie Sexual Healing oder Velvet Teddy, aber auch Back to Black oder H-100 Jubilèe klingen da an.

Keine Frage, es ist ein, für Guerlain selbstredend, qualitativ hochwertiger, durchaus schöner Duft, der bestimmt auch seine AnhängerInnen hat. Meine Erwartung wie oben angeführt trifft er leider gar nicht und er ist selbst mir als gemütlicher “Süßschleckermäulchenhummel” irgendwie langweilig. Hier kann ich die “Schnüffelentdeckerbienen ” gut verstehen, denen jegliche Neuheit fehlt und für die der Duft daneben auch noch zu süß geraten ist.

Ich habe den Eindruck, dass Guerlain mit Tobacco Honey versucht hat, auf Nummer Sicher zu gehen. Bei diesem Bemühen, eine möglichst breite Fangemeinde zu bedienen, haben sie sich aber scheinbar eher zwischen 2 Stühle... äh Bienenstöcke gesetzt.
Ich flieg‘ dann ‘mal weiter.

4 Antworten
Smellie13 vor 10 Monaten 19 8
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Südseezauber im Flakon
Bora Bora ist eine 30 km2 kleine Insel im Südpazifik (Bildungsmodus wieder off ;), und auch wenn vermutlich die meisten von uns noch nicht das persönliche Vergnügen hatten, sind uns allen die bezaubernden Bilder von türkisfarbenen Lagunen, malerisch gewachsenen Kokospalmen an weißen Sandstränden, das Ganze umgeben von satter grüner Vegetation als kitschiger Inbegriff eines tropischen Urlaubsparadieses vertraut.

Meine Duftreise zu Giardini di Toscana’s Borbabora hat mich über meine mich regelmäßig im Frühsommer ereilende Sehnsucht nach einem schönen Kokosduft geführt.

Gleich vorweg, dieser Wunsch nach dem typisch süß-cremigen Raphaelo-Kokosduft wird mit Borabora nicht erfüllt. Und wenn wir schon dabei sind, es ist auch kein Duft, der das Thema “authentische Sonnencreme” aufnimmt wie beispielsweise Nivea Sun oder 19 Louanges Profanes, ich habe auch keine Assoziation zum eher tuberosigen Soleil Blanc und es ist kein Pinacoladaduft, wie wir ihn in Virgin Island Water finden.

Mir fällt eigentlich gar kein anderer Duft ein, der wirklich ganz ähnlich wäre. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb ich zu Beginn ein bisschen "gefremdelt" und mich fast etwas überrumpelt gefühlt habe. So als ob ich gerade auf der Insel angekommen bin, und bevor ich mich noch umschauen und orientieren kann, sogleich in traditioneller Manier überschwänglich eine Kette aus frisch geknüpften tropischen Blüten umgehängt bekomme.

Nun also zum Duft:

Er startet wie bereits bildlich angedeutet mit einer großartigen Ladung exotischer Blüten plus einem Hauch Aprikose. Obwohl die Blüten wirklich üppig sind, sind sie zum Glück dennoch nicht schwülstig. Es wird hier in der genau richtigen Dosierung gearbeitet und es riecht an keiner Stelle synthetisch oder überladen. Es ist eher eine warm-weiche natürlich duftende Blütenwolke, in die man gehüllt wird.

Die Aprikose kann ich zunächst eher nur direkt an der aufgesprühten Stelle erschnüffeln. Dafür spielt sie sich aber in der weiteren Duftentwicklung immer wieder in den Vordergrund und diese süße reife Aprikose, die mir dann um die Nase weht, ist wirklich zum Niederknien schön.

Kokos nehme ich einerseits im Laufe der Entwicklung als milchige Creme wahr, andererseits weht mir immer wieder eine nussige, leicht würzige Note um die Nase.

Im Drydown gesellt sich noch eine leicht karamell-gourmandige Facette dazu, die der in Bianco Latte, allerdings in wesentlich abgeschwächter Form, ähnelt.

Ich finde, dass das Thema Südseeinsel hier wirklich perfekt umgesetzt wurde. Es ist schon eine Kunst, so unterschiedliche Duftaspekte wie tropische Blüten, fruchtige, nussige, cremige und gourmandige Noten in solch einer ausgewogenen und harmonisch-weichen Weise zu verbinden.
Im weiteren Duftverlauf wechseln sich diese einzelnen Noten immer wieder ab, gehen ineinander über, vermischen sich zu immer neuen Kompositionen, so dass es wirklich spannend bleibt und es auf dieser Insel immer wieder “Neues zu entdecken” gibt.
Diese Noten wieder in ein malerisches Bild umzusetzen überlasse ich gerne Eurer Fantasie.

Eventuell spürt man in diesem Fall tatsächlich auch, dass das traditionelle in der Toskana ansässige Familienunternehmen Giardini di Toscana auf hochwertige, biologisch und ökologisch nachhaltige Inhaltsstoffe setzt. Sie nennen das bezeichnenderweise “Ökoluxus”.

Fazit:

Borabora vermittelt wahrlich Südseevibes, Leichtigkeit voller bunter Blüten und cremig-fruchtiger, dezent süßer Eleganz, und das in einer spannenden und changierenden Mischung. Ich empfehle, dem Duft ganz entspannt ein bisschen Zeit zu geben, die Duftinsel sozusagen in neugieriger Gelassenheit zu erkunden und die Kulisse der unterschiedlichen Duftfacetten und deren Zusammenspiel in Ruhe auf sich wirken zu lassen.

Der Urlaub aus dem Flakon übt seinen Zauber einige Stunden in gut wahrnehmbarer Form aus.
Und nachdem ich sehr wahrscheinlich auch heuer nicht auf diese traumhafte Insel kommen werde, ist die "Insel im Flakon" nun am Weg zu mir. Aloha.

8 Antworten
Smellie13 vor 3 Jahren 10 4
9
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
„Du kannst mich Iris nennen“...
…sagte sie mit einem kecken Augenzwinkern und lächelte mir aufreizend zu...

Mit Iris ist es ja so, ich liebe sie, in all ihren Erscheinungsformen und Facetten, und sollte ich jemals meinen Heiligen Duftgral finden, bin ich zutiefst davon überzeugt, dass es ein Duft mit Iris sein wird.
Ich gehe davon aus, dass ich damit in diesem Forum und generell unter DuftliebhaberInnen nicht alleine bin, und so stelle ich die Hypothese auf, dass diese Iris-Begeisterung einer imaginären „Iris-Fangemeinde“ durchaus schon zu den Duftherstellern durchgedrungen sein könnte.
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und traue mich den Verdacht äußern, dass die Aufnahme des „Reizwortes Iris“ in den Parfumnamen sehr bewusst gewählt wird, um uns Irisfans wie „Motten ans Licht“ anzulocken.

..mein Herz schlug sofort höher und wie hypnotisiert folgte ich ihr nach...

Was sie dabei aber womöglich nicht so genau bedacht haben, ist die Tatsache, dass bei uns dadurch ganz automatisch sehr hohe Erwartungen geweckt werden. Und wir wissen ja, je höher die Erwartung ist, umso größer schlägt eine nachfolgende mögliche Enttäuschung auf.
Und ich denke, genau das ist mir und den Statements nach zu schließen auch schon einigen Anderen mit Call Me Iris passiert.

...das, was sie mir so verheißungsvoll mit ihrem selbstbewussten Auftritt versprochen hatte, konnte sie beim näheren Kennenlernen leider nicht einhalten. Wenn ich mich nicht direkt auf sie fokussierte, konnte es passieren, dass ich sie gar nicht mehr wirklich wahrnahm. Wo war nur das feurige Blitzen in den Augen, wo war nur ihre Ausstrahlung hin…

Das, was schon nach kurzem auffällt, ist eine leider wirklich sehr sehr schwache Projektion, und das halte ich bei einem Duft dieser Preisklasse schon für enttäuschend.
Anders als meine Vorschreiberinnen kann ich aber tatsächlich sämtliche angeführte Duftnoten gut wahrnehmen. Ich finde, es ist schon so, dass man kriegt was drauf steht.

Der Duft startet pfeffrig-pudrig-zitrisch. Pfeffer und zitrische Noten halten sich gut das Gleichgewicht, es ist keine spritzig saure frische Note, sondern man erhält eher den Eindruck einer herben, in der Nase kitzelnden Zitrone.
Nach und nach kommen ebenfalls Hand in Hand die Iris und der Weihrauch auf die Bühne. Die Iris wirkt durch die anhaltende leichte Zitrusnote so ähnlich wie in Nuée Bleue oder Poudre Désir, entfernt erinnert sie vielleicht auch an die „Prada-Iris“.
Mit Weihrauch in Düften habe ich nicht so viele (gute) Erfahrungen, weil er mir bald einmal zu stark erscheint. Das ist hier anders, ich rieche zwar eindeutig Weihrauch, aber in einer sehr zurück haltenden Form. Gemeinsam mit der Iris entsteht eine fast ätherische in der Luft scheinbar zum Stehen gekommenen Duftwolke.
Nach und nach gesellt sich eine süßliche Holznote dazu, die dann eine Brücke in eine schöne vanillige Basis schlägt. Die Vanille ist leicht rauchig, leicht holzig-würzig und meinem Empfinden nach nicht besonders süß. Sie ist ähnlich der Basis von Mitsio Vanille oder wahrscheinlich mehreren bekannt, von Eau Duelle oder Vanille Insensée. Die vorher eher rauchig-pudrige Konsistenz wandelt sich nach und nach in Balsamisches um, und hin und wieder bilde ich mir zumindest ein, tatsächlich den Geruch von Tannennadeln wahrzunehmen.

...schließlich nahm ich mir doch die Zeit, mich auf sie einzulassen, und so hatte sie Gelegenheit, mich hinter ihre aufgesetzte „Iris-Fassade“ blicken zu lassen und was ich da sah, gefiel mir dann durchaus gut…

Interessanterweise kann ich noch Folgendes vermerken: heute Morgen habe ich mich mit Quelques Fleurs Royal Extrait beduftet. Ich konnte ihn nach ein paar Stunden noch wahrnehmen, war aber schon bereit für einen weiteren Duft und habe mir Call Me Iris aufgesprüht. Dies hat einen regelrechten Booster-Effekt zur Folge gehabt. So, als ob sich die schon eher setzenden Moleküle wieder auffrischen und aufrichten und gleichzeitig mit einer weiteren interessante Note ergänzt werden. Dieser wirklich starke und bemerkenswerte Effekt erinnert mich an die Layer-Wirkung von Molecule-Düften.

...dort, wo ich also nach meiner ersten Enttäuschung gemeint hatte, Charakter und Profil zu vermissen, entpuppte sich mein Gegenüber als strahlendes, in sich stimmig ruhendes Wesen. Extrovertiert und laut, nein laut ist sie wahrlich nicht, aber mittlerweile genieße ich das unaufdringliche harmonische Zusammensein mit ihr. Auch ein Zusammentreffen mit Anderen funktioniert reibungslos und erweist sich als bereichernd.

...und mittlerweile bin ich fast davon überzeugt, dass Iris tatsächlich ihr wahrer Name sein könnte…

4 Antworten
Smellie13 vor 3 Jahren 26 12
6
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Der Sommer-Schal unserer Duftgarderobe
Mit dem Konzept, einen Duft aus einzelnen rein synthetischen Duftstoffen herzustellen, hat Geza Schön Anfang der 2000er Jahre etwas Innovatives geschaffen. Er verpackte das bislang in anderen Parfums als Duftverstärker verwendete Molekül ISO-E-Super quasi solo und unverdünnt in Parfumform.

So einzigartig die Idee und so besonders die Düfte in ihrer Wirkung auch sind, konnten mich sämtliche „Molecules“ bisher nicht so wirklich begeistern.
Sie haben mich schon durch ihre Weichheit und durch den umschmeichelnden Effekt beeindruckt. Einmal nimmt man sie deutlich wahr, dann sind sie wieder weg, dann kommen sie wieder, wie ein On/Off-Überraschungseffekt, den man nicht selber steuern kann.
Zum direkten Vergleich beziehe ich mich jetzt auf "Molecule 01 | Escentric Molecules", und dieser war bei mir mehr auf Off gestellt, ich konnte ihn kaum wahrnehmen und er war dann für meinen Geschmack doch etwas zu einseitig holzig.

Als großer Irisfan war ich natürlich dennoch auf "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" sehr gespannt, hatte aber nicht wirklich damit gerechnet, dass mir der Duft dermaßen gut gefallen würde.
Gleich vorweg, ich empfinde ihn wesentlich weniger holzig als "Molecule 01 | Escentric Molecules", es ist hier eher so ein frischer ätherischer Holzduft. Gleichzeitig ist dieses leicht "pritzelige Molecule-Gefühl" in der Nase, das ein ganz besonderes Dufterlebnis für unsere ver- und gewöhnten Nasen bereit stellt, auch hier vorhanden.
Und ich kann ihn ganz deutlich und durchgehend und das über eine lange Zeit bestens wahrnehmen.
Also gleich schon ‘mal zwei Pluspunkte vorne weg.

"Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" hat mich vom ersten Sprüher weg geflasht und ich hüpfe freudig direkt in die Mitte der Fangemeinde.
Der Duft ist wie Einlaufen in den Heimat-Dufthafen, wie etwas, auf das ich insgeheim schon immer gehofft hatte, dass es das gibt.
Aus dem Flakon aufgesprüht, springen dir die strahlenden Moleküle mit offenen Armen sofort entgegen, mit dabei, gleichberechtigt Seite an Seite, ist eine weiche Zitrusnote, gepaart mit einer süßlich-herben Note, die mich an Lavendel erinnert.
Das Ganze ergibt einen sehr sauberen straighten Eindruck und er löst bei mir augenblicklich Sommerassoziationen aus, die Zitrone gibt einen gewissen Frischekick und diese herb-aromatische Note erinnert an den Duft diverser Gräser.

Ist dir "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" also in seiner vollen Pracht einmal eilig entgegen geströmt, gibt er dir nachfolgend eine warm-weiche Umarmung und legt sich dann anschmiegsam wie ein luftig-leichter lila-zitrischer Sommerschal um dich. Es ist Weichheit in Perfektion, die dich entlang deiner Bewegungen wie eine weich-wabernde Schalwolke begleitet. Ich nehme den Duft eher kühl war, daher sehe ich auch noch silbrig-graue Fäden mit verwoben.

Ein Vergleich mit "Intense So Iris | Montale" ist durchaus angebracht, es sind die absolut gleichen Iris-Vibes: Trockene Schminke-Iris, saftige Zitrone und sanftes pudriges Holz. Im Vergleich empfinde ich die Zitrusnote im "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" wesentlich dezenter und der Duft ist allgemein um einiges weicher. Beim "Intense So Iris | Montale" war mir mit der Zeit auch die Moschusnote etwas too much und der Duft hat für mich einen leicht maskulinen Charakter angenommen.

Die Molecule-Düfte wurden ja auch zum Layern konzipiert, sie sollen die Haltbarkeit anderer Düfte verlängern und einzelne Noten verstärken, so dass sie einen gewissen neuen Drive bekommen.
Ich war bisher kein großer Fan vom Layern. Durchaus hat sich schon das eine oder andere Mal eine angenehme Kombination ergeben, wenn sich zum Beispiel die Duftreste vom Vortag auf einem Tuch mit dem aktuellen Tagesduft vermischt haben. Aber meistens ist es mir dann doch um die Einzigartigkeit der Düfte schade.
Beim Layern mit "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" erlebe ich eine gewisse paradoxe Wirkung. Einerseits macht er die gelayerten Düfte runder und weicher, anderseits hebt er einzelne Facetten hervor. Und faszinierenderweise passiert diese Mischung in genau der richtigen Art und Weise, das, was vielleicht etwas zu viel war in einem Duft, wird dezent zurück genommen und andere Facetten werden verstärkt und präsenter. Es ist immer noch als der gleiche Duft erkennbar, aber es entsteht sozusagen eine Variation davon.
Und zusätzlich mit im Paket ist stets diese herrlich trocken-pritzelige Irisnote, die ich so liebe, und die sich erstaunlicherweise wunderbar in sämtliche Düfte passend einfügt.

Anfangs habe ich meine Irisdüfte gemeinsam mit dem "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" getragen, mittlerweile bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass damit sämtliche Düfte ganz wunderbar kombinierbar sind, selbst Gourmanddüfte.
Er ist also vielseitig verwendbar.
Variante 1: Ich trage morgens einen Tagesduft und gleich dazu auch noch "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" auf.
Variante 2: "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" kommt erst im Laufe des Tages dazu, wenn der andere Duft schon ein bisschen an Strahlkraft verliert.
Variante 3: "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" wird solo getragen.
Three in one sozusagen.

Mit "Molecule 01 + Iris | Escentric Molecules" hat man also einerseits ein wunderschönes Einzelteil, das aber auch bestens mit sämtlichen anderen Stücken der vorhandenen Duftgarderobe tragbar ist.
Ich bin richtig gehend verliebt und warte nur noch auf den Sommer.




12 Antworten
Smellie13 vor 3 Jahren 17 6
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
La dolce vita
Kurz voran geschickt: jene von Euch, die weniger an meiner allegorischen Rahmengeschichte interessiert sind, können gerne gleich direkt beim Punkt „zum Flakon“ bei meinen olfaktorischen Eindrücken einsteigen.

Unter der Kategorie „neu und beachtenswert“ auf der Parfumo-Startseite haben die fünf fröhlich bunten Bvlgari- Flakons der Allegra-Serie Anfang des Jahres sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Über die Flakons in klassischer Zuckerlform kann man bestimmt stark unterschiedlicher Auffassung sein, ich persönlich oute mich als der Neigungsgruppe „love at first sight“ zugehörig. Von der Farbkombination her hat mich Rock’n’Rome am meisten angesprochen und erfreulicherweise hat auch die Duftpyramide mein größtes Interesse geweckt.
Als ich Ende März langsam begann, mich von einer körperlich und auch psychisch belastenden Erkrankung zu erholen (ihr ahnt es vielleicht schon, es hat mich tatsächlich dieses fiese Covid-19-Virus erwischt gehabt), konnte ich jedes nur erdenklich positive Gefühl für den Heilungsprozess brauchen.
Mein Handlungsspielraum war zu dem Zeitpunkt noch stark eingeschränkt und so habe ich mich an drei Online-Käufen erfreut. Meine Auswahl fiel auf ein buntes Sommerkleid, eine grau-metallisch glänzende Ledertasche und Rock’n‘Rome.

Laut Parfumeur Jacques Cavallier soll jeder Duft der Kollektion für ein bestimmtes italienisches Lebensgefühl stehen. Und voilà, nachdem uns ja allen das Geheimnis der Raum/Zeitreise-Zauberkraft von Düften bekannt ist, fand ich mich in meinem neuen Kleid auf der Terrasse eines gemütlichen Cafés in der römischen Altstadt wieder.
Es ist ein warmer Frühlingstag, ich bin in angenehmer Begleitung und mein Blick fällt auf eine altehrwürdige Piazza, in deren Mitte ein pittoresker Springbrunnen angenehm beruhigende Plätscherlaute von sich gibt, kurzum-ich bin mitten in la dolce vita.
Die aus früheren Italienurlauben bekannte und von Kindheitstagen an heiß begehrte kleine Glasflasche mit dickflüssigem gelb-goldenem Nektar steht vor mir und verströmt ihren fruchtig-verlockenden Aprikosenduft. Dazu gibt es eine heiße Schokolade, die mir leicht rauchig in die Nase steigt. Dazwischen schnüffle ich an meiner neuen weichen Ledertasche. Mein Begleiter verhält sich angenehm ruhig an meiner Seite, er verlangt nicht nach meiner Aufmerksamkeit, sondern genießt mit mir diesen wundervollen sinnesfreudigen Augenblick.

Zum Flakon:
Der 100ml- Flakon hat mich mit seiner Größe überrascht- er gehört mit seinen 13 Zentimetern Höhe und 5 Zentimetern Breite mit zu den größten Flakons meiner Sammlung. Die Farbe ist in natura genau so schön und bunt wie auf den Bildern abgebildet. Die Ausführung lässt nichts zu wünschen übrig und ist mit seinen Gold- und Glaselementen detailreich gearbeitet und dem schweren Stoppel sehr wertig. Der Sprühstoss ist leichtgängig, aber recht stark, Dosieren ist also eher schwierig, wenngleich man den Duft kaum überdosieren kann-aber dazu später.

Zum Duft:
Rock’n‘Rome startet mit einer sauer-zitrischen Note, die sich schon nach ein paar Sekunden in eine frische Fruchtnote wandelt. Meine Nase erreicht der authentische Duft von Aprikosen, die von Anfang an von einer dezenten Ledernote begleitet werden.
Obwohl es der Flakon vermuten ließe, hat der Aprikosenduft keine quietschige Zuckerlsüße, sondern duftet tatsächlich nach saftigen Aprikosen.
Der Parfumeur Jacques Cavallier beschreibt Rock’n‘ Rome als likörartig.
Likör im Sinne von Alkohol kann ich so nicht nachvollziehen, wobei ich tatsächlich hin und wieder in einer bestimmten Phase des Duftverlaufes auch die eine oder andere überreife Frucht wahrzunehmen glaube, aber zum Glück ist dieser leichte Hauch stets gleich wieder vorüber. Wenn er jedoch damit diese dickflüssige Konsistenz eines leckeren Aprikosennektar meint, finde ich es wiederum sehr passend.
Der fruchtig-blumige Duft des Osmanthus geht hier als pudrige Pfirsichnote eine sehr harmonische Melange mit der Aprikose ein. Anders als in Le Gemme – Coralia zeigt sich die Ledernote des Osmanthus hier sehr weich und dezent und auf keinen Fall hervorstechend oder synthetisch. Ich rieche sie eigentlich nur, wenn ich meine Nase direkt an die beduftete Stelle halte. Ansonsten trägt sie wohl zu einer gewissen Eleganz bei und hebt den Duft aus der Riege beliebiger Fruchtparfums, die ja auch leicht einmal ins Girliehafte abdriften können, ab.
Wenn sich der Duft Richtung Basis hin wandelt, überlässt die Aprikose einen Teil ihrer Präsenz dem Benzoe. Rock’n’Rome bekommt dann auch eine gewisse balsamische Note, die sich ganz wunderbar einfügt und dem Duft nun eine passende Geerdetheit und auch Kuscheligkeit beifügt. Wenn ich wiederum direkt an der bedufteten Stelle schnüffle, kann ich Schokoladenaroma wahrnehmen.

Aber…
Für all jene, die gerne Statementdüfte tragen, kann ich keine Empfehlung aussprechen. Rock’n’Rome ist wirklich ein sehr dezenter Duft. Es ist ein schöner Duft, in seinen Komponenten ausgewogen, hat einen interessanten Verlauf, aber seine Sillage ist definitiv schwach. Er ist ein stiller Begleiter, der für Dich da ist und Dich erfreut, wenn Du Dich ihm bewusst zuwendest, der aber ansonsten eher im Hintergrund bleibt. Die Haltbarkeit ist mit ein paar Stunden durchaus gegeben, aber es braucht nach einiger Zeit so ein bewusstes Aufmerksamkeit-Ausrichten, um ihn wahrzunehmen. Wer hingegen einen leichten unaufdringlichen Duft für die wärmeren Jahreszeiten sucht, ist mit ihm durchaus gut beraten.
Möglicherweise ist die schwache Sillage durchaus so gedacht, da ja die fünf bunten Allegraflakons mit weiteren fünf sogenannten Magnifying Essences (50ml, weiß, ebenso in Zuckerlform) lanciert wurden. Jene sind dazu gedacht, das Parfum durch bestimmte Noten-verfügbar sind Musk, Bergamot, Patchouli, Vanilla und Rose- veredelnd zu ergänzen bzw. zu verstärken und persönlicher zu gestalten.

Für mich ist Rock’n’Rome ein sehr fröhlicher und lebenslustiger Duft, der bestens in den Frühling oder in die Sommerzeit passt. Er verströmt Leichtigkeit und Unbeschwertheit und hat trotz seines zurückhaltenden Auftrittes die Kraft, angenehme Kindheitserinnerungen auszulösen oder uns auch wie beschrieben mitten in la dolce vita zu katapultieren.
6 Antworten
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