Les Exclusifs de Chanel

Sycomore 2008 Eau de Toilette

Version von 2008
Sycomore (2008) (Eau de Toilette) von Chanel
Flakondesign Jacques Helleu
Platz 58 in Parfums für Damen
8.4 / 10 500 Bewertungen
Sycomore (2008) (Eau de Toilette) ist ein beliebtes Parfum von Chanel für Damen und erschien im Jahr 2008. Der Duft ist holzig-würzig. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
Aussprache

Duftrichtung

Holzig
Würzig
Grün
Erdig
Rauchig

Duftnoten

VetiverVetiver SandelholzSandelholz WacholderWacholder ZypresseZypresse AldehydeAldehyde GewürzeGewürze rosa Pfefferrosa Pfeffer TabakTabak VeilchenVeilchen

Parfümeure

Bewertungen
Duft
8.4500 Bewertungen
Haltbarkeit
7.9368 Bewertungen
Sillage
6.9361 Bewertungen
Flakon
8.2331 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.536 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 28.03.2024.
Wissenswertes
Das Parfum war Teil der Kollektion „Les Exclusifs de Chanel”.

Rezensionen

36 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 52  
Coco Chanels Traum vom Holz.....
Coco Chanel träumte Anfang der 30er Jahre von einem großen, perfekten, durch und durch holzigen Parfum im unverkennbaren Chanel-Stil: barock in der Anmutung, aber ohne Firlefanz. Ernest Beaux, der Schöpfer der großen Chanel-Duftklassiker komponierte einen holzig-balsamischen Duft. Man taufte ihn Sycomore und präsentierte ihn, einer edlen Zigarre gleich, in einem hölzernen Kästchen. Sycomore (fr.), Sycamore (amer.), bei uns der Sykomore, ist ein in Afrika weitverbreiteter Maulbeer-Feigen-Baum, ein Verwandter des Ahorn und der Platane.
Warum auch immer, der Duft fand seinerzeit kaum Beachtung – vielleicht entsprach er auch einfach nicht dem Stilempfinden jener Epoche, war womöglich zu betont holzig, wer weiß. Tatsache ist, er wurde eingestellt und verschwand für immer von den Regalen. Als es dann 2008 hieß, Chanel würde seine Serie ‚Les Exclusifs’ um einen Duft namens Sycomore erweitern war das Rätselraten allgemein groß: Sycomore, war das nicht jenes uralte, längst nicht mehr produzierte Parfum von Ernest Beaux?
Bald jedoch war klar, es würde nicht zu einem Revival eines weiteren Ernset Beaux Duftes kommen, sondern zu einer Neu-Interpretation des originalen Duftkonzeptes. Holz riecht im Jahre 2008 eben anders als im Jahre 1930, auch wenn Holz schon immer gleich gerochen hat, so kann die Idee wie Holz riechen könnte doch - je nach herrschender Mode - stark variieren. Natürlich stellt sich auch die Frage: behandeltes Holz oder unbehandeltes, frisch geschlagenes oder das Holz alter Truhen... usw. Holz hat viele Facetten und jede eine eigene Duftnote.
Das neue Sycomore sei, den Vorab-Berichten zufolge nicht mehr balsamisch süß, sondern herb-grün, rauchig und moosig. Entsprechend bilde nicht mehr ein Zeder-Tabak Akkord das Gerüst des neuen Duftes, sondern ein Akkord aus Vetiver- und Zypressen-Noten. Weg von einem eher orientalischem Konzept, hin zu einem würzig-frischen Chypre.

Zunächst war ich etwas enttäuscht, dass die Chance ein Parfum des großen Ernest Beaux buchstabengetreu wieder zu beleben nicht genutzt wurde und stattdessen ein weiteres um eine Vetivernote zentriertes Parfum, diesmal eben von Chanel, auf den Markt kommen sollte. Gab es doch schon so viele wirklich gute Vetiver-Düfte: Vetiver Extraordinaire z.B., oder Encre Noire. Dennoch, ich konnte den Tag kaum erwarten an dem das neue Sycomore endlich ausgeliefert werden sollte. Aber es kam und kam nicht, und die freundlichen Damen in der Chanel Boutique haben mich das eine oder andere Mal unverrichteter Dinge wieder abziehen sehen. Wir verblieben eines Tages derart, dass sie sich einfach bei mir meldeten, wenn es da sei – und tatsächlich, zwei Tage später kam der Anruf, und ich war baldigst zur Stelle. Eine interessante Szene: um mich herum drei Chanel-Mitarbeiterinnen sowie der Security-Mann, immer die riesige Eingangstüre im Blick. Auf der Glasvitrine einer der typischen Riesenflakons der ‚Les Exclusifs’-Serie, diesmal mit der Aufschrift: Sycomore. Eine der Damen besprühte unser aller Handrücken, inklusive den des Mannes von der Türe. Und dann schnupperten wir: ahh und ohh! Die eine fand´s interessant, die andere unkonventionell, die dritte sagte glaube ich: macht irgendwie süchtig, aber wäre nix für sie. Der Mann sagte nichts und sah mich an. Ich sagte: riecht nach Weihrauch. Alle pflichteten bei: ja, Weihrauch. Das hätten sie bei der Mitarbeiterschulung auch gesagt bekommen. Eine skurrile Szene. Zwei junge Japanerinnen kamen herein, die Runde löste sich auf. Ich beschloss, mit einer der Damen zurückbleibend, den Duft zu kaufen (war schon vorher klar...). Sie sagte noch, der Duft sei eher für Damen bestimmt, aber sie seien angewiesen ihn auch den begleitenden Herren zu empfehlen. Ihr selbst sei er viel zu männlich, aber an mir: hmmm, sehr gut! Diesen Hinweis brauchte ich schon gar nicht mehr, mein Kaufentschluss stand eh fest, wie gesagt.
Zuhause reihte ich diesen Duft zwischen Bois des Iles und Cuir de Russie ein und ich muss sagen, diesen Ehrenplatz hält er noch heute – er macht den ‚alten’ alle Ehre!

Obwohl ein Vetiver-zentrierter Duft ist er doch komplexer als man meinen könnte und weit davon entfernt einfach nur eine Variante in der Reihe der großen Vetiver-Düfte, beginnend mit Givenchy´s legendärem Vetyver bis hin zu Lalique´s Encre Noire, zu sein. Nein, Jacques Polge hat es geschafft alle Aspekte, die feucht-grünen wie die trocken-holzigen, der Vetiver-Wurzel millimetergenau freizulegen, und mit Zypressen- und Sandelholznoten zu einem Akkord zu vereinen, der tatsächlich eines vermittelt: Holz, frisches Holz, noch in der Erde wurzelnd, mit jungen, grünen Trieben. Holz, nicht herbstlich absterbend, sondern frühlingshaft sprießend.
Insofern ist es eigentlich falsch von Sycomore als einem Vetiver-Duft zu sprechen, obwohl der Duft dieser Wurzel sich zu Beginn geradezu aufdrängt. Aber im Zusammenspiel mit den anderen Noten reiht sich dessen Solopart zusehends in ein wunderbares Miteinander ein.
Ob Coco Chanel dieser Duft gefallen hätte? Ja, ich könnte es mir vorstellen, denn er entspricht exakt ihrem Credo: Barock in der Anmutung, streng und nobel im Stil!

Ein besonderes Merkmal dieses Duftes ist auch dessen klassischer, übrigens extrem lang anhaltender Duftverlauf.
Die erste Phase ist allerdings, das muss erwähnt werden, etwas prekär. Denn wer Sycomore trägt, läuft Gefahr, gefragt zu werden: ob man das auch riechen würde, hier rauche doch irgendwo jemand Gras?! Dass man selbst der Auslöser dieses Verdachtes ist, erkennt der Frager in der Regel nicht, denn er sieht ja, dass man keine Tüte zwischen den Fingern hat. Also jemand anderes, aber wer? Tja, das ist mir schon ein paar Mal passiert. Da muss er durch, der Sycomore-Träger. Aber diese Marihuana-Note ist auch elegant, ziemlich sogar, und vorallem: süchtig machend, wie es sich für Marihuana gehört! Trotzdem, keine Angst, man läuft nicht den ganzen Tag wie ein glimmender Joint riechend durch die Gegend, denn schon nach kurzer Zeit fangen die holzigeren Herznoten die eher scharfe Marihuana-Note wieder ein und vereinen sich zu einem warm-würzigen Aroma.
Die letzte Phase dieses Duftes ist diejenige, die ich fast am meisten liebe – ich kann dann gar nicht aufhören an mir selbst zu schnuppern... Es ist die Phase in welcher der Duft plötzlich seine Chypre-Basis enthüllt – und ich bin ein Chypre-Junkie! Ich weiß nicht wie Jacques Polge das gemacht hat, denn soviel mir bekannt ist beinhaltet dieser Duft kein Eichen- oder Baummoos – essentiell für ein Chypre. Aber irgendetwas an ihm, bzw. in ihm, erweckt in mir exakt dieses Chypre-Feeling und ich muss immer an Mitsouko von Guerlain denken – Mitsouko, wenn Pfirsich, Bergamotte und Blüten verflogen sind und die lang anhaltende würzige und erdige Phase des Duftes beginnt, in der auch eine Vetivernote aufblüht. Hier treffen sie sich, Sycomore und Mitsouko.

Und der Chypre-Junkie ist im Delirium!

Sycomore 1930
Top notes: Bergamot, Neroli
Heart notes: Ylang-ylang, Rose, Jasmine, Honeysuckle
Bottom notes: Cedar, Violet, Tobacco, Sandalwood, Musk

Beschreibung des Duftes auf der Chanel-Seite:

A rich-wood fragrance with a noble character -- like the Sycomore tree that inspired it -- created by CHANEL Master Perfumer Jacques Polge in 2008. At the heart of the scent: Vetiver, with an elegant Sandalwood note and dashes of Cypress, Juniper and Pink Pepper, for an earthy, warm and enveloping, yet subtle presence.
6 Antworten
9
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Nurmalso

72 Rezensionen
Nurmalso
Nurmalso
Top Rezension 31  
Galadriel umarmt Andreas Kümmert
Zwei Dinge vorweg: Ja, er ist eindeutig unisex, sogar eher männlich. Frauen, die es ruhig auch mal unsüß androgyn mögen, sollten sich dieses Meisterstück allerdings nicht entgehen lassen. Eine Ähnlichkeit mit Laliques Encre Noire ist zweifellos vorhanden. Von Zwillingen würde ich hier allerdings nicht sprechen. Wo Encre Noire kalt bleibt, entwickelt Sycomore eine cremige langanhaltende Basis, leicht rauchig aber mit wesentlich wärmeren Klängen.

Die Geschichte zwischen Sycomore und mir gestaltete sich ähnlich wie die Geschichte, als ich "The Voice of Germany" sah und ein kleiner zersauster mopsiger Mann im Karohemd auf der Bühne stand. Wie wohl viele dachte ich: "Eieiei - Was kommt denn jetzt?" Was Andreas Kümmert darbot waren fünf Takte "Rocketman" und ich drückte innerlich den Buzzer vor dem Bildschirm wie eine Irre. Wer DAS nicht hört, dass da jemand besonderes singt, dem ist nicht mehr zu helfen. Bei meinem ersten Sprüher Sycomore ging es mir genauso. Soll das für Frauen sein? Aber ja doch! Sofort stehe ich mitten im Nadelwald, Sandelholz und Gewürze unterstreichen das. Ich fühle mich wie die Elbin Galadriel, Hüterin des goldenen Waldes aus "Herr der Ringe". Und wenn der Geruch des saftig-erdigen Vetiver-Grasbodens hinzukommt, drücke ich auch hier vehement den Buzzer. Was lange auf meiner Haut bleibt, ist dieser herbe und trotzdem weiche Cremeduft. Unvergleichlich. Und so haltbar, als hätte er sich in meine Haut eingefräst.

Jetzt könnte der Eindruck entstehen, dass man nach einem Sprüher Sycomore riecht wie eine Mischung aus Andreas Kümmert und Galadriel. Und wenn ich darüber nachdenke, ist das auch so. Es ist die Gänsehaut, die einem der Gesang bereitet und das goldene Licht, das die Hüterin des Waldes umgibt.

Für alle Frauen, die sich nicht scheuen, ihre selbstbewußte androgyne Seite zu zeigen. Und für alle Männer sowieso.

13 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Reckoner

19 Rezensionen
Reckoner
Reckoner
Top Rezension 38  
Chapeau Chanel Chapeau - ein genderfreies Märchen
Sycomore by Jacques Polge

Chapeau.
Nicht nur für diesen so wunderbar ausbalancierten Duft. Sondern auch für diese kluge Entscheidung eben diesen Duft als Damenduft zu deklarieren.
Dem zolle ich in Zeiten des bedingungslosen Kommerzes höchsten Respekt.

Denn machen wir uns nichts vor, natürlich ist Sycomore ein durchaus männlicher Duft.
Solch ein Duft ist nicht jeder Fraus Sache.

Unterstellt man einem Unternehmen wie Chanel einmal per se enormes Marketingverständnis und Marketingwissen, hätte Chanel diesen Duft ohne weiteres, wenn nicht als Herrenduft, dann zumindest als Unisexduft, was er meiner Meinung nach in Perfektion ist, herausbringen müssen.

Warum verzichtet Chanel wissentlich auf ein derartig großes Marktpotential? Mit diesem ausnehmend schönen Duft hätte Chanel viel, viel Geld machen können. Ohne Zweifel.

Schaut man sich hier rechts die Liste derer an, die Sycomore besitzen, so sind es mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen.
21 : 9 zähle ich (Stand: 17. 02. 20011)
Und das in einer Community, wo die Frauen deutlich stärker vertreten sind.
Das ist verwunderlich und phänomenal.

Noch beachtlicher ist solch ein Verhältnis, wenn man bedenkt, wie schwer sich der durchschnittliche Mann im Lande tut, sich freiwillig einen Damenduft neben den Rasierschaum zu stellen. Das Rumgedruckse in der Parfumerie will ich mir gar nicht vorstellen. 21 : 9 !

Warum?

Weil Sycomore eine echte Offenbarung ist. Solche derart perfekt schönen Düfte haben echten Seltenheitswert.

Die Nähe zu Laliques Encre Noire ist in der Tat groß. Auch mein erster Gedanke ging zu diesem Duft. Dennoch stellt sich mir hier nicht die Entweder/Oder-Frage.

Sycomore ist deutlich weniger laut, viel feiner gewebt und ausbalanciert. Es ist weniger grimmig, nicht gar so schwarz. Sycomore will viel weniger auffallen als der Duft von Lalique. Das gelingt gut, ohne dabei blass zu wirken. Encre Noire hingegen ist ein eher moderner, urbaner Duft. Sycomore hat eine elegante, fast klassische Anmutung.

Ein feiner Duft.

Das Feine erklärt auch den größeren Erfolg bei Frauen. Ich kenne nur wenige Damen, die sich freiwillig Encre Noire für den Herren antun würden. (Und wie wir wissen, hat das im Gegenteil zu uns Herren, nichts mit der Deklaration als Herrenduft zu tun. Frauen nehmen sich diesbezüglich deutlich mehr Genderfreiheit heraus.)

Aber noch einmal zurück zu meinem gezogenen Hut.
Warum meine ich, dass es eine kluge Entscheidung war Sycomore für Damen zu deklarieren?

Weil Sycomore an einem Mann sicher perfekt, rund und schön duftet. Klasse hat. Da gibt es nichts dran zu drehen. An einer Frau aber, ist dieser Duft eine Sensation.

Gerade dieser leichte Widerspruch hat einen solchen Charme, einen Reiz, der mich schwindeln macht. Stilvoll ist das und erotisch. Ich, könnte keiner widerstehen. Deshalb war es eine kluge Entscheidung. Und so hat Chanel mit Sycomore den Herren doch noch ein wahrlich göttliches Geschenk gemacht.

So, und nun arbeite ich mal gegen Chanels kluge Strategie und übe mich in mehr Genderfreiheit indem ich mir einen Damenduft in die Butze stelle. (hm . . . vielleicht ist subversiv ja doch das Chanels wahres Anliegen)

Ab morgen dann also
22 : 9
12 Antworten
10
Haltbarkeit
9
Duft
Turandot

834 Rezensionen
Turandot
Turandot
Top Rezension 35  
Herbe Schönheit
Beim Lesen der Duftnoten werden alle, die Blümchen und Fruchtiges lieben gelangweilt abdrehen und das auch mit voller Berechtigung. Hier ist nichts verlockend, nichts fröhlich oder blütensüss, hier erinnern keine Gewürze an den Orient und keine Zitrusnoten durchperlen diesen Duft. Er flüstert auch keine heimliche Verführung durch seine Pyramide und hat mit unverholener Erotik überhaupt nichts am Hut.

Was bleibt denn dann noch, möchte man fragen: Ein herrlicher Duft für jene, die wie ich rauchiges, moosiges, herb-holziges mit einer irisierenden Eleganz lieben. Einen Duft, der Selbstbewusstsein ausstrahlt, und Stelbstbewusstsein verleiht. Der es nicht nötig hat, zu kokettieren, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Und der als Damenduft doch eine verhalten männlich-sachliche Komponente ins Spiel bringt, ohne in den Verdacht zu geraten, unisex zu sein, durchaus aber auch von einem Mann getragen werden kann.

Auch mein erster Eindruck ist Weihrauch oder zumindest eine rauchig-harzige Note, wobei harzig schon fast zu kantig, zu rauh klingt. Dieser Auftakt wirkt auf mich erhaben, großzügig und sauber. Kein Vergleich zu den Weihrauchdüften von CdG z.B., keine Assoziation zu Kirchenweihrauch. Und die sich anschließende Holznote hat auch kein gemütlich-warmes Landhausfluidum, kein Kamingeflüster im Gepäck, sondern eher das Rauschen der Wälder. Kühl, weit und unendlich beruhigend. Diese Weite könnte den Duft nun auch flach wirken lassen, man könnte Volumen vermissen, aber irgendwie wird der Duft doch bei aller Herbheit und Bitternis schmeichelnd und "tröstlich". Mir fällt beim besten Willen keine andere Umschreibung ein. Das könnte die auch von Apicius vermutete Tonka- oder Ambranote sein. Die nehme ich auch wahr. Das ist keine wirkliche Süsse, aber gibt dem Duft harmonisches Volumen. Nun könnte ich ihn fast würzig-warm beschreiben. Seine Grundstimmung wird dadurch aber nicht verändert. Stilvoll und nobel.

Blütenliebhaber werden diesen Duft wohl nur den Damen zutrauen, die im strengen Kostüm mit Dutt und Brille daherkommen. Aber weit gefehlt. Sycomore strahlt eine gradlinige Eleganz, Noblesse und erhabene Würde aus und ich würde ihn mit Freuden in meine Sammlung aufnehmen.
14 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 39  
So richtig Alt
Halt stopp - ehe sie jetzt (zu Recht) empört aufjaulen, die LiebhaberInnen von Chanels Sycomore - gemeint ist natürlich die Stimmlage - und nicht die Anzahl von Lebensjahren bzw. deren (meist wenig charmante) Konnotation. Unter den heute bekannten Tonlagen ist der Alt, die tiefere der beiden Frauenstimmen, die wohl stiefkindlichst behandelte - außerhalb von Requiems und Oratorien gibt es für Altistinnen fast keine Hauptrollen. Während (Mezzo-)Sopranistinnen von Mozarts lyrischer Pamina und Wagners dramatischer Brünnhilde über Bizets Carmen bis zu den Koloraturen von Verdis Abigaille, Delibes' Lakmé oder der berühmten Königin der Nacht meistens in erster Reihe stehen - neben Tenören, Baritonen und auch Bässen - bleibt den Altistinnen oft kaum wenig mehr als 'nur' Wagners Floßhilde oder Mozarts Dritte Dame der Königin.

Dabei sind Altstimmen wunderbar.

Oft schon habe ich nachgedacht über den Vergleich zwischen bestimmten (besonders charakteristischen) Duftakkorden und Tonlagen im Opern- oder allgemeiner: im Gesangsfach. Ich bin manchmal selber überrascht, woher diese Gedanken kommen. Da gibt es Oud, den Heldentenor: präsent und leuchtend - schrecklich, wenn nicht wirklich gut, und stets ein wenig - 'mittelpunktgeil'. Da ist die Bergamotte, der lyrische Sopran: zart und tändelnd - und einer dem anderen doch oftmals recht ähnlich. Da sind die Bässe: Weihrauch und Gewürznelke - schwere, getragene Duftakkorde, die Können und Kennerschaft verlangen, um in ihrer Tiefe noch Varianz und Spiel erkennbar zu halten. Und da sind die warmen, hellen Holztöne - balsamisch, aber nicht bitterharzig - und seidig rotblond in ihrem 'olfaktorischen Kolorit': die AltistInnen unter den Duftakkorden.

'Alt' - obwohl die tiefste unter den von Frauen gesungenen Tonlagen - bedeutet im Lateinischen 'hoch'. Altpartien wurden lange von Männern gesungen, deren Countertenor in seiner Klangfarbe jedoch ganz anders klingt als der Alt einer Frau, obwohl es ja dieselben Töne sind. Ich mag Countertenöre - durchaus - doch ihnen lange zuzuhören, wird bisweilen anstrengend, während ich einer vollen Frauenaltstimme, der vielleicht unaufgeregtesten unter den Singstimmen, stundenlang zuhören kann. Es ist dasselbe Charakteristikum - dieses Warme, das Balsamische und in all seiner Sattheit und Prächtigkeit doch gänzlich Unaufgeregte, das auch Sycomore prägt und ausmacht, einen der schönsten unter den Les Exclusifs, gleichsam die Altstimme des Hauses Chanel. Er ist von sachte vibrierender Sinnlichkeit (Sandelholz) und spröder Herzenswärme (Tabak und Vetiver) - ein Duft voller Bedachtsamkeit und Lebensklugheit, und doch jenseits von aller Schwere und im Wortsinn von 'nicht mehr jung' kein bisschen 'alt'.

Fazit: die volle, schöne Altstimme unter Chanels exklusiven Düften, voll Sanftheit und voll Reichtum. Und wie auch Alt und Countertenor beinahe dieselben Oktaven abdecken - im allerbesten Sinne unisex.
9 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

50 kurze Meinungen zum Parfum
VerbenaVerbena vor 6 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Die Baumkronen werfen rettende Schatten. Zikaden zirpen träge im Dornengestrüpp. Süßgras raschelt in der Mittagshitze. Die Ebene ruht.
7 Antworten
Jo13579Jo13579 vor 3 Jahren
7.5
Duft
Aldehydisch-pfeffrige Frische geht über in warmen, weichen, würzigen, holzigen Vetiver, untermalt von feinem, süßlichen Sandeltabak. Schön
15 Antworten
TorfdoenTorfdoen vor 4 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Seidenweich, dennoch vollblütig mit edlem Bourbon-Schmelz. Genial entknarzt. Ein rustikal-eleganter Vetivertraum.
9 Antworten
SeelanneSeelanne vor 8 Jahren
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Frauenhand auf Männerhaut: Fein verwobenes Spinnennetz aus holzig-rauchigem Vetiver mit Gin-Veilchen-Nuance. Ein Wunderwerk.
0 Antworten
ErgreifendErgreifend vor 9 Jahren
8
Duft
Ein Herz aus Tinte und cremiger Basis. Leicht nussig.
Ein Herbstduft schlechthin. Deckt den Körper mit Vetiver zu.
Eng vertraut.
0 Antworten
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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen zu Sycomore (2008) (Eau de Toilette)

Chrisone in Beratung
"Pour Monsieur (Eau de Toilette) / A Gentleman's Cologne / For Men | Chanel" !Wenn es auch ein offiziell weiblicher Duft sein darf, kannst du "Cristalle...
DieNase in Damen-Parfum
Für mich ist "Vetiver" nicht nur DER Vetiverduft, sondern auch ohne Probleme von Frauen tragbar... So preppy, so frisch-sportlich-gepflegt – vielleicht...
Medusa00 in Damen-Parfum
Nun, dank Igraine, konnte ich Sycomore testen. Ja, leider hatte ich mich auf das Sycomore von 1930 konzentriert und auf die Zusammensetzung. Ich glaube...

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