20.04.2013 - 16:18 Uhr
Unterholz
54 Rezensionen
Unterholz
Top Rezension
Puristisch modern
Jean-Claude Elléna gilt als einer der wichtigsten Parfumeure unserer Zeit und er steht prominent für jenen Kreis, der sich der Reduktion aufs Wesentliche verpflichtet fühlt. Dem Grundsatz: ‚weniger ist mehr‘. Nach dieser Maxime hat er der Parfumo-Gemeinde einige Meisterwerke beschert. Und dem Markt im Mindesten ein paar Bestseller. Nicht wegzudenken etwa das so oft kopierte Terre d‘ Hermès oder Bvlgaris Eau Parfumée au Thé Vert…
Schlanke, entschlackte Düfte sind Ellénas Markenzeichen – allerdings betrifft dies nicht deren Ausdruckskraft. Trotz der Beschränkung auf wenige massgebende Riechstoffe wirken Ellénas Düfte weder simpel noch herzlos. Aber wer bei Parfums eine gewisse Stabilität, nennen wir es Charakterhaftigkeit innerhalb des Duftverlaufes schätzt, sollte mit Ellénas Werken gut bedient sein.
Bigarade Concentrée verfügt angeblich über einen ungewöhnlich hohen Anteil Bitterorangenöl. Viele Zitrus-Extrakte sind flüchtig, besonders die aussagekräftigen Öle der Schale oder gar der Frucht selbst. Etwas länger halten sich Petitgrain (Öl der Blätter) oder Blütenessenzen (Orangeblüte und Neroli), bei stets unterschiedlichen Duftcharakteristika wohlgemerkt.
Ein Parfüm, dessen Duftkonzentrat zu 30% aus flüchtigem Orangenöl besteht, ist zwar eine wunderbar erfrischende und authentische Sache (in Hinsicht auf das namengebende Ausgangsprodukt), aber es widerspricht dabei der gängigen „Pyramiden“-Bauform traditioneller Düfte. Die lautet normalerweise: reichlich Basis (über 50%), wenig, dafür aussagekräftige Herznoten (ca. 20%) und der Rest sind dann die flüchtigen Kopfnoten. Bei klassischen Parfums kann man diesen Duftaufbau meist gut nachvollziehen.
Viele neuzeitliche Duftkonzepte – und auch BC – legen aber den Schluss nahe, dass der heutige Konsument offenbar etwas anderes wünscht. Die etappenweise Dufterfahrung (die auch eine Auseinandersetzung mit der Komposition voraussetzt) ist kaum erwünscht, man/frau will von A bis O so riechen wie wenn man das erste Mal den Sprühknopf gedrückt hat. Weiter verlangt der (ungeübte?) Parfumbenutzer offenbar, dass ein Duft mindestens 10 Stunden brütende Sommerglut, 3 Business-Meetings, eine Partie Squash inkl. kalter Dusche und die Zusetzung durch mittägliche Kantinendünste unbeschadet überstehen soll. Aber wie bitteschön geht denn sowas ohne die Zuhilfenahme von reichlich Chemie, Fixativen und sonstigem Molekül-Zauberwerk? Und wo bleibt da das (Vor-)Bild der Natur?
Ellénas Düfte werden mehreren Ansprüchen gerecht, ohne sich gleichzeitig dadurch versklaven zu lassen. Ein gutes Beispiel ist für mich BC, der sehr schön und authentisch das Thema Bitterorange angeht. Eine natürliche Fruchtigkeit, ohne ‚Natur pur‘ sein zu wollen, lässt ihn sehr ehrlich und echt wirken. Ich bilde mir ein, dass BC neben dem trotz des bitteren Namens immer noch sehr süssen Fruchtschalenöl noch ein wenig Petitgrain enthält, das nimmt ein wenig die Süsse und erdet, macht das Ganze grüner. Was die Rose hierbei für eine Rolle spielt, ist für mich nicht klar. Mythos oder raffinierter Teil des Gesamtpakets? Gut wahrnehmbar ist dafür die cremige Zeder, die tatsächlich ein bisschen an Lippenstift erinnert. Wunderschön, maskulin, charakterfest und doch mit Manieren.
BC hält leider nicht ewig auf der Haut und doch hat Elléna damit alles richtig gemacht. Es wäre ein absoluter Fehler, die herrliche Transparenz von BC zu opfern, indem man die Basis mit allerlei klebrigen und ‚lebensverlängernden‘ Fixativen zuschüttete. Und hier wären wir auch beim springenden Punkt, dem Teil, wo sich BC dem ‚Höher, Weiter, Länger‘ unserer Tage verweigert. Wer BC auflegt, sollte sich gelegentlich Zeit nehmen innezuhalten, egal wo, bei einer Tasse Tee im Büro vielleicht, wo man sich für eine Minute ausklinkt. Es ist auch nicht verboten, dabei einen Spritzer Parfum nachzulegen, zu inhalieren (ja das geht wunderbar und quetscht einem nicht gleich das Hirn aus), einfach geniessen. In dieser Hinsicht ist BC – trotz seines modernen Purismus – ein altmodisches Parfum. Mir kommt dabei immer das Bild eines japanischen Steingartens in den Sinn.
Schlanke, entschlackte Düfte sind Ellénas Markenzeichen – allerdings betrifft dies nicht deren Ausdruckskraft. Trotz der Beschränkung auf wenige massgebende Riechstoffe wirken Ellénas Düfte weder simpel noch herzlos. Aber wer bei Parfums eine gewisse Stabilität, nennen wir es Charakterhaftigkeit innerhalb des Duftverlaufes schätzt, sollte mit Ellénas Werken gut bedient sein.
Bigarade Concentrée verfügt angeblich über einen ungewöhnlich hohen Anteil Bitterorangenöl. Viele Zitrus-Extrakte sind flüchtig, besonders die aussagekräftigen Öle der Schale oder gar der Frucht selbst. Etwas länger halten sich Petitgrain (Öl der Blätter) oder Blütenessenzen (Orangeblüte und Neroli), bei stets unterschiedlichen Duftcharakteristika wohlgemerkt.
Ein Parfüm, dessen Duftkonzentrat zu 30% aus flüchtigem Orangenöl besteht, ist zwar eine wunderbar erfrischende und authentische Sache (in Hinsicht auf das namengebende Ausgangsprodukt), aber es widerspricht dabei der gängigen „Pyramiden“-Bauform traditioneller Düfte. Die lautet normalerweise: reichlich Basis (über 50%), wenig, dafür aussagekräftige Herznoten (ca. 20%) und der Rest sind dann die flüchtigen Kopfnoten. Bei klassischen Parfums kann man diesen Duftaufbau meist gut nachvollziehen.
Viele neuzeitliche Duftkonzepte – und auch BC – legen aber den Schluss nahe, dass der heutige Konsument offenbar etwas anderes wünscht. Die etappenweise Dufterfahrung (die auch eine Auseinandersetzung mit der Komposition voraussetzt) ist kaum erwünscht, man/frau will von A bis O so riechen wie wenn man das erste Mal den Sprühknopf gedrückt hat. Weiter verlangt der (ungeübte?) Parfumbenutzer offenbar, dass ein Duft mindestens 10 Stunden brütende Sommerglut, 3 Business-Meetings, eine Partie Squash inkl. kalter Dusche und die Zusetzung durch mittägliche Kantinendünste unbeschadet überstehen soll. Aber wie bitteschön geht denn sowas ohne die Zuhilfenahme von reichlich Chemie, Fixativen und sonstigem Molekül-Zauberwerk? Und wo bleibt da das (Vor-)Bild der Natur?
Ellénas Düfte werden mehreren Ansprüchen gerecht, ohne sich gleichzeitig dadurch versklaven zu lassen. Ein gutes Beispiel ist für mich BC, der sehr schön und authentisch das Thema Bitterorange angeht. Eine natürliche Fruchtigkeit, ohne ‚Natur pur‘ sein zu wollen, lässt ihn sehr ehrlich und echt wirken. Ich bilde mir ein, dass BC neben dem trotz des bitteren Namens immer noch sehr süssen Fruchtschalenöl noch ein wenig Petitgrain enthält, das nimmt ein wenig die Süsse und erdet, macht das Ganze grüner. Was die Rose hierbei für eine Rolle spielt, ist für mich nicht klar. Mythos oder raffinierter Teil des Gesamtpakets? Gut wahrnehmbar ist dafür die cremige Zeder, die tatsächlich ein bisschen an Lippenstift erinnert. Wunderschön, maskulin, charakterfest und doch mit Manieren.
BC hält leider nicht ewig auf der Haut und doch hat Elléna damit alles richtig gemacht. Es wäre ein absoluter Fehler, die herrliche Transparenz von BC zu opfern, indem man die Basis mit allerlei klebrigen und ‚lebensverlängernden‘ Fixativen zuschüttete. Und hier wären wir auch beim springenden Punkt, dem Teil, wo sich BC dem ‚Höher, Weiter, Länger‘ unserer Tage verweigert. Wer BC auflegt, sollte sich gelegentlich Zeit nehmen innezuhalten, egal wo, bei einer Tasse Tee im Büro vielleicht, wo man sich für eine Minute ausklinkt. Es ist auch nicht verboten, dabei einen Spritzer Parfum nachzulegen, zu inhalieren (ja das geht wunderbar und quetscht einem nicht gleich das Hirn aus), einfach geniessen. In dieser Hinsicht ist BC – trotz seines modernen Purismus – ein altmodisches Parfum. Mir kommt dabei immer das Bild eines japanischen Steingartens in den Sinn.
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