11.04.2018 - 06:16 Uhr
FrauLohse
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FrauLohse
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40
Bückware angestaubt
Dass sich mein Duftglück tatsächlich aus einem Langeweilewartebesuch beim Rossmann entwickeln sollte, hatte ich an dem Tag wohl auch nicht gedacht. Eher so im Nebenbei sprühte ich den Duft auf, oh, der ist ja oh. Wo hatte ich jetzt den Flakon her? Ganz unten links, fast schon auf dem Boden robbend, musste ich den Karton hervorziehen und eine dicke Staubschicht abpusten. Ach guck ma, ist ja ein Dita Duft, der Erotique hatte mir auch schon gut gefallen, aber da ich Encre Noir Cashmere … Extreme wollte ich sagen, besitze, kein Kaufkandidat. Obwohl der Flakon… mal kurz nachdenken… nein aus… Frau Lohse… aus. Kurz drauf standen wir bereits zusammen an der Kasse und ich ging lächelnd mit meinem Papierstreifen in der einen Hand, einem belegtem Brötchen in der anderen Hand bummelnd durch die Sonne, um meine Wartezeit optimal zu genießen.
Am Abend bereits war ich ärgerlich über mich selbst. Dass ich aber auch nicht gleich den zweiten Karton mitgenommen hatte, der dort im Regal vergraben war. Dieser Rossi befindet sich nämlich nicht in meiner Einflugschneise. Leichte Panik kam auf. Es sind ja nur 20ml. Also googelte ich wie wild und stellte fest, den Duft weiterhin ähnlich günstig zu erhalten, kommt schon wieder einer Beschaffungskriminalität nahe. 20ml. Die Duftangst schnürte mir die Kehle zu. Schlimm. Beinahe obsessiv schon. Dabei dachte ich, ich hätte meine Bunkermentalität und Literflakons hinter mir gelassen. Seit ich viel Auswahl besitze, ist das nicht mehr so wichtig. Aber hier setzte meine Logik einfach aus. Das Herzchen schlug wild und ich denke, mit den jetzt an tausend Ecken zusammen gesuchten 160ml werde ich wohl weit kommen. Oder anders, ich bin etwas beruhigter mit dem Polster.
Zum 20ml Flakon will ich sagen: Ja süß ne. Hochwertiger verarbeitet wäre er bestimmt ein Traumstück, aber für den aufgerufenen Preis von 11 Euro kann ich jetzt auch nicht Lalique Glas verlangen. Allerdings ist er ein wahrer Handschmeichler und passt mir prima in die Handtasche, wenn, ja wenn da nicht das Samtschleifchen wäre und die Kleinstpartikel der Handtasche magisch anziehen würde. Aber irgendwas ist ja immer. Tatsächlich jedoch macht er sich optisch auf der dunklen Schieferplatte auf meinem weißen Chippendale Kommödchen ausnehmend hübsch und ist somit wieder der erste Duft, der dort Einzug halten durfte.
Rouges Duftbild liegt zwischen Dior Homme, Lipstick on und Ambre Eccentrico. Allerdings enthalten genannte Düfte deutliche Störfaktoren, auf die Rouge verzichtet. Wo Dior Homme irgendwie seltsam unpassend auf mich wirkt, Lipstick On einfach zu viel an Kirsche und zu viel von allem ist und Ambre Eccentrico mir zu teuer und zu eindimensional erscheint, schwebt Rouge wie ein anmutiger Hauch durch den Raum, obwohl er an sich auch Herbstfarben trägt.
Er startet mit einer dezenten Kirschnote, die ganz zart einem Lippenstiftakkord ähnelt, um dann in eine herrlich würzige, holzige Pudrigkeit zu fallen, fein gesüßt von der Tonka, die mir ein wenig brizzelig vorkommt. Nicht brausig in dem Sinne, aber auch nicht watteglatt. Vermutlich tut der rosa Pfeffer hier seine Dienste. Der Tee will sich nicht so Recht zu erkennen geben, wobei er den zuerst dezent rauchigen Charakter des Duftes unterstreichen könnte, ebenso wie ich meine, dass Tee in Düften das Parfum transparenter wirken lässt. Zum Abend hin entwickelt sich ein cremiger Eindruck, für den sich Sandel verantwortlich zeigen könnte, Patch an sich kommt nicht dominierend heraus, ebenso nehme ich Amber kaum wahr. Als klassischen Amberduft bezeichne ich Rouge nicht, auch wenn Amber hier fettgedruckt steht.
Was mich besonders fasziniert, der Duft hat die perfekte Sillage. Er ist nicht drüber, sondern wie hingehaucht, obschon er sehr gut wahrnehmbar ist. In der Bewegung umschmeichelt mich sein Puder, dennoch erscheine ich nicht parfümiert und schon gar nicht überparfümiert. Es ist beinahe so, als verschmelze der Duft mit meiner Haut, so dass ich selbst es bin, die den Geruch ausströmt. Den Geruch nach Herbst, etwas aus der Zeit gefallen und losem Puder. Und trotz aller Wärme schwingt eine zurückhaltende Eleganz mit. Ein Feuer unter vornehmer Distanz.
Rouge ist wie der Indian Summer, beschaulich, in warmen Farben, Kühle vorausahnend, in sich ruhend, nicht nach Aufmerksamkeit heischend, sondern sich zurück ziehend, wissend, schön genug zu sein, um sich nicht in den Wettstreit mit dem grellen Sommer zu begeben.
Er ist die Katze, die leise schnarcht, die sich genüsslich streckt, vom Sofa springt, schnurrend um deine Beine streicht und doch von dannen zieht. Ein stiller See mit endloser Weite. Die blaue Stunde zur Nacht, Zeit im Überfluss, das Knistern des Kamins.
Und manchmal steckt tatsächlich ein ganzes Gemälde in angestaubter Bückware, die kein Mensch mehr beachtet. Schön, dass du zu mir gefunden hast.
Am Abend bereits war ich ärgerlich über mich selbst. Dass ich aber auch nicht gleich den zweiten Karton mitgenommen hatte, der dort im Regal vergraben war. Dieser Rossi befindet sich nämlich nicht in meiner Einflugschneise. Leichte Panik kam auf. Es sind ja nur 20ml. Also googelte ich wie wild und stellte fest, den Duft weiterhin ähnlich günstig zu erhalten, kommt schon wieder einer Beschaffungskriminalität nahe. 20ml. Die Duftangst schnürte mir die Kehle zu. Schlimm. Beinahe obsessiv schon. Dabei dachte ich, ich hätte meine Bunkermentalität und Literflakons hinter mir gelassen. Seit ich viel Auswahl besitze, ist das nicht mehr so wichtig. Aber hier setzte meine Logik einfach aus. Das Herzchen schlug wild und ich denke, mit den jetzt an tausend Ecken zusammen gesuchten 160ml werde ich wohl weit kommen. Oder anders, ich bin etwas beruhigter mit dem Polster.
Zum 20ml Flakon will ich sagen: Ja süß ne. Hochwertiger verarbeitet wäre er bestimmt ein Traumstück, aber für den aufgerufenen Preis von 11 Euro kann ich jetzt auch nicht Lalique Glas verlangen. Allerdings ist er ein wahrer Handschmeichler und passt mir prima in die Handtasche, wenn, ja wenn da nicht das Samtschleifchen wäre und die Kleinstpartikel der Handtasche magisch anziehen würde. Aber irgendwas ist ja immer. Tatsächlich jedoch macht er sich optisch auf der dunklen Schieferplatte auf meinem weißen Chippendale Kommödchen ausnehmend hübsch und ist somit wieder der erste Duft, der dort Einzug halten durfte.
Rouges Duftbild liegt zwischen Dior Homme, Lipstick on und Ambre Eccentrico. Allerdings enthalten genannte Düfte deutliche Störfaktoren, auf die Rouge verzichtet. Wo Dior Homme irgendwie seltsam unpassend auf mich wirkt, Lipstick On einfach zu viel an Kirsche und zu viel von allem ist und Ambre Eccentrico mir zu teuer und zu eindimensional erscheint, schwebt Rouge wie ein anmutiger Hauch durch den Raum, obwohl er an sich auch Herbstfarben trägt.
Er startet mit einer dezenten Kirschnote, die ganz zart einem Lippenstiftakkord ähnelt, um dann in eine herrlich würzige, holzige Pudrigkeit zu fallen, fein gesüßt von der Tonka, die mir ein wenig brizzelig vorkommt. Nicht brausig in dem Sinne, aber auch nicht watteglatt. Vermutlich tut der rosa Pfeffer hier seine Dienste. Der Tee will sich nicht so Recht zu erkennen geben, wobei er den zuerst dezent rauchigen Charakter des Duftes unterstreichen könnte, ebenso wie ich meine, dass Tee in Düften das Parfum transparenter wirken lässt. Zum Abend hin entwickelt sich ein cremiger Eindruck, für den sich Sandel verantwortlich zeigen könnte, Patch an sich kommt nicht dominierend heraus, ebenso nehme ich Amber kaum wahr. Als klassischen Amberduft bezeichne ich Rouge nicht, auch wenn Amber hier fettgedruckt steht.
Was mich besonders fasziniert, der Duft hat die perfekte Sillage. Er ist nicht drüber, sondern wie hingehaucht, obschon er sehr gut wahrnehmbar ist. In der Bewegung umschmeichelt mich sein Puder, dennoch erscheine ich nicht parfümiert und schon gar nicht überparfümiert. Es ist beinahe so, als verschmelze der Duft mit meiner Haut, so dass ich selbst es bin, die den Geruch ausströmt. Den Geruch nach Herbst, etwas aus der Zeit gefallen und losem Puder. Und trotz aller Wärme schwingt eine zurückhaltende Eleganz mit. Ein Feuer unter vornehmer Distanz.
Rouge ist wie der Indian Summer, beschaulich, in warmen Farben, Kühle vorausahnend, in sich ruhend, nicht nach Aufmerksamkeit heischend, sondern sich zurück ziehend, wissend, schön genug zu sein, um sich nicht in den Wettstreit mit dem grellen Sommer zu begeben.
Er ist die Katze, die leise schnarcht, die sich genüsslich streckt, vom Sofa springt, schnurrend um deine Beine streicht und doch von dannen zieht. Ein stiller See mit endloser Weite. Die blaue Stunde zur Nacht, Zeit im Überfluss, das Knistern des Kamins.
Und manchmal steckt tatsächlich ein ganzes Gemälde in angestaubter Bückware, die kein Mensch mehr beachtet. Schön, dass du zu mir gefunden hast.
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