16.09.2013 - 18:14 Uhr
Siebter
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Siebter
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She knows
Hin und wieder suche ich abends Zerstreuung, indem ich mir einen Duft aus meiner reichhaltigen Proben- und Abfüllungssammlung auswähle, der mir irgendeine Art von Nervenkitzel verspricht. Fetish von Neil Morris war zum Beispiel so ein Duft, ich wusste, dass er nix für mich sein würde, aber ich las so viel von Latex und S/M-Vibe und Zahnarztpraxis, ich musste ihn mir wenigstens einmal aufsprühen. Man weiß nicht so recht, was auf einen zukommt, man weiß nur, es wird heftig sein. Sécrétions Magnifiques wird mir irgendwann vielleicht so einen Abend bescheren. Einen etwas anders gearteten, wenn auch nicht weniger heftigen Nervenkitzel versprechen ausgemachte Frauendüfte - sie zu mögen und sie als Mann zu tragen ist keinesfalls dasselbe, kommt beim Tragen doch eine Metaebene in Form des Transgender-Parameters hinzu. Mit Sycomore kommen auch harte Kerle klar, überhaupt ist der Markt reich an unisexoiden Frauen- und Männerdüften, aber es gibt Frauendüfte, die sind wirklich unmissverständlich weiblich. Wenn ein Mann sie trägt, umgibt er sich mit Weiblichkeit, und egal, ob das nun total daneben, voll cool oder bitt'schön zu tolerieren ist, es ist auf jeden Fall ziemlich interessant für mich.
Ich habe Daphne nur einmal selbst getragen. Sie fesselte mich von Anfang an, nur allzu gerne ließ ich mich in ihre detailverliebte und funkelnde Pracht fallen - aber es war mir unmöglich, ihre eigentliche Bestimmung zu übersehen. Irgendwann führte der Gegensatz von Bestimmung und Träger dazu, dass ich mich fühlte wie eine Diva mit ein klein wenig zu viel Schmuck und Makeup. Daphne ist wirklich sehr femme.
Von den elf hier aufgeführten Noten kann ich fünf nicht ausmachen, dennoch passiert in diesem Duft viel und mit sehr viel Wucht. Über weite Strecken dominiert die hier ausgesprochen hypnotische Tuberose, sie sorgt von Anfang an für eine endlos erscheinende Tiefe, die im weiteren Verlauf unterschiedlich kontrastiert wird. Zunächst schafft Neroli diesen Kontrast, frisch, herb und fast bitter, aber eben nur fast - der Duft eröffnet tief, raumgreifend, majestätisch sogar, jedoch nicht überladen oder schwer. Dieser Gegensatz fasziniert mich. Daphne ist weiblich wie ein tiefes Dekolletee, sehr sinnlich, aber zumindest zunächst sehr dynamisch dabei, nach etwa einer halben Stunde angenehm pudrig - und dabei warm und einladend wie ein aufforderndes Lächeln. Daphne ist eine Exzentrikerin und nicht everybody's darling, aber die Mittel, die hier genutzt werden, sind weniger avantgardistisch, als man es CdG vielleicht zuschreiben würde. Ich fühle mich ebenfalls an 80er-Schlager wie Poison oder deren Nachfolgerinnen erinnert, Daphne scheint zunächst ein retrospektiver Duft zu sein.
Bald wird der Duft vielschichtiger, die erwähnte Pudrigkeit erscheint mir nicht so sehr von der Iris herzurühren, denn sie ist etwas gröber strukturiert; ich bin mir ziemlich sicher, dass Daphne viel Labdanum enthält. Ansonsten ist das, was ich an Duftnoten erkenne, ziemlich vordergründig: sehr weicher Safran, er sorgt für ein wenig orientalisches Flair in einem ansonsten ziemlich urban erscheinenden Duft, dazu eine kräftige Dosis ziemlich kühlen Weihrauchs - zusammen mit Neroli und Tuberose spannen diese Noten bald eine große Projektionsfläche und einen Duft, der mich einfach nur *extrem* anzieht, weil alles drin ist: Weiblichkeit, Tiefe, Charme, Eigensinn, Wärme und sehr viel Sex.
Ich fand es ziemlich cool, dass sie Daphne fast unbesehen auftrug, war mir aber nicht sicher, ob sie den Duft mögen würde und auch nicht, ob ich ihn an ihr mögen würde. Daphne war eine der wenigen Variablen in einer Nacht, die wir lange geplant hatten; Ort, Zeit, Outfit, alles war fein abgewogen, wir wussten, dass es eine Nacht sein würde, an die wir uns später erinnern würden. Den Ort kannte ich gut, sie war zum ersten Mal dort. Nach und nach luden wir also alles neu auf, die Tanzflächen, die Bar, eine chillout-Ecke, das Sofa an der Treppe. Wenn ich Daphne heute rieche, erfüllt mich sofort die Stimmung jener Nacht, ich spüre die Begeisterung darüber, dass man mit jemand anderen zusammen Orte mit einer neuen Bedeutung aufladen kann.
Klar, es hätte auch zufälligerweise ein anderer Duft sein können, welchen die Frau aus meiner Probensammlung gefischt hätte. Allerdings bietet Daphne wirklich ziemlich viel Projektionsfläche, zum einen via exzellenter Haltbarkeit und Sillage, zum anderen mit ihrer Pracht, die manchmal kurz vor der Katastrophe scheint, en detail aber immer absolut ausgewogen ist. Daphne ist ein sehr präsenter Duft, sie gräbt sich in Dein Kopfkissen und bleibt. Die Basis von Daphne klingt so harmlos, Amber und ausgerechnet Vanille, aber oh Mann, das ist so edel und essbar und gleichzeitig sexy, anziehend und schön wie eine Schönheit, die sich nicht ausdenken lässt. Ich war mir ziemlich sicher, dass hier Kakao verwendet wurde, die Vanille wirkt zunächst dunkel und bleibt ohnehin recht trocken und unsüß - wirklich verdammt raffiniert. Edgy bleibt Daphne aber auch in der Basis, die spooky Tuberose zieht sich zurück, Weihrauch und Safran strukturieren den Duft weiterhin und bewahren Daphne davor, zu einseitig zu werden. Daphne ist jetzt vor allem warm, sinnlich und auf Nähe bedacht.
"You smell so much stuff in this perfume that it can be overload, but for me, the ride was so much fun and I enjoyed all of it" las ich bei der Recherche zu Daphne auf Fragrantica, dieser Satz beschreibt diesen Duft wirklich gut und deckt sich nebenbei auch noch ziemlich haargenau mit den bildhaften Assoziationen, die mich erfüllen, wenn ich Daphne rieche. Ich bin alles andere als objektiv, denn Daphne ist für mich der Duft einer bestimmten Frau, er steht wie kein anderer Duft für einen Wandel in mir, dessen Auswirkungen noch lange spürbar sein werden, aber hey: Objektiv betrachtet ist Daphne wirklich high end, far high end, sie könnte zeitlos sein, wäre sie nicht limitiert, sie hält ewig und macht sich bemerkbar, wenn es einen special occasion-Duft für Frauen gibt, dann Daphne. Es gibt viele Düfte, die ich mag, gerade an ihr, aber dieser Duft ist jener mit der stärksten Wucht.
Daphne got me.
Ich habe Daphne nur einmal selbst getragen. Sie fesselte mich von Anfang an, nur allzu gerne ließ ich mich in ihre detailverliebte und funkelnde Pracht fallen - aber es war mir unmöglich, ihre eigentliche Bestimmung zu übersehen. Irgendwann führte der Gegensatz von Bestimmung und Träger dazu, dass ich mich fühlte wie eine Diva mit ein klein wenig zu viel Schmuck und Makeup. Daphne ist wirklich sehr femme.
Von den elf hier aufgeführten Noten kann ich fünf nicht ausmachen, dennoch passiert in diesem Duft viel und mit sehr viel Wucht. Über weite Strecken dominiert die hier ausgesprochen hypnotische Tuberose, sie sorgt von Anfang an für eine endlos erscheinende Tiefe, die im weiteren Verlauf unterschiedlich kontrastiert wird. Zunächst schafft Neroli diesen Kontrast, frisch, herb und fast bitter, aber eben nur fast - der Duft eröffnet tief, raumgreifend, majestätisch sogar, jedoch nicht überladen oder schwer. Dieser Gegensatz fasziniert mich. Daphne ist weiblich wie ein tiefes Dekolletee, sehr sinnlich, aber zumindest zunächst sehr dynamisch dabei, nach etwa einer halben Stunde angenehm pudrig - und dabei warm und einladend wie ein aufforderndes Lächeln. Daphne ist eine Exzentrikerin und nicht everybody's darling, aber die Mittel, die hier genutzt werden, sind weniger avantgardistisch, als man es CdG vielleicht zuschreiben würde. Ich fühle mich ebenfalls an 80er-Schlager wie Poison oder deren Nachfolgerinnen erinnert, Daphne scheint zunächst ein retrospektiver Duft zu sein.
Bald wird der Duft vielschichtiger, die erwähnte Pudrigkeit erscheint mir nicht so sehr von der Iris herzurühren, denn sie ist etwas gröber strukturiert; ich bin mir ziemlich sicher, dass Daphne viel Labdanum enthält. Ansonsten ist das, was ich an Duftnoten erkenne, ziemlich vordergründig: sehr weicher Safran, er sorgt für ein wenig orientalisches Flair in einem ansonsten ziemlich urban erscheinenden Duft, dazu eine kräftige Dosis ziemlich kühlen Weihrauchs - zusammen mit Neroli und Tuberose spannen diese Noten bald eine große Projektionsfläche und einen Duft, der mich einfach nur *extrem* anzieht, weil alles drin ist: Weiblichkeit, Tiefe, Charme, Eigensinn, Wärme und sehr viel Sex.
Ich fand es ziemlich cool, dass sie Daphne fast unbesehen auftrug, war mir aber nicht sicher, ob sie den Duft mögen würde und auch nicht, ob ich ihn an ihr mögen würde. Daphne war eine der wenigen Variablen in einer Nacht, die wir lange geplant hatten; Ort, Zeit, Outfit, alles war fein abgewogen, wir wussten, dass es eine Nacht sein würde, an die wir uns später erinnern würden. Den Ort kannte ich gut, sie war zum ersten Mal dort. Nach und nach luden wir also alles neu auf, die Tanzflächen, die Bar, eine chillout-Ecke, das Sofa an der Treppe. Wenn ich Daphne heute rieche, erfüllt mich sofort die Stimmung jener Nacht, ich spüre die Begeisterung darüber, dass man mit jemand anderen zusammen Orte mit einer neuen Bedeutung aufladen kann.
Klar, es hätte auch zufälligerweise ein anderer Duft sein können, welchen die Frau aus meiner Probensammlung gefischt hätte. Allerdings bietet Daphne wirklich ziemlich viel Projektionsfläche, zum einen via exzellenter Haltbarkeit und Sillage, zum anderen mit ihrer Pracht, die manchmal kurz vor der Katastrophe scheint, en detail aber immer absolut ausgewogen ist. Daphne ist ein sehr präsenter Duft, sie gräbt sich in Dein Kopfkissen und bleibt. Die Basis von Daphne klingt so harmlos, Amber und ausgerechnet Vanille, aber oh Mann, das ist so edel und essbar und gleichzeitig sexy, anziehend und schön wie eine Schönheit, die sich nicht ausdenken lässt. Ich war mir ziemlich sicher, dass hier Kakao verwendet wurde, die Vanille wirkt zunächst dunkel und bleibt ohnehin recht trocken und unsüß - wirklich verdammt raffiniert. Edgy bleibt Daphne aber auch in der Basis, die spooky Tuberose zieht sich zurück, Weihrauch und Safran strukturieren den Duft weiterhin und bewahren Daphne davor, zu einseitig zu werden. Daphne ist jetzt vor allem warm, sinnlich und auf Nähe bedacht.
"You smell so much stuff in this perfume that it can be overload, but for me, the ride was so much fun and I enjoyed all of it" las ich bei der Recherche zu Daphne auf Fragrantica, dieser Satz beschreibt diesen Duft wirklich gut und deckt sich nebenbei auch noch ziemlich haargenau mit den bildhaften Assoziationen, die mich erfüllen, wenn ich Daphne rieche. Ich bin alles andere als objektiv, denn Daphne ist für mich der Duft einer bestimmten Frau, er steht wie kein anderer Duft für einen Wandel in mir, dessen Auswirkungen noch lange spürbar sein werden, aber hey: Objektiv betrachtet ist Daphne wirklich high end, far high end, sie könnte zeitlos sein, wäre sie nicht limitiert, sie hält ewig und macht sich bemerkbar, wenn es einen special occasion-Duft für Frauen gibt, dann Daphne. Es gibt viele Düfte, die ich mag, gerade an ihr, aber dieser Duft ist jener mit der stärksten Wucht.
Daphne got me.
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