15.12.2019 - 11:42 Uhr
Schwerelos
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Schwerelos
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Beurteile nie ein Buch nach seinem Einband...
Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag im September 2018, als ich dieses Parfum erworben habe. Eine Filiale unserer hiesigen Parfümerie wurde geschlossen und fusionierte mit einer größeren gleicher Kette. Die Folge war: 50% auf das bestehende Sortiment.
Ein anderes Parfum war Ziel meiner Begierde. Dieses durfte auch mit, und während ich quälend lange an der schier endlosen Kasse stand, fiel mein Blick auf dieses unscheinbare Fläschchen von Cacharel.
Cacharel ist heute kein Name, der Begierden weckt. Während meiner Kindheit in den 90ern jedoch war er verheißungsvoll und ich erinnere mich, Werbung für dieses Parfum gesehen zu haben.
Ein kurzer Sprühstoß auf das Handgelenk. Ja, riecht gut. Testflakon zurückgelegt. Immerhin gab es das Parfum für diesen Preis sehr oft im Kaufhaus meines Vertrauens, es musste ja nicht sofort sein, standen doch genügend Parfums bei mir herum. Die Schlange wurde nur quälend langsam kürzer, und immer wieder wanderte das Handgelenk zur Nase. Und da war es, das Drängen nach einem Duft, wie ich es schon lange nicht mehr erlebte.
Als ich endlich bezahlen durfte, drehte ich mich kurzerhand um und schnappte Noa.
Hier könnte Schluss sein, wie bei vielen Käufen, die irgendwann in der Schublade ihr Dasein fristen mussten. Doch nein, Noa ist anders.
Dank Noa rieche ich nicht mehr täglich nach Classique, sondern ganz oft nach Noa.
Der erste Sprühstoß ist sehr alkohollastig, leicht aldehydlastig. Da mag ich ihn nicht, aber dieser Eindruck verschwindet binnen von Sekunden.
Dann folgt schon in kaum wahrnehmbarer Folge Kopf- und Herznote, die ich gar nicht auseinander halten kann. Ich rieche Blüten, irgendwas grünes, und zeitgleich die Maiglöckchen. Doch auch der Moschus arbeitet sich vor, ist zu Beginn aber eher zahm und wird von den Blüten niedergedrückt. Eigentlich auch nicht der Duft, den ich möchte.
Doch nach gut zehn Minuten entwickelt er sein Potential, und genau deshalb liebe ich ihn. Die Basisnote kommt zum Tragen, und ohne eine genaue Note nennen zu können, riecht er einfach kuschelig und gepflegt. Ja, die Vanille, den Weihrauch und die Zeder rieche ich heraus. Doch der Duft ist zurückhaltend, kein Wummser. Selbst wenn man mich in den Arm nimmt, kann niemand etwas spezielles riechen. Manchmal werde ich gefragt, ob ich eben einen Kaffee getrunken hätte, immerhin hätte ich eine solche Note an mir. (Tatsächlich hatte ich an diesen Tagen niemals einen Kaffee getrunken.)
Andere Fragen, ob ich eine teure Creme aufgetragen hätte.
Ich glaube, ich hatte noch nie ein Parfum, für das ich so oft Komplimente erhalten habe. Aber tatsächlich niemals, wie toll mein Parfum rieche - das höre ich über andere Düfte, hier bekomme ich nur gesagt, wie toll ich riechen würde. Erst gestern auf einer Feier kam eine Freundin mehrfach, nahm mich in den Arm mit den Worten, sie wolle nur an mir schnuppern, da ich so toll riechen würde.
Für mich ist das ein sauberer, warmer Kuschelduft. Ein Geruch, der sagt: "Ich brauche nicht die große Bühne, ich brauche keine große Show. Ich bin mir genug." Ein Duft, der so lange erhältlich ist, gehört für mich zu den Klassikern, und ich würde ihn nicht mehr aus meinem Leben wollen.
Würde man mir sagen, ich dürfe nur noch ein Parfum besitzen, es wäre Noa. Daran habe ich beim Kauf nie geglaubt. Er ist in seiner Optik alles andere als modern, auf dem Schminktisch ragt er nicht als Schönheit heraus. Und doch ist er mittlerweile mein liebster Alltagsduft, und mehr als einmal hatte ich einen anderen Duft in der Hand und entschied mich doch kurzerhand dafür, ihn als Tagesduft aufzutragen.
Ich sehe bei ihm keine Bilder. Während andere Düfte mich verzaubern, durfte er noch nirgends mit. Oder doch, am ehesten sehe ich einen Kollegen vor mir, der mir am ersten Tag, als ich ihn trug, nur sagte, wie unglaublich ich an dem Tag rieche. Den Duft kaufte er kurz danach seiner damaligen Freundin, die heute Geschichte ist. Aber auf der Weihnachtsfeier saß er neben mir und schnupperte wieder grinsend an mir. Ich glaube, den Duft verbinde ich am ehesten mit diesem lieben Kollegen.
Der Duft hält nicht ewig, ich habe mir fürs Büro einen Zweitflakon gekauft, um nachlegen zu können. Zweimal am Tag aufgetragen reicht aber vollkommen aus.
FAZIT: Noa ist kein optisches, wohl aber ein olfaktorisches Highlight. Er ist unaufdringlich, gepflegt und hat doch diese raffinierte Tiefe, die ich im Alltag als sehr angenehm empfinde. Dazu ist er oft im Angebot für 20 Euro zu haben, was ihn auch budgetbewussten Trägern nicht verleidet.
Vom Alter her würde ich sagen, nicht unter 30. Er ist nicht hip, sondern eher klassisch. Vorher hätte ich ihn auch sicher nicht zu schätzen gewusst, doch jetzt ist er ein guter Duft.
Nachtrag im Mai 2022:
Ja, ist mein Kommentar schon so alt?
Ich habe nunmehr ein Jahr ohne Noa ausgehalten. Neue Düfte sind bei mir eingezogen, und ich habe viel zu viel Zeit damit verbracht, auf Parfumo zu stöbern und nach neuen Schätzen Ausschau zu halten.
Seit Wochen denke ich an Noa, wie an eine alte Freundin, die man aus den Augen verloren hat und sich nach einem ausgiebigen Plausch sehnt. Ja, so ging es mir mit Noa, doch ich wollte etwas Neues. Was hatte ich mir verheißungsvoll Düfte auf Parfumo ausgeguckt, doch in der Parfümerie wollten sie einfach nicht überzeugen.
Dann der Versuch, in der Drogerie einen kuscheligen Cremeduft zu erwerben. Flakon um Flakon testete ich, immer wieder verschreckt.
Heute bestellte ich kurzerhand Noa und bin gespannt, wie unser Wiedersehen ausfällt. Noa, du bist gekommen, um zu bleiben.
Ein anderes Parfum war Ziel meiner Begierde. Dieses durfte auch mit, und während ich quälend lange an der schier endlosen Kasse stand, fiel mein Blick auf dieses unscheinbare Fläschchen von Cacharel.
Cacharel ist heute kein Name, der Begierden weckt. Während meiner Kindheit in den 90ern jedoch war er verheißungsvoll und ich erinnere mich, Werbung für dieses Parfum gesehen zu haben.
Ein kurzer Sprühstoß auf das Handgelenk. Ja, riecht gut. Testflakon zurückgelegt. Immerhin gab es das Parfum für diesen Preis sehr oft im Kaufhaus meines Vertrauens, es musste ja nicht sofort sein, standen doch genügend Parfums bei mir herum. Die Schlange wurde nur quälend langsam kürzer, und immer wieder wanderte das Handgelenk zur Nase. Und da war es, das Drängen nach einem Duft, wie ich es schon lange nicht mehr erlebte.
Als ich endlich bezahlen durfte, drehte ich mich kurzerhand um und schnappte Noa.
Hier könnte Schluss sein, wie bei vielen Käufen, die irgendwann in der Schublade ihr Dasein fristen mussten. Doch nein, Noa ist anders.
Dank Noa rieche ich nicht mehr täglich nach Classique, sondern ganz oft nach Noa.
Der erste Sprühstoß ist sehr alkohollastig, leicht aldehydlastig. Da mag ich ihn nicht, aber dieser Eindruck verschwindet binnen von Sekunden.
Dann folgt schon in kaum wahrnehmbarer Folge Kopf- und Herznote, die ich gar nicht auseinander halten kann. Ich rieche Blüten, irgendwas grünes, und zeitgleich die Maiglöckchen. Doch auch der Moschus arbeitet sich vor, ist zu Beginn aber eher zahm und wird von den Blüten niedergedrückt. Eigentlich auch nicht der Duft, den ich möchte.
Doch nach gut zehn Minuten entwickelt er sein Potential, und genau deshalb liebe ich ihn. Die Basisnote kommt zum Tragen, und ohne eine genaue Note nennen zu können, riecht er einfach kuschelig und gepflegt. Ja, die Vanille, den Weihrauch und die Zeder rieche ich heraus. Doch der Duft ist zurückhaltend, kein Wummser. Selbst wenn man mich in den Arm nimmt, kann niemand etwas spezielles riechen. Manchmal werde ich gefragt, ob ich eben einen Kaffee getrunken hätte, immerhin hätte ich eine solche Note an mir. (Tatsächlich hatte ich an diesen Tagen niemals einen Kaffee getrunken.)
Andere Fragen, ob ich eine teure Creme aufgetragen hätte.
Ich glaube, ich hatte noch nie ein Parfum, für das ich so oft Komplimente erhalten habe. Aber tatsächlich niemals, wie toll mein Parfum rieche - das höre ich über andere Düfte, hier bekomme ich nur gesagt, wie toll ich riechen würde. Erst gestern auf einer Feier kam eine Freundin mehrfach, nahm mich in den Arm mit den Worten, sie wolle nur an mir schnuppern, da ich so toll riechen würde.
Für mich ist das ein sauberer, warmer Kuschelduft. Ein Geruch, der sagt: "Ich brauche nicht die große Bühne, ich brauche keine große Show. Ich bin mir genug." Ein Duft, der so lange erhältlich ist, gehört für mich zu den Klassikern, und ich würde ihn nicht mehr aus meinem Leben wollen.
Würde man mir sagen, ich dürfe nur noch ein Parfum besitzen, es wäre Noa. Daran habe ich beim Kauf nie geglaubt. Er ist in seiner Optik alles andere als modern, auf dem Schminktisch ragt er nicht als Schönheit heraus. Und doch ist er mittlerweile mein liebster Alltagsduft, und mehr als einmal hatte ich einen anderen Duft in der Hand und entschied mich doch kurzerhand dafür, ihn als Tagesduft aufzutragen.
Ich sehe bei ihm keine Bilder. Während andere Düfte mich verzaubern, durfte er noch nirgends mit. Oder doch, am ehesten sehe ich einen Kollegen vor mir, der mir am ersten Tag, als ich ihn trug, nur sagte, wie unglaublich ich an dem Tag rieche. Den Duft kaufte er kurz danach seiner damaligen Freundin, die heute Geschichte ist. Aber auf der Weihnachtsfeier saß er neben mir und schnupperte wieder grinsend an mir. Ich glaube, den Duft verbinde ich am ehesten mit diesem lieben Kollegen.
Der Duft hält nicht ewig, ich habe mir fürs Büro einen Zweitflakon gekauft, um nachlegen zu können. Zweimal am Tag aufgetragen reicht aber vollkommen aus.
FAZIT: Noa ist kein optisches, wohl aber ein olfaktorisches Highlight. Er ist unaufdringlich, gepflegt und hat doch diese raffinierte Tiefe, die ich im Alltag als sehr angenehm empfinde. Dazu ist er oft im Angebot für 20 Euro zu haben, was ihn auch budgetbewussten Trägern nicht verleidet.
Vom Alter her würde ich sagen, nicht unter 30. Er ist nicht hip, sondern eher klassisch. Vorher hätte ich ihn auch sicher nicht zu schätzen gewusst, doch jetzt ist er ein guter Duft.
Nachtrag im Mai 2022:
Ja, ist mein Kommentar schon so alt?
Ich habe nunmehr ein Jahr ohne Noa ausgehalten. Neue Düfte sind bei mir eingezogen, und ich habe viel zu viel Zeit damit verbracht, auf Parfumo zu stöbern und nach neuen Schätzen Ausschau zu halten.
Seit Wochen denke ich an Noa, wie an eine alte Freundin, die man aus den Augen verloren hat und sich nach einem ausgiebigen Plausch sehnt. Ja, so ging es mir mit Noa, doch ich wollte etwas Neues. Was hatte ich mir verheißungsvoll Düfte auf Parfumo ausgeguckt, doch in der Parfümerie wollten sie einfach nicht überzeugen.
Dann der Versuch, in der Drogerie einen kuscheligen Cremeduft zu erwerben. Flakon um Flakon testete ich, immer wieder verschreckt.
Heute bestellte ich kurzerhand Noa und bin gespannt, wie unser Wiedersehen ausfällt. Noa, du bist gekommen, um zu bleiben.
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