Von Jägern und Sammlern
Manchmal, wenn ich hier durch die Profile streife, stelle ich mir die Frage, wie sie entstanden sind, all diese Sammlungen. Manche sind riesig, andere sehr petit, manche erscheinen wahllos, andere strukturiert, durchdacht. Manche beeindrucken mich, sind mir sympathisch - 'Ob die bzw. der wohl nett ist, die/der das gesammelt hat?' Und ja, manche beeindrucken mich auch nicht so sehr.
Wie entsteht so eine Sammlung? Ich bin kein impulsiver Käufer, ich streife lange hin und hier, ehe ich kaufe. Ich trage jeden meiner Düfte ziemlich regelmäßig, weiß bei jedem, wie er morgens duftet und wie mittags - und wie bzw. ob er abends riecht. Noir de Noir z.B. ist nach zehn Stunden am allerschönsten, aber so lange muss ich dann auch warten, beschleunigen lässt er sich nicht. Ich sehe meine Sammlung als ein Ganzes, ein bisschen wie eine Garderobe. Da ich z.B. momentan 'hautnah-intim' mit Heliotrope und Jeux de peau besetzt habe, kaufe ich (bisher) Cuir Beluga nicht dazu. Oder ich ersetze z.B. in der Nische 'harzig-dunkel' Myrrhe Ardente durch Sahara Noir - so bleibt Bewegung drin und mein Portfolio trotzdem komplett. Manchmal entdeckt man neue Nischen (Gin!). Und ja, manche Nischen wie 'aquatisch-frisch' brauche ich auch gar nicht - so wie ich auch keinen weißen Anzug habe.
Ich kann mir momentan kaum vorstellen, meine Sammlung auf mehr als dreißig, vierzig Düfte auszudehnen, denn da wären dann ja zwangsläufig welche dabei, die ich einen Monat lang nicht trage (und es gibt natürlich Favoriten, die manchmal eine ganze Woche lang täglich dran sind und auch klare Saisonkandidaten), und solche kaufe ich dann lieber gar nicht. Dabei gibt es natürlich Marken, die ich eher im Auge habe als andere - einer neuer Tom Ford wird probiert, ein neuer Lutens auch, und der Flakon ist wichtig, ein glatter, schwarzer wird eher begutachtet als eine lila Faust oder eine Hantel. Aber auch dann wird nicht wahllos gekauft, er soll, er muss ja wirklich zu mir passen, jeder Neue.
Das Jagen, ja - wie wahrscheinlich viele bedauere ich das Ende so manch lieb gewonnenen Freundes. Oft ist es ein Abschied für immer, manchmal macht das im Nachhinein besonders (Horizon), manchmal glaubt man an ein Wiedersehen. das dann sehr enttäuschend ist (Wings), und manchmal findet eine jahrelange Jagd ein triumphales Ende (Moss Breches). So hat jeder seine eigene Geschichte, ich weiß bei jedem, wo ich ihn gekauft habe (nie zwei auf einmal!) und erinnere mich bei jedem an zwei, drei Momente, wo er dabei war. Und wenn einer raus ist oder ich über ihn hinweg oder es einfach nicht mehr passt (Wonderwood), dann verschenke ich den Rest und besetze die Nische neu.
Bin ich da übersystematisch? Ich plane das weit weniger akribisch als das jetzt klingen mag, das geschieht intuitiv. Ist ja mein nettes Hobby und macht mir als solches schon auch Spaß. Oder machen wir das unterschwellig alle so?
Input bitte!