Eau Sauvage 1966 Eau de Toilette

Eau Sauvage (Eau de Toilette) von Dior
Flakondesign Pierre Dinand
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Platz 80 in Parfums für Herren
8.1 / 10 1072 Bewertungen
Eau Sauvage (Eau de Toilette) ist ein beliebtes Parfum von Dior für Herren und erschien im Jahr 1966. Der Duft ist zitrisch-frisch. Es wird von LVMH vermarktet. Der Name bedeutet „Wildes Wasser”.
Aussprache
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Duftrichtung

Zitrus
Frisch
Würzig
Grün
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ZitroneZitrone BergamotteBergamotte BasilikumBasilikum LavendelLavendel RosmarinRosmarin fruchtige Notenfruchtige Noten KreuzkümmelKreuzkümmel
Herznote Herznote
GartennelkeGartennelke JasminJasmin KorianderKoriander SandelholzSandelholz IriswurzelIriswurzel PatchouliPatchouli RoseRose
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos MoschusMoschus VetiverVetiver AmberAmber

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.11072 Bewertungen
Haltbarkeit
6.5840 Bewertungen
Sillage
6.2842 Bewertungen
Flakon
8.0842 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.2330 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 15.04.2024.
Wissenswertes
Eau Sauvage war das erste Dior-Parfum für Männer. Edmond Roudnitska soll, nach allgemeiner Fachmeinung, erstmalig den synthetischen Duftstoff Hedion (Methyldihydrojasmonat) verwendet haben, der Parfums eine jasminartige, transparente und frische Note verleiht. Die Konzentration liegt bei 2%. "Eau Sauvage“ soll Roudnitska auch als Vorlage für "Diorella“ gedient haben, bei dem die Hedionkonzentration auf 8% erhöht wurde. Hedion wurde zu einem wahren Phänomen in der Extraitparfumerie, denn es ist heute fast unmöglich eine Formulierung ohne es zu finden.

Rezensionen

59 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Abendglanz

2 Rezensionen
Abendglanz
Abendglanz
Top Rezension 65  
Die Männer, die wir lieb(t)en...
'Eau Sauvage' zu tragen ist für sich allein ein Statement, ein Kommentar, eine Aussage.
Die umwerfenden, unvergleichlichen, unvergesslichen und unvergessenen Männer unserer Zeit tragen und trugen ihn, verkörper(te)n ihn und leb(t)en ihn.
Der Archetyp eines maskulinen Parfums wie diese auserwählten Gentlemen den Archetypus eines Mannes in seinen facettenreichsten Ausprägungen symbolisieren, charakterisieren, definieren.

Marlon Brandos monumentale Coolness in kohärentem, vermeintlichem Widerspruch mit seiner rebellischen Hitzigkeit und Wildheit, hinter derer in offenkundiger Subtilität seine hohe Sensibilität und Verletzlichkeit durchschimmern.
--Moschus, Amber, Bergamotte, Zitrone, Sandelholz, Jasmin, Kreuzkümmel, Vetiver

Ein wagemutiger Alain Delon, der sich durch seine betörende Lakonie auszeichnet.
Der unbeirrbare Einzelgänger, der erbarmungslos, draufgängerisch, heißkalt, immer in französischer Ästhetik und Allure, schwer fassbar seinen ureigenen Weg verfolgt.
--Vetiver, Koriander, Lavendel, Amber, Moschus, Patchouli

Cary Grant, unnachahmlich in seiner selbstverständlichen, stilsicheren, geschmeidigen Eleganz und seinem nonchalenten Charme. Sein britisch trockener Witz, der vor scharfzüngiger Spritzigkeit die Funken aus der Leinwand sprühen läßt. Vor dem wir bei jedem Augenverschmausen seiner Filme geistig auf die Knie sinken und wünschen, dass dieser Moment doch für immer und alle Ewigkeit verweilen möge.
--Jasmin, Iris, Rose, Nelke, Lavendel, Sandelholz, Bergamotte, Amber

Dem Orientalen immanent: der mystisch wehmütige Blick aus den glühend funkelnden, unvergleichlichen Augen des Omar Sharif, der uns gefangen hält noch Jahrzehnte nach Verklingen des letzten Tons, über den Fall des letzten Vorhangs hinaus.
Seine eigenständige Verlorenheit und melancholische Sinnlichkeit, die nur noch überstrahlt werden von seiner kosmopolitischen Erlesenheit und Klasse.
--Moschus, Sandelholz, Jasmin, Rosmarin, Kreuzkümmel, Koriander, Amber, Patchouli

Ein Udo Jürgens, der den verwegenen Feingeist Note für Note zum Ausdruck bringt.
Ein freier Geist und kreativer Draufgänger, der in seinen Texten manchmal der Zeit selbst sowie dem Zeitgeist voraus war. Der Wahrheiten in einem Satz, in einem Text auf den Punkt genau brachte.
--Eichenmoos, Iris, Zitrone, Moschus, Rose, Nelke, Amber, Sandelholz

Ebenso wie dies auf anderer Ebene Willy Brandt, wie kaum ein anderer, beherrschte.
Der Visionär, der instinktiv wußte, dass man als Realist an Wunder glauben muss.
Welche Worte und welche Gesten die Zeit braucht, und welche die Zeiten überleben werden.
Die charismatische Präsenz, die aufrichtige Unbequemlichkeit, die Tranzparenz einer empfindsamen, melancholischen Seele, der einzigartige Duktus, das unverkennbare, rauhe Timbre.
--Rosmarin, Kreuzkümmel, Basilikum, Jasmin, Zitrone, Vetiver, Amber, Patchouli, Moschus, Sandelholz

Diese Männer (und noch ein paar mehr...) trugen alle 'Eau Sauvage' in ihrem Leben.
Für manche war es eine lebenslange Liebe (wohingegen sie diese mit den Frauen in ihrem Leben niemals schafften), für andere eine vorübergehende Liaison.
Doch sie alle waren irgendwann einmal mit diesem Duft verbunden.

In der Nähe eines Mannes mit 'Eau Sauvage' werde ich wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt.
Wie Bitterschokolade, die zart und nach und nach im Mund zerschmilzt.
Ich, die augenscheinlich eigentlich unnahbar, distanziert, nicht leicht entflammbar, erfassbar und habhaftbar ist.
Doch wenn 'Eau Sauvage' den Raum betritt und ihn mit seiner Männlichkeit und Ausdruckskraft erfüllt, dann kann ich einfach nicht anders..., dann kann selbst ICH mir nicht mehr helfen....
...Weil dieser Duft vielleicht sehr nahe an meine Seele kommt, zu nahe ....?...

'Eau Sauvage' ist prägnant, markant, maskulin, unverwechselbar, und vor allem eklektisch.
Als Prolog hat es zwar eine über allem schwebende zitrisch-würzige Frische, doch die Vielschichtigkeit und die Vielseitigkeit, die jeder Mann mit seiner individuellen Biographie, seinen ihm eigenen Talenten, seiner hinreißenden Persönlichkeit, seinem knisternden, stilvollen Sex-Appeal in allen erdenklichen Facetten aus dem Duft herausholt, haben etwas anbetungswürdig Magisches.

In seiner(!) unmittelbaren Nähe enthüllt sich der mystische Unterton. Die Blue Note.
Das Erahnen des letzten Geheimnisses des Mannes, der ihn trägt.
Es offenbart sich für Fragmente von Sekunden, doch am Ende wird es niemals preisgegeben....
Das ist der wahre, wirkliche, unwiderstehliche Zauber hinter der oberflächlichen, frischen Offensichtlichkeit.

'Eau Sauvage' vereint Stil, Würde, Eleganz, Brillanz, Klasse, Grandiosität, Exquisität.
'Eau Sauvage' ist ewig, evergreen, souverän, zeitlos, grenzenlos, polyglott.

An allen Männern, die wir lieben......
13 Antworten
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft
Seelanne

20 Rezensionen
Seelanne
Seelanne
Top Rezension 54  
Brave New World
Liebe EU,

nein, ich war nicht sauer, als Ihr Euch jahrelang für unser Geld in erster Linie um den Krümmungsgrad von Bananen und die Längen von Gurken gekümmert habt; ich war auch nicht sauer, als Ihr die Position eines Außenministers ins Leben gerufen habt, ohne aber überhaupt eine Außenpolitik zu haben, die er vertreten könnte. Ich war auch nicht sauer, als ruchbar wurde, dass selbst eine einfache Sekretärin bei Euch im Hause rund 8.000 € verdient, die Geschichte, nach der einer Witwe eines früheren EU-Abgeordneten einen Fahrstuhl für ihren Weinkeller eingebaut bekam, weil sie Kniebeschwerden hat, fand ich da schon eigenartiger; aber nun gut, Wein ist immerhin eine feine Sache. Auch bin ich nicht sauer, daß ihr aktuell plant, griechischen Fischern eine Abwrackprämie von bis zu 250.000 € dafür zu zahlen, dass die ihre Boote zerschreddern, aber gleichzeitig bei uns für ältere Autos den jährlichen TÜV einführen wollt; nein, alldas hat mich noch nicht aus der Bahn geworfen. Auch die Tatsache, dass uns alleine die Renten eurer EU-Parlamentarier rund 400 Mios jährlich kosten und das EU-Parlament im Ganzen pro Jahr 115 Milliarden, über alldas kann ich hinwegsehen.

Dass ihr Euch jetzt aber an meinem heiß geliebten Eau Sauvage vergangen habt, nehme ich euch übel, so übel, dass wir zukünftig Feinde sind.

Rund 20 Jahr hab ich nun mit diesem Duft zugebracht, mit seinem EdT, seinem Rasierschaum, seinem Rasierwasser, seinem Duschgel, seinem Deo und seiner Seife. Und ich kann mit Fug und Recht sagen, dass wir – ja, man kann es ohne weiteres so ausdrücken – über die Jahre ein sehr inniges Vertrauensverhältnis und Lebensbeziehung aufgebaut haben. Ich will jetzt nicht von Partnerschaft oder Ehe reden, aber es kommt dem doch recht nahe. Immerhin habe ich mehr Zeit mit diesem Duft verbracht als ich in meinem Leben geschlafen, gearbeitet oder aber sonst mit irgendeinem anderen Menschen verbracht habe. Er war in Zeiten meine größten Triumphe als auch meiner größten Niederlagen anwesend. Der Ausdruck „ans Herz gewachsen“ beschreibt diese Beziehung daher wohl aufs Trefflichste. Dieser Duft ist - Verzeihung „war“ – für mich wie die Sonne, der Mond und die Rolling Stones: Irgendwie schon immer da.

Und nun das: Eichenmoos ist Allergie-auslösend, bzw. kann allergieauslösend sein, so will es ein dänischer Umweltchemiker herausgeknobelt haben, es ist fortan verboten und die Formel meines Eau Sauvage musste nun verändert werden.

Und es wurde verändert: Seine gesamte Charakteristik ist fortan im Eimer, sein bisheriges Geheimnis, zitrische Frische mit einer krautigen Schärfe und Würzigkeit so zu konterkarieren, dass der eher klar und dahinplätschernde frische Bach in einen reißenden Fluss mit gefährlichen Untiefen verwandelt wird, dieses olfaktorisches Kunstwerk ist ein für allemal dahin. Vielen Dank dafür.
Eau Sauvage ist jetzt ein undefinierbares Standgewässer geworden, ein See in praller Sonne, der am Anfang noch etwas erfrischt, dann aber erstaunlich schnell den Abgang macht zugunsten eines seltsam anmutenden fäkalischen Beigeschmacks, der daran gemahnt, doch mal nachzusehen, ob in den See nicht irgendwo ein Abwasserkanal mündet.

Gut, es ist natürlich misslich, dass manche Menschen auf einige Stoffe eventuell mit roten Pusteln reagieren. Aber ihr werdet mir zustimmen, dass sowas generell allgemeines Lebensrisiko ist:

Wenn man eine derartige Allergie hat, kann man ja fortan derartige Produkte meiden. Milchprodukte werden ja auch nicht deswegen generell verboten, weil manchen Menschen eine Lactoseintoleranz haben.

Und im übrigen habt ihr ja auch sonst keinerlei Probleme mit giftigen Stoffen: Die gute alte Glühbirne wurde aus „Umweltgründen“ verboten zugunsten einer Energiesparlampe, die krebserregende Stoffe absondert und deren Entsorgung hoch problematisch ist. Ich meine, ein derartiges Gesamtkunstwerk muss man erstmal hinbekommen.

Warum also mein Eau Sauvage ? Warum ein Kunstwerk zerstören, das über so viele Jahre ein Mahnmal des guten Geschmacks, der distinguierten Männlichkeit und einer mit Understatement daherkommenden Sinnlichkeit war ? Mögt ihr keine Sinnlichkeit, mögt ihr keine Männlichkeit oder wo ist Euer Problem ?

Ja, ich weiß, man könnte auch den Duftdesignern bei Dior den Vorwurf machen, warum die es nicht hinbekommen haben, dieses Eau nicht irgendwie zu erhalten, schließlich haben die ja auch schon freiwillig in den letzten Jahren einige Mal den Duft reformuliert. Aber ich will den Leuten bei Dior zu Gute halten, dass es wohl einfach nicht besser ging: Eichenmoos ist Eichenmoos. Einem italienischen Koch würde es schließlich auch nicht gelingen, Spaghetti Bolognese ohne Tomaten zu machen. Aber auch da ist ja vielleicht noch nicht aller Tage Abend: Gibt’s nicht auch eine Tomatenallergie ?

Und auch zugegeben: Ihr könnt auch nicht besser sein, als die Leute, welche die Mitgliedsstaaten zu Euch entsenden. Und wenn wir aus Deutschland bsp. Geistesstrategen wie eine hinlänglich bekannte FDP-Politikerin entsenden, die der Ansicht ist, dass die stündliche Staatsverschuldung von Deutschland 7.000,-- € beträgt, während sie in Wahrheit rund 25 Milliarden ausmacht, dann kann man wohl auch von Euch nicht mehr erwarten.

Aber wie ein ebenfalls bekannter Politiker einst anzumerken pflegte: „Entscheidend ist, was hinten bei rauskommt“. Und herausgekommen ist bei Euer ganzen Arbeit, dass ich jetzt hier in meinem Zimmer sitze, mit allen anderen EU-Bürgern zusammen 12 Billionen Schulden habe, mein Eau de Toilette riecht nicht mehr, dafür sondert die neben mir stehende Lampe krebserregende Stoffe ab, die ich einatmen muss, während ich diese Zeilen hier schreibe.

Zukunftsutopien sind ja so eine Sache: Aldous Huxley hatte mal eine, in der die Welt übelst war, aber den Leuten seitens des Staates zumindest ein Stoff zur Verfügung stand, der alles erträglich macht. In diesem Sinne: Habt Ihr etwas Soma für mich ? Aber bitte die Variante ohne Eichenmoos: Von der bekomme ich nämlich rote Pusteln im Gehirn wenn ich nur dran denke.

Euer in Hochachtung ertrinkender

Seelanne
21 Antworten
10
Flakon
7
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 49  
Stille Wasser sind tief!
Dieser Duft ist ein Phänomen: seit nunmehr über 40 Jahren ist er Jahr für Jahr der meistverkaufte Herrenduft in Frankreich, weltweit einer der erfolgreichsten die je kreiert wurden und er kommt und kommt einfach nicht aus der Mode. Erst kürzlich hat Dior seiner Kampagne für Eau Sauvage wieder ein neues Gesicht gegeben, bezeichnenderweise das des jungen Alain Delon. Warum kein neues, könnte man einwenden, so wie Enrique Iglesias seit einiger Zeit für Azzaro pour Homme wirbt, warum der gute, alte Alain Delon? Ganz einfach, weil er zum einen heute noch gut aussieht und sich wahrlich ‚gut gehalten’ hat, vor allem aber weil der Stil seiner frühen Tage heute wieder schwer en vogue ist – die sechziger und siebziger Jahre feiern wahre Urstände in Mode und Musik, aber auch in der Parfumwelt (mit Tom Ford als Hohepriester dieser Retro-Bewegung). Und so wundert es nicht wenn ein Magazin wie die GQ dem jungen, korrekt gescheitelten, Hornbrille und Beatnik-Outfit tragenden Mann von Heute nicht etwa ein neues, ach-so-frisches Wässerchen anempfiehlt, sondern das gute, alte Eau Sauvage – wenn schon Retro, dann richtig! Ein bisschen Authentizität kann ja nicht schaden, und mit dem jungen Alain Delon an seiner Seite können wir zwei Stilbildende Ikonen von erstaunlicher Modernität bewundern.

Apropos Ikonen: Dior warb vor einigen Jahren für sein Eau Sauvage mit der berühmten Comic-Figur Corto Maltese von Hugo Pratt und dem Slogan: ‚Méfiez-vous de l´eau qui dort’, was soviel heißt wie: hüten Sie sich vor schlafendem Wasser, oder auch: ‚stille Wasser sind tief’. Ich liebe dieses Bild: Corto, wie er mit durchdringendem Blick unter der Seefahrermütze den Betrachter ansieht, wie er sich den Kragen seines Pullovers gegen die steife Meeresprise über das markante Kinn zieht, und dann dieser Spruch darunter- einfach großartig! Kein noch so tolles Model hätte das Wesen dieses Duftes besser transportieren können, selbst Alain Delon nicht. Auch der berühmte mit Christian Dior befreundete Illustrator René Gruau zeichnete für Eau Sauvage, wie schon für Miss Dior, eine ganze Serie wunderbarer Bilder: zumeist einen frisch der Dusche entstiegenen Mann mit verwuschelten Haaren, mal lässig ein Handtuch über die Schulter geworfen, mal in einem weißen Bademantel, mal gänzlich nackt vor einem Spiegel stehend – immer ein Fläschchen Eau Sauvage in Reichweite oder in Händen, immer ein wenig ironisch zwinkernd. Parfumwerbung at it´s best!

Doch zurück in die sechziger Jahre, genauer: in die Mitte der Sechziger. Was war das für eine Zeit! Geradezu eine Art ‚Big-Bang’ in der Geschichte der Herrenparfümerie: so lancierte Guerlain 1965 das erste orientalische Parfum für den Herren: Habit Rouge – eine Legende! Im selben Jahre brachte Estée Lauder das originale Aramis auf den Markt und kurz darauf, 1966, zog Dior mit seinem ersten maskulinen Duft nach: Eau Sauvage – zwei Düfte die für Generationen zum Inbegriff des ‚guten’ Parfums und zum olfaktorischen Abbild ihrer Zeit wurden. Gemeinsam mit Habit Rouge, das nie auch nur annähernd die Verbreitung der beiden anderen erlebte, dafür aber immer als etwas exklusiver galt, revolutionierten sie nicht nur die Welt der Herrendüfte sondern den Habitus der Herren überhaupt, denn diese trugen plötzlich einen Duft, und nicht mehr nur vereinzelt, sondern ‚en masse’!
Interessanterweise waren alle drei Parfums auch bei den Damen derart beliebt, dass zwei der drei Parfumeure die diese Düfte schufen noch einmal zu Werke gingen und leicht modifizierte ‚pour femme’ Düfte kreierten: Bernard Chant komponierte für Estée Lauder ‚Azurée’ und Edmond Roudnitska ‚Diorella’ für Dior. Liebhaberinnen von Habit Rouge hatten ja ohnehin schon mit ‚Shalimar’ ihr feminines Gegenstück.

Edmond Roudnitska hatte die Angewohnheit seine Düfte sozusagen genealogisch zu entwickeln. So entstand Eau Sauvage aus dem früheren Eau Fraiche. Diorella wiederum bezog sich einereseits auf das Eau Fraiche, ebenso aber auf Eau Sauvage. Sein posthum erschienenes Le Parfum de Therese wiederum entwickelte sich aus Diorella.
Wie seinem eigenen Eau Fraiche liegt Eau Sauvage ein klassisch-frisches Eau de Cologne-Gerüst zugrunde. Eau Fraiche gewinnt seine Charakteristik durch eine die Frische kontrastierende herb-bittere Chypre-Basis, die Edmond Roudnitska für sein späteres Eau Sauvage allerdings wieder etwas zurückfährt, sodass der Chypre-Charakter zwar noch erhalten bleibt, den Duft aber nicht mehr so deutlich beherrscht. Und da ein wildes Wasser in der Regel auch durch eine wilde Natur fließt, fügte er ihm allerhand Krautig-Aromatisches wie Rosmarin und Basilikum bei, während ein paar flüchtige Blütenakkorde von Iris, Nelke und Rose vorüberrauschen – das wilde Wasser ist auch ein schnelles! – um letztlich in einem Delta von leisem Vetiver, sanften Moos, dezenten Ambertönen und etwas Moschus zur Ruhe zu kommen.

Klingt alles recht solide und nicht sonderlich aufregend, und wäre es vermutlich auch nicht, fügte Edmond Roudnitska dieser Komposition nicht noch ein entscheidendes Quentchen einer damals recht selten verwendeten und wenig beachteten Substanz bei: Hedion, ein entfernt nach Jasmin duftender Riechstoff von multiplen Fähigkeiten (bessere Haftung, größere Strahlkraft und Transparenz). Für den Einsatz dieser Hedione wurde Eau Sauvage in Fachkreisen berühmt – obwohl immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass es gar nicht so viel davon enthalte (Cliniques Happy soll voll davon sein!) Aber Roudnitska zeigte mit diesem Parfum wozu Hedion in der Lage ist: ‚...es zaubert den Tau auf welke Blumen zurück’ (Luca Turin). Und tatsächlich verleiht es diesem ‚Eau’ eine geradezu sprudelnde Feuchtigkeit und wie ein tosender Wasserfall die Luft mit abertausend kleinster Wassertröpfchen schwängert, so verströmt Eau Sauvage das feuchteste, dabei denkbar frischeste Aroma. Es lässt mich immer an vom Wasser umspülte Kieselsteine an einem sonnigen Strand denken. Was Intensität und Haltbarkeit des Duftes angeht, kann Eau Sauvage nicht mit Eau Fraiche oder gar Diorella mithalten – sollte es aber auch gar nicht. Die Funktion eines Duftes für den Herren war zu jener Zeit hauptsächlich ihn nach der Morgentoilette zu erfrischen und ein wenig dieser Frische mit in den Tag zu nehmen – nicht zuviel, das Parfümiert-Sein war damals noch definitiv Sache der Dame, sondern gerade soviel, dass ein frisches, und im Falle von Eau Sauvage auch herbes Aroma den Träger leicht und dezent umspielte. Man musste ihm schon recht nahe kommen um einen Hauch dieses Duftes wahrzunehmen.

Heute aber, die Gewohnheiten ändern sich, wie die Ansprüche an einen Duft, wird dieses ‚sich dezent auf die Haut des Trägers zurückziehen’ als Schwäche von Eau Sauvage empfunden – einstmals aber war es genau seine Stärke. Es ist ja auch nicht so, dass er einfach verschwinden würde. Nein, über viele Stunden bleibt er leise und dezent auf der Haut (oder auch Textil) erhalten und blüht sogar noch einmal kräftig auf wenn der Körper des Trägers z.B. beim Sport noch einmal in Wallung gerät. Ganz ähnlich funktioniert Chanels Pour Monsieur, wie Eau Sauvage ein Duft dem häufig mangelnde Intensität und Ausdauer vorgehalten wird. Dabei verkennt man im Grunde nur was sie eigentlich sind: Wunderwerke an nobler und leiser Zurückhaltung, bei bestmöglicher Langlebigkeit!

So modern dieser Duft zu seiner Entstehungszeit war und auch so empfunden wurde, haftet ihm heute doch etwas Konservatives an. Das mag daher kommen, dass man ihn zum einen schon lange genug kennt, dass er viele Erinnerungen an Menschen und Situationen ‚konserviert’. Vor allem aber hat er sich über die Jahre als geradezu perfekter Duft für den Büroalltag bewährt und wird folgerichtig zumeist auch als eher formaler Duft beschrieben, will heißen: weniger sinnlich, eher kühl. Trotz jahrelangem und geradezu massenhaftem Gebrauch ist er dabei interessanterweise nie in den Geruch des Ordinären gekommen.

Dass er heute, nach all den Jahren, auf einmal wieder derart ‚gehypt’ wird (GQ!), zeigt was für ein Geniestreich Edmond Roudnitska damals geglückt ist – ein Geniestreich, der nur ganz, ganz wenigen Parfumeuren bisher vergönnt war: vergleichbar Ernest Beauxs No 5 oder Jacques Guerlains Mitsouko.

PS: Hände weg von Eau Sauvage Extréme – ein unnötiger und absolut verunglückter Versuch dem originalen Duft mehr Gewicht zu verleihen. Eau Sauvage Fraicheur Cuir ist da schon besser, aber auch nicht wirklich überzeugend. Das originale Eau Sauvage ist unübertroffen, und bleibt es vermutlich auch.
11 Antworten
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Siebenkäs

63 Rezensionen
Siebenkäs
Siebenkäs
Top Rezension 39  
Edmond
Zum Glück hatte sie noch fast eine Stunde, bis der Film anfing.
Sie waren direkt vor dem Kino verabredet und sie wollte auf jeden Fall
als Erste da sein. Er sollte nicht auf sie warten müssen. Diese Spielchen
nach dem Motto „Männer sollst du immer ein bisschen warten lassen“
waren doch einfach nur peinlich.
Sie beschloss, einen kleinen Umweg durch den Park zu machen.
Es war ja noch reichlich Zeit und sie würde sich noch ein bisschen
auf eine Bank in die Spätnachmittagssonne setzen.
Allzu viel Schlaf hatte sie die letzte Nacht nicht gehabt.

Gleich hinter dem Apollobrunnen fand sie eine Bank, die ihr gefiel.
Der Blick ging weit über die Rasenflächen bis zu den Baumgruppen,
hinter denen die Silhouette der Stadt im Dunst des frühen September-
abends lag.
Sie schloss die Augen und genoss die letzten, sanftwarmen
Sonnenstrahlen. So lieb fühlten sie sich an. Sie spürte die Müdigkeit,
die über sie kam wie eine weiche Decke.
Ihre Gedanken wurden weit und dunstig.
Dann hörte sie mit einem Male Schritte auf dem Kiesweg.
Sie öffnete die Augen.
Ein älterer Herr mit Spazierstock kam des Wegs, begleitet von einem
kleinen, struppigen Hund.
Aber bevor sie ihn noch genauer sah, roch sie ihn.
Es gab keinen Zweifel – er trug Eau Sauvage. Sie wunderte sich
überhaupt nicht, dass ihre Nase so sensibel war, obwohl sie doch wusste,
dass der Duft eigentlich nicht sehr weit ausstrahlte.

Sie kannte das Parfum gut. Sie hatte es sogar vor ein paar Jahren mal
einen Flakon lang getragen, aber dann irgendwie vergessen.
In diesem Moment kam ihr das geradezu unbegreiflich vor. Der ältere
Herr stand jetzt direkt vor ihr, irgendwie ging von ihm das ganze
Orchester des Duftes zugleich aus. Die frische, natürlich-zitronige,-
gelbe Eröffnung, diese wunderbar grüne Tautropfen-Krautigkeit,
das dahinter auftauchende holzig-Moosige mit einer fast weh-
mütigen trockenen, ganz zarten Bitternote. Alles zusammen als ein
Klang, der vollkommen zeitlos wirkte und zugleich beruhigt und
froh machte.
Der Herr schwieg und lächelte sie nur an.
Sie hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen.
„Sie…Sie riechen so gut!“, brachte sie schließlich heraus.
„Ich wollte mit diesem Duft nicht viel – nur etwas ausdrücken,
das, wie ich fand, zu sehr vernachlässigt wird…“, sagte der Herr.
„Also Sie, Sie haben…“
„Nennen Sie mich einfach Edmond, mein Liebe. Was ich wirklich
ausdrücken wollte, das war im Grunde die Einfachheit. Nur in ihr
kann man mit etwas Glück das vielleicht wertvollste finden –
die Poesie. Denn die ist ein wenig scheu und vor allem – wild.
Très sauvage.“
„Ich verstehe…“
„Seit ich auf der anderen Seite bin, haben sie viel daran herum-
gedoktert. Aber irgendwie ist wie durch ein Wunder das Geheimnis
nie ganz verloren gegangen…“
„Aber… wieso können Sie denn so einfach herumspazieren, wenn
Sie doch eigentlich…“ Sie spürte sofort, dass Sie im Begriff war,
etwas Falsches zu sagen.
„Ich bin einfach ein etwas seltsamer Mann, meine Liebe. Ich kann
ein paar sonderbare Dinge… Sehen sie, wenn ich jetzt mit den
Fingern schnippe, werden alle Menschen überall auf der Welt
für einen Moment völlig glücklich sein.“
Er schnippte mit den Fingern.
Sie atmete tief durch.
„Schon vorbei…“, sagte Edmond. „Ich bin jetzt ein wenig müde.
Aber Sie haben vielleicht gemerkt, dass Sie gerade von den einfachen
Dingen etwas lernen können… zum Beispiel von der Bank, auf der
Sie sitzen..“
Sie strich mit der Hand über das weiß lackierte Holz.
„Reich willst du sein?“, sagte die Bank. „Warum bist du es nicht?“
Edmond lächelte. „Ich muss jetzt weiter…“
Da kam auch schon der kleine struppige Hund aus den Büschen
und zupfte an seinen Hosenbeinen.
„Ist ja gut“, sagte Edmond und klopfte ihm das Fell.
Dann griff er in seine Manteltasche und nahm etwas heraus.
Über ihrem Kopf öffnete er seine Hand und ließ viele fein
geraspelte Zitronenschalenstückckchen auf sie herabrieseln.
„Voila…“, sagte er.
Dann machte er sich wieder auf den Weg.

Nach ein paar Metern drehte er sich noch einmal um.
„Denken sie daran“, rief er, „ewig währt am längsten.“
Sie streckte sich wohlig - und wachte auf. Die Sonnenwärme und
die Müdigkeit waren einfach zu stark gewesen.
Plötzlich fiel ihr die Verabredung wieder ein. Sie blickte auf ihre
Armbanduhr – es war kurz vor halb acht.
Im Eilschritt machte sie sich davon – laufen wollte sie nicht.

Als sie am Kino ankam, stand er vor den Schaukästen und sah sich die
die Bilder an.
Sie tippte ihm zart auf die Schulter.
„Das tut mir so leid… wartest du schon lange…?“
„Ach was, eine Minute vielleicht…“
„Ich war eigentlich super früh, aber dann…“, sagte sie, dann bin ich…“
Er unterbrach sie. „Was hast du denn da…?“
Er griff ihr in die Haare und nahm etwas heraus.
„Komische kleine gelbe Dinger…“, sagte er und schnupperte daran.
„Riechen nach Zitrone.“
22 Antworten
10
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 24  
Die muntere Forelle in wilden Gewässern
Die muntere Forelle in wilden Gewässern

"In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süsser Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Ruthe
Wol an dem Ufer stand,
Und sah’s mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht’ ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang; er macht
Das Bächlein tückisch trübe:
Und eh’ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe;
Das Fischlein zappelt dran;
Und ich, mit regem Blute,
Sah die Betrogne an."

"Die Forelle" (op. 32 / D 550) ist eines der bekanntesten Kunstlieder von Franz Schubert. Der Text stammt von Christian Friedrich Daniel Schubart. Es ist eines der beliebtesten Schubert-Lieder, liegt uns in fünf verschiedenen Fassungen vor und entstand zwischen November 1816 und Juli 1817. Dieses Lied steht in der Originalfassung für hohe Stimme in Des-Dur, im "2/4-Takt". Die Klavierbegleitung ist stets geprägt von Sextolen, die durch die Tempoangabe „etwas lebhaft“ den Eindruck der fröhlichen, lebendigen Forelle widerspiegeln. Die Melodie der Gesangsstimme ist fast durchgehend heiter, nur drei Takte vermitteln kurzzeitig den Eindruck der Traurigkeit bzw. des Mitleids seitens des Sängers, wobei die Melodieführung kurz darauf wieder in Dur zurückfällt. Christian Friedrich Daniel Schubart schrieb das zugrunde liegende Gedicht zwischen 1777 und 1783 während seiner bis 1787 dauernden Gefangenschaft auf der Festung Hohenasperg. In der Fabel der Forelle symbolisierte er sein eigenes Schicksal: Die ersten beiden Strophen, in denen von der Beobachtung einer Forelle im klaren Bach und dem vergeblichen Warten des Anglers erzählt wird, bestehen aus einer Reprise des Hauptmotivs, die dritte Strophe ist dann unterteilt in einen dramatischen Part, in dem der Bach getrübt und die Forelle gefangen wird, und eine weitere Reprise, die die Beobachtung dieses Akts und die Deutung des Beobachters enthält.

An Schubert's Forelle muss ich bei dem Geruch von "Eau Sauvage" von Christian Dior stets denken. Ist es denn möglich, "wildes Wasser" auch olfaktorisch umzusetzen ? Christian Dior hat es versucht: "Die Mutter" aller "Wildwasser-Düfte" ist das von Edmond Rodnitska für dieses Haus im Jahre 1966 kreierte "Eau Sauvage". Es folgte dann 1982 das -inzwischen eingestellte- "Eau Sauvage Extrême", das dann 2010 unter François Demachy seine Fortsetzung finden sollte. Im Jahr 2001 erhielten wir noch ein "Eau Sauvage 100 % Glaçon" und 2007 ein "Eau Sauvage Fraîcheur Cuir" geschenkt. Auch deren Produktion ist inzwischen eingestellt. Letztlich erreichte 2012 das "Eau Sauvage Parfum" die Regale der einschlägigen Parfum-Tempel.

Das "Eau Sauvage" aus dem Jahre 1966 wird von Dior wie folgt vorgestellt: "Als großer Klassiker unter den Herrendüften ist Eau Sauvage der Inbegriff von Eleganz nach Monsieur Dior: Eine Balance zwischen Schlichtheit, Natürlichkeit und Individualität."

Sein Schöpfer Edmond Roudnitska verwendete bei seinem Werk -wie hier auf Parfumo auch zu lesen ist- nach allgemeiner Fachmeinung erstmalig den synthetischen Duftstoff "Hedion" (Methyldihydrojasmonat) mit einer Konzentration von 2 % zur Verwirklichung seines Vorhabens, da dieser Duftstoff den Parfums eine jasminartige, transparente und frische Note verleihen soll.

Eau Sauvage (EdT) beginnt herrlich frisch. Einfach erfrischend wie ein eiskalter Gebirgsbach an einem heißen und schwülen Sommertag. Eine säuerliche Zitrone und eine wundervoll natürliche Bergamotte begrüßen uns. Vor meinem geistigen Auge kann ich geradezu das Wasser spritzen sehen. Wild und ungezähmt. Diese erfrischenden Zitrusfrüchte sind mit Gewürzen unterlegt: Ich verspüre Basilikum und Lavendel. Aber auch eine gewisse -jedoch milde- Schärfe. Fast etwas pfeffrig, jedoch nicht brennend. Einfach nur würzig. Ich sehe dieses eiskalte wilde Wasser unseres Gebirgsbaches über eine raue Erde und über felsigen Stein fließen. Immerfort und immerfort.
Unser sprudelnder Gebirgsbach kommt an einer Blumenwiese vorbei: Der Duft bleibt indes erfrischend. Wird keinesfalls lieblich. Ich kann einen zarten Rosenduft erschnuppern. Eine sanfte Rose. Nicht besonders prägnant. Jedoch spürbar. Daneben etwas würzige Nelke und ein Hauch von sanftem Jasmin. Ja, diese Blumenwiese ist hier nicht der Hauptdarsteller. Das ist nach wie vor unser wilder Gebirgsbach. Unaufhörlich fließt er sprudelnd den Berg hinab und sein unentwegtes Rauschen wird eben durch diese floralen Noten bereichert.
Weitere -diesmal erdig-holzige- Noten kommen hinzu: Würziges Patchouli und edle Hölzer begleiten unseren Gebirgsbach nun auf seiner steten Reise. Doch irgendwann findet jeder Tag einmal sein Ende: Die Sonne geht unter und macht Platz für ihren Bruder, den Mond. Dieser schimmert nunmehr in dem nach wie vor unaufhörlich sprudelnden Wasser unseres Gebirgsbaches. Es wird dunkler: Tiefgründiges Amber, würziges Eichenmoos und geheimnisvoller Moschus treten nunmehr hinzu. Ohne jedoch dem Duft seine unentwegte Leichtigkeit und Spritzigkeit zu nehmen. Unser Gewässer fließt und fließt und fließt. Nur: Nunmehr nicht mehr wild-sprudelnd unter der heißen Mittags-Sonne, sondern nunmehr geheimnisvoll unter den liebevollen Augen des stolzen Mondes. Nach wie vor unnachgiebig fließend; nur eben eine andere Facette. Einfach wunderbar.

Dieser traumhaft schöne Duft sollte etliche Jahre später (nach der namens gleichen, jedoch inzwischen eingestellten Version aus dem Jahr 1982) einen weiteren Bruder bekommen: Dior sieht sein "Eau Sauvage Extrême" aus dem Jahr 2010 wie folgt:"Mit Eau Sauvage Extrême präsentiert Dior eine moderne Version seines großen Klassikers: noch kühner, kraftvoller und tiefgehender. Der Ursprüngliche Akkord erreicht in Eau Sauvage Extrême seinen Höhepunkt und bereichert ihn mit edlen holzig-umhüllenden Noten, die einen absolut zeitgemäßen, ausgeprägten Charakter besitzen und seine Männlichkeit unterstreichen. Ein zeitloser Schick mit demselben olfaktorischen Selbstvertrauen wie Eau Sauvage."

Das "Eau Sauvage Extrême" (2010) startet auch fruchtig. Auch hier sind wieder Zitrone und Bergamotte mit von der Partie. Sie sind jedoch -im Gegensatz zum "Eau Sauvage EdT"- nicht so säuerlich-frisch. Mir erscheinen sie vielmehr als gereiftere Früchte. Unser Gebirgsbach ist hier nicht mehr so wild sprudelnd. Er wirkt tiefer und auch etwas gemächlich. Das Wasser fließt nach wie vor. Aber nicht mehr so wild.
Auch diese Zitrusfrüchte sind würzig untermalt. In Übereinstimmung mit dem "Eau Sauvage EdT" finden wir auch hier Lavendel. Und da ist auch noch etwas Basilikum. Daneben bemerke ich noch eine weitere Note. Eine Note, die im "Eau Sauvage EdT" nicht vorhanden ist. Es ist eine sehr interessante Note: Eine Minze in der Herznote ! Das finde sehr bemerkenswert ! Ausgehend von dem nach wie vor bestehenden Grundthema des "wilden Wassers" wird hier offensichtlich zunächst zwar -dem Grunde nach- mit den gleichen Früchten in der Kopfnote gearbeitet. Diese wirken jedoch reifer und damit runder. Zugegeben: Das geht zunächst zu Lasten des nach wie vor gesetzten Themas eines wild sprudelnden Wassers. Aber nunmehr werden diese reifen Früchte als Variation des Themas "Wildes Wasser" in der Herznote mit dieser frischen Minze unterlegt. Genau das führt wieder zu diesem (allerdings etwas schwächeren) Eindruck eines fließenden Gewässers: Wir haben zwar nicht mehr den wild sprudelnden Gebirgsbach unter flirrender Sonne von vorhin. Aber dennoch ein anderes -auch fließendes- Gewässer. Ein Tieferes. Ein etwas Ruhigeres. Ein Anderes.
Und auch für dieses -wie gesagt: andere- Gewässer geht mal der Tag vorüber und die Nacht bricht herein.
Eine Nacht, in der sich das Mondlicht nunmehr auch in diesem Gewässer spiegelt und dunkle Bäume ihre geheimnisvollen Schatten über das fließende Nass werfen. Erdiges Patchouli und edle Hölzer begleiten uns in diesen Stunden. Stunden, in denen wir nunmehr diesen -anderen- Gebirgsbach betrachten.

Doch damit nicht genug. Im Jahr 2012 folgte dann noch das "Eau Sauvage Parfum". Zu diesem findet sich auf der Internet-Seite von Dior Folgendes: "Im Jahr 2012 kreiert François Demachy Eau Sauvage Parfum: das neue Kapitel einer legendären Geschichte. Mit der gleichen zeitlosen Eleganz und so aufsehenerregend wie gewohnt, wagt sich der große Klassiker zum ersten Mal an die edelste Konzentration: das Eau de Parfum für einen „Black Tie“-Charme. Diese neue Handschrift ist mit ihrem intensiven, hesperiden und holzigen Ambra-Duftschleier eine Signatur, die sich gut für den Abend eignet. Geheimnisvolle und sinnliche Myrrhe sowie die maskuline Stärke des Haitianischen Vetivers umschmeicheln den charakteristischen Akkord von Eau Sauvage. Eine neue Intensität: magnetisch und tiefgründig. Der Gipfel der maskulinen Raffinesse."

Auch diese Version des zeitlosen Klassikers "Eau Sauvage" startet mit unserer bereits allseits bekannten Bergamotte. Diese ist -wie bei einem Parfum ja schon zu erwarten war- reif und fruchtig. Es ist eine sehr schön natürliche Bergamotte, die uns hier begrüßt. Es wird dann sogleich würziger und tiefgründiger: ich nehme Myrrhe wahr. Ein sehr schöner, warmer, leicht würzig-süßer Duft von balsamischer Feinheit macht sich breit. Das ist keinesfalls mehr unser eiskalter und wilder Gebirgsbach vom "Eau Sauvage EdT" und auch nicht mehr das ruhig aber bestimmt vor sich hin fließende Gewässer des "Eau Sauvage Extrême " (2010). Nein, das ist nunmehr ein ruhiger Fluss, der sich nunmehr erhaben vor uns dartut. Da spritz keine wilde Gischt mehr. Es ist ein -durchaus klares- aber nunmehr ruhiges und tiefes Gewässer. Geheimnisvoll, von der heißen Tagessonne gewärmt. Ruhig und besonnen. Mit ein paar Gräsern an seinem Ufer (Vetiver !).

Mein Fazit:
Über das "Eau Sauvage EdT" aus dem Jahr 1966 kann man nicht viel sagen. Nur das: Ein grandioses Meisterwerk der Parfum-Geschichte. Das gesetzte Thema perfekt und originell umgesetzt. Vielleicht neben "Pour Monsieur" (Chanel) und "Habit Rouge" (Guerlain) DER Männerduft schlechthin.
Das 2010 erschienene (und im Gegensatz zu der 82er-Version auch heute noch gut erhältliche) "Eau Sauvage Extrême" stellt nach meiner Ansicht eine gelungene Variation des einstmals gesetzten Themas dar. Nur: Unser wilder Gebirgsfluss von einst fließt nun etwas ruhiger und gemächlicher. Aber er ist durchaus noch als Gewässer zu erkennen.
Nun, das "Eau Sauvage Parfum" ist zweifellos ein sehr gut gemachter Duft. Ein ruhiger und erhabener Fluss ist es nunmehr, der hier olfaktorisch vor uns liegt. Aber ist es noch ein "Eau Sauvage", ein wildes Wasser ? Ist es noch ein Wasser, in dem unsere muntere Forelle von eingangs fröhlich ihre Bahnen ziehen würde ? Oder ist da schon der Bach getrübt ? Oder gar die fröhliche Forelle schon Beute unseres Anglers ?
6 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

130 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 8 Monaten
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Heute ist der Start enttäuschend. Zitrisch wie immer, aber die Gewürze und Kräuter gehen unter.
Patchouli streng wie gehabt.
Erträglich.
29 Antworten
SalvaSalva vor 11 Monaten
9
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
Vintage
Zitrusdonnergewitter
Auf der Route66
Kräuterexplosion
&Moosig Urgewalt
Wie sie mir gefällt
Gestern Heute Morgen
Nie gestorben
36 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 2 Jahren
9
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Zitrusfrüchte schwimmen
Gewürze und Blüten auch
Kräuter und Moos sprießen
durch das Holzdeck
ein Pool an der Côte d'Azur
23 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 2 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Auch in der aktuellen Version toll! Chypre, nicht nur für den Herrn. Grün, herb floral, moosige Basis. Zeitlos elegant.
35 Antworten
LeHenriLeHenri vor 2 Jahren
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Klassischer frischer Männerduft. So rochen Männer, zu denen ich als Kind aufgeschaut habe. Nicht vanilliert, überzuckert oder weichgespült.
0 Antworten
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Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
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Diskussionen zu Eau Sauvage (Eau de Toilette)

ExUser in Herren-Parfum
also ich dachte eher daran die alte version neu herausgebrachtalso zbsp eau sauvage mit dem 1970 substanzenneu gemixt und hrausgebracht in 2012ich...

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