31.01.2021 - 10:54 Uhr
NuiWhakakore
96 Rezensionen
NuiWhakakore
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49
Gaudi in der Lederhosen
Ich brauchte dringend eine Pause. Die Ausschweifungen des Studentenlebens in der Stadt setzten mir doch arg zu. Moralischer Verfall, Sittenlosigkeit, Rausch, Exzesse und Ekstase, was hatte ich mich darin gesuhlt und es in vollsten Zügen genossen. Aber jetzt nach zwei Jahren brauchte ich einfach Abstand, sonst würde ich daran zerbrechen, das war gewiss.
Also ging ich auf die Alm, für ein halbes Jahr, Natur, das Versorgen der Tiere, Abstand. Nur ich und meine Bücher und keine Ablenkungen mehr. Die Alm lag traumhaft auf einer Hochebene. Eine einfache Hütte mit einer Wohnküche, einer kleinen Schlafkammer und dem Stall. Fünf Kühe hatte ich und ein paar Hühner.
„Des schafft sogar a Studiosus aus da Stod!“ sagte der Bauer zum Abschied. (1)
„Und nimm di vor da Zenzi in acht, des is a Wuide!“ rief er mir noch nach. (2)
Was eine Zenzi ist, wusste ich nicht. Ich dachte mir nichts weiter dabei. Und ja, ich würde es schaffen und genießen, das nahm ich mir vor. Der erste Schritt in den Stall wahr aber gleichsam ein Schock: der Gestank von Urin und Tierkot traf mich wie eine Faust in den Magen. Dazu der Geruch der Kühe, im ersten Augenblick war ich wie betäubt. Aber ich schaffte es, die Tier auf die Wiese zu treiben und den Stall auszumisten ohne mich zu übergeben. Ein guter Start, wie ich fand!
Später am Tag lernte ich auch, was eine Zenzi ist. Es war meine Nachbarin von der Alm 100 Meter höher am Hang. Sie kam schnaufend und schwitzend herab in ihrer ganzen Fülle und begrüßte mich herzlicher als ich es schicklich fand.
„So du bist nacher des Bürscherl aus da Stod, hah? Geh amoi her da, los di oschaun!“ (3)
Sie roch leider etwas wie der Stall, den ich gerade ausgemistet hatte. Ich wich einige Schritte zurück und konnte das Gespräch zum Glück schnell beenden. Sie kam daraufhin aber jeden Tag mindesten einmal, half mir beim melken, käsen und zeigte mir viele Dinge, die ich über das Leben auf der Alm nicht kannte. Ich war ihr dankbar, hatte aber auch das Gefühl, dass sie meine Nähe etwas zu sehr suchte.
Gestern passierte es dann. Sie kam mit einer Flasche Schnaps und ließ auch meine Einwände, ich sei abstinent, nicht gelten. Bald saßen wir am Küchentisch und tranken.
„Und nacher, schmeckt a da, mei Enzian?“ (4)
Zu diesem Zeitpunkt musste ich das bejahen, obgleich oder weil er mir schon etwas zusetzte.
„Geh, rutsch a bissl her da, Burli, brauchst koa Angst ned ham, i beiß scho ned! Nur a bissl, wennst mogst!“ (5)
Ihr Kuhstallgeruch war unter dem Schweiß deutlich wahrnehmbar. Animalisch und lüstern, aber das machte mir gar nicht mehr so viel aus. Noch näher kam sie mir. Ich konnte ihre dampfende Wärme spüren.
„Derfst scho amoi a bissl o‘glanger, Burschi, des macht mir nix!“ (6)
Danach weiß ich nichts mehr, bis ich in der Kammer erwachte, halb begraben von ihrem mächtigen Körper. Ihr Atem roch säuerlich nach billigem Wein und Schnaps. Schamvoll wollte ich mich davonschleichen, aber sie erwachte davon, sagte etwas von „bist scho wieda wach, ja oiso nacha, pack mas no amoi“ (7) und was dann geschah, darüber will ich nicht sprechen...
Jetzt dämmert es draußen und sie schnarcht laut neben mir. Noch 5 Minuten und ich versuche noch einmal die Flucht. Zurück in die Stadt, zu den Ausschweifungen, die mir nach dieser Nacht wie ein harmloses Kinderlied vorkommen.
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Den hier vielfach beschriebenen Kuhstallgeruch verströmt Oud Burmi zum Glück nur zu Beginn. Kot, Urin, Gülle trifft es als Beschreibung recht gut. Darunter schwingt auch gleich eine säuerlich-alkoholische Note mit. Sie erinnert an schalen Wein und einer Spur billigem Cognac. Die Überreste eine Party am nächsten Morgen, oder eher Mittag. Auch eine heftige Animalik ist von Beginn an spürbar, wird mit der Zeit auch noch stärker. Der Geruch von Leder kommt dazu, das finde ich gar nicht mal so unangenehm. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Gülle des Starts zum Glück schon verzogen. Ein leichter Geruch von dunklem, eher morschem Holz kommt noch dazu. So klingt er dann langsam aus. Die Haltbarkeit ist schon recht gut, 7-8 Stunden. Die Silage hat in der ersten Stunde Belästigungspotential, zieht sich dann aber etwas zurück.
Oud Burmi finde ich jetzt bei weitem nicht so schlimm, wie von manchen beschrieben. Das macht aber noch lange keinen guten Duft daraus und definitiv auch nichts, das ich tragen oder an jemandem riechen wollte.
Den Teststreifen werde ich als Dünger im Blumenbeet im Garten vergraben, vielleicht ist das ja ein alternatives Einsatzgebiet für diesen Duft...
Dank an die lustige Sennerin Gandix, die mit dieser Geschichte absolut nichts zu tun hat!
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Übersetzungen aus dem Bayerischen (bereitgestellt von Google Ireland Limited):
(1) Das ist eine leichte Aufgabe, auch für einen zarten Studenten aus der Stadt gut zu bewältigen.
(2) Und nimm dich vor Zenzi in acht, sie ist recht wild und ungestüm.
(3) Du musst wohl der junge Mann aus der Stadt sein, oder? So tritt doch näher und lass dich im Lichte betrachten!
(4) Findest Du meine aus den Wurzeln des Gebirgsenzians, der schönsten Blume, ja geradezu des Inbegriffs der Alpen, gebrannte Spirituose nicht auch sehr schmackhaft?
(5) Du kannst ruhig etwas näher kommen, du junger gutaussehender Mann du, ich werde schon nicht beißen! Vielleicht ein wenig knabbern, falls du gefallen daran findest!
(6) Du darfst mich gerne sinnlich berühren, du junger Gott du, ich wehre mich nicht!
(7) – keine Übersetzung möglich, nicht-jugendfreie Inhalte erkannt –
Also ging ich auf die Alm, für ein halbes Jahr, Natur, das Versorgen der Tiere, Abstand. Nur ich und meine Bücher und keine Ablenkungen mehr. Die Alm lag traumhaft auf einer Hochebene. Eine einfache Hütte mit einer Wohnküche, einer kleinen Schlafkammer und dem Stall. Fünf Kühe hatte ich und ein paar Hühner.
„Des schafft sogar a Studiosus aus da Stod!“ sagte der Bauer zum Abschied. (1)
„Und nimm di vor da Zenzi in acht, des is a Wuide!“ rief er mir noch nach. (2)
Was eine Zenzi ist, wusste ich nicht. Ich dachte mir nichts weiter dabei. Und ja, ich würde es schaffen und genießen, das nahm ich mir vor. Der erste Schritt in den Stall wahr aber gleichsam ein Schock: der Gestank von Urin und Tierkot traf mich wie eine Faust in den Magen. Dazu der Geruch der Kühe, im ersten Augenblick war ich wie betäubt. Aber ich schaffte es, die Tier auf die Wiese zu treiben und den Stall auszumisten ohne mich zu übergeben. Ein guter Start, wie ich fand!
Später am Tag lernte ich auch, was eine Zenzi ist. Es war meine Nachbarin von der Alm 100 Meter höher am Hang. Sie kam schnaufend und schwitzend herab in ihrer ganzen Fülle und begrüßte mich herzlicher als ich es schicklich fand.
„So du bist nacher des Bürscherl aus da Stod, hah? Geh amoi her da, los di oschaun!“ (3)
Sie roch leider etwas wie der Stall, den ich gerade ausgemistet hatte. Ich wich einige Schritte zurück und konnte das Gespräch zum Glück schnell beenden. Sie kam daraufhin aber jeden Tag mindesten einmal, half mir beim melken, käsen und zeigte mir viele Dinge, die ich über das Leben auf der Alm nicht kannte. Ich war ihr dankbar, hatte aber auch das Gefühl, dass sie meine Nähe etwas zu sehr suchte.
Gestern passierte es dann. Sie kam mit einer Flasche Schnaps und ließ auch meine Einwände, ich sei abstinent, nicht gelten. Bald saßen wir am Küchentisch und tranken.
„Und nacher, schmeckt a da, mei Enzian?“ (4)
Zu diesem Zeitpunkt musste ich das bejahen, obgleich oder weil er mir schon etwas zusetzte.
„Geh, rutsch a bissl her da, Burli, brauchst koa Angst ned ham, i beiß scho ned! Nur a bissl, wennst mogst!“ (5)
Ihr Kuhstallgeruch war unter dem Schweiß deutlich wahrnehmbar. Animalisch und lüstern, aber das machte mir gar nicht mehr so viel aus. Noch näher kam sie mir. Ich konnte ihre dampfende Wärme spüren.
„Derfst scho amoi a bissl o‘glanger, Burschi, des macht mir nix!“ (6)
Danach weiß ich nichts mehr, bis ich in der Kammer erwachte, halb begraben von ihrem mächtigen Körper. Ihr Atem roch säuerlich nach billigem Wein und Schnaps. Schamvoll wollte ich mich davonschleichen, aber sie erwachte davon, sagte etwas von „bist scho wieda wach, ja oiso nacha, pack mas no amoi“ (7) und was dann geschah, darüber will ich nicht sprechen...
Jetzt dämmert es draußen und sie schnarcht laut neben mir. Noch 5 Minuten und ich versuche noch einmal die Flucht. Zurück in die Stadt, zu den Ausschweifungen, die mir nach dieser Nacht wie ein harmloses Kinderlied vorkommen.
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Den hier vielfach beschriebenen Kuhstallgeruch verströmt Oud Burmi zum Glück nur zu Beginn. Kot, Urin, Gülle trifft es als Beschreibung recht gut. Darunter schwingt auch gleich eine säuerlich-alkoholische Note mit. Sie erinnert an schalen Wein und einer Spur billigem Cognac. Die Überreste eine Party am nächsten Morgen, oder eher Mittag. Auch eine heftige Animalik ist von Beginn an spürbar, wird mit der Zeit auch noch stärker. Der Geruch von Leder kommt dazu, das finde ich gar nicht mal so unangenehm. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Gülle des Starts zum Glück schon verzogen. Ein leichter Geruch von dunklem, eher morschem Holz kommt noch dazu. So klingt er dann langsam aus. Die Haltbarkeit ist schon recht gut, 7-8 Stunden. Die Silage hat in der ersten Stunde Belästigungspotential, zieht sich dann aber etwas zurück.
Oud Burmi finde ich jetzt bei weitem nicht so schlimm, wie von manchen beschrieben. Das macht aber noch lange keinen guten Duft daraus und definitiv auch nichts, das ich tragen oder an jemandem riechen wollte.
Den Teststreifen werde ich als Dünger im Blumenbeet im Garten vergraben, vielleicht ist das ja ein alternatives Einsatzgebiet für diesen Duft...
Dank an die lustige Sennerin Gandix, die mit dieser Geschichte absolut nichts zu tun hat!
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Übersetzungen aus dem Bayerischen (bereitgestellt von Google Ireland Limited):
(1) Das ist eine leichte Aufgabe, auch für einen zarten Studenten aus der Stadt gut zu bewältigen.
(2) Und nimm dich vor Zenzi in acht, sie ist recht wild und ungestüm.
(3) Du musst wohl der junge Mann aus der Stadt sein, oder? So tritt doch näher und lass dich im Lichte betrachten!
(4) Findest Du meine aus den Wurzeln des Gebirgsenzians, der schönsten Blume, ja geradezu des Inbegriffs der Alpen, gebrannte Spirituose nicht auch sehr schmackhaft?
(5) Du kannst ruhig etwas näher kommen, du junger gutaussehender Mann du, ich werde schon nicht beißen! Vielleicht ein wenig knabbern, falls du gefallen daran findest!
(6) Du darfst mich gerne sinnlich berühren, du junger Gott du, ich wehre mich nicht!
(7) – keine Übersetzung möglich, nicht-jugendfreie Inhalte erkannt –
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