20.01.2021 - 04:50 Uhr
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...Bring it back, bring it back, don't take it away from me, because you don't know, what it means to me... (Queen)
Je älter man wird, desto mehr Vergangenheit sammelt man automatisch an. Das mag profan klingen und oftmals ist das Vergangene auch profan, aber da es die eigene Vergangenheit ist, berührt sie trotzdem. Mancher Duft erinnert an Momente und Lebensphasen. Je nachdem welche Ereignisse und Lebensphasen es sind, hat der Duft dann gute oder weniger gute Chancen bei uns.
Ich erhielt Bryant Park von KingLui aus dem Nischentauschspiel. Ich hatte blind darauf geboten, obwohl keineswegs sicher war, dass ich ihn mögen würde. Gibt es doch unter den Bonds für mich wundervolle genauso wie abscheuliche.
Dieser hier war ein Volltreffer. Mir scheint der Ausdruck noch zu schwach: In Bryant Park verdichtet sich meine Vergangenheit, mein bisheriges Leben. Ich bin versucht zu sagen: Bryant Park - das BIN ich.
Als ich den ersten Sprüher nahm, schoss mir durch den Kopf: Den kenne ich! Den hatte ich sogar schonmal! Den hatte ich sogar über längere Zeit! Und dann überlegte ich tagelang, an welchen Duft mich Bryant Park erinnerte, denn ich wusste definitiv, ich hatte diesen Duft noch nie in meinem Besitz. Dennoch fühlte es sich weiterhin so an, als hätte ich ihn früher schon regelmäßig getragen.
Erst gestern, als ich plötzlich wusste, dass er mich an Tom Fords White Patchouli erinnerte, kamen die Aha-Erlebnisse wie eine Reihe kippender Dominosteine: Bryant Park ist eine Duftverdichtung meiner Vergangenheit ab der Pubertät bis heute und jeder Dominostein eine erinnerte Szene.
Fange ich beim ersten Dominostein an: Patchouli. Das Patchouli ist in meiner Nase genau das Patchouli aus White Patchouli von Tom Ford. Diesen Duft habe ich wirklich, aber noch nicht sehr lange. Mich fasziniert an diesem Patchouli, dass es auf der Skala von Erdigkeit genau am himmlischen Ende ist: Gleißend hell. Ich kenne gleißend helles Patchouli auch aus anderen Düften, die ich habe, z.B. aus Outageously Vibrant, und auch da liebe ich es, aber nirgendwo ist es so hell und gleichzeitig auch natürlich anmutend wie bei Tom Ford und nun Bryant Park. Mit diesem hellen Patchouli verbinde ich also viele Erinnerungen aus der jüngeren Vergangenheit, da ich den Tom Ford mit dem perfekten Patchouli noch nicht lange entdeckt habe. Patchouli kenne ich, etwas erdiger, aber auch schon seit der Pubertät. Viele Dominosteine also...
In einem anderen meiner Kommentare, dem zu Rosa Nectar von Dua Fragrances, hatte ich schon den Teeladen in Hamburg von J. beschrieben. Auch an diesen Laden und seine Atmosphäre wie auch Rosa Nectar, erinnert mich Bryant Park. Die Noten der beiden Düfte sind sehr ähnlich: Patchouli, Himbeere, Rose und Amber haben sie gemeinsam. Von der weichen, natürlichen und üppigen Rose, wie sie in den Rosentees verwendet wird, hatte ich in meinem Teeladen-Kommentar geschrieben. Und genauso ist sie auch in Bryant Park: Sie erinnert an all die verschiedenen Gelegenheiten, zu denen ich gemeinsam mit meinem ersten festen Freund diesen Tee kaufte und trank, an unsere spätere gemeinsame Wohnung, an die Studienzeit. Ich kaufe diesen Tee, nun in einem anderen Laden, bis heute. Ich bin bis heute mit diesem Freund befreundet, wenn wir auch inzwischen jeweils andere Partner haben.
Was für schöne Erinnerungen!
In dem Rosa-Nectar-Kommentar schrieb ich, der Moschus, der mich an mein Wild-Love-Nerval-Öl von damals erinnerte, wäre mir letztlich zu viel geworden, weil zu überbordend und verdrängend. Die gleiche Note Wild-Love-Moschus findet sich auch in Bryant Park, aber deutlich dezenter. Hier verbirgt sie sich offensichtlich unter "Amber". Wild-Love-Moschus, war im Nachhinein betrachtet mein erster Signaturduft. Die Erinnerungen gehen in die Schulzeit zurück, Klassenzimmer, Pausenhalle, Schulkameradinnen, große Pausen, verbotenes Verlassen des Schulgeländes zur Eisdiele....
Himbeere. Ich muss sagen, dass das, was hier als Himbeere gemeint ist, in meiner Nase nicht als Himbeere erscheint. Ich kenne auch das aus einigen anderen Düften. Zum Glück empfinde ich den hier benutzten Riechstoff jedoch auch als natürlich fruchtig und nicht so stechend künstlich wie anderweitig schon gerochen. Die helle und leicht herbe Fruchtnote gibt dem Duft eine leichte Kante, die auch wirklich nötig ist, damit er nicht zu gefällig und damit vielleicht langweilig wird - für andere. In meiner Nase ist meine verdichtete Vergangenheit mit ihren ratternden Dominosteinen natürlich nie langweilig.
Die Himbeere übernimmt den Part, den in Tom Fords White Patchouli der Jasmin übernimmt: den Wachrüttler. Ich muss sagen, dass der Himbeere im Bryant Park dies weitaus sanfter gelingt als dem Jasmin in White Patchouli. Es ist in etwa der Unterschied zwischen einem Wecker mit einem Piepton und dem Wecker mit einem Lieblingssong.
Das Ganze ist bekanntlich mehr als die Summe seiner Teile und so möchte ich hier noch eine Note anfügen, vermutlich entsteht sie durch das Maiglöckchen: Seife.
Ich liebe Seife. Natürlich kenne ich Seife mein ganzes Leben. In Bryant Park ist sie mild und auf angenehme Art beduftet. Ich mag es, frisch gewaschen zu sein und dann J.'s Teeladen mit Rosentee, gleißendes, helles Patchouli, ein paar kantige, unhimbeerige Himbeeren und einen Hauch von Wild Love aufzulegen.
Das bin ich. So wie ich bin. So wie ich immer war.
Der letzte Dominostein: Bryant Park. Ich war mal mit einem Schüleraustausch in New York. Ich erinnere mich an den Central Park. War ich damals auch im Bryant Park? Ich weiß es nicht. Es war alles sehr viel damals und ich erinnere nicht jeden Namen der Orte, an denen ich war. Und schon fallen weitere Dominosteine...ich stelle mir vor, ich wäre dort gewesen....
Ich werde Bryant Park behalten. Ich habe sogar etwas getan, was ich sonst fast nie tue: Ich habe einen Bunkerflakon geordert.
"Love of my life, don't leave me...."
Ich erhielt Bryant Park von KingLui aus dem Nischentauschspiel. Ich hatte blind darauf geboten, obwohl keineswegs sicher war, dass ich ihn mögen würde. Gibt es doch unter den Bonds für mich wundervolle genauso wie abscheuliche.
Dieser hier war ein Volltreffer. Mir scheint der Ausdruck noch zu schwach: In Bryant Park verdichtet sich meine Vergangenheit, mein bisheriges Leben. Ich bin versucht zu sagen: Bryant Park - das BIN ich.
Als ich den ersten Sprüher nahm, schoss mir durch den Kopf: Den kenne ich! Den hatte ich sogar schonmal! Den hatte ich sogar über längere Zeit! Und dann überlegte ich tagelang, an welchen Duft mich Bryant Park erinnerte, denn ich wusste definitiv, ich hatte diesen Duft noch nie in meinem Besitz. Dennoch fühlte es sich weiterhin so an, als hätte ich ihn früher schon regelmäßig getragen.
Erst gestern, als ich plötzlich wusste, dass er mich an Tom Fords White Patchouli erinnerte, kamen die Aha-Erlebnisse wie eine Reihe kippender Dominosteine: Bryant Park ist eine Duftverdichtung meiner Vergangenheit ab der Pubertät bis heute und jeder Dominostein eine erinnerte Szene.
Fange ich beim ersten Dominostein an: Patchouli. Das Patchouli ist in meiner Nase genau das Patchouli aus White Patchouli von Tom Ford. Diesen Duft habe ich wirklich, aber noch nicht sehr lange. Mich fasziniert an diesem Patchouli, dass es auf der Skala von Erdigkeit genau am himmlischen Ende ist: Gleißend hell. Ich kenne gleißend helles Patchouli auch aus anderen Düften, die ich habe, z.B. aus Outageously Vibrant, und auch da liebe ich es, aber nirgendwo ist es so hell und gleichzeitig auch natürlich anmutend wie bei Tom Ford und nun Bryant Park. Mit diesem hellen Patchouli verbinde ich also viele Erinnerungen aus der jüngeren Vergangenheit, da ich den Tom Ford mit dem perfekten Patchouli noch nicht lange entdeckt habe. Patchouli kenne ich, etwas erdiger, aber auch schon seit der Pubertät. Viele Dominosteine also...
In einem anderen meiner Kommentare, dem zu Rosa Nectar von Dua Fragrances, hatte ich schon den Teeladen in Hamburg von J. beschrieben. Auch an diesen Laden und seine Atmosphäre wie auch Rosa Nectar, erinnert mich Bryant Park. Die Noten der beiden Düfte sind sehr ähnlich: Patchouli, Himbeere, Rose und Amber haben sie gemeinsam. Von der weichen, natürlichen und üppigen Rose, wie sie in den Rosentees verwendet wird, hatte ich in meinem Teeladen-Kommentar geschrieben. Und genauso ist sie auch in Bryant Park: Sie erinnert an all die verschiedenen Gelegenheiten, zu denen ich gemeinsam mit meinem ersten festen Freund diesen Tee kaufte und trank, an unsere spätere gemeinsame Wohnung, an die Studienzeit. Ich kaufe diesen Tee, nun in einem anderen Laden, bis heute. Ich bin bis heute mit diesem Freund befreundet, wenn wir auch inzwischen jeweils andere Partner haben.
Was für schöne Erinnerungen!
In dem Rosa-Nectar-Kommentar schrieb ich, der Moschus, der mich an mein Wild-Love-Nerval-Öl von damals erinnerte, wäre mir letztlich zu viel geworden, weil zu überbordend und verdrängend. Die gleiche Note Wild-Love-Moschus findet sich auch in Bryant Park, aber deutlich dezenter. Hier verbirgt sie sich offensichtlich unter "Amber". Wild-Love-Moschus, war im Nachhinein betrachtet mein erster Signaturduft. Die Erinnerungen gehen in die Schulzeit zurück, Klassenzimmer, Pausenhalle, Schulkameradinnen, große Pausen, verbotenes Verlassen des Schulgeländes zur Eisdiele....
Himbeere. Ich muss sagen, dass das, was hier als Himbeere gemeint ist, in meiner Nase nicht als Himbeere erscheint. Ich kenne auch das aus einigen anderen Düften. Zum Glück empfinde ich den hier benutzten Riechstoff jedoch auch als natürlich fruchtig und nicht so stechend künstlich wie anderweitig schon gerochen. Die helle und leicht herbe Fruchtnote gibt dem Duft eine leichte Kante, die auch wirklich nötig ist, damit er nicht zu gefällig und damit vielleicht langweilig wird - für andere. In meiner Nase ist meine verdichtete Vergangenheit mit ihren ratternden Dominosteinen natürlich nie langweilig.
Die Himbeere übernimmt den Part, den in Tom Fords White Patchouli der Jasmin übernimmt: den Wachrüttler. Ich muss sagen, dass der Himbeere im Bryant Park dies weitaus sanfter gelingt als dem Jasmin in White Patchouli. Es ist in etwa der Unterschied zwischen einem Wecker mit einem Piepton und dem Wecker mit einem Lieblingssong.
Das Ganze ist bekanntlich mehr als die Summe seiner Teile und so möchte ich hier noch eine Note anfügen, vermutlich entsteht sie durch das Maiglöckchen: Seife.
Ich liebe Seife. Natürlich kenne ich Seife mein ganzes Leben. In Bryant Park ist sie mild und auf angenehme Art beduftet. Ich mag es, frisch gewaschen zu sein und dann J.'s Teeladen mit Rosentee, gleißendes, helles Patchouli, ein paar kantige, unhimbeerige Himbeeren und einen Hauch von Wild Love aufzulegen.
Das bin ich. So wie ich bin. So wie ich immer war.
Der letzte Dominostein: Bryant Park. Ich war mal mit einem Schüleraustausch in New York. Ich erinnere mich an den Central Park. War ich damals auch im Bryant Park? Ich weiß es nicht. Es war alles sehr viel damals und ich erinnere nicht jeden Namen der Orte, an denen ich war. Und schon fallen weitere Dominosteine...ich stelle mir vor, ich wäre dort gewesen....
Ich werde Bryant Park behalten. Ich habe sogar etwas getan, was ich sonst fast nie tue: Ich habe einen Bunkerflakon geordert.
"Love of my life, don't leave me...."
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