03.06.2014 - 17:44 Uhr
Palonera
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Palonera
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35
mit einem Atemzug
"Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?
Nein, du bist lieblicher und frischer weit –
durch Maienblüten rauhe Winde streichen
und kurz nur währt des Sommers Herrlichkeit."
Begonnen hat er erst, der Sommer des Jahres 2014, und lange, lange noch wird sie hoffentlich währen, jene Herrlichkeit, die Shakespeare in seinem berühmten 18. Sonett mit der Schönheit seiner Geliebten vergleicht.
In meinem Garten hat die Natur ein Feuerwerk aus Farben entzündet – ungezählte Blumen und Gräser schwelgen in Tagen nicht enden wollenden Lichts, recken sich sperrangelweit geöffnete Blütenkelche einer Sonne entgegen, die noch sanft ist und freundlich wie eine liebende, nährende Mutter.
Seidigkühl ist der Wind, der sacht durch das Blattwerk streicht, vermischt mit herbbittergrünen Aromen sich in den dornigen Ranken der Sträucher verfängt, an denen die ersten Beeren erröten.
So jung noch, so zart und frisch und kühl ist die Natur und doch schon im Reifen begriffen, die nächste Generation nur einen Atemzug entfernt.
Jedes Jahr wieder würde ich die Zeit am Beginn des Sommers anhalten wollen, die Zeiger der Uhr festhalten, den Moment ins Unendliche dehnen, um all die Farben, all die Formen, all die Düfte noch ein wenig länger auszukosten, ihr Verweilen zu erzwingen, wohl wissend, daß es nicht gelingen wird, daß die Natur sich nicht aufhalten, nicht in ihrem Kreislauf beirren läßt.
Doch manchmal – sehr, sehr manchmal! – gelingt es, einen Wimpernschlag der Zeit, einen Ausschnitt der Natur zu konservieren, ihren Duft in ein kleines Fläschchen zu bannen und mit ihm all die Bilder, all die Gefühle, all das Wunderbare, das wir mit eben jenem Augenblick verbinden, den wir nicht gehen, den wir nicht loslassen wollen.
Mitten im tiefsten Winter, wenn der Schneesturm um die Häuser tobt und die Eiszapfen länger und länger werden, löst mich "L'Heure Folle" aus Kälte und Dunkelheit und stellt mich nacktfüßig auf den sonnengewärmten Rasen eines frühen Juninachmittags.
"L'Heure Folle" beginnt mit einem Wirbel aus köstlich süßen roten Früchten – Dorothées Beerenmarmelade kommt mir in den Sinn, Abertausende sonnensatter Früchte mit einem Hauch herbbitterer Frische, ein wenig Gin vielleicht, ein wenig Minze, nie hat sie ihr Geheimnis verraten.
Nirgendwo auf der Welt hätte ich lieber sein wollen als an jenen Sommermorgen auf ihrer Terrasse, der Frühstückstisch gedeckt mit ofenwarmen Croissants, Butter vom Bauern nebenan und ihrer unvergleichlichen Marmelade.
Ein wenig kühl war es noch, der Duft der Nacht vermischte sich mit dem hellen Grün des Rasens und dem tiefgrünherben Efeu an der Hauswand in meinem Rücken.
Wir verbrachten endlose Tage in ihrem nur scheinbar verwilderten Garten, tagträumend, Wolkenschlösser bauend, die Finger klebrig vom Saft der roten, schwarzen und blauen Beeren, die überreich an den Sträuchern wuchsen und deren Fülle nie zu versiegen schien.
In der Nachmittagssonne verströmte sich der leicht bittere und so aromatische, dunkelgrüne Duft der Buchsbäume, die wild vor sich hin wachsen durften.
All diese Bilder, all diese Düfte bringt "L'Heure Folle" für mich zurück, Jahrzehnte überspannend mit einem Atemzug.
Stunde um Stunde um Stunde verweilt "L'Heure Folle" auf meiner Haut, die Süße der ersten Momente ablegend, kühler und klarer noch die Früchte, hell und luftig ausbalanciert mit zart- bis tiefgrünem Blattwerk an feindunkelherbem Holz.
Ein Duft, der einnimmt, gefangen nimmt in seiner Schönheit, in seiner Klarheit, der das Kind in uns weckt und die Sehnsucht und die Erinnerung an unbeschwerte Tage, die so weit in der Vergangenheit liegen und doch so sehr nah sind, einen Atemzug nur entfernt.
Ein Duft, der Hoffnung gibt und Zuversicht auf die Wiederkehr des Lichts, die Wiederkehr des Lebens – selbst in der dunkelsten Winternacht.
Nein, du bist lieblicher und frischer weit –
durch Maienblüten rauhe Winde streichen
und kurz nur währt des Sommers Herrlichkeit."
Begonnen hat er erst, der Sommer des Jahres 2014, und lange, lange noch wird sie hoffentlich währen, jene Herrlichkeit, die Shakespeare in seinem berühmten 18. Sonett mit der Schönheit seiner Geliebten vergleicht.
In meinem Garten hat die Natur ein Feuerwerk aus Farben entzündet – ungezählte Blumen und Gräser schwelgen in Tagen nicht enden wollenden Lichts, recken sich sperrangelweit geöffnete Blütenkelche einer Sonne entgegen, die noch sanft ist und freundlich wie eine liebende, nährende Mutter.
Seidigkühl ist der Wind, der sacht durch das Blattwerk streicht, vermischt mit herbbittergrünen Aromen sich in den dornigen Ranken der Sträucher verfängt, an denen die ersten Beeren erröten.
So jung noch, so zart und frisch und kühl ist die Natur und doch schon im Reifen begriffen, die nächste Generation nur einen Atemzug entfernt.
Jedes Jahr wieder würde ich die Zeit am Beginn des Sommers anhalten wollen, die Zeiger der Uhr festhalten, den Moment ins Unendliche dehnen, um all die Farben, all die Formen, all die Düfte noch ein wenig länger auszukosten, ihr Verweilen zu erzwingen, wohl wissend, daß es nicht gelingen wird, daß die Natur sich nicht aufhalten, nicht in ihrem Kreislauf beirren läßt.
Doch manchmal – sehr, sehr manchmal! – gelingt es, einen Wimpernschlag der Zeit, einen Ausschnitt der Natur zu konservieren, ihren Duft in ein kleines Fläschchen zu bannen und mit ihm all die Bilder, all die Gefühle, all das Wunderbare, das wir mit eben jenem Augenblick verbinden, den wir nicht gehen, den wir nicht loslassen wollen.
Mitten im tiefsten Winter, wenn der Schneesturm um die Häuser tobt und die Eiszapfen länger und länger werden, löst mich "L'Heure Folle" aus Kälte und Dunkelheit und stellt mich nacktfüßig auf den sonnengewärmten Rasen eines frühen Juninachmittags.
"L'Heure Folle" beginnt mit einem Wirbel aus köstlich süßen roten Früchten – Dorothées Beerenmarmelade kommt mir in den Sinn, Abertausende sonnensatter Früchte mit einem Hauch herbbitterer Frische, ein wenig Gin vielleicht, ein wenig Minze, nie hat sie ihr Geheimnis verraten.
Nirgendwo auf der Welt hätte ich lieber sein wollen als an jenen Sommermorgen auf ihrer Terrasse, der Frühstückstisch gedeckt mit ofenwarmen Croissants, Butter vom Bauern nebenan und ihrer unvergleichlichen Marmelade.
Ein wenig kühl war es noch, der Duft der Nacht vermischte sich mit dem hellen Grün des Rasens und dem tiefgrünherben Efeu an der Hauswand in meinem Rücken.
Wir verbrachten endlose Tage in ihrem nur scheinbar verwilderten Garten, tagträumend, Wolkenschlösser bauend, die Finger klebrig vom Saft der roten, schwarzen und blauen Beeren, die überreich an den Sträuchern wuchsen und deren Fülle nie zu versiegen schien.
In der Nachmittagssonne verströmte sich der leicht bittere und so aromatische, dunkelgrüne Duft der Buchsbäume, die wild vor sich hin wachsen durften.
All diese Bilder, all diese Düfte bringt "L'Heure Folle" für mich zurück, Jahrzehnte überspannend mit einem Atemzug.
Stunde um Stunde um Stunde verweilt "L'Heure Folle" auf meiner Haut, die Süße der ersten Momente ablegend, kühler und klarer noch die Früchte, hell und luftig ausbalanciert mit zart- bis tiefgrünem Blattwerk an feindunkelherbem Holz.
Ein Duft, der einnimmt, gefangen nimmt in seiner Schönheit, in seiner Klarheit, der das Kind in uns weckt und die Sehnsucht und die Erinnerung an unbeschwerte Tage, die so weit in der Vergangenheit liegen und doch so sehr nah sind, einen Atemzug nur entfernt.
Ein Duft, der Hoffnung gibt und Zuversicht auf die Wiederkehr des Lichts, die Wiederkehr des Lebens – selbst in der dunkelsten Winternacht.
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