09.11.2020 - 07:15 Uhr
MonsieurTest
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21
Der Brahms der Brothers in Cardamom. Visit. La Nuit. Bella Notte
Olivier Cresp hat schon um die 200 Parfums kreiert. Darunter etwa um die Jahrtausendwende das wunderbare Jungle pour Homme von Kenzo: ein geniale Mischung aus dezenter Muskatwürze, feinen Hölzern und spritziger Limette. Für die Cerruti 1881 Männer-Reihe, die für ihre waldig würzigen, wohlfeilen Düfte bekannt ist, komponierte Cresp 2014 eine brahmsig-dunkle Kardamom-Symphonie. In der er mit Kardamom, Pfeffer, Wacholder und Muskat eine Reihe schwerer Gewürze wohltemperiert kombiniert.
Das Ganze duftet herrlich weihnachtlich, passt bestens in neblige Herbst- und kalte Wintertage und erinnert nicht nur von Fern an einen mittlerweile womöglich halb vergessenen Azzaro-Duft von 2003: Visit. Annick Ménardo schuf diesen, von mir ebenfalls sehr geschätzten Kardamom-Fluffi gleichfalls mit vielen Zutaten aus dem Gewürzregal: Auf Zeder und Gujakholz als Basis pflanzte Ménardo ihrem Visit ein Herz aus Weihrauch, kaum wahrnehmbaren Amber und Moschus und gipfelte mit frischem Pfeffer, Kardamom und Muskat.
Im Vergleich der beiden recht ähnlichen Düfte scheint mir Azzaros Visit ein wenig weicher, sanfter, wenn man mag: weiblicher. Aber auch ein wenig synthetischer, leicht metallisch hinten raus. Der Wacholder in Cerrutis 1881 schöner Nacht, eventuell auch die zarten Koriander und Patchouli-Noten, arrangieren diese Bella Notte à la Cerruti etwas rauher, männlicher. Damit ist dies ein würdiger Flanker des herrlich waldigen, gewiss etwas oldschoolig angestaubten, doch stets erfrischenden, wuchtig-grünen Original Cerruti 1881; ein Duft für Kerle.
Wie vermutlich die meisten Nacht im Namen führenden Herrendüfte, schielt 1881 Bella Notte auch nach Yves Saint Laurents Verkaufsschlager L’homme La Nuit mit seinem verführerischen Kardamom-Vibe. Das Kreateurs Trio Flipo, Wargnye und Ropion unterlegte ihren Kardamom-Pfeffer-Zedern Dreiklang mit süßer Tonka und gedimmtem Vetiver und gab in Kopf und Herznote noch Bergamotte und Lavendel bei. Die ursprüngliche Nacht von YSL (deren neuere Fassungen hier bei Parfumo nun vielfach als arg verwässert beklagt werden) empfinde ich immer noch als einen ziemlich großartigen, warmen, verführerischen Abend- und Ausgehduft.
Gewürdigt und erinnert werden sollte jedoch, dass Annick Ménardo schon zuvor, eben 2003 eine strukturell ähnliche Kardamom-Symphonie komponierte, die alltagstauglicher war, dabei freilich nicht ganz so sinnlich schwer wie YSL Homme La Nuit daher kam. Und Olivier Cresp fügte diesen beiden geschätzten Würzklassikern schließlich eine Variante hinzu, die ein wenig Richtung Natur, Wald und Draußen tendiert. Was – je nach Lebenslage – sehr willkommen sein mag.
Wenn ich in the Mood für Cardamom bin, würde ich sagen: La Nuit für Oper, Date und Clubbing (obwohls da evt. zu viele tragen?). Bella Notte für den Herbstspaziergang oder auch fürs Weihnachtsfest. Und Visit, nun ja, der geht eigentlich für nahezu alle Arten von Besuchen: Büro, Ballhaus, ja sogar Badestrand, da er mir der am wenigsten winterliche der drei Brothers in Cardamom zu sein scheint.
Die Sillage von 1881 Bella Notte ist durchschnittlich, mithin menschenfreundlich, dezent. Die Haltbarkeit ist gleichfalls im mittleren Bereich eines EdT zu verorten: 6, 7 Stunden projiziert es warm, dunkel würzig vor sich hin. Der Flakon hat die klassische unregelmäßig geriffelte, gleichsam zerklüftete Relief-Rückseite des Ursprungs 1881er - die ich (so ähnlich gestaltet) auch bei einem der herrlichsten Sommerdüfte, dem Rochas-Eau pour Homme ziemlich gern in die Hand nehme - nun geglättet, nur die Zahl 1881 ist in den glatten Flakon hineingeklüftet. Hier nun eben in ein elegant blau nach schwarz übergehendes Kastenfläschchen, wie es sich für eine schöne Nacht ziemt.
Ein schönes Würzparfum, dem hier durchaus ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu Teil werden könnte. Nur weil die Cerrutis wohl auch in Drogerien verkauft werden, bedeutet das nicht, dass dies keine guten Düfte sind. In meinen Augen, näherhin: in meiner Nase, spielen die drei genannten Cardamom-Brüder qualitativ (nicht aber preislich…) in einer Liga. Eben in der von mir gerne übertragenen Champ…, äh: Cardamom-Liga.
Das Ganze duftet herrlich weihnachtlich, passt bestens in neblige Herbst- und kalte Wintertage und erinnert nicht nur von Fern an einen mittlerweile womöglich halb vergessenen Azzaro-Duft von 2003: Visit. Annick Ménardo schuf diesen, von mir ebenfalls sehr geschätzten Kardamom-Fluffi gleichfalls mit vielen Zutaten aus dem Gewürzregal: Auf Zeder und Gujakholz als Basis pflanzte Ménardo ihrem Visit ein Herz aus Weihrauch, kaum wahrnehmbaren Amber und Moschus und gipfelte mit frischem Pfeffer, Kardamom und Muskat.
Im Vergleich der beiden recht ähnlichen Düfte scheint mir Azzaros Visit ein wenig weicher, sanfter, wenn man mag: weiblicher. Aber auch ein wenig synthetischer, leicht metallisch hinten raus. Der Wacholder in Cerrutis 1881 schöner Nacht, eventuell auch die zarten Koriander und Patchouli-Noten, arrangieren diese Bella Notte à la Cerruti etwas rauher, männlicher. Damit ist dies ein würdiger Flanker des herrlich waldigen, gewiss etwas oldschoolig angestaubten, doch stets erfrischenden, wuchtig-grünen Original Cerruti 1881; ein Duft für Kerle.
Wie vermutlich die meisten Nacht im Namen führenden Herrendüfte, schielt 1881 Bella Notte auch nach Yves Saint Laurents Verkaufsschlager L’homme La Nuit mit seinem verführerischen Kardamom-Vibe. Das Kreateurs Trio Flipo, Wargnye und Ropion unterlegte ihren Kardamom-Pfeffer-Zedern Dreiklang mit süßer Tonka und gedimmtem Vetiver und gab in Kopf und Herznote noch Bergamotte und Lavendel bei. Die ursprüngliche Nacht von YSL (deren neuere Fassungen hier bei Parfumo nun vielfach als arg verwässert beklagt werden) empfinde ich immer noch als einen ziemlich großartigen, warmen, verführerischen Abend- und Ausgehduft.
Gewürdigt und erinnert werden sollte jedoch, dass Annick Ménardo schon zuvor, eben 2003 eine strukturell ähnliche Kardamom-Symphonie komponierte, die alltagstauglicher war, dabei freilich nicht ganz so sinnlich schwer wie YSL Homme La Nuit daher kam. Und Olivier Cresp fügte diesen beiden geschätzten Würzklassikern schließlich eine Variante hinzu, die ein wenig Richtung Natur, Wald und Draußen tendiert. Was – je nach Lebenslage – sehr willkommen sein mag.
Wenn ich in the Mood für Cardamom bin, würde ich sagen: La Nuit für Oper, Date und Clubbing (obwohls da evt. zu viele tragen?). Bella Notte für den Herbstspaziergang oder auch fürs Weihnachtsfest. Und Visit, nun ja, der geht eigentlich für nahezu alle Arten von Besuchen: Büro, Ballhaus, ja sogar Badestrand, da er mir der am wenigsten winterliche der drei Brothers in Cardamom zu sein scheint.
Die Sillage von 1881 Bella Notte ist durchschnittlich, mithin menschenfreundlich, dezent. Die Haltbarkeit ist gleichfalls im mittleren Bereich eines EdT zu verorten: 6, 7 Stunden projiziert es warm, dunkel würzig vor sich hin. Der Flakon hat die klassische unregelmäßig geriffelte, gleichsam zerklüftete Relief-Rückseite des Ursprungs 1881er - die ich (so ähnlich gestaltet) auch bei einem der herrlichsten Sommerdüfte, dem Rochas-Eau pour Homme ziemlich gern in die Hand nehme - nun geglättet, nur die Zahl 1881 ist in den glatten Flakon hineingeklüftet. Hier nun eben in ein elegant blau nach schwarz übergehendes Kastenfläschchen, wie es sich für eine schöne Nacht ziemt.
Ein schönes Würzparfum, dem hier durchaus ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu Teil werden könnte. Nur weil die Cerrutis wohl auch in Drogerien verkauft werden, bedeutet das nicht, dass dies keine guten Düfte sind. In meinen Augen, näherhin: in meiner Nase, spielen die drei genannten Cardamom-Brüder qualitativ (nicht aber preislich…) in einer Liga. Eben in der von mir gerne übertragenen Champ…, äh: Cardamom-Liga.
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