02.08.2016 - 14:30 Uhr
Meggi
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32
Synthetischer Superlativ
Wie eine Überschrift doch in die Irre führen kann! Sie bezieht sich nicht auf den Duft, sondern auf ein Phänomen, das Walter Krämer in seinem Buch „So lügt man mit Statistik“ unnachahmlich unterhaltsam beschrieben hat. Überhaupt eine sehr erhellende Lektüre für alle, die sich zum Beispiel über die diametral gegensätzlichen Nachrichten wundern, die die Welt der Statistik durchaus wissenschaftlich fundiert zu produzieren vermag, je nachdem, wer der Auftraggeber der Untersuchung ist.
Ein Superlativ wird synthetisch, wenn die Grundlage der Erhebung allzu willkürlich passend zurechtgeschnitten wird. Mein Garten etwa ist bestimmt der blütenreichste in der mittleren und nördlichen E…-Straße. Zu blöd ist nämlich, dass der meines direkten südlichen Nachbarn (ein pensionierter Gärtner) viel üppiger und vor allem gepflegter daherkommt. Das Guinness-Buch der Rekorde ist voll von dieser Art von Superlativen.
Mit den folgenden Zeilen möchte ich nun den „FiFi Awards“ der „The Fragrance Foundation“ aus New York, deren Bedeutung ich nicht einschätzen kann, kein Unrecht tun. Ich schildere bloß, was mir spontan in den Sinn kam und spekuliere obendrein ein bisschen.
„The Scent of Peace” ist angabegemäß „Winner in the Top 5 Finalists for 2007 Fragrance of the Year FiFi Award for Women’s Nouveau Niche Category.” Aha. Mal davon abgesehen, dass ich erwartet hätte, dass Fiffi ganz andere Gerüche bevorzugt (Ha.Ha.Ha.), fühlte ich mich sofort an eine Passage aus Krämers besagtem Buch erinnert: „Wie mittelmäßig eine Leistung auch sein mag, für einen Superlativ ist immer Platz….Ein Impresario, der auch einem schwach begabten Schützling endlich einen Preis verschaffen will, schreibt einfach einen für den meistgehörten Nachwuchssänger unter 23 Jahren aus Rumänien aus. Den begehrten Oscar gibt es…bald auch für den besten unverheirateten mexikanischen Maskenbildner ohne Abitur.“
Mir ist völlig unverständlich, was am vorliegenden Bond preiswürdig sein soll. Und das hat ehrlich nichts damit zu tun, dass ich den kompletten Markenauftritt in seiner optischen Überdrehtheit - um es vorsichtig zu formulieren - zum Kotzen aufdringlich finde.
Reiner Zufall, dass Bond No. 9 ein US-Unternehmen ist und wie „The Fragrance Foundation“ in New York sitzt? Feiern sich die Amis nicht schließlich – siehe Oscar - am liebsten selbst? Ich erinnere mich an einen Radio-Bericht über eine Grammy-Verleihung. Dort hieß es, die außer-amerikanischen Fachleute schüttelten den Kopf über die Auszeichnung für den US-Pianisten Emanuel Ax. Man war sich im Rest der Welt offenbar einig, dass Ax sicherlich ein sehr guter Künstler, aber nicht Weltspitze sei, ebenso wenig wie die konkret prämierte CD-Aufnahme von ihm. So zumindest ist mir der Tenor der Sendung im Gedächtnis geblieben. Ein Gipfel an Peinlichkeit war übrigens, dass die Grammy-Gewinner verlesen wurden von keinem anderen als…Emanuel Ax. Dafür – wie auch für den Grammy - konnte er natürlich nichts.
Jetzt endlich zum Parfüm. Geht schnell, versprochen.
Zur Eröffnung herbe Zitrusfrucht, Grapefruit geht in Ordnung. Ein bisschen was Krautiges ist dabei, passt zur Schwarzen Johannisbeere. Die nachfolgende Frucht ist recht gedämpft, trägt bereits einen Boden aus Holz, trotzdem ist sie angenehm fruchtig-frisch. Im besten Sinne durchschnittlich. Diese Phase, die sich über die gesamte Spanne von der dritten bis zur achten Viertelstunde erstreckt, ist mit ihrer sanften Fruchtigkeit, unmerklich vom offen genannten Hedione gestützt, die Top-Zeit des Duftes.
Ab der neunten Viertelstunde gewinnt die Chemie die Oberhand. Eine labberige Mixtur aus Hedione, hellem Kunstholz und vielleicht einer Idee Heliotrop-Vanille löst die Frucht fast vollständig ab und The Scent of Peace wird holzig-wässrig. Im weiteren Verlauf, der schon gegen Mittag den Bodensatz erreicht, entsteht eine Mischung aus Kunstholz und weißem Moschus mit dem üblichen langen Atem.
Wo wir vorhin bei „preiswürdig“ waren: Derlei zum Preis von mehr als 200 Euronen für 50 ml anzubieten, ist eine Unverschämtheit, die einen Extra-Abzug bei der Bewertung rechtfertigt. Allein vom Geruch her hätte ich mich für eine 5.0 entschieden.
Ich bedanke mich bei Taurus1967 für die Probe.
Ein Superlativ wird synthetisch, wenn die Grundlage der Erhebung allzu willkürlich passend zurechtgeschnitten wird. Mein Garten etwa ist bestimmt der blütenreichste in der mittleren und nördlichen E…-Straße. Zu blöd ist nämlich, dass der meines direkten südlichen Nachbarn (ein pensionierter Gärtner) viel üppiger und vor allem gepflegter daherkommt. Das Guinness-Buch der Rekorde ist voll von dieser Art von Superlativen.
Mit den folgenden Zeilen möchte ich nun den „FiFi Awards“ der „The Fragrance Foundation“ aus New York, deren Bedeutung ich nicht einschätzen kann, kein Unrecht tun. Ich schildere bloß, was mir spontan in den Sinn kam und spekuliere obendrein ein bisschen.
„The Scent of Peace” ist angabegemäß „Winner in the Top 5 Finalists for 2007 Fragrance of the Year FiFi Award for Women’s Nouveau Niche Category.” Aha. Mal davon abgesehen, dass ich erwartet hätte, dass Fiffi ganz andere Gerüche bevorzugt (Ha.Ha.Ha.), fühlte ich mich sofort an eine Passage aus Krämers besagtem Buch erinnert: „Wie mittelmäßig eine Leistung auch sein mag, für einen Superlativ ist immer Platz….Ein Impresario, der auch einem schwach begabten Schützling endlich einen Preis verschaffen will, schreibt einfach einen für den meistgehörten Nachwuchssänger unter 23 Jahren aus Rumänien aus. Den begehrten Oscar gibt es…bald auch für den besten unverheirateten mexikanischen Maskenbildner ohne Abitur.“
Mir ist völlig unverständlich, was am vorliegenden Bond preiswürdig sein soll. Und das hat ehrlich nichts damit zu tun, dass ich den kompletten Markenauftritt in seiner optischen Überdrehtheit - um es vorsichtig zu formulieren - zum Kotzen aufdringlich finde.
Reiner Zufall, dass Bond No. 9 ein US-Unternehmen ist und wie „The Fragrance Foundation“ in New York sitzt? Feiern sich die Amis nicht schließlich – siehe Oscar - am liebsten selbst? Ich erinnere mich an einen Radio-Bericht über eine Grammy-Verleihung. Dort hieß es, die außer-amerikanischen Fachleute schüttelten den Kopf über die Auszeichnung für den US-Pianisten Emanuel Ax. Man war sich im Rest der Welt offenbar einig, dass Ax sicherlich ein sehr guter Künstler, aber nicht Weltspitze sei, ebenso wenig wie die konkret prämierte CD-Aufnahme von ihm. So zumindest ist mir der Tenor der Sendung im Gedächtnis geblieben. Ein Gipfel an Peinlichkeit war übrigens, dass die Grammy-Gewinner verlesen wurden von keinem anderen als…Emanuel Ax. Dafür – wie auch für den Grammy - konnte er natürlich nichts.
Jetzt endlich zum Parfüm. Geht schnell, versprochen.
Zur Eröffnung herbe Zitrusfrucht, Grapefruit geht in Ordnung. Ein bisschen was Krautiges ist dabei, passt zur Schwarzen Johannisbeere. Die nachfolgende Frucht ist recht gedämpft, trägt bereits einen Boden aus Holz, trotzdem ist sie angenehm fruchtig-frisch. Im besten Sinne durchschnittlich. Diese Phase, die sich über die gesamte Spanne von der dritten bis zur achten Viertelstunde erstreckt, ist mit ihrer sanften Fruchtigkeit, unmerklich vom offen genannten Hedione gestützt, die Top-Zeit des Duftes.
Ab der neunten Viertelstunde gewinnt die Chemie die Oberhand. Eine labberige Mixtur aus Hedione, hellem Kunstholz und vielleicht einer Idee Heliotrop-Vanille löst die Frucht fast vollständig ab und The Scent of Peace wird holzig-wässrig. Im weiteren Verlauf, der schon gegen Mittag den Bodensatz erreicht, entsteht eine Mischung aus Kunstholz und weißem Moschus mit dem üblichen langen Atem.
Wo wir vorhin bei „preiswürdig“ waren: Derlei zum Preis von mehr als 200 Euronen für 50 ml anzubieten, ist eine Unverschämtheit, die einen Extra-Abzug bei der Bewertung rechtfertigt. Allein vom Geruch her hätte ich mich für eine 5.0 entschieden.
Ich bedanke mich bei Taurus1967 für die Probe.
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