06.07.2015 - 12:09 Uhr
Palonera
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Palonera
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42
Rien ne va plus...?
Sie hat es geschafft, tatsächlich.
Weit war er gewesen, der Weg, doch sie hat ihn gefunden, die Sahara – den Weg ins Ruhrgebiet, das kühle, grüne, das an manchen Tagen noch grau ist, noch immer grau.
Nebelgrau, asphaltgrau, wolkenkratzergrau, industriestadtgrau – nicht gelb und blau und terracotta, nicht flirrend-flimmernd in "fifty shades of sand".
Hierher hat sie gefunden, die Sahara, hat ihren heißen Atem gehaucht über Emscher, Ruhr und Phoenixsee, hat den Menschen die Kleider abgestreift und die Contenance, hat Energie verwandelt in Phlegma und mein Zuhaus' in Luzifers Salon.
Heiß ist es, sehr heiß, unerträglich heiß – seit Tagen nähert sich das Thermometer der roten Vierzig, fiebert einem Rendezvous entgegen, das auch mir den Schweiß aus allen Poren treibt.
Ich tauge nicht zur Wüstenblume, nicht zur Nomadenfrau – nicht mit meinen westlichen Gewändern, nicht mit meinem zitrisch-frischen Splash, das, so wunderbar es auch bei Mitte Zwanzig kühlt, bei fünfunddreißig plus ein wenig seltsam wird.
Rien ne va plus.
Rien ne va plus...?
Nichts, wirklich nichts, gar und überhaupt, absolut nichts?
Wenn ich nicht vor der Sahara flüchten kann, dann muß ich ihr begegnen.
Muß dorthin gehen, wo sie hingehört, wo sie Alltag ist, Normalität.
Wo die Menschen sie zu nehmen wissen, wo sie selbstverständlich mit ihr leben wie die Inuit im hoffentlich ewigen Eis.
Dort, wo die Luft vor Hitze flimmert und es zum Spiegeleierbraten keine Pfanne braucht, trinken Menschen heißen schwarzen Tee statt eisgekühlter Cola, tragen lange Ärmel, lange Säume, trifft kein Sonnenstrahl zuviel auf zarte Haut.
Sie lieben scharfe, reich gewürzte Speisen und Düfte, scheinbar opulent und schwer.
So wollen wir es glauben, die Pyramiden jeweils fest im Blick.
Und so mögen sie auch sein an unseren Gestaden, in einem Klima fern von ihrem Heimatland.
Dann nimmt ein Hauch zuviel uns schon den Atem, legt dicht und schwer sich auf die Stirn und zwickt den Bauch.
Bei zehn und auch bei zwanzig Grad, vielleicht auch noch bei dreißig.
Doch was ist, wenn die Vierzig näherrückt, wenn die Fremde scheinbar zum Geburtsort wird?
Klar und herb und ein wenig bitter wie eine frischgeschälte Grapefruit in einem Bett aus Bergamotten eröffnet "Jubilation XXV" auf meiner Haut, einen Atemzug lang schwebend, strahlend, flirrend fast wie eine hellkühlweiße Wintersonne, um gleich darauf herabzusteigen in ein dichtes Dunkelgrün.
Hohe Wipfel, weicher Boden, kaum ein Sonnenstrahl berührt das Moos.
Kühl und ein wenig feucht streift des Waldes Atem meine Haut, vermischt das Aroma der Kräuter mit dem Duft der Seife von heute früh.
Ich gehe, langsam, bedächtig, ein Fuß vor dem anderen, ohne Eile, Atemzug um Atemzug.
Eine Lichtung, sonnenbeschienen, ruhig.
Altes Holz, verwittert und warm.
Schmetterlinge tanzen im Sonnenlicht, unter meinem Fuß knackt ein Zweig.
Sonst ist es still, sehr still.
"Jubilation XXV" macht mich still, stumm, staunend.
Manches hatte ich erwartet beim Blick auf die Pyramide, doch ganz gewiß nicht jenen Chypre großer alter Schule, als der sich dieser Duft mir präsentiert.
Ruhig, gelassen und sehr erwachsen, sehr bodenständig begegnet mir ein Orientale, den ich, blind getestet, für einen Guerlain gehalten hätte, einen alten Dior oder Balmain, geboren in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.
Distanzierte Kühle ohne jede Spur von Arroganz, sanft und sauber, unaufgesetzt nobel und von lässiger Eleganz.
Keine schwülstig-süße Schwere, keine opulente Blütenpracht.
Ein olfaktorischer Schutzschild, beinahe, der kühlt und erdet, zerfasernde Gedanken einfängt und der Hitze zwar nicht trotzt, doch sie ertragen hilft.
Auch die Sahara.
Zumindest hier im Ruhrgebiet.
Für fünf, sechs, sieben Stunden.
Für mich und jene, die nur einen Arm entfernt.
Weit war er gewesen, der Weg, doch sie hat ihn gefunden, die Sahara – den Weg ins Ruhrgebiet, das kühle, grüne, das an manchen Tagen noch grau ist, noch immer grau.
Nebelgrau, asphaltgrau, wolkenkratzergrau, industriestadtgrau – nicht gelb und blau und terracotta, nicht flirrend-flimmernd in "fifty shades of sand".
Hierher hat sie gefunden, die Sahara, hat ihren heißen Atem gehaucht über Emscher, Ruhr und Phoenixsee, hat den Menschen die Kleider abgestreift und die Contenance, hat Energie verwandelt in Phlegma und mein Zuhaus' in Luzifers Salon.
Heiß ist es, sehr heiß, unerträglich heiß – seit Tagen nähert sich das Thermometer der roten Vierzig, fiebert einem Rendezvous entgegen, das auch mir den Schweiß aus allen Poren treibt.
Ich tauge nicht zur Wüstenblume, nicht zur Nomadenfrau – nicht mit meinen westlichen Gewändern, nicht mit meinem zitrisch-frischen Splash, das, so wunderbar es auch bei Mitte Zwanzig kühlt, bei fünfunddreißig plus ein wenig seltsam wird.
Rien ne va plus.
Rien ne va plus...?
Nichts, wirklich nichts, gar und überhaupt, absolut nichts?
Wenn ich nicht vor der Sahara flüchten kann, dann muß ich ihr begegnen.
Muß dorthin gehen, wo sie hingehört, wo sie Alltag ist, Normalität.
Wo die Menschen sie zu nehmen wissen, wo sie selbstverständlich mit ihr leben wie die Inuit im hoffentlich ewigen Eis.
Dort, wo die Luft vor Hitze flimmert und es zum Spiegeleierbraten keine Pfanne braucht, trinken Menschen heißen schwarzen Tee statt eisgekühlter Cola, tragen lange Ärmel, lange Säume, trifft kein Sonnenstrahl zuviel auf zarte Haut.
Sie lieben scharfe, reich gewürzte Speisen und Düfte, scheinbar opulent und schwer.
So wollen wir es glauben, die Pyramiden jeweils fest im Blick.
Und so mögen sie auch sein an unseren Gestaden, in einem Klima fern von ihrem Heimatland.
Dann nimmt ein Hauch zuviel uns schon den Atem, legt dicht und schwer sich auf die Stirn und zwickt den Bauch.
Bei zehn und auch bei zwanzig Grad, vielleicht auch noch bei dreißig.
Doch was ist, wenn die Vierzig näherrückt, wenn die Fremde scheinbar zum Geburtsort wird?
Klar und herb und ein wenig bitter wie eine frischgeschälte Grapefruit in einem Bett aus Bergamotten eröffnet "Jubilation XXV" auf meiner Haut, einen Atemzug lang schwebend, strahlend, flirrend fast wie eine hellkühlweiße Wintersonne, um gleich darauf herabzusteigen in ein dichtes Dunkelgrün.
Hohe Wipfel, weicher Boden, kaum ein Sonnenstrahl berührt das Moos.
Kühl und ein wenig feucht streift des Waldes Atem meine Haut, vermischt das Aroma der Kräuter mit dem Duft der Seife von heute früh.
Ich gehe, langsam, bedächtig, ein Fuß vor dem anderen, ohne Eile, Atemzug um Atemzug.
Eine Lichtung, sonnenbeschienen, ruhig.
Altes Holz, verwittert und warm.
Schmetterlinge tanzen im Sonnenlicht, unter meinem Fuß knackt ein Zweig.
Sonst ist es still, sehr still.
"Jubilation XXV" macht mich still, stumm, staunend.
Manches hatte ich erwartet beim Blick auf die Pyramide, doch ganz gewiß nicht jenen Chypre großer alter Schule, als der sich dieser Duft mir präsentiert.
Ruhig, gelassen und sehr erwachsen, sehr bodenständig begegnet mir ein Orientale, den ich, blind getestet, für einen Guerlain gehalten hätte, einen alten Dior oder Balmain, geboren in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.
Distanzierte Kühle ohne jede Spur von Arroganz, sanft und sauber, unaufgesetzt nobel und von lässiger Eleganz.
Keine schwülstig-süße Schwere, keine opulente Blütenpracht.
Ein olfaktorischer Schutzschild, beinahe, der kühlt und erdet, zerfasernde Gedanken einfängt und der Hitze zwar nicht trotzt, doch sie ertragen hilft.
Auch die Sahara.
Zumindest hier im Ruhrgebiet.
Für fünf, sechs, sieben Stunden.
Für mich und jene, die nur einen Arm entfernt.
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