Verbena

Verbena

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1 - 5 von 6
Verbena vor 26 Tagen 17 17
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Haltbarkeit
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Duft
Dabei liebe ich Bergamotte…
Es wird gewalkt und geschrubbt. Soweit so gut. Waschpulver? Weichspüler? Shampoo? Jedenfalls ordentlich beblümelt und irgendwas mit Meer und blasser Sonne obendrauf. Noch’n Klacks Frucht-Something druntergegabelt. Der Traum von einer lupenrein zurechtgeflufften Zivilisation?

Ergoproxy sagt Putzmittel. Irgendwelche Haushaltschemie jedenfalls. Not my cup of Zitrik. Und ich wünschte, der Ozean wäre wenigstens von Kitsch-Kinkade und damit irgendwie bildlich greifbar. Recht enttäuschend lahmt die Bergamotte herum, da eben nur angetäuscht. Als könne sie sich selbst nicht recht riechen, die verirrte Loserin. Irgendwie fühle ich mit ihr und würde ihr gern meinen Trost und auch Geleit anbieten.

Aber ach, der Rest des Weges ist nur saubermoschusblumige Öd-Frische. Ich wünschte, es würde irgendwie moosen im Synthie-Grün, wie die Pyramide verspricht.

Angeschissen. Ich kneife und suche mit schlechtem Gewissen das Weite. Menno, dabei liebe ich Bergamotte…

Lieben Dank @Yatagan für die Testgelegenheit. Wie verschieden Nasen doch manchmal schniefen…
17 Antworten
Verbena vor 7 Jahren 49 27
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Nicht jetzt, nicht heute, doch irgendwann
Leise raschelndes Waldgras. Flügelschlagen im dichten Geäst über ihnen. Verschwörerisches Flüstern. Ein Zweig knackt. Plötzlich Kriegsgebrüll. Zwei Brüder – beide neun – springen hinter knorrigen Stämmen hervor. Ihre kleine Schwester kreischt auf, erschrocken und verzückt zugleich. Endlich hat sie sie gefunden. Die Zwillinge wollen sich auf sie stürzen, doch sie ist zu flink für sie. Sie entwischt und dreht ihnen eine lange Nase. Bald werden sie es leid, dem Mädchen nachzujagen. Immerhin haben sie heute schon stundenlang Beeren gesammelt. Die ganze Lichtung duftet danach. Sie lassen sich erschöpft neben ihre Eltern ins Gras fallen. Vater und Mutter haben den Kindern beim Spielen zugeschaut, sie niemals aus den wachsamen Augen verlierend. Jetzt lächeln sie sich verstohlen an, wohl wissend um den Zauber, der sie beide einst hier zusammenführte.

Der Vater gibt den Söhnen ihren spannenden Fund zurück, einen von der Sonne ausgebleichten Marderschädel, den die Jungen vorhin mit wohligem Schaudern unter Beerensträuchern hervorgezogen hatten. Wahrscheinlich werden sie sich zu Hause darum streiten. Ihre Schwester hat andere Pläne. Ihr Abenteuer hat gerade erst begonnen. Es gibt so viel zu sehen und zu finden. Sie dreht sich im Tanz mit Schmetterlingen und lässt glänzende Käfer über ihre Hände krabbeln. Sie fängt eine Eidechse und lässt sie wieder frei. Ein Eichhörnchen flüchtet in Panik den nächstbesten Baum hinauf. Die Kleine gluckst vor Vergnügen.

Elfen umringen sie neugierig wie frohlockende Sonnenstrahlen, doch sie kann sie nicht sehen. Sie erlauben es nicht. Noch nicht. Ein Faun beobachtet sie, leise lachend, doch sie kann ihn nicht hören. Noch nicht. Er kennt das Geheimnis, das sich ihr eines Tages offenbaren wird. Nicht jetzt, nicht heute, doch irgendwann.

Unter dicken Wurzeln, halb verborgen im Erdreich, findet sie ein Päckchen. Es ist in grünwürzige Farnwedel gehüllt und umschlungen von einem Faden aus weißem Zwirn. Aufgeregt, doch vorsichtig löst sie den Knoten, wickelt den Inhalt aus und betrachtet ihre Beute. Getrocknete Beeren, Tannenzapfen, zart gesprenkelte Eierschalen und bunt schillernde Federn, alles gebettet auf ein weiches Moospolster. Den weißen Faden lässt sie fallen, unnütz jetzt. Ihr Kleidchen hat ja tiefe Taschen.

„Schaut, was ich gefunden habe!“ Sie breitet ihre Schätze vor Vater und Mutter aus und grinst verschmitzt. „Das habt ihr doch für mich versteckt.“ Die Eltern schütteln lachend den Kopf, doch die Kleine lässt sich nicht beirren: „Ihr habt es ja extra zusammengebunden mit einem weißen Faden.“ Ein dunkler Schatten huscht über das Gesicht ihrer Mutter, ein Hauch von Verzweiflung. Sie reißt das Mädchen an sich, inbrünstig, ungestüm. Gierig saugt sie den Duft ihrer kleinen Tochter ein, der ihr nach dem Spielen anhaftet wie eine zweite Haut. Die bitterdunkle Süße reifer schwarzer Johannisbeeren, herbgrün krautiger Blättersaft, klebrige Tannenzapfen, harzige Rinde, moosweicher warmer Waldboden.

Sie schaut zu ihrem Mann. Ihre Blicke treffen sich. Wussten sie es nicht schon immer? Sie werden ihre Tochter an diese Welt verlieren. Nicht jetzt, nicht heute, doch irgendwann. „Mami, du erdrückst mich ja!“ Sie entlässt die Kleine aus ihrer Umklammerung, küsst lächelnd die beerensaftverschmierten Wangen und zupft ihr behutsam harzklebrige Tannennadeln aus dem abenteuerlich zerzausten Haar. Es ist dicht und schwer wie das ihres Vaters, und es glänzt wie Rabengefieder.

Ganz langsam neigt sich die Sonne dem Horizont entgegen. Die Schatten wandeln ihre Gestalt. Sich wiegend kriechen sie hinter den Bäumen hervor und wachsen über Gräser und Farnbüsche. Der Vater scharrt leise mahnend mit den Hufen. Nur seine Frau kann es hören. Höchste Zeit aufzubrechen, bevor die Dämmerung heraufzieht. Länger zu verweilen wäre verhängnisvoll, denn im Banne des Zwielichts würde er für immer in den Wald zurückkehren. Sie könnte ihn nicht halten.

Sie sammeln die Kinder und die Beerenkörbe ein. Die Familie bricht auf, zurück in die Welt, die die Brüder immer als ihr Zuhause betrachten werden. Der Vater nimmt seine kleine Tochter huckepack. Sie quietscht ein fröhliches „Hü, Pferdchen!“ Die Zwillinge trotten murrend hinterdrein. Sie sind müde und hungrig und wollen endlich zurück an ihre Spielkonsolen. Sehr zum Ergötzen der begeisterten kleinen Reiterin auf seinen Schultern galoppiert der Vater übermütig den abendsonnigen Feldweg hinunter. Helles Mädchenlachen verhallt in der Ferne.

Nur die Mutter schaut sich noch einmal um. Ein letzter Blick zurück in die Schatten. Es war ein guter Tag. Die Kinder haben heute reiche Schätze gefunden, beerenfruchtig und harzduftend. Sie haben alles mitgenommen. Nur ein dünner weißer Faden liegt unbeachtet weggeworfen und vergessen auf dem dunklen Grund.

Bald schon ruft ein Käuzchen die Nacht herbei. Die ersten Sterne erwachen blinzelnd am kobaltblau samtigen Himmel. Im Schein der aufsteigenden Mondsichel erglüht silberzart schimmernd ein Einhornhaar.

Danke, Yatagan!
27 Antworten
Verbena vor 7 Jahren 68 37
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
… einen Hauch weit entfernt von damenhafter Eleganz
An manchen Tagen tut sie es. An Tagen, an denen die Erinnerung übermächtig wird. Sie setzt sich an ihren alten Schminktisch und betrachtet sich im Spiegel, sieht ihr eingefallenes Gesicht und ihre müden wasserblauen Augen. Dann greift sie zu Tiegeln und Quasten und trägt Theaterschminke, Puder, Rouge und Lippenstift auf. Es mag etwas zu dick und schrill sein, aber ihre Augen sind längst nachsichtiger geworden. Einige ihrer alten Bühnenkostüme hat sie aufgehoben, auch wenn sie ihr nicht mehr passen. Zu viel Likör und Pralinen, um die Dunkelheit in ihrem Herzen zu beschwichtigen. Manchmal hält sie eines der wallenden Gewänder vor ihre Brust und dreht sich zaghaft vor dem Spiegel. Und immer noch hat sie – drapiert in einer kitschigen Vase – stets Blumen auf der Kommode zu stehen, so wie sie einst auch ihre Garderobe zierten. Sie hatte es immer gemocht, wie sich die Aromen von Lippenstift und süßem Puder mit dem berauschenden Duft der Blüten verbanden.

Ihr Blick wandert zu der alten gerahmten Fotografie. Er war die Liebe ihres Lebens – ihr Ehemann, ihr Geliebter und Freund, ihr steter Begleiter und Beschützer, ihr Fels und ihre Inspiration. Sie war glücklich und geborgen bei ihm, niemals divenhaft, denn sie wollte immer nur das Mädchen an seiner Seite sein. Die Ehe blieb kinderlos, dieses eine Opfer hatten sie beide der Bühne dargebracht. Sie hatte nichts vermisst – damals. Bis zu dem Tag, an dem er sie allein ließ. Ganz plötzlich nach einem Herzinfarkt. Ein Riss in ihrem Leben, so tief, dass er niemals heilen würde. Danach war ihre Stimme so brüchig geworden wie ihre zurückgelassene Seele. Sie schloss alle Türen hinter sich und kehrte der Bühne den Rücken. Das Geld reichte für ein bescheidenes Auskommen. Sie mochte ja ohnehin keine Verschwendung. So viele Jahre her. Sie verlässt nur noch selten die Wohnung für kurze Spaziergänge. Die Welt vor ihrem Fenster ist schon lange nicht mehr die ihre.

Das Geräusch des Schlüssels in der Wohnungstür reißt sie aus ihren Gedanken. Es ist die Schwester vom Pflegedienst. Sie kommt wie immer noch einmal am späten Nachmittag vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Dieses junge Ding, so unverbindlich freundlich, so eifrig und dienstbeflissen, zweifellos professionell. Wenigstens erledigt sie gewissenhaft die Einkäufe und bringt ihr auch jede Woche Blumen mit, wenn sie sie darum bittet. Ein bisschen Hilfe braucht sie ja schon, zu müde sind ihre alten Knochen und ächzenden Gelenke inzwischen. Man sollte nicht undankbar sein. Also erträgt sie geduldig das muntere Geplapper, das stets unweigerlich ihren Tagtraum unterbricht.

Jetzt ist es wieder still in der Wohnung. Nur die antike Standuhr tickt zuverlässig und gleichmäßig wie immer. Sie blickt aus dem Fenster. Draußen taumelt das Herbstlaub hinunter auf den feucht glänzenden Gehsteig. Die Dämmerung kommt früh in dieser späten Jahreszeit. Heute Abend ist ihr nicht danach, den Fernseher einzuschalten. Nein, heute hat sie sich zurechtgemacht. Die Schminke so dick wie die klobigen Ringe. Der Lidstrich nachgezogen. Grelle Lippen. Sie will wieder träumen von damals, als die Bühne noch ihr gehörte. In vergilbten Fotoalben blättern, die alten Arien hören. Die Blumenvase hat sie von der Kommode geholt und auf den kleinen runden Teetisch gestellt. Mit leicht zitternden Händen legt sie eine Schallplatte auf.

Lange sitzt sie da, in seinem alten Sessel, von dem sie sich nie hatte trennen können. Die Musik ist längst verklungen. Eigentlich sollte sie aufstehen, um die Schallplatte umzudrehen. Sie wird es tun, aber nicht sofort. Sie schließt die Augen und lauscht dem gleichmäßigen Rhythmus der unermüdlichen Pendeluhr. Ich will träumen, ja.

Sie muss kurz eingenickt sein. Wann hat die Uhr aufgehört zu ticken? Sie muss vergessen haben, sie heute aufzuziehen. Nie zuvor ist ihr das passiert. Helles warmes Licht dringt durch ihre geschlossenen Lider. Sie kann doch unmöglich bis zum Morgen geschlafen haben.

Dieser Duft. Er ist immer noch da, sogar stärker als zuvor. Pudrige Vanille, staubgeborene Iris, die den Reigen der anderen Blüten anführt, cremiger Lippenstift, weich und süß abgerundet, ein wenig übertrieben, ein bisschen kitschig. Vollmundige Opulenz, bisweilen unterbrochen von beinahe mädchenhaften Momenten aus fruchtigem Kirschrot. Immer einen Hauch weit entfernt von damenhafter Eleganz. Wie passend. Fast hätte sie gekichert.

Jemand nimmt ihre Hand. Es muss die Pflegeschwester sein. Sie hat ihr wohl etwas gegen die Schmerzen gegeben, denn schon lange hat sie sich nicht mehr so leicht und unbeschwert gefühlt. Bitte lasst mich weiterträumen.

Geflüsterte Worte dringen an ihr Ohr, eine Männerstimme so warm und vertraut. Sie seufzt ergeben und öffnet langsam die Augen. Er kniet vor ihr. Es ist seine Hand, die die ihre hält. Jungenhafte Freude blitzt in seinen Augen und unendliche Liebe. Er ist so jung. Seine kastanienbraunen vollen Locken glänzen im Licht. Er beugt sich zu ihr, streichelt sanft ihre Wange und küsst sie zärtlich auf die Stirn. „Du bist da.“ Sein Lächeln verschmilzt mit ihrem Lächeln. Er hat die Bühne für sie bereitet.

Sie schläft nicht mehr, und sie träumt nicht länger. Sie ist zu Hause. Sie weiß es.
37 Antworten
Verbena vor 8 Jahren 32 17
9
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ol' Man River
Das alte herrschaftliche Haus ist schon lange verlassen und von holzigem Gestrüpp überwuchert. Die einst helle, freundliche Fassadenfarbe blättert, die glaslosen Fenster blicken blind ins Leere.

Eine warme schwüle Nacht hat sich über das Sumpfland gesenkt. Die Milchstraße zieht ihr silbern funkelndes Band über das samtschwarze Firmament. Das lautstarke Konzert der Frösche und Zikaden erfüllt die Dunkelheit, von Zeit zu Zeit unterbrochen vom Ruf einer Eule auf der Jagd. Bisweilen ist ein leises Gurgeln zu hören, wenn einer der Alligatoren in das mondbeschienene dunkle Wasser gleitet. Die archaischen Echsen sind zurückgekehrt, sobald das Anwesen wieder still und leblos da lag.

Vom breiten Fluss dringen gedämpfte Stimmen herüber, Lastkähne auf ihrem Weg nach Süden und manchmal auch ein geschichtsträchtiger und für die Illusion restaurierter Raddampfer, beladen mit Touristen auf der sentimentalen Suche nach Relikten einer längst vergangenen glanzvollen Epoche.

Vom Fluss aus ist das einstmals so stolze Herrenhaus nicht mehr zu sehen. Strauchwerk und Schlingpflanzen haben um das Terrain in unzähligen Jahren des Verlassenseins gleichsam einen Kokon gewoben, in dem es nun verborgen in tiefem Schlaf dahindämmert, ergeben in sein mit Spinnweben überzogenes Schicksal. Der Wandel der Zeiten hat unaufhaltsame Veränderungen mit sich gebracht, wie er das immer tut. Alles ist längst anders geworden. Alles bis auf eins.

Die Magnolien sind noch da, und sie verströmen seit eh und je ihren süßen, schweren Duft. Sie bleiben unberührt von morschem Holz und schimmelnden Fassaden. Sie allein sind Zeugen von Aufstieg und Niedergang, Hochmut und Verdammnis, Unterwerfung und Befreiung. Sie gehören noch immer zum Haus, nichts und niemand hat sie bislang vertreiben können.

Sie wüssten Geschichten zu erzählen von Herren und Sklaven, von Reichtum und Elend, rauschenden Festen und bitteren Tragödien, von Liebe und Leid, vom Glück genauso wie von Schmerz, Blut und Tränen. Hier wurde getanzt und geprügelt, geliebt und gestritten, gelacht und verraten, gemordet und geheiratet, geboren und begraben.

Die Zeit als große Gleichmacherin hat niemanden verschont. Irgendwann wird der Sumpf sich das ihm vor Generationen abgerungene Land mitsamt den damals so fruchtbaren Plantagen zurückholen. Schon ist der alte abseits gelegene Friedhof und mit ihm die Gräber der einstigen Bewohner in seinem Morast versunken.

Nur die Magnolien blühen noch immer und trotzen dem alles überwuchernden Gestrüpp. Sie verbreiten unbeirrt ihren Duft, schwer, süß, berauschend und die Sinne betörend. Doch vielleicht wird auch ihre Zeit irgendwann im Sumpf vergehen.

Den großen Fluss kümmert das wenig. Vom fernen Ufer des Mississippi klingt leiser Gesang herüber:

„Ol' Man River, that Ol' Man River
He must know somethin', but he don't say nothin'
He just keeps rollin', he keeps on rollin' along.

He don't plant taters, and he don't plant cotton
And them what plants 'em is soon forgotten
But Ol' Man River, he just keeps rollin' along.“

Auf seinem Weg zum Meer trägt er einen Hauch Magnolienduft mit sich fort.
17 Antworten
Verbena vor 8 Jahren 22 14
5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
... denn ich fliege gern mit den Eulen durch die Nacht.
Taukühle Nebelschleier wabern über die Lichtung. Die Wärme des Tages flieht in die Dämmerung. Der Wald ist still geworden. Die Tiere des Tages haben sich in die schützenden Abendschatten zurückgezogen. Der ruhige Atem der Bäume flüstert harzduftend im Traum.

Irgendwo in der Nähe, jedoch vor unwissenden Blicken wohl verborgen, verrichtet eine Hexe ihr rituelles Werk. Neben ihr am Boden winden sich weiße Weihrauchschwaden wie Schlangen aus einer flachen Räucherschale. Nicht weit davon köchelt ein süßwürziges Gebräu über einem rauchenden Holzfeuer. Von Zeit zu Zeit nimmt die Hexe eine neue Handvoll getrockneter Kräuter aus ihrem Lederbeutel, um sie in den brodelnden Sud zu werfen. Sie murmelt Sprüche, leise und rhythmisch, während sie langsam ihren Trunk umrührt. Der kleine Kupferkessel fängt die letzten rot glühenden Strahlen der Abendsonne ein.

Doch die Hexe muss sich beeilen, denn die Eulen schütteln bereits den Schlaf des Tages aus ihrem Gefieder. Auch die pelzigen Jäger der Nacht räkeln sich noch schlummertrunken in ihren Höhlen, doch schon bald werden sie ihr glänzendes Fell herrichten und die Witterung der Dunkelheit aufnehmen. Schon beginnt es im Unterholz zu rascheln. Mondsilbern aufleuchtende Augenpaare durchdringen die hereinbrechende Nacht.

Ja, die Hexe muss sich beeilen, denn nur zu dieser vorbestimmten Stunde kann sie mit ihnen gemeinsam aufbrechen. Nur dann hebt sich der magische Schleier zwischen den Welten, und sie kann eins werden mit den Kreaturen der Nacht, mit ihrer Haut, ihrem Atem, ihrem Herzschlag und ihrem Blut.

„Resin Sacra“ ist ein intensiv baumharziger, rauchig-holziger und leicht süßkrautig gewürzter Duft. Patchouli gibt eine dunkelerdige Note hinzu. Weihrauch und Leder umwehen das Ganze mit dezent gefärbten aromatischen Zwischentönen.

Oh ja, ich mag diesen Duft. Sehr sogar, denn ich fliege gern mit den Eulen durch die Nacht.

Ich bedanke mich bei der lieben Sweetsmell für die Probe.
14 Antworten
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