Orange Sanguine 2010

Alan
06.01.2014 - 00:51 Uhr
16
Top Rezension
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft

Gehobene Mundwinkel zum Aufsprühen

Zugegeben, Zitrusdüfte erfahren oftmals weniger Beachtung, als die opulenten Orientalen, die kantigen Chypres oder auch die femininen Floralen. Dennoch bin ich der Ansicht, dass nur wenige Aromen gibt, die so universell als angenehm empfunden werden, wie der Duft von Zitrusfrüchten, ein simpler und optimistischer Geruch, der die Mundwinkel ganz automatisch hochgehen lässt.

Genau diesen Effekt erzielt "Orange Sanguine" bei mir, ein spontaner Stimmungsaufheller, als sich kurz nach dem Aufsprühen auf meiner Haut auch schon das köstliche Aroma einer gerade geschälten Orange entwickelt. Da ist die Bitterkeit der weißen Fetzen, die an den Orangenspalten kleben, da ist der süße, zugleich säuerliche Saft, der einen beim Aufbrechen bereits über die Finger läuft. Eine Orange, nicht mehr und nicht weniger, vielleicht auch eine Blutorange, pur und unverfälscht, erfrischend und natürlich. Würde "Orange Sanguine" hier Halt machen und nichts liefern als diese Orange in Reinform, würde ich vermutlich sogar die ganze Punktzahl vergeben, denn diesen frischen Eindruck so lebensecht in einem Parfum zu fangen, ist ein kleines Meisterstück für sich.

Aber dieser Dufteindruck bleibt nicht von Dauer. Die Orange wird etwas süßer und zugleich ein wenig alkoholisch, der Gedanke an Tequila Sunrise kommt mir, dekoriert mit ein paar vereinzelten Jasminblüten. Doch die blumige Süße bleibt dezent im Hintergrund und gewinnt glücklicherweise nicht die Oberhand. Nach einigen Stunden machen sich eine mild-grüne und eine sanft holzige Note bemerkbar, doch "Orange Sanguine" kreist immer noch um die namensgebende Frucht, wenngleich diesmal mit mehr Schale und nicht mehr so erfrischend natürlich, wie es der Auftakt vermochte. Doch auch wenn ich diesem spritzigen Auftakt nachtrauere, will ich die Basis doch nicht ungerecht beurteilen: Es bleibt ein ausbalancierter Orangenduft, ein unkomplizierter Wohlgeruch für jene Tage, an denen die üblichen Verdächtigen zu schwer, zu kapriziös, zu überladen wirken.
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