20.08.2013 - 05:19 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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41
Pur - oder: von Nähe und Distanz
Dieser Duft ist so sehr ein Meisterwerk des Purismus wie ein Beispiel für italienische Lebenskunst.
Warum „pur“?
Alles an diesem Duft ist klar, scheinbar einfach, ästhetisch, reduziert auf Wesentliches.
Das beginnt mit dieser unglaublichen Tradition: Seit 1916 wird der Duft weitgehend unverändert (?) angeboten. Er war vor allem seit den 50er Jahren der Liebling von Filmschauspielern, Modeikonen und Lebenskünstlern. Wenige Düfte sind so legendär, wie dieser einfache, klare, lichte Duft.
Klar, ästhetisch und fast kühn wirkt auch der Flakon. Das Rundglas mit seiner schweren Kappe, das auf die Farben Weiß und Schwarz reduzierte Etikett mit dem Wappen schafft Nähe und Distanz gleichzeitig. Nähe, weil der Flakon unprätentiös, fast ein wenig schlicht wirkt, Distanz, weil sein Design in seiner Formensprache eine vollendete Ästhetik repräsentiert, die in gewisser Weise nobel, fast schon elitär ist. Da gibt es nichts zu verbessern, zu verändern oder zu verschönern. Solche Ästhetik ist Schönheit an sich. Entstanden ist der Rundglasflakon allerdings nicht im Jahr der Entstehung 1916, sondern erst in den 30ern: ein typisches Produkt des Art déco, einer Epoche der 20er bis 40er Jahre, die die Gestaltung von Produkten der gesamten Lebenswelt umfassen und Design nicht dem Zufall überlassen wollte, gerade auch bei Gebrauchsgegenständen.
Dass es diesem Cologne gelingt, bei aller scheinbaren Schlichtheit zu keiner Zeit und zu keiner Sekunde seiner (geringfügigen) Entwicklung langweilig zu wirken, das ist die große Kunst, die hinter diesem kleinen Meisterwerk steht und die dafür sorgt, dass es sich seit seinen Anfängen (mit einigen Unterbrechungen) unveränderter Beliebtheit erfreut.
Der Auftakt mit Zitrone (vielleicht auch mit Neroli), untermalt von sanften Kräutern, die Abrundung des Duftes durch Rose, die zu keiner Zeit nur feminin, sondern fast androgyn wirkt, der Lavendel, der zu einem traditionellen Cologne ähnlich zwingend zu gehören scheint wie die Zitrone, sorgen für perfekte Balance zwischen GANZheit und EINfachheit, zwischen Vollkommenheit und Offenheit für weitere Entwicklungen und neue Akzente.
Diese neuen Akzente setzte die in den vergangenen zwanzig Jahren zu neuer Popularität gelangte Marke durch regelmäßige Lancierung zahlreicher Varianten: Mal war es ein Colonia Assoluta, mal ein Colonia Intensa, in jüngster Zeit auch eine Variante mit Oud oder ein Essenza, das die blumigen und zitrischen Töne verstärkte, etwas jünger und moderner wirkte, dabei aber eigentlich nicht besser, - ganz zu schweigen von der umfangreichen Blu Mediterraneo-Serie, die das Konzept in eine andere Richtung steuert.
Wenn all diese Varianten eine Funktion haben, dann vielleicht diese: Sie zeigen in ihrer partiellen Unvollkommenheit, wie vollendet ein einfaches, klassisches Cologne sein kann, wie wenig am Original verbessert werden kann, wie sehr die ursprüngliche, puristische Variante seit jeher überzeugen konnte. Ob tatsächlich auch in der ursprünglichen Komposition Patchouli in der Basis enthalten war oder vielleicht eher nur Vetiver und Sandelholz, bleibt ein Geheimnis des Herstellers. Unwichtig erscheint dabei auch, dass Acqua di Parma Colonia, das sich 1916 in seiner dezenten Eleganz wohltuend von zahlreichen wuchtigen französischen und deutschen Düften abgehoben haben muss, letztlich auch ein Rückgriff auf die deutschen Eau de Colognes der Tradition um Farina darstellt. Aus heutiger Sicht war der Duft ein großer Wurf, ist trotz der älteren Tradition der Häuser Farina und 4711 und weiterer deutscher und französischer Dufthäuser das vielleicht vollkommenste aller hellen, von Zitrone dominierten Colognes.
Ästhetik, Ganzheit, Einfachheit: pur
Warum „pur“?
Alles an diesem Duft ist klar, scheinbar einfach, ästhetisch, reduziert auf Wesentliches.
Das beginnt mit dieser unglaublichen Tradition: Seit 1916 wird der Duft weitgehend unverändert (?) angeboten. Er war vor allem seit den 50er Jahren der Liebling von Filmschauspielern, Modeikonen und Lebenskünstlern. Wenige Düfte sind so legendär, wie dieser einfache, klare, lichte Duft.
Klar, ästhetisch und fast kühn wirkt auch der Flakon. Das Rundglas mit seiner schweren Kappe, das auf die Farben Weiß und Schwarz reduzierte Etikett mit dem Wappen schafft Nähe und Distanz gleichzeitig. Nähe, weil der Flakon unprätentiös, fast ein wenig schlicht wirkt, Distanz, weil sein Design in seiner Formensprache eine vollendete Ästhetik repräsentiert, die in gewisser Weise nobel, fast schon elitär ist. Da gibt es nichts zu verbessern, zu verändern oder zu verschönern. Solche Ästhetik ist Schönheit an sich. Entstanden ist der Rundglasflakon allerdings nicht im Jahr der Entstehung 1916, sondern erst in den 30ern: ein typisches Produkt des Art déco, einer Epoche der 20er bis 40er Jahre, die die Gestaltung von Produkten der gesamten Lebenswelt umfassen und Design nicht dem Zufall überlassen wollte, gerade auch bei Gebrauchsgegenständen.
Dass es diesem Cologne gelingt, bei aller scheinbaren Schlichtheit zu keiner Zeit und zu keiner Sekunde seiner (geringfügigen) Entwicklung langweilig zu wirken, das ist die große Kunst, die hinter diesem kleinen Meisterwerk steht und die dafür sorgt, dass es sich seit seinen Anfängen (mit einigen Unterbrechungen) unveränderter Beliebtheit erfreut.
Der Auftakt mit Zitrone (vielleicht auch mit Neroli), untermalt von sanften Kräutern, die Abrundung des Duftes durch Rose, die zu keiner Zeit nur feminin, sondern fast androgyn wirkt, der Lavendel, der zu einem traditionellen Cologne ähnlich zwingend zu gehören scheint wie die Zitrone, sorgen für perfekte Balance zwischen GANZheit und EINfachheit, zwischen Vollkommenheit und Offenheit für weitere Entwicklungen und neue Akzente.
Diese neuen Akzente setzte die in den vergangenen zwanzig Jahren zu neuer Popularität gelangte Marke durch regelmäßige Lancierung zahlreicher Varianten: Mal war es ein Colonia Assoluta, mal ein Colonia Intensa, in jüngster Zeit auch eine Variante mit Oud oder ein Essenza, das die blumigen und zitrischen Töne verstärkte, etwas jünger und moderner wirkte, dabei aber eigentlich nicht besser, - ganz zu schweigen von der umfangreichen Blu Mediterraneo-Serie, die das Konzept in eine andere Richtung steuert.
Wenn all diese Varianten eine Funktion haben, dann vielleicht diese: Sie zeigen in ihrer partiellen Unvollkommenheit, wie vollendet ein einfaches, klassisches Cologne sein kann, wie wenig am Original verbessert werden kann, wie sehr die ursprüngliche, puristische Variante seit jeher überzeugen konnte. Ob tatsächlich auch in der ursprünglichen Komposition Patchouli in der Basis enthalten war oder vielleicht eher nur Vetiver und Sandelholz, bleibt ein Geheimnis des Herstellers. Unwichtig erscheint dabei auch, dass Acqua di Parma Colonia, das sich 1916 in seiner dezenten Eleganz wohltuend von zahlreichen wuchtigen französischen und deutschen Düften abgehoben haben muss, letztlich auch ein Rückgriff auf die deutschen Eau de Colognes der Tradition um Farina darstellt. Aus heutiger Sicht war der Duft ein großer Wurf, ist trotz der älteren Tradition der Häuser Farina und 4711 und weiterer deutscher und französischer Dufthäuser das vielleicht vollkommenste aller hellen, von Zitrone dominierten Colognes.
Ästhetik, Ganzheit, Einfachheit: pur
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