Carbone
Carbone de Balmain
2010

Carbone / Carbone de Balmain von Balmain
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7.8 / 10 400 Bewertungen
Carbone ist ein beliebtes Parfum von Balmain für Herren und erschien im Jahr 2010. Der Duft ist würzig-holzig. Es wurde zuletzt von Inter Parfums vermarktet.
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Rauchig
Harzig
Erdig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ElemiharzElemiharz EfeuEfeu Madagaskar-PfefferMadagaskar-Pfeffer
Herznote Herznote
WeihrauchWeihrauch schwarze Feigeschwarze Feige
Basisnote Basisnote
Siam-BenzoeSiam-Benzoe VanilleVanille VetiverVetiver MoschusMoschus

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8400 Bewertungen
Haltbarkeit
7.5298 Bewertungen
Sillage
6.6290 Bewertungen
Flakon
8.0281 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.824 Bewertungen
Eingetragen von Profumo, letzte Aktualisierung am 10.02.2024.

Rezensionen

37 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Gaukeleya

109 Rezensionen
Gaukeleya
Gaukeleya
Top Rezension 28  
Goldmarie und Pechmarie
Carbone de Balmain, so kommt es mir vor, scheint hier so eine Art gehypter Geheimtipp zu sein. Ich habe ihn für eine längere Zeit unbeachtet gelassen, da er als Duftzwilling zu "Autoportrait" angegeben wird, ein Duft, mit dem ich so meine Probleme habe.

Vor einiger Zeit testete ich diesen, angestachelt durch interessante Kommentare, und war ernüchtert danach. Zu sperrig, zu herb, zu ölig, zu harzig, und vor allem im Abgang sehr bitter-rasierwasserhaft und maskulin an mir.
Doch mag ich einfach nicht der Typ für Autoportrait sein, erkannte ich dann in einem Anflug von Weitsicht, nachdem ich ihn an einer anderen Frau wahrnahm, die einen sehr speziellen Typus verkörpert, und die mit Autoportrait eine faszinierende Einheit einging. Ich bedauerte zutiefst, dass das Besondere in der Ausstrahlung dieses Duftes an mir seine Wirkung scheinbar nicht entfalten kann.

Zurück zu Carbone. Unlängst kam eine Probe ins Haus, ich hatte mich mittlerweile durch die Kommentare und Antworten gelesen und war gespannt, inwieweit sich Carbone und Autoportrait in meiner Wahrnehmung wirklich ähneln - oder ob sich vielleicht mein eigener Dufthorizont mittlerweile erweitert hat (immerhin bin ich ja sogar auch ein wenig auf die lang verpönte Vetiver-Spur gelangt) und ich mich jenseits von freundlichen Samtdüften auch mit etwas Kantigerem anfreunden kann. An *mir*, wohlbemerkt.

Carbone eröffnet mit kräftig-frisch-pfeffriger Zitrusnote. Und ja, auch ich rieche sehr deutlich die bekannte Bleistiftnote, und zwar auch recht stark. Das gefällt mir. Leicht bitter, dazu herb-spritzig und belebend, eine gewisse Leichtigkeit und fast so etwas wie tänzelnde Frische bemerke ich, die ich bei Autoportrait nicht so wahrnehmen kann.
Zitrus zieht sich alsbald zurück, es bleibt eine trockene, kräftige Pfeffernote, die ich (als ohnehin Pfefferliebhaberin) sehr angenehm finde.
Recht unerwartet ist für mich nun das Süssliche, welches sich leise, aber unverkennbar heranschleicht. Die Feige ist getrocknet und dick, nein, es sind *viele* Feigen, süss, dunkel, leicht bitter, so richtig klassisches Trockenobst. Rauch verbleibt an mir untergeordnet interessanterweise, hier hätte ich mehr Dominanz erwartet, aber der Anteil reicht aus, um Carbone in diesem Stadium nicht zu trockenobstgourmandig werden zu lassen.

Nachdem der Grossteil der Feigen verspeist ist, entströmt meiner Haut ein warmer, samtiger, sanft (!) harziger Duft, der sich gleichzeitig vertieft und erweitert, er rundet sich ab, wird weich mit Kante, und hier nun sehe ich sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten zwischen Carbone und Autoportait:

Wo Autoportrait mir aggressiv und laut und vorschnell erscheint, wirkt Carbone durchdachter, harmonischer, runder, geduldiger komponiert und sich entwickelnd. AP ist trotz seiner stärkeren, etwas schweren Öligkeit harscher und schärfer, weniger süss, der Verlauf gallopiert, um schliesslich nach dem furiosen Auftakt stark nachzulassen und nach relativ kurzer Zeit zu einer schwachen, bitteren Rasierwassernote zu verkommen.
Carbone lässt sich Zeit. Er lässt seinen Bestandteilen Zeit, sich harmonisch einzufügen und ihren Platz, ihre Entfaltung zu finden. Und dennoch ähneln die beiden sich unverkennbar in ihrem Grundmuster.

Dabei wird Carbone niemals langweilig oder lässt "hab-ich-schon-xmal-ähnlich-gerochen"-Feelings aufkommen. Er ist schon etwas speziell, aber durch seine für mich feinere Komposition auch für mich tragbar, ja, womöglich *passt* er sogar zu mir, was ich mir nur wünschen würde.
Selbst die gewisse Rasierwassernote, die auch Carbone nicht erspart bleibt im Abgang, ist wesentlich gefälliger, freundlicher, weicher, obschon herb und harzig.
Ich empfinde die Sillage als etwas schwächer als bei AP, aber konstanter, die Haltbarkeit ist erfreulicherweise der von AP jedoch deutlich überlegen.

Und so konstatiere ich: für mich sind die beiden wie Goldmarie und Pechmarie, die zwei Fast-Schwestern, von denen die eine dank ihres geduldigen, mitfühlenden Wesens am Ende mit Gold belohnt wird, und die andere, deren Raffgier sie in denselben Situationen, die auch Goldmarie durchschritt, zu Ungeduld, mangelnder Empathie und Faulheit führt - am Ende mit Pech übergossen wird.

Danke an den Spender des nun wohlgehüteten Carbonetröpfchens!
20 Antworten
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Sarungal

69 Rezensionen
Sarungal
Sarungal
Top Rezension 27  
Indecent confessions – Carby goes public
Hallo Leute. Mann, ich freu’ mich so, euch zu sehen.
Wollte mich ja schon länger mal zu Wort melden, aber mein Sprayer hat gebremst. Sarungal heißt der – kennt ihr? Hatte kurz mal den Ruf, ein humorloser Satireverächter zu sein. Is’ aber Quatsch. Der hüpft nur zielsicher immer auf die Seite der Wippe, wo’s Gewicht fehlt. Balance und so – muss ich nicht verstehen, is’ aber so. Und manchmal labert er sich’n Wolf statt einfach nur „super“, „okay“ oder „scheiße“ zu sagen. Is’ vermutlich ne Berufskrankheit.

Bei dem wohn’ ich – schwierige Nachbarschaft, echt jetzt. Nebenan haust Ceddy – aber wehe, Ihr nennt ihn so! An der Klingel steht nämlich „Cedrat Boise Mancera“. Der gute Ceddy is’ leicht verwirrt; oft steht er einfach nur so rum und brabbelt: „Ich bin nicht verwandt mit Monsieur Aventus!“ Den Typen kenn’ ich nicht, muss aber’n übler Kerl sein: jedenfalls is’ Ceddy geradezu besessen von ihm.

Auf der anderen Seite wohnt Memmy. Echt ne geschniegelte Socke, immer ganz in Schwarz gekleidet und mit einem diabolischen Leuchten in den Augen. Meinetwegen – wenn er nur nicht so arrogant wäre. „Du bist ich – in klein, zart und schlecht!“ – das sagt er gerne, wenn wir uns nach der Hand drängeln. Arschloch! Wenn er wenigstens älter wäre als ich – isser aber nich’, der feine Herr Man. Manchmal trägt er Turban – schaut voll affig aus, passt aber irgendwie. Is’ halt’n Spinner!

Nach hinten raus hab’ ich auch noch’n Nachbarn, aber der kommt so gut wie nie vor die Tür. Adlig isser – glaub ich zumindest. „De Vetiver“ heißt er nämlich mit Nachnamen. Sel is’n Netter, aber völlig frustriert, weil die Hand ihn bestenfalls mal im Treppenhaus herum schiebt, bevor er wieder in seine Wohnung muss. Armer Kerl!

Die übrigen Leute im Haus kenn’ ich nicht so gut – Ihr wisst schon: andere Etage, nächster Eingang etcpp. Außerdem wollt’ ich Euch ja was von mir erzählen. Ihr könnt mich Carby nennen. Keine Angst: Ich bin nicht adlig, obwohl ich mich offiziell immer mit „de Balmain“ vorstelle – is’ aber nur’n Künstlername. Klappern gehört halt zum Handwerk. Weil ich eher nicht so’n Lauter bin, hab’ ich mir’n hübschen Namen ausgesucht. Kommt gut, oder?

Mein Sprayer sagt immer, ich könne zaubern. Glaubt ihr nicht? Könnt ihr aber – obwohl der Trick echt simpel ist. Ich rupf’ n bisschen Efeu aus, kipp ne ordentliche Ladung Pfeffer drauf … die Dame in der letzten Reihe: Viel zu wenig Pfeffer … und verpass Euch so den krass intellektuellen Anstrich. Bleistiftfeeling. Ach so, kennt Ihr Computerkids schon gar nicht mehr. Tolles Schreib- und Zeicheninstrument. Hinters Ohr geklemmt schaut ihr total megabusy aus – und erst der Geruch. Metal Wood. Klingt wie ne hammergeile Musikrichtung, right? Ist aber eher so was wie Zedernspäne im Eisenbottich. Und weil nich’ jeder den Geruch rattenscharf findet, werf ich dann noch’n bisschen süßes Harz in den Topf. Für die, die nich’ so auf Bleistift stehen – obwohl jeder drauf rumkaut … okay, rumgekaut hat.

Jedenfalls raucht’s jetzt - nicht so krass wie nebenan bei Memmy, wo ständig die Melder anspringen und die Feuerwehr vorfährt. Der Bottich riecht auch nicht mehr nach Eisen; is’ wahrscheinlich besser so. Damit das Ganze … Moment – hört Ihr das auch? Boah, das nervt sooo. Sorry, ich muss mal eben an die Decke klopfen.

Und? Viel besser, oder? Wie soll man sich konzentrieren, wenn obendrüber dauernd jemand singt: „Ich bin Holz | und voll Stolz!“. Is’ übrigens der Boris Schwarz. An sich n feiner Kerl, aber mit ner gewaltigen Meise: völlig besessen von Holz! Wahrscheinlich ist er frustriert, weil die beim Klingelschild das R in seinem Vornamen vergessen haben. Voll kein Respekt, typisch Hausmeister…

Wo war ich? Danke - beim Bottich. Naja, ich geb’s ja zu: Eigentlich will ich ja total geliked werden. Is’ nich’ so leicht mit dem Bleistift – aber der muss sein. Für die Hater schmeiß ich aber n bisschen was Fruchtiges hinterher und noch’n kleines Piece obendrauf. Ja nee, Jungs – nicht, was Ihr denkt. Heißt Olibanum und macht null high, riecht aber gut. Bisschen wie in der… - ach, vergesst es, da wart Ihr eh noch nie! Und die Frucht trocknet im Bottich sofort aus – sorry an alle Kompott-Fans. Macht das Ganze nur’n bisschen schmackhafter; soll ja auch nicht so müffeln wie dort, wo ihr noch nie gewesen seid.

Ihr kommt mit? Bleistiftnote, leicht verpfiffen (heißt das so, wenn man Pfeife raucht?), bisschen süß abschmecken und vornehm abdampfen. VOR-NEHM … die Dame in der letzten Reihe: viel zu viel Weihrauch! Das können Sie beim Memmy durchziehen, aber nicht bei mir!

Der Rest ist eigentlich voll easy: Vanilleschoten auskratzen, ab in den Bottich mit dem Zeug, gut umrühren, noch’n kleines Piece hinterher, damit’s besser hält, und ne Idee Moschus – ja, ich schau Sie an, Madame: Idee heißt: fast nichts, kapiert?

Wenn irgendjemand behauptet, ich würd’ da noch mehr reinhauen: Glaubt ihm nicht! Oder – glaubt ihm unbedingt … aber ich werd’ doch hier nicht mein Geheimrezept verraten.

Hauptsache, am Ende dampft’s geil vanillig aus dem Bottich – nicht zu süß, aber metal-free. Die Frucht – ich sag immer „Schwarze Feige“, aber anderes Dörrobst tut’s auch – macht das Zeug weicher, und die drei Pieces schmeißen noch’n bisschen Holz in den Rauch. Kommt ja auch aus’m Holz, das harzige Scheißzeug. Steh ich voll drauf – aber sagt das nicht dem Boris: Ich glaub’, der sucht Anschluss. Nachher krieg ich ihn nicht mehr los…

Ich bin nicht so anhänglich, aber das hat voll die Vorteile. Ich häng’ ja auch nicht immer mit den gleichen Leutz rum. So nach spätestens sechs Stunden mach’ ich meistens Pause – kann ja mal’n Anderer malochen, oder? Dafür ist mein Stundensatz total okay – ich will ja keinen ruinieren. Denkt man gar nicht, wenn man mich so sieht, oder? Geiles Outfit, seid ehrlich! Und überhaupt bin ich voll der gute Begleiter: scharfe Optik, gutes Benehmen, nie zu laut – und fast überall gern gesehen. Und – Bock auf mich?

Hey … Hand!
Finger weg!
Loslassen!
Menno…
Immer muss ich auf mein Zimmer.
Leutz, Ihr seid krass geil!
Hat Spaß gemacht mit Euch.
Ich komm wieder... versprochen!
Siiiiyaaaaaaaaaaaa…
10 Antworten
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Turandot

834 Rezensionen
Turandot
Turandot
Top Rezension 26  
Wo Rauch ist, ist doch nicht immer Feuer
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, der Spender hat die Probe extra für mich organisiert, denn der Duft ist wie für mich gemacht.

Carbone de Balmain besitzt eine grüne, herbe Rauchigkeit, die nicht staubig und angekokelt wirkt, sondern kühl und sauber, mit einer würzigen Frische in der Kopfnote und fließendem Übergang bis zum letzten sanften Weihrauchhauch. Ein bisschen harzig, ohne zu kratzen, etwas weiches, feines Leder und wunderschön dunkel, so strahlt CdB eine unheimliche Ruhe aus.

Da zwar Carbone als Herrenduft deklariert ist, wirklich ohne jede Süsse und orientalische Wärme auskommt, er aber nicht hemdsärmelig und vordergründig männlich ist, würde ich dieses Parfum mit Freuden tragen. Ich weiss, damit gehöre ich sicher zu einer Minderheit meiner Geschlechtsgenossinnen, aber so sind für mich Parfums in die ich mich zurückziehen kann und zwar auch mitten in einer großen Menschenmenge.

Carbone de Balmain ist nicht der erste Duft aus diesem Haus, von dem ich begeistert bin. Und ich möchte behaupten, auch bei den Balmain-Düften gibt es eine Spezialität in der Rezeptur, die sich wie ein roter Faden durch die Parfums zieht.

Wie schön, diesen Duft nun zu kennen. Dankeschön, Duftstick!!
12 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Landlord

86 Rezensionen
Landlord
Landlord
Top Rezension 18  
Ein tragbarer Wald...
Als Großstädter, der sich trotzdem gern in der Natur bewegt, habe ich natürlich auch olfaktorisch schon einige Wälder durchschritten. Viele Düfte, die den "Wald" zum Thema haben, kommen mir jedoch arg derb und knorrig daher. Nun möchte ich aber nicht gleich mit Axt und Holzfällerhemd bewaffnet im nebligen Spätherbst tagelang in der kanadischen Wildnis verschwinden. Manche Wald-Düfte kippen auch in die Gegenrichtung und sind dann wieder so zivilisatorisch glattgebügelt wie der Rauschebart am Szene-Café-Hipster-Kellner.

Dabei ist der Mittelweg ja oft der goldene - und "Carbone de Balmain" beschreitet ihn. Ja, er beginnt harzig dunkel und schenkt dieses Dufterlebnis dem geneigten Wanderer auch für lange Zeit. Aber der harzige Wald bleibt wunderschön trocken und mild, im Laufe der Zeit angereichert durch eine Portion Lagerfeuerrauch, der aber nicht beißend, sondern in gepflegtem Maße rau daherkommt. Je länger die Wanderung dauert, desto wärmer und leicht süßer wird das Dufterleben, ohne seinen männlichen Touch zu verlieren. Wir kommen nicht durchgefroren und erschöpft in unserer Blockhütte an, sondern gut gelaunt und gewärmt vom Naturerlebnis.

"Na, das ist ja mal ein tragbarer Wald" - schoß es mir beim mehrfachen Schnuppern an "Carbone de Balmain" als kürzeste Duftbeschreibung dann auch durch den Kopf. Er ist strikt männlich, aber keines dieser "knallharten Männerparfums", die sich so knorrig und derb gebärden, dass es mich graust. Aber er ist eben auch nicht so glattgebügelt, dass man denkt, man schaue vom warmen Wohnzimmer aus eine Naturdoku auf dem Breitbild-Fernseher. Kompliment!
10 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 22  
Holzklotz-Installation
Bis vor nicht allzu langer Zeit hatten die Türkisfarbenen ihre Kunden sehr offensiv segmentiert. Die normalen Leute wurden in den Standard-Filialen abgefeiert, für die Gleicheren gab es hier und dort eine Select-Variante. Eines Tages scheint einem Verantwortlichen in Hagen dieser (m. E.) Marketing-GAU aufgefallen zu sein und die gehobenen Geschäfte wurden geschlossen. Bei dem in Hamburg-Poppenbüttel hielt ich kurz vor Toresschluss einen preislich gestauchten Bembel Carbone in der Hand, stellte ihn schließlich zurück und hatte seither ab und zu überlegt, ob das ein Fehler war. Solche losen Enden sind bekanntlich doof. Umso erfreuter war ich, dass ich kürzlich von noirceur - vielen Dank dafür! - ein Pröbchen bekommen konnte.

Ein seltsamer Duft. Staunen bereits bei der Auftaktnote: Efeu? Wäre ich nie drauf gekommen. Wenn ich das Zeug im Garten bändigen muss, riecht das doch anders – so der erste Gedanke. Indes wird die Note bald durchaus plausibel. Sie erinnert mich an Prospan-Hustensaft, der hat Efeu als Wirkstoff.

Aber er ist nicht allein. Erst nach einigem Überlegen komme ich dem Rätsel auf die Spur. Ich finde, das riecht nicht bloß nach Efeu, sondern irgendwie nach Kokos, und zwar nach einem synthetischen Kokos-Aroma. Definitiv schon mal gar nicht nur nach der angesagten Vanille. Vielleicht eine neue Geschmacksrichtung für den Hustensaft: Vanille-Kokos-Prospan. Recht zahm übrigens, die Vanille, allenfalls leicht angeraucht.

Nach zwei Stunden beginnt die nächste Eigenartigkeit: Es wird holzig, so viel ist klar. Dabei unverkennbar künstlich und gleichzeitig unleugbar…schmackhaft. Außerdem bin ich immer noch nicht über das Kokos-Thema hinweg. Und wir haben bald Mittag. Womöglich der Abrieb einer Kokosnuss, also das holzige Äußere. Im Laufe des Nachmittags entsteht eine gezähmte Harz-Note. Wenig Rauch. Eher weiterhin holzig. Tiefdunkles, uralt-museales, lackiertes (Cashmeran?)-Holz.

Die kokosartige Note hat nunmehr aufgegeben und sich kurzerhand zu einer ähnlichen Vanille erklärt. Etwas vanillin-lastig, die Gute. Ich bilde mir gar einen Anflug von Eugenol-Schärfe ein. Das tut ihr jedoch sehr gut, vor allem, wenn Carbone zum Anzug getragen werden soll. Die Konzentratholz-Patchouli-Vanille des Ausklangs hat zweifellos Art. Der ganze Duft ist überdies fraglos angenehm, einhüllend, bestens geeignet für die dunkle Jahreszeit.

Mir ist Carbone allerdings ein bisschen zu hin-skizziert. Vielleicht habe ich mit dem Stil von Frau Lorson gewisse Probleme - wobei ich mir freilich noch lange kein abschließendes Urteil erlauben darf, weil ich bisher lediglich eine Handvoll ihrer Werke getestet habe. Meine anfängliche Begeisterung für den Encre-Noire-Purismus hat sich gelegt, den Sport dazu fand ich schlichtweg schräg und unausgegoren; der Bentley Intense kam mir recht derb gestrickt vor und Satiné war halt nett, prima für meine Tochter. Sie ist zehn.

Carbone nun: Das sind kräftige Pinselstriche statt behutsamer impressionistischer Tupfer, so könnnte ein adäquater Vergleich lauten. Oder eine Installation aus mehreren grob geschnitzten Plastiken. Nix gegen kräftige Pinselstriche oder Holzklotz-Installationen, aber wie es bereits ein Vorredner ähnlich formulierte: Es fehlt mir ein wenig an Zwischentönen, an Tiefe, an Leben, an Lebendigkeit.
14 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

53 kurze Meinungen zum Parfum
ChizzaChizza vor 3 Jahren
7
Flakon
7.5
Duft
Erinnert schon extrem an Autoportrait, ist ja auch von Lorson. Hier aber noch nicht ganz so gut austariert und etwas gröber.
10 Antworten
SiebenkäsSiebenkäs vor 7 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Geweihter Wald, versiegelt von Mauern aus Zeit.
Aufgewühlte Erde, Spuren aus zerbeultem Licht.
Wo warst du so lange, mein kleines Versteck?
4 Antworten
SarungalSarungal vor 9 Jahren
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Schräger Bleistiftstart! Dann spielt eine sanft verräucherte Holzband; die Vanille bläst das Solo. Alltagstauglich, kess und gemütlich dazu!
0 Antworten
CarlosCarlos vor 3 Jahren
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Erinnert mich an mein altes Leder SchuhlMäppchen mit all den Bleistiften und Spitzer.
3 Antworten
ChopIslandChopIsland vor 5 Jahren
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Pfeffer/15 Min
Harz & Weihrauch/30 Min
Anflüge von Vanille und geerdetem Vetiver/30 Min
Danach Demenzbesorgnis.
Sprühen vergessen?
2 Antworten
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Scyllo:Kann vielleicht jemand etwas Genaueres sagen, inwiefern sich nun die "alte" Version (Carbone...

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