08.09.2013 - 07:24 Uhr
Rivegauche
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Rivegauche
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Die Fliesen von Zimmer sieben
Als ich vor einigen Jahren das erste Mal Nizza bereiste und am ersten Abend bei Vollmond mit meinem Eis von Fenocchio in den Sorten Lavendel und Orangenblüte am Strand der Baie des Anges stand, fragte ich mich weshalb ich erst jetzt hier das erste Mal stehe: "Wie blöd warst Du eigentlich?" Eine Großstadt am Meer mit mediterranem Klima, das geliebte Frankreich und der legendäre Ruf der Côte d'Azur sind ja eigentlich wie für mich gemacht. Mein Freund Coriolon hatte mir ein simples Hotel in der zweiten Etage eines Wohnhauses unweit der Galeries Lafayette empfohlen. Mit bepflanztem Balkon und verrostetem Geländer, Blick auf den Hof, Wänden in hellblauer Ölfarbe, betagten Gobelinvorhängen und dem alten terrakottaroten Tomettes Fliesenboden freute ich mich auf die kommenden Tage.
Die sechseckigen Tomettes Bodenfliesen sind mir dort zum ersten Mal in ihrer Rustikalität bewusst aufgefallen und begeistern mich sehr. Sie haben ihren Ursprung in der Provence, vor allem die Stadt Salernes ist wohl seit dem 19. Jahrhundert dafür bekannt. Die meisten Tomettes Böden sehen heute ziemlich ramponiert aus und in der Regel sind einzelne Fliesen locker...französisch eben, da steh' ich drauf. In meinem Gepäck hatte ich auch "Eau du Sud" als Miniatur, Gästeseife und Duschgel. Und immer wenn ich heute "Eau du Sud" benutze, sehe ich die schönen alten Fliesen meines Zimmer sieben vor mir.
Nachdem ich nun die ersten 100 ml seit letztem Jahr nahezu geleert habe, frage ich mich auch, weshalb ich mir nicht schon früher eine Flasche davon zugelegt habe. Es ist wunderbar. Die Kopfnote voller Zitrusfrüchte von zitrischer Bergamotte, pikant säuerlicher Grapefruit, süß belebender Mandarine und sanft grüner Limette gleitet sehr schnell über in das krautig dominierende Herz von "Eau du Sud" mit erfrischend unsüßer Minze, herb bitterem Basilikum und dem leicht kühl metallischen Eisenkraut. Eine kleine Prise weißblütiger Jasmin, der auch ein wenig von seinem indolischen Charakter dabei hat, hilft "Eau du Sud" in seinem innersten, die Zitrus - und Kräuternoten im Zaum zu halten und ein wenig Weichheit und Volumen zu schenken, aber auch um die provencalisch mediterrane Ausstrahlung dieses Duftes zu verstärken. Gleichzeitig ensteht auch - sicherlich durch Hedione - eine unglaublich erfrischende und luftig schwebende, gar wässrig und leicht seifig anmutende Aura, das einem das Wasser im Munde zusammenlaufen kann. In dieses sonnige und ungeniert heiter schwebende Fluidum webt sich die sparsam instrumentierte Basisnote dezent mit ein. Hier macht sich ein wenig grün holziger Vetiver und herb bitter warmes Moos bemerkbar - geben eine Ahnung klassisches Chypre hinzu - und runden "Eau du Sud" in seiner Natürlichkeit ab. Eine Spur Patchouli mag auch seinen Platz gefunden haben, um mit einem kleinen Hauch seiner dunkel kräftigen Aura die beiden anderen Platzhirsche in der Basisnote zu stärken, aber im Grunde bemerkt man es nicht. Nach einigen Stunden wirkt "Eau du Sud" wie mit der Haut verschmolzen.
An dieser Stelle wage ich mich hinaus mit der These, dass dieser Duft eine Hommage der seinerzeit noch lebenden Annick Goutal an Diors "Eau Sauvage" mit einer Prise "Diorella" ist. Alle Düfte zeichnet eine unglaublich natürliche und leichtfüßig heiter krautig frische Aura aus, die sich im Herzen mit einer Spur Jasmin und in der Basis mit Vetiver und Moos vergnügen. Ich bemerke eine gewisse Ähnlichkeit, aber während mir die Dior Düfte raffinierter und komplexer erscheinen, gibt sich das einfacher gestrickte "Eau du Sud" noch mehr dem ungenierten Sommerlandleben hin.
"Eau du Sud" findet seine Freunde bei Menschen, die nichts gegen transparente Düfte mit nicht allzu hoher, aber ausreichender Haltbarkeit haben. Die oft kritisierte Haltbarkeit der Goutal Düfte kann ich nicht bestätigen, zugegebenermaßen sollte man häufiger auf den Zerstäuber drücken. Auch am nächsten Tag kann ich noch Reste auf meinem Hemd wahrnehmen. In seiner klassischen Zeitlosigkeit punktet "Eau du Sud" mit seiner einfach natürlichen und heiter unsüßen Art. Der sommerliche Charakter lässt ihn als wunderbaren Begleiter eben im Sommer werden, macht im Frühling schon Lust auf Meer und ich bedaure sehr, das es das recht üppig parfümierte und herrlich schäumende Duschgel nicht mehr gibt. In einigen Stunden setze ich mich wieder in den Flieger und "Eau du Sud" ist ganz klar mit dabei. Wer die Côte d'Azur nicht allzu glamourös und exklusiv erkunden möchte, sollte mit dem charmant lebendigen Nizza beginnen.
Die sechseckigen Tomettes Bodenfliesen sind mir dort zum ersten Mal in ihrer Rustikalität bewusst aufgefallen und begeistern mich sehr. Sie haben ihren Ursprung in der Provence, vor allem die Stadt Salernes ist wohl seit dem 19. Jahrhundert dafür bekannt. Die meisten Tomettes Böden sehen heute ziemlich ramponiert aus und in der Regel sind einzelne Fliesen locker...französisch eben, da steh' ich drauf. In meinem Gepäck hatte ich auch "Eau du Sud" als Miniatur, Gästeseife und Duschgel. Und immer wenn ich heute "Eau du Sud" benutze, sehe ich die schönen alten Fliesen meines Zimmer sieben vor mir.
Nachdem ich nun die ersten 100 ml seit letztem Jahr nahezu geleert habe, frage ich mich auch, weshalb ich mir nicht schon früher eine Flasche davon zugelegt habe. Es ist wunderbar. Die Kopfnote voller Zitrusfrüchte von zitrischer Bergamotte, pikant säuerlicher Grapefruit, süß belebender Mandarine und sanft grüner Limette gleitet sehr schnell über in das krautig dominierende Herz von "Eau du Sud" mit erfrischend unsüßer Minze, herb bitterem Basilikum und dem leicht kühl metallischen Eisenkraut. Eine kleine Prise weißblütiger Jasmin, der auch ein wenig von seinem indolischen Charakter dabei hat, hilft "Eau du Sud" in seinem innersten, die Zitrus - und Kräuternoten im Zaum zu halten und ein wenig Weichheit und Volumen zu schenken, aber auch um die provencalisch mediterrane Ausstrahlung dieses Duftes zu verstärken. Gleichzeitig ensteht auch - sicherlich durch Hedione - eine unglaublich erfrischende und luftig schwebende, gar wässrig und leicht seifig anmutende Aura, das einem das Wasser im Munde zusammenlaufen kann. In dieses sonnige und ungeniert heiter schwebende Fluidum webt sich die sparsam instrumentierte Basisnote dezent mit ein. Hier macht sich ein wenig grün holziger Vetiver und herb bitter warmes Moos bemerkbar - geben eine Ahnung klassisches Chypre hinzu - und runden "Eau du Sud" in seiner Natürlichkeit ab. Eine Spur Patchouli mag auch seinen Platz gefunden haben, um mit einem kleinen Hauch seiner dunkel kräftigen Aura die beiden anderen Platzhirsche in der Basisnote zu stärken, aber im Grunde bemerkt man es nicht. Nach einigen Stunden wirkt "Eau du Sud" wie mit der Haut verschmolzen.
An dieser Stelle wage ich mich hinaus mit der These, dass dieser Duft eine Hommage der seinerzeit noch lebenden Annick Goutal an Diors "Eau Sauvage" mit einer Prise "Diorella" ist. Alle Düfte zeichnet eine unglaublich natürliche und leichtfüßig heiter krautig frische Aura aus, die sich im Herzen mit einer Spur Jasmin und in der Basis mit Vetiver und Moos vergnügen. Ich bemerke eine gewisse Ähnlichkeit, aber während mir die Dior Düfte raffinierter und komplexer erscheinen, gibt sich das einfacher gestrickte "Eau du Sud" noch mehr dem ungenierten Sommerlandleben hin.
"Eau du Sud" findet seine Freunde bei Menschen, die nichts gegen transparente Düfte mit nicht allzu hoher, aber ausreichender Haltbarkeit haben. Die oft kritisierte Haltbarkeit der Goutal Düfte kann ich nicht bestätigen, zugegebenermaßen sollte man häufiger auf den Zerstäuber drücken. Auch am nächsten Tag kann ich noch Reste auf meinem Hemd wahrnehmen. In seiner klassischen Zeitlosigkeit punktet "Eau du Sud" mit seiner einfach natürlichen und heiter unsüßen Art. Der sommerliche Charakter lässt ihn als wunderbaren Begleiter eben im Sommer werden, macht im Frühling schon Lust auf Meer und ich bedaure sehr, das es das recht üppig parfümierte und herrlich schäumende Duschgel nicht mehr gibt. In einigen Stunden setze ich mich wieder in den Flieger und "Eau du Sud" ist ganz klar mit dabei. Wer die Côte d'Azur nicht allzu glamourös und exklusiv erkunden möchte, sollte mit dem charmant lebendigen Nizza beginnen.
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