VonK

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1 - 5 von 23
VonK vor 7 Jahren 12 8
9
Duft
Schatten gerahmt in Licht; Dualismus
Strahlend breitet sich der in Licht gehüllte Schatten in den Raum aus. Das Herz der Finsternis gekleidet in die Sonne. Dieser ist der wahre Dualismus. Als solcher ist er konzipiert und als solcher wird er auch von mir wahrgenommen. Das gesamte Konzept ist hervorragend durchdacht und jede Komponente trefflich platziert.
Für mich ist es kaum möglich, hier tatsächlich einzelne Noten wahrzunehmen, so sehr ich mich auch bemühe, dies zu erreichen. Es wird vielmehr ein Eindruck evoziert, ein Bild. Es ist eben jenes von Licht und Schatten, Tag und Nacht. Das Licht ist dabei strahlend und weit wahrnehmbar, schön und wärmend. Das Dunkle dagegen rauchig und zäh. Ist das schön? Ist das tragbar? Das sind meine ersten Gedanken, während ich wie gebannt dem Duft lausche. Die Kopfnote hat tatsächlich den Charakter eines transzendentalen Wesens. Gleiches habe ich noch nicht unter der Nase gehabt, auch wenn mein Verstand nach Verbindungen, nach Verknüpfungen im Bestand des Vertrauten finden möchte. So stehe ich vor dem Atem Gottes und meine olfaktorische Wahrnehmung vermag es nicht, ihn zu ergründen.

Die Kopfnote dringt durch den Äther und es wird ein weltliches Wesen geboren. Es wird Fleisch. Der Duft ist jetzt fassbarer, verständlicher und ruhiger. Ob das ein Gewinn oder ein Verlust ist, kann und will ich nicht sagen, da ich so fasziniert war vom Auftakt, aber ihn kaum hätte lange ertragen können, da ich meine Augen abwenden musste vom strahlenden Licht.
Das zu Fleisch gewordene Wesen trägt noch immer den schwer zu beschreibenden Dualismus aus Licht und Schatten, doch es ist fassbar, verständlicher. Die Leuchtkraft, welche die Kopfnote besaß, wird im Verlauf gedimmter und auch das Schwarz der Dunkelheit wandelt sich zu einem facettenreichen Grau. Ein grüner Zug gesellt sich dazu.
Und da ist sie, die ‚Lush-DNA‘. Es mischt sich der Geruch von Lush’s Seifen, von Lush-stores darunter. Dieser fällt jedoch nicht negativ auf, sondern wirkt mehr wie eine subtil untergebrachte Signatur.
An diesem Punkt angekommen, ist der Duft vollkommen tragbar geworden, obgleich er weiterhin ungewöhnlich und markant bleibt.

Es fällt auf, dass ich bis jetzt keine einzelnen Noten aus dem Gesamtwerk extrahieren kann. Ich finde das recht ungewöhnlich, da ich sonst zumindest eine Ahnung habe von dem, was dort als Noten angegeben wird. Hier nenne ich Licht und Schatten sowie Farben. Ich empfinde das als selbstredend für den Duft.
Es ist wunderbar erfrischend, dass man auf der Reise durch das Universum der Parfums ab und an auf Kreationen wie Lush’s Breath of God stößt, die so viel mehr als einen Dufteindruck hervorrufen, sondern regelrecht fiktionale Welten entstehen lassen.

Lush mag nicht das Erste sein, an was man denkt, wenn es um Parfumkunst geht. Ich finde es jedoch beruhigend und es macht mir Hoffnung, dass ein Unternehmen, was mit Natürlichkeit, Tierversuchsfreiheit und Handarbeit wirbt, in der Lage ist, genau dies zu bieten!
Ein Hersteller, welcher nicht nur von mir genauer unter die Lupe genommen werden sollte. Ich danke Yatagan, dass er mir diese Erfahrung durch ein Pröbchen möglich gemacht hat.
8 Antworten
VonK vor 7 Jahren 24 10
9
Duft
Hymnus
Schließ deine Augen. Ich streiche sanft über dein Haar und meine Lippen berühren deine. Ich spüre deinen Atem, deinen Herzschlag an deinem Hals. Ich gleite mit den Fingern über deine seidige Haut. Von dir geht ein Duft aus, der mich hypnotisiert.
Deine Hände berühren meine Haare. Dein sanfter Atem streift über meine Stirn.
Du bist Schönheit. Du bist pure Perfektion. Du bist mein wahr gewordener Traum.
Ich öffne langsam meine Augen und vernehme das weiche Leuchten deines Gesichts. Doch um nicht zu erwachen schließe ich meine Augen schnell. Ich halte dich, will dich nie loslassen. Du bist Kraft und Zartheit zugleich.
Deine erste Berührung prickelt auf meiner Haut. Du umschlingst mich stark doch bedacht. Voller Frische, voller Wohlgefühl. Ich bete, dass dieser Augenblick nie endet...

Dies ist ein Lobgesang auf Delphine Thierry, die einen so magischen Stil besitzt Düfte zu komponieren, welche nur so strotzen vor Komplexität, Balance sowie vor Gefühl und meinen allergrößten Respekt abfordern.
Shameless Seducer ist als Name für mich nicht ganz richtig. Ich finde eher es ist ein Delicate Seducer!
Hier ist viel Gefühl und keine Rohheit. Die Noten sind meisterlich komponiert und erinnern mich im Konzept an Akkad. Dort wie hier ist ein hoch aromatischer und schwerer Akkord einem frischen und zarten gegenübergestellt. Doch da ist einfach nichts aufstoßendes. Wahre Harmonie. Ähnlich einem hervorragenden Amarone-Wein.

Prickelnde Aldehyde senden mit einer leichten Prise Zitrus einen Impuls ans Gehirn, der vollen Fokus gebietet. Und dann kommt das Warm-Animalische: Moschus und Zibet. Doch da ist auch dieser wunderbare florale Akzent, der eine Frische und Süße beisteuert, die dies nicht zu einem Macho machen, sondern zu einem eleganten Verführer. Bei Akkad steht dem Ambra der Muskatellersalbei gegenüber. Hier ist es Mimose und Iris. Mimosen-Absolue soll ein honigartige Präsenz haben und schlaffördernd/beruhigend wirken. Und auch dadurch wird wieder eine Harmonie aus zwei unterschiedlichen Polen geschaffen. Beruhigung und Aufregung in einem Zug. Für mich könnten in diesem Duft "Müffler"- Meisterwerke wie Aramis und Antaeus zu einem magischen Erlebnis weiterentwickelt worden sein.

Thierrys Kreationen sind anspruchsvoll. Sie müssen ergründet werden. Und obgleich sie keinesfalls minimalistisch oder simplizistisch erscheinen, sind sie doch klar und nicht barock. Viel mehr Impressionismus.
Ich kann euch nur empfehlen dem Ausnahmetalent Thierry eure Aufmerksamkeit zu widmen. Ihr erfahrt dadurch, dass die kontemporäre Parfumkunst nicht tot ist!
Ich wünsche Delphine Thierry noch eine lange Zeit des Schaffens. Es kann nur zu unserem Vorteil gereichen.
10 Antworten
VonK vor 7 Jahren 13 5
7
Duft
Vive les putains!
Eine mélange aus Putain des Palaces und Dangerous Complicity haben sich ELDO hier vorgenommen. Nun, dass ist dieser Duft auch ganz deutlich. Für mich geht das Konzept leider nicht auf. Die gourmandischen Noten aus DC verderben die simple Schönheit und die Balance, welche PdP auszeichnen. Zwar ist die ELDO-Ledernote (welche auch in Tom of Finnland vorkommt und der in Zamak von Lalique und 1740 von Histoire de Parfum ungemein ähnelt) auch hier wundervoll eingearbeitet, doch durch die zu große Süße des duschgelartigen und eher ungefährlichen Complicity geht die Verruchtheit verloren. Die Harmonie von jugendlicher Leichtigkeit und Frische gepaart mit erotischem Leder wird zu sehr überlagert. Putain des Palaces ist meiner Ansicht nach ein solides Konzept, welches zu Ende gedacht war und keiner Erweiterung bedurfte. Eine wunderbare Verbindung zweier, zumindest oberflächlich betrachtet, sich entgegengesetzter Pole. Wahre Lust weckte PdP ebenfalls bereits alleine.

Die Verbindung erzeugt zwar keinen schlechten Duft, beraubt aber ein bereits großartiges Parfum seiner Größe, durch Einmischung der Belanglosigkeit des Cousins Dangerous Complicity. Das Ganze ist dann dennoch besser als vieles andere, das mir unter die Nase gekommen ist. Stellt jedoch, wie bereits gesagt, für mich einen missglückten Versuch dar. Immerhin bleibt ein überdurchschnittlich gutes Damenparfum übrig.Wen man bereits Tom of Finnland und Putain des Palaces hergestellt hat, wozu True Lust erzeugen? Vertreten doch beide diesen Anspruch wesentlich besser. Zugestehen muss man, dass die Vermischung sehr gut gemacht wurde. Beide Düfte sind exzellent ausbalanciert, zeigen sich abwechselnd in unterschiedlicher Intensität und halten sich gegenseitig die Waage.


Die verruchte junge Frau hat sich plötzlich in eine kokoseis-schlabbernde Göre verwandelt, die die Stiefel ihrer Schwester gemopst hat. Das ist keine Union aus Versuchung und Unheil.
Sie schaut dich frech an mit ihren Zöpfen und schleckt an ihrem Eis. Eigentlich ist sie ja ein ganz süßes kleines Mädchen und du magst sie auch, aber du wolltest doch in Wirklichkeit Ihre große Schwester treffen, die eine wahre Powerfrau ist. Stattdessen musst du jetzt hier babysitten und Eis essen, das dir eigentlich gar nicht recht schmeckt. Nunja, es gibt schlimmeres und vielleicht kommt ihre Schwester ja doch noch aus den Palästen zurück und ihr könnt mal ausgehen….
5 Antworten
VonK vor 7 Jahren 10 4
4
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Eine kleine Enttäuschung
Bereits wenn man im Landeanflug auf den Flughafen Flesland ist und aus dem Fenster des Fliegers sieht, erblickt man das Land der Fjorde, der Berge und des Steins. Überall ist Wasser und auf steinigem Boden stehen kleine rote Häuschen. Es wirkt zunächst, als habe man die zivilisierte und kultivierte Welt der Menschen verlassen und sei angelangt im Reich der Jotner, der nordischen Riesen. Diese Antagonisten der Götter um Odin, Thor und Freya leben im rauen und steinigen Utgard.
Unschwer ist an der Natur Norwegens zu erkennen, wie die Menschen früher ihre Welt mit übernatürlichen Wesen anreicherten.
Und dann erreicht man plötzlich die Stadt. Die Welt ist wieder verwandelt. Eine alte Hafen und Hansestadt. Es ist gemächlich in Bergen, aber auch urban, hip und wunderschön. Eine ganz anderer Eindruck.

Norwegen besitzt eine atemberaubende, abwechslungsreiche Natur, die einem manchmal ganz schön Ehrfurcht einjagen kann. Man fühlt sich unverhofft winzig und unbedeutend neben dem äonenalten Gestein und dem klaren Wasser, dass durch die Fjorde uns Seen fließt.

Das Land ist ein Teil meines Lebens, mein kurzzeitiges Exil und eine tiefe Liebe. Umso mehr freute ich mich, als meine Frau mir diesen Duft unter die Nase hielt. Ein norwegisches Dufthaus, das einen Duft herausbringt, der nach diesem fantastischen Land benannt ist? Doch bereits im Namen offenbart sich etwas Unstimmiges:

Norvège... nicht etwa Norge oder Noreg, wie es auf Norwegisch heißen müsste. Auch ist der Duft in Frankreich hergestellt. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass man versucht, an die französische Parfumkunst anzuknüpfen und das Unternehmen einige Verbindungen nach Frankreich besitzt. Dennoch hätte man hier selbstbewusster sein können. Aus Norwegen kommen nicht nur Fisch, Holz und Erdöl!

Auch der Duft ist eher verwirrend. Der Hersteller sagt, die Inspiration sei eine aufsteigende Luftblase in einem gefrorenen norwegischen See, welche dann unter dem Eis platzt. Wie dies olfaktorisch sein könnte, habe man sich vorstellen wollen. Auch sollen alle vier Jahreszeiten des Landes als Thema aufgegriffen werden.

Nun, Norvège ist ein schöner Duft, doch wie sein Name empfinde ich ihn nicht wirklich als norwegisch.
Es riecht hier vor allem nach Kräutern. Besonders der Koriander steht im Mittelpunkt. Ein leichtfüßiger, eher frischer Duft getragen von dezenter Süße.
Mein Kopf projiziert dabei viel mehr Bilder von Italien als von meiner geliebten Exilheimat. Ich erwartete Moos und etwas Mineralisches, Salz, Klarheit, Trägheit und eine gewisse Rauheit mit innerer Ruhe. Stattdessen habe ich hier würzige Leichtigkeit, die fast zu schweben scheint. Nicht geerdet sondern aufstrebend. Adrett aber nicht so gemächlich. Kräuter, von denen ich in Norwegen keine gesehen habe und nur eine kaum wahrnehmbare Holzigkeit und Harzigkeit.

In der Summe ein wirklich schöner Duft, aber dennoch eine kleine Enttäuschung.
4 Antworten
VonK vor 7 Jahren 9 10
8
Sillage
8
Haltbarkeit
5
Duft
Kein hochpräziser Minimalismus
Die traditionelle japanische Gedichtform des Haiku imponiert durch hochpräziesen Minimalismus. Für gewöhnlich besteht ein Gedicht nur aus drei Versen, in denen strenge Silbenzählung herrscht. Es werden insgesamt 17 Silben genutzt, um die Verse zu füllen. Dabei zählt man fünf im ersten, sieben im zweiten und wieder fünf im letzten Vers. So zumindest im traditionellen Haiku. Technisch gesehen sind Haikus also hochkomplex und daher nicht leicht zu verfassen. Da die Beschreibung der Gedichtform ausladender würde, beschränke ich mich hier.

Mirko Buffinis Machwerk hat ungemein wenig mit der schönen Dichtkunst gemeinsam. Es handelt sich um einen floralen gourmand, der relativ wenig zu bieten hat.
Zwar ist der Duft recht gefällig, der überbordende Weichspülermoschus wirkt auf mich nach einer Weile aber einfach nervtötend. Es ist noch etwas Vanille unter die Blüten-Moschus-Mische gestreut und fertig ist ein recht generischer Mainstreamkuschler. Minimalismus kann man das nicht nennen, eher Schmalspur.
Hier wurde offensichtlich mehr Gewicht auf Marketing gelegt, als auf Parfumkunst. Die Internetseite des Herstellers zumindest macht einen soliden Eindruck und die Beschreibungen strotzen vor kitschiger Poesie. Ein Blendwerk.

Insgesamt eine enttäuschende Erfahrung.

Ich danke der lieben Sweetsmell75 für die Probe.
10 Antworten
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