Mystra

Mystra von Aēsop
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.
6.3 / 10 35 Bewertungen
Mystra ist ein Parfum von Aēsop für Damen und Herren. Das Erscheinungsjahr ist unbekannt. Der Duft ist harzig-rauchig. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

Duftrichtung

Harzig
Rauchig
Würzig
Holzig
Erdig

Duftnoten

MastixharzMastixharz WeihrauchWeihrauch LabdanumLabdanum
Bewertungen
Duft
6.335 Bewertungen
Haltbarkeit
7.025 Bewertungen
Sillage
6.525 Bewertungen
Flakon
5.529 Bewertungen
Eingetragen von FrieMo, letzte Aktualisierung am 15.09.2017.

Rezensionen

3 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 20  
An der Narva – oder: Der Mehrfach-Antagonist
Wer von Tallinn nach St. Petersburg fährt, überquert die estnisch-russische Grenze bei Narva, der östlichsten Stadt Estlands, gelegen am gleichnamigen Grenzfluss. Als wir 1994 per Linienbus dort eintrafen, war uns ein bisschen mulmig zumute, obwohl es gar keinen vernünftigen Grund dafür gab: Die Pjerestroika war bereits fast ein Jahrzehnt im Gange und ich hatte einige Jahre vorher sogar die sterbende Sowjetunion problemlos bereist – allerdings in einer großen Gruppe und auf Einladung zu einem Festival hin. Trotzdem wirkten alte Sowjetrussland-Gefühls-Mechanismen immer noch zuverlässig.

In Narva, auf dem Westufer des Flusses, ganz nahe der Straße, steht die Hermannsfeste, seit 1345 östlicher Vorposten des Deutschen Ordens. Dessen Vormarsch war ein Jahrhundert zuvor gestoppt worden, als ein russisches Heer unter Alexander Newskij den Ordensrittern nur rund hundert Kilometer weiter südlich am und auf dem gefrorenen Peipus-See eine vernichtende Niederlage zufügte. Diesem Ereignis hat der Regisseur Sergeij Eisenstein in seinem Film ‚Alexander Newskij‘ ein propagandistisches Denkmal gesetzt, Sergej Prokofiews Musik dazu arbeitete der Komponist persönlich später in eine Kantate um (https://www.youtube.com/watch?v=C1k-D1EoAb8; die Schlacht-Szene beginnt bei 16:17, ab 26:00 bricht das Eis unter den Gepanzerten.).

Auf russischer Seite, der Hermannsfeste direkt gegenüber, befindet sich seit Ende des 15. Jahrhunderts ihr trotziger Widerpart, die Festung Iwangorod. Und ungeachtet der vielen seither verstrichenen Menschenalter schienen die beiden damals in der frühmorgendlichen Dämmerung sichtbares Echo uralter Gegnerschaft zu sein, passend zu unserer Stimmung. Indes: Wer hätte seinerzeit geahnt, dass wir uns im nur wenige Jahre währenden Zeitfenster befanden, in dem – zumindest geht es mir so – man Russland ohne allzu große Bedenken besuchen mochte.

Auf dieses Bild der zwei Burgen komme ich, weil mich Mystra zu Beginn im Charakter sehr an Casbah (= Festung) von Robert Piguet erinnert. Casbah war der bislang einzige Duft, den meine Frau noch abends, gut zehn Stunden nach dem Auftragen, für derart schrecklich erklärte, dass ich ihn abwaschen musste, sicherlich eine beeindruckende Leistung für ein Parfüm. Ich fand ihn ebenfalls extrem schwierig.

Abwaschen musste ich Mystra zwar nicht (knapp…), aber die Vorstellung, die Bollwerke namens Casbah und Mystra befänden sich zu Testzwecken auf je einem Handgelenk und würden einander einen Tag andräuen…. Puh! Nicht auszuhalten.

Denn Mystra startet sofort vollkommen unnahbar. Schon der Auftakt ist ein endloser Affront in Charakter, Intensität und Dauer. Bitter. Sauer. Sauer gewordene Suppe fiel meiner Lieblingskollegin ein. Gegen diesen Rauch sind selbst die gestrengeren Klerikalen vom Stile eines „Cardinal“ gütige Kuschler. Meinen ersten Kontakt mit der Extra-Portion Mastix hatte ich in 99, Regent Street von Hugh Parsons. Mit wenig begeistertem Fazit. Mystra ist nicht geeignet, für mehr Sympathie zu sorgen.

Bedeutender für meine Empfindung zum Duft ist freilich, dass ich den von Yatagan identifizierten Drei-Rauch-Dreiriech kaum wahrnehme, wahlweise mächtig verschoben. Bis über die siebte Stunde hinaus ist bei mir der schroff-säuerlich-abweisende Ton klar vornean. Ich bin wieder bei einer Festung, die hoch über der Stadt thront, Schutz und subtile Bedrohung in einem ist. Zwar hat der Duft ab Mittag einen Anflug von Gnade gewährt, doch das ist relativ; dennoch dürfte dies vom längst widerstandslosen Träger in gleichsam kriecherischer Dankbarkeit angenommen werden. Es wird nahbarer, aber lange nicht nahbar.

Na gut, in äonenlanger Duftentwicklung wird nach etwa acht Stunden allmählich eine extrem reduzierte Variante von ‚angenehm‘ erreicht. Sofern man bei regelrecht hartem, in seiner Präsenz fast sichtbarem Weihrauch davon sprechen möchte. Wer den Duft abends ertragbar nutzen will, sollte ihn also spätestens mittags aufbringen.

Wenn Casbah der erste Antagonist war, in seiner partiellen Ähnlichkeit wie aus einem Bild von zwei Festungen, gibt es daneben diverse weitere, diesmal in ihrer Andersartigkeit: Classic Myrrh von Von Eusersdorff mit seiner Creme, der meditative Hinoki von Comme des Garcons, die glühende Weihrauch-Supernova Rundholz 1968.

Das ist im Gegenzug der Grund, warum ich von Mystra trotz seiner unzweifelhaften Abstoßungskraft fasziniert bin. Wer gleich zu mehreren anderen jeweils dermaßen konträr sein kann, ist seinerseits natürlich absolut einzigartig. Ich werde mir den Duft definitiv nicht zulegen, da ich ihn nicht würde tragen mögen. Zu welcher Gelegenheit auch? Aber getestet habe ich ihn gern und danke noirceur für die Probe.

So, erstmal durchatmen.
12 Antworten
Terra

646 Rezensionen
Terra
Terra
Hilfreiche Rezension 0  
Exorzismus auf Rezept
Hach, heute hätte ich mehr als einen Exorzismus gebraucht. ich musste in extremer Hektik aus dem Haus und es hat auch so gar nix funktioniert.

Zuvor tupfte ich mir schnell etwas von Mystra auf meinen Arm. Ich rechnete mit einem so nervigen Tag und dachte es könne ein kleiner Tröster sein, ein kleines Fille en Aiguilles.

Nein! Hier wird wenig angenehm schmeckende Medizin verabreicht. Der Geruch erinnert mich stark an Baldriantinktur. Bitter, herb, dunkel. Baldriantinktur wäre mir lieber gewesen, mit gut 60% Alkohol und dem Baldrian hätte diese mich wohl wirklich beruhigt. Zu diesem Geruch kommt dann noch eine sehr harzige Weihrauchnote. Vergangene Zeiten, so stelle ich mir eine Arztpraxis vor hunderten Jahren vor. Heiltinkturen, deren Wirkung zweifelhaft erscheinen und Momente, in denen der Pfarrer Weihrauchschwingend zu Hilfe gerufen wurde, wenn gar nix mehr funktionierte.

Ein Experiment, ein Duft der sicher auch eine Geschichte erzählt. Aber kein Duft mit dem ich mich wohl fühle oder den ich tragen will.
1 Antwort
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 35  
Eine Wanderung durch Ruinen
Unkommentierte Düfte No. 27

Goethe ließ sich beim Schreiben des dritten Aktes seines Dramas „Faust. Der Tragödie zweiter Teil“, der im antiken Griechenland spielt, von einem Besuch der byzantinischen Ruinenstadt Mystra anregen. Mystra jedoch ist keine antike Stadt, sondern entstand erst im hohen Mittelalter (13. Jahrhundert). Die Stadt erlebte eine Glanzzeit über etliche Jahrhunderte, die erst um 1770 endete. Der eigentliche Reiz, die Ausstrahlung von Mystra, die vermutlich dazu führte, dass ein Duft den Namen dieser Stadt tragen dufte, rührt jedoch paradoxerweise von ihrem Verfall her. Offenbar ist oftmals gerade das Morbide, die Aura einer glanzvollen Vergangenheit interessanter als das vermeintlich Schöne, weil es Räume für die Phantasie eröffnet: was könnte sein? Und damit ist auch schon das Motto dieses Duftes angedeutet.

Mystra ist eine außerordentlich kühne Komposition. Zu kühn als dass sie auf Dauer Bestand im Portfolio dieses Herstellers hätte haben können, auch wenn Aesop sicherlich nicht zu den konventionellen Duftproduzenten gehört. In Parfumkonzentration ist Mystra zwar noch erhältlich, nicht aber mehr als Eau de Toilette.

Der Bezug zu Mystra, der byzantinischen Ruinenstadt, ist offenbar nicht zufällig gewählt oder nur dem schönen Klang des Namens geschuldet. Der Hersteller verweist auf der Homepage nämlich auf die enthaltenen Duftkomponenten, die sich üblicherweise in byzantinischen Kirchen finden: Labdanum, Weihrauch und Mastix. Diese wuchtig-herbe Mischung dominiert den Duft vom Anfang bis zum Ende. Zwar gibt es eine Duftentwicklung von herb-grün nach rauchig-süß, doch der Charakter an sich ändert sich nur wenig, bleibt sich mehr oder weniger treu in seiner erhabenen, fast religiös anmutenden harzig-süß-herben Wirkung.

Diese eigenwillige-mystische Ausstrahlung wird noch verstärkt, macht man sich bewusst, dass die Hauptkomponenten des Duftes eine weit über die ätherisch-ästhetische Wirkung hinausgehende Bedeutung haben: Weihrauch galt und gilt in vielen Kulturen als Opfergabe Gottes, Mastix hat eine nachgewiesene medizinische (antibakterielle und antivirale) Wirkung, Labdanum wurde bereits in der Antike als Räucherwerk verwendet. Alle drei Harze finden schon in der Bibel Erwähnung.

Warum ein Hersteller auf die Idee kommen konnte, einen Duft fast ausschließlich aus diesen drei wuchtigen Harzen zu komponieren (rauchig, bitter und süß), bleibt letztlich rätselhaft. Bei aller Faszination, die von einer solchen Kombination ausgeht, muss auch den Parfumeuren klar gewesen sein, dass dies kein Duft für den Alltag sein kann, dass der Duft auch am Abend eine eher eigenwillige Ausstrahlung entwickelt und dass er sich der Kategorisierung als reiner Damen- oder Herrenduft von vorne herein entzieht, somit weitab vom Mainstream platziert ist.

Wer also kann oder will diesen Duft tragen? Aus meiner Sicht ist Mystra ein Duft für die Trägerin oder den Träger selbst, für einen nebligen, feuchten Herbst- oder Spätwintertag, an dem man das Haus nur widerwillig verlässt, allenfalls um bei einem Spaziergang für kurze Zeit die frische Luft zu spüren und sich dabei in Haus und Natur an der sanften, gemächlichen Entwicklung des Duftes erfreut, der zwischen den drei Grundkomponenten Weihrauch, Mastix und Labdanum changiert.
Ein Duft für mich selbst, der von anderen nicht wahrgenommen werden muss.

Die Idee der Ruinenstadt Mystra ist dabei die ideale Kulisse für eine Phantasiereise, die den Träger gleichermaßen unter den wolkenlosen Himmel Griechenlands, zu Fausts Vermählung mit Helena und in das dunkel-goldene Gewölbe einer byzantinischen Kirche versetzt.

Trotz oder gerade wegen des sperrigen Auftritts ist der Duft ein kleines Gesamtkunstwerk, dessen Wirkung auch durch den Karton mit seiner schlichten Aufschrift in lateinischen und griechischen Buchstaben und durch die Apothekerflasche im typischen Braunglas komplettiert wird. Wäre der Duft noch erhältlich, er würde sicherlich bald in meiner Sammlung landen.

Fast überflüssig zu erwähnen, dass Luca Turin diesen Duft in seinem „A - Z guide Perfumes“ nachdrücklich würdigt und mit vier von fünf Sternen auszeichnet.

Ganz herzlichen Dank an die Parfumista, der ich die Abfüllung dieses Duftes zu verdanken habe.
28 Antworten

Statements

3 kurze Meinungen zum Parfum
YataganYatagan vor 7 Jahren
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Eine harzig-krautige Pflanze wächst auf deiner Haut, wölbt sich wie Gewölk über deinen Kopf in den Himmel: eine dünne Weihrauchfahne weht...
4 Antworten
ErgreifendErgreifend vor 8 Jahren
4
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
5
Duft
Krautig, bittere Aura.
Tonnenschweres Harz.
Wirkt mächtig. Warm und kühl.
Ein eigenartiger Duft, der mich nicht berührt.
1 Antwort
Puck1Puck1 vor 9 Jahren
5
Haltbarkeit
8
Duft
Dunkelherbe Kräuter kombiniert mit staubtrockenem Traubenzuckerduft...mag ich bisweilen.
0 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Beliebt von Aēsop

Hwyl von Aēsop Tacit von Aēsop Rōzu von Aēsop Marrakech Intense (Eau de Toilette) von Aēsop Erémia von Aēsop Eidesis von Aēsop Marrakech Intense (Eau de Parfum) von Aēsop Karst von Aēsop Ouranon von Aēsop Gloam von Aēsop Miraceti von Aēsop Marrakech von Aēsop Marrakech Intense (Parfum) von Aēsop Stoic / Stoïque von Aēsop