02.02.2017 - 14:40 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
18
Anerkennenswerter Versuch einer Noir-isierung
Aus einem dumpfen Irgendwas schälen sich zunächst diffuse Allgemein-Frucht und dann Süßholz mit Edelrosen-Wässrigkeit hervor. Eine Prise Gewürz vermeine ich zu erahnen, vielleicht Cumin. Das mischt sich binnen einer halben Stunde außerordentlich seltsam mit Säure. Bergamotte-Adstringens passt und zudem – verblüffend gut – der Geruchseindruck eines just geöffneten Glases mit Kirschen, nur leiser. Darunter liegt nach meinem Dafürhalten bereits eine Kunstholz-Unterlage.
Ansonsten nehme ich von der Rose wenig wahr. Da die Grenzen zwischen Rosen und roten Früchten ohnehin fließend sind (Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen und manche andere gehören zur Familie der Rosengewächse), mag das kein Wunder sein - freilich riecht es hier wirklich sehr deutlich nach Frucht und weit sparsamer nach Rose. Vor allem lasse ich besagte Kirsche gelten. Wie sie sich nach einer Stunde mit dem Kunstholz und zeitig hinzugetretener Vanille mischt, ist…originell.
Den schon geschilderten Bittermandel-Gedanken kann ich nachvollziehen. Ich denke, er geht auf Süßholz/Anis und Kunstholz-Konzentrat, womöglich Cashmeran, zurück. Die ganze holzige Gemengelage ist aber ziemlich verwischt.
Mittags entsteht ein cremig-zuckrig-schokoladiger Dreh, der wenig überraschenderweise an den Geschwisterduft Modern Classic for Women erinnert. Leider wiederholt sich auch der gewisse „Ostblock-Charme“ der Schokolade, konkret: die stumpfe Zuckrigkeit, mit der Kakao-Geschmack schlichtweg durch Süße ersetzt wird.
Nachmittags erleben wir einen Wandel im Charakter. Die sogenannte Lakritze ist zwar weiterhin näher am Süßholz als am Salmiak, doch tritt sie stärker hervor als im vorderen Teil und überflügelt klar den säuerlich-fruchtigen Viertel-Rose-Dreiviertel-Beere-Part. Unterstützung für den Schwenk bieten Vanille und Patchouli. Außerdem wittere ich ein bisschen Kunstholz nunmehr aus der bananigen Ecke. Das finde ich störend, allerdings bleibt es dezent. Mithin ist mir diese Phase des Duftes am liebsten und, nebenbei bemerkt, überhaupt recht gut für Herren geeignet. Analog zur Nicht-Noir-Version neigt sich die Angelegenheit in der sechsten, siebenten Stunde dem Ende zu.
Fazit: Die - zu vermutende - „Mission Noir“, also das Aufpimpen von „Modern Classic“ vermittels Lakritze, ist sicherlich nicht gescheitert, hätte gleichwohl beherzter vollzogen werden dürfen. Die vanillig abgerundete Lakritz-Patchouli-Note des Nachmittags ist nämlich gelungen und hätte gern früher in den Mittelpunkt rücken können. Von meinen vier getesteten Brocard-Düften (vielen Dank an 0815abc!) hat mir dieser trotzdem am besten gefallen.
Ansonsten nehme ich von der Rose wenig wahr. Da die Grenzen zwischen Rosen und roten Früchten ohnehin fließend sind (Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen und manche andere gehören zur Familie der Rosengewächse), mag das kein Wunder sein - freilich riecht es hier wirklich sehr deutlich nach Frucht und weit sparsamer nach Rose. Vor allem lasse ich besagte Kirsche gelten. Wie sie sich nach einer Stunde mit dem Kunstholz und zeitig hinzugetretener Vanille mischt, ist…originell.
Den schon geschilderten Bittermandel-Gedanken kann ich nachvollziehen. Ich denke, er geht auf Süßholz/Anis und Kunstholz-Konzentrat, womöglich Cashmeran, zurück. Die ganze holzige Gemengelage ist aber ziemlich verwischt.
Mittags entsteht ein cremig-zuckrig-schokoladiger Dreh, der wenig überraschenderweise an den Geschwisterduft Modern Classic for Women erinnert. Leider wiederholt sich auch der gewisse „Ostblock-Charme“ der Schokolade, konkret: die stumpfe Zuckrigkeit, mit der Kakao-Geschmack schlichtweg durch Süße ersetzt wird.
Nachmittags erleben wir einen Wandel im Charakter. Die sogenannte Lakritze ist zwar weiterhin näher am Süßholz als am Salmiak, doch tritt sie stärker hervor als im vorderen Teil und überflügelt klar den säuerlich-fruchtigen Viertel-Rose-Dreiviertel-Beere-Part. Unterstützung für den Schwenk bieten Vanille und Patchouli. Außerdem wittere ich ein bisschen Kunstholz nunmehr aus der bananigen Ecke. Das finde ich störend, allerdings bleibt es dezent. Mithin ist mir diese Phase des Duftes am liebsten und, nebenbei bemerkt, überhaupt recht gut für Herren geeignet. Analog zur Nicht-Noir-Version neigt sich die Angelegenheit in der sechsten, siebenten Stunde dem Ende zu.
Fazit: Die - zu vermutende - „Mission Noir“, also das Aufpimpen von „Modern Classic“ vermittels Lakritze, ist sicherlich nicht gescheitert, hätte gleichwohl beherzter vollzogen werden dürfen. Die vanillig abgerundete Lakritz-Patchouli-Note des Nachmittags ist nämlich gelungen und hätte gern früher in den Mittelpunkt rücken können. Von meinen vier getesteten Brocard-Düften (vielen Dank an 0815abc!) hat mir dieser trotzdem am besten gefallen.
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