06.04.2017 - 14:32 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
32
Die mit den Riesen-Blüten?
Wohl dem, der in einer fremden, großen Stadt wen kennt. Für unseren Familien-Urlaub in London konnte uns meine Cousine viele hilfreiche Hinweise geben und manches zeigen.
Eine „unfreiwillige Spezialisierung“ gab es inklusive: Gewiss hätten wir auch von allein die Tate Gallery of Modern Art besucht, allerdings halt „einfach so“. Sie als Kunst-Dozentin kannte das aber alles natürlich schon und deshalb gerieten wir statt in den ständigen Teil in die Sonderausstellung zu Georgia O’Keeffe. Der Name sagte uns nichts, erst beim Anblick des Plakats dämmerte es: „Das ist doch die mit den Riesen-Blüten!“ Auf dem Katalog im Gehwegplatten-Format prangte ebenfalls die Floral-Gigantin (https://goo.gl/images/obVhgP). Das Buch - nebst ein, zwei zusätzlichen Katalögchen - musste meine Frau übrigens unbedingt direkt wegschleppen. Am Flughafen wunderte sie sich dann treuherzig über die unerklärliche Gewichts-Zunahme der Koffer; es stand mit unserem Gepäck Spitz auf Knopf. Das nur nebenbei.
Rasch stellten wir fest, dass die berühmt-berüchtigten Mega-Blüten lediglich einen kleinen Bruchteil im Schaffen der Künstlerin bilden. Da gibt es weitere Pflanzen, Landschaften, Städte, Knochen(!) und mehr.
Ich komme darauf, weil Misia formal leicht in die Irre führt. Wer einen den gewichtig floralen Angaben analogen Duft vermutet, liegt falsch. Klar spielen Blüten eine Rolle, bloß eben „eine“, nicht „die“. Die Iris schiebt im Rahmen der Doppel-Nennung ihre Wurzel vor und das Veilchen lotet lustvoll seine äußersten Grenzen aus.
Eine bittere Iris-Veilchen-Kombination eröffnet, das Ledrige streifend, andererseits touchiert von einem Hauch Süße und Wärme. Bald gesellen sich verblüffend kräftig-frisches Grün und eine unerwartet saure Frucht-Bonbon-Note bei. Der Duft scheint zu schweben, zu irisieren. Ein fragiles Kunstwerk, behutsam errichtet.
Und durchaus gewagt. Nach einer Stunde weht das Veilchen ins Unblumig-Bodenlose, geradezu holzkohle-geschwärzt wirkt es jetzt. Doch das Wagnis gelingt, nichts fällt auseinander und nichts bricht zusammen. Eine mild-harzige Schicht ab dem späten Vormittag stützt und bindet die KollegInnen sacht, die womöglich unverzichtbare Lippenstift-Note gegen Mittag bleibt elegant-zurückhaltend.
Nunmehr setzt bereits der Rückzug ein, freilich - vielleicht deswegen - ohne Qualitätseinbußen. Die Süße wird vom Hauch zum Schleier, im Fortgang erscheint eine Art belüfteten Holzes, welches nach rund sechs Stunden den Duft letztlich überraschend schnell beendet. Allemal klüger als ein zäher Abschied. Fragmente sind noch bis in den Abend hinein bemerkbar, zunächst eher moschös als tonkaesk, schließlich zärtelt dann in der Tat was Vanilliges.
Einen Vergleich mit dem EdT vermag ich mangels Kenntnis desselben nicht anzustellen. Mir bleibt nur festzuhalten, dass mir Misia als EdP recht gut gefällt, obwohl es mir persönlich einen Zacken zu lyrisch-reduziert-getupft daherkommt. Es könnte auch jenen Herren gefallen, die beispielsweise den Stil von Kurkdjians Lumière Noire pour homme (kein Duftzwilling!) mögen.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
Eine „unfreiwillige Spezialisierung“ gab es inklusive: Gewiss hätten wir auch von allein die Tate Gallery of Modern Art besucht, allerdings halt „einfach so“. Sie als Kunst-Dozentin kannte das aber alles natürlich schon und deshalb gerieten wir statt in den ständigen Teil in die Sonderausstellung zu Georgia O’Keeffe. Der Name sagte uns nichts, erst beim Anblick des Plakats dämmerte es: „Das ist doch die mit den Riesen-Blüten!“ Auf dem Katalog im Gehwegplatten-Format prangte ebenfalls die Floral-Gigantin (https://goo.gl/images/obVhgP). Das Buch - nebst ein, zwei zusätzlichen Katalögchen - musste meine Frau übrigens unbedingt direkt wegschleppen. Am Flughafen wunderte sie sich dann treuherzig über die unerklärliche Gewichts-Zunahme der Koffer; es stand mit unserem Gepäck Spitz auf Knopf. Das nur nebenbei.
Rasch stellten wir fest, dass die berühmt-berüchtigten Mega-Blüten lediglich einen kleinen Bruchteil im Schaffen der Künstlerin bilden. Da gibt es weitere Pflanzen, Landschaften, Städte, Knochen(!) und mehr.
Ich komme darauf, weil Misia formal leicht in die Irre führt. Wer einen den gewichtig floralen Angaben analogen Duft vermutet, liegt falsch. Klar spielen Blüten eine Rolle, bloß eben „eine“, nicht „die“. Die Iris schiebt im Rahmen der Doppel-Nennung ihre Wurzel vor und das Veilchen lotet lustvoll seine äußersten Grenzen aus.
Eine bittere Iris-Veilchen-Kombination eröffnet, das Ledrige streifend, andererseits touchiert von einem Hauch Süße und Wärme. Bald gesellen sich verblüffend kräftig-frisches Grün und eine unerwartet saure Frucht-Bonbon-Note bei. Der Duft scheint zu schweben, zu irisieren. Ein fragiles Kunstwerk, behutsam errichtet.
Und durchaus gewagt. Nach einer Stunde weht das Veilchen ins Unblumig-Bodenlose, geradezu holzkohle-geschwärzt wirkt es jetzt. Doch das Wagnis gelingt, nichts fällt auseinander und nichts bricht zusammen. Eine mild-harzige Schicht ab dem späten Vormittag stützt und bindet die KollegInnen sacht, die womöglich unverzichtbare Lippenstift-Note gegen Mittag bleibt elegant-zurückhaltend.
Nunmehr setzt bereits der Rückzug ein, freilich - vielleicht deswegen - ohne Qualitätseinbußen. Die Süße wird vom Hauch zum Schleier, im Fortgang erscheint eine Art belüfteten Holzes, welches nach rund sechs Stunden den Duft letztlich überraschend schnell beendet. Allemal klüger als ein zäher Abschied. Fragmente sind noch bis in den Abend hinein bemerkbar, zunächst eher moschös als tonkaesk, schließlich zärtelt dann in der Tat was Vanilliges.
Einen Vergleich mit dem EdT vermag ich mangels Kenntnis desselben nicht anzustellen. Mir bleibt nur festzuhalten, dass mir Misia als EdP recht gut gefällt, obwohl es mir persönlich einen Zacken zu lyrisch-reduziert-getupft daherkommt. Es könnte auch jenen Herren gefallen, die beispielsweise den Stil von Kurkdjians Lumière Noire pour homme (kein Duftzwilling!) mögen.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
17 Antworten