15.05.2014 - 08:52 Uhr
Profumo
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Profumo
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27
Gibt's im Herrenclub eigentlich auch Red-Bull?
Lawrence von Arabien, elitärer Herrenclub in St. James, Chesterfield-Ledersofa, osmanischer Tabak – Stichworte, die diesen Duft bebildern sollen.
Und welche Vorstellung wecken sie wiederum in mir?
Die von einem schweren, dunklen Gebräu, von orientalischen Harzen, herb-süßen Rauchwaren, animalischen Ledernoten und torfigen Islay-Whiskies...
Doch was entströmt stattdessen diesem zugegebenermaßen sehr schönen Flakon?
Eine durchdringende, zwischen Honig und Marzipan changierende Süße, die sich ungehindert von den sonst so obligatorischen zitrisch-frischen Auftakten sofort und mit voller Wucht entfaltet.
Von wegen Lawrence von Arabien im Herrenclub von St. James.
Wohl eher: Lawrence von Arabien am weihnachtlichen Zuckerwattestand.
Und bitte: welcher Lawrence von Arabien? T.E. Lawrence oder sein filmisches Alter Ego Peter O’Toole?
Na, egal welcher: unvorstellbar jedenfalls, dass derart Süßliches den britischen Offizier zeitlebens umweht haben könnte.
Aber gut, lassen wir dieses ganze Marketing-Geschwafel mal beiseite und versuchen den englischen Wüsten-Helden auszublenden – so schlecht ist „The Odd Fellow’s Bouquet“ nämlich nicht.
Nur eben arg, arg süß.
Wer aber auf fast schon gourmandartige Süße steht und liebliche Tabaknoten schätzt, der wird bei diesem Duft vermutlich jubilieren (besagte Herren des Clubs von St. James jedoch eher zum Fenster eilen um das Bonbon-Aroma dem Londoner Nieselregen zu übereignen).
Dabei geht „Herren“, selbst solche eines elitären Herrenclubs, und „Süße“ durchaus zusammen, wenn man an Düfte wie JHL von Aramis, oder – um ein neueres Beispiel zu nehmen – „Eau Sauvage Parfum“ denkt. Süße also, die mit herben, maskulinen Noten kontrastiert wird. Hier aber, in „The Odd Fellow’s Bouquet“ findet sich überhaupt kein typisch „männlicher“ Beiklang. Kein Holz, kein Leder, nichts Zitrisches, null Lavendel und von animalischen Essenzen keine Spur. Und wenn von all dem doch ein klitzekleines Quentchen vorhanden sein sollte, so ist es gnadenlos unter süßlicher Tünche verdeckt.
Hier von einem Herrenduft zu reden, dürfte Menschen mit einem ähnlichen olfaktorischen Weltbild wie dem meinen so ziemlich in die Irre führen. Für mich ist dieser Duft eher unisex und der Shisha-begeisterten Jugend von heute gewidmet.
Diese Jugend schwitzt nicht, da sorgsam deodoriert, trägt kein überflüssiges Körperhaar, da ebenso sorgsam epiliert und wuchs in einer Club-Szene auf, deren duftendes Aroma sich nicht mehr aus Zigarettenqualm und Bierdunst speiste, sondern aus der gummibärchenartigen Süße von Red-Bull.
Für diese Generation mag „The Odd Fellow’s Bouquet“ etwas sein, nämlich ein schöner, gut komponierter, extrem langlebiger orientalischer Kuschelduft. Für all jene aber, die unter britischer Parfümerie eher die klassischen Werke von „Floris“, „Penhaligon’s“ oder „Crown“ verstehen, wird nicht der ‚Fellow’ „odd“ sein, sondern der ganze Duft an sich.
So süß duftet es nämlich bestenfalls in einem x-beliebigen Londoner Candy-Shop und sonst kaum irgendwo auf den Inseln.
Aber egal.
Der Duft jedenfalls ist gut, nur vollkommen anders als ich ihn erwartet hätte.
Seine fast schon penetrante Süße ist mir etwas zuviel des Guten und auch die leichte, pfeffrig-ingwerartige Schärfe vermag diese nicht wirklich zu lindern.
Wer aber ein solches Aroma mag: bitteschön. Die Pinkfarbene Kartonage passt übrigens bestens zum lieblichen Inhalt.
Vielleicht kann man die Namensgebung des Duftes auch so verstehen: ein ‚Fellow’ der mit einem solchen ‚Bouquet’ in einem traditionsreichen Londoner Club aufkreuzte würde vermutlich tatsächlich als ‚odd’, im Sinne von skurril, eigenartig oder merkwürdig empfunden, fiele er doch völlig aus dem Rahmen; weniger allerdings durch ein heißes, wild-verwegenes Wüsten-Odeur, als vielmehr durch Lollipop-verklebte Lippen nebst mächtiger Red-Bull-Fahne...
Und welche Vorstellung wecken sie wiederum in mir?
Die von einem schweren, dunklen Gebräu, von orientalischen Harzen, herb-süßen Rauchwaren, animalischen Ledernoten und torfigen Islay-Whiskies...
Doch was entströmt stattdessen diesem zugegebenermaßen sehr schönen Flakon?
Eine durchdringende, zwischen Honig und Marzipan changierende Süße, die sich ungehindert von den sonst so obligatorischen zitrisch-frischen Auftakten sofort und mit voller Wucht entfaltet.
Von wegen Lawrence von Arabien im Herrenclub von St. James.
Wohl eher: Lawrence von Arabien am weihnachtlichen Zuckerwattestand.
Und bitte: welcher Lawrence von Arabien? T.E. Lawrence oder sein filmisches Alter Ego Peter O’Toole?
Na, egal welcher: unvorstellbar jedenfalls, dass derart Süßliches den britischen Offizier zeitlebens umweht haben könnte.
Aber gut, lassen wir dieses ganze Marketing-Geschwafel mal beiseite und versuchen den englischen Wüsten-Helden auszublenden – so schlecht ist „The Odd Fellow’s Bouquet“ nämlich nicht.
Nur eben arg, arg süß.
Wer aber auf fast schon gourmandartige Süße steht und liebliche Tabaknoten schätzt, der wird bei diesem Duft vermutlich jubilieren (besagte Herren des Clubs von St. James jedoch eher zum Fenster eilen um das Bonbon-Aroma dem Londoner Nieselregen zu übereignen).
Dabei geht „Herren“, selbst solche eines elitären Herrenclubs, und „Süße“ durchaus zusammen, wenn man an Düfte wie JHL von Aramis, oder – um ein neueres Beispiel zu nehmen – „Eau Sauvage Parfum“ denkt. Süße also, die mit herben, maskulinen Noten kontrastiert wird. Hier aber, in „The Odd Fellow’s Bouquet“ findet sich überhaupt kein typisch „männlicher“ Beiklang. Kein Holz, kein Leder, nichts Zitrisches, null Lavendel und von animalischen Essenzen keine Spur. Und wenn von all dem doch ein klitzekleines Quentchen vorhanden sein sollte, so ist es gnadenlos unter süßlicher Tünche verdeckt.
Hier von einem Herrenduft zu reden, dürfte Menschen mit einem ähnlichen olfaktorischen Weltbild wie dem meinen so ziemlich in die Irre führen. Für mich ist dieser Duft eher unisex und der Shisha-begeisterten Jugend von heute gewidmet.
Diese Jugend schwitzt nicht, da sorgsam deodoriert, trägt kein überflüssiges Körperhaar, da ebenso sorgsam epiliert und wuchs in einer Club-Szene auf, deren duftendes Aroma sich nicht mehr aus Zigarettenqualm und Bierdunst speiste, sondern aus der gummibärchenartigen Süße von Red-Bull.
Für diese Generation mag „The Odd Fellow’s Bouquet“ etwas sein, nämlich ein schöner, gut komponierter, extrem langlebiger orientalischer Kuschelduft. Für all jene aber, die unter britischer Parfümerie eher die klassischen Werke von „Floris“, „Penhaligon’s“ oder „Crown“ verstehen, wird nicht der ‚Fellow’ „odd“ sein, sondern der ganze Duft an sich.
So süß duftet es nämlich bestenfalls in einem x-beliebigen Londoner Candy-Shop und sonst kaum irgendwo auf den Inseln.
Aber egal.
Der Duft jedenfalls ist gut, nur vollkommen anders als ich ihn erwartet hätte.
Seine fast schon penetrante Süße ist mir etwas zuviel des Guten und auch die leichte, pfeffrig-ingwerartige Schärfe vermag diese nicht wirklich zu lindern.
Wer aber ein solches Aroma mag: bitteschön. Die Pinkfarbene Kartonage passt übrigens bestens zum lieblichen Inhalt.
Vielleicht kann man die Namensgebung des Duftes auch so verstehen: ein ‚Fellow’ der mit einem solchen ‚Bouquet’ in einem traditionsreichen Londoner Club aufkreuzte würde vermutlich tatsächlich als ‚odd’, im Sinne von skurril, eigenartig oder merkwürdig empfunden, fiele er doch völlig aus dem Rahmen; weniger allerdings durch ein heißes, wild-verwegenes Wüsten-Odeur, als vielmehr durch Lollipop-verklebte Lippen nebst mächtiger Red-Bull-Fahne...
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