Musc Ravageur 2000 Eau de Parfum

Musc Ravageur (Eau de Parfum) von Editions de Parfums Frédéric Malle
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Platz 51 in Unisex-Parfums
8.0 / 10 1704 Bewertungen
Musc Ravageur (Eau de Parfum) ist ein beliebtes Parfum von Editions de Parfums Frédéric Malle für Damen und Herren und erschien im Jahr 2000. Der Duft ist würzig-süß. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird von Estēe Lauder Companies vermarktet. Der Name bedeutet „Verheerender Moschus”.
Aussprache
Gut kombinierbar mit Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum)
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Duftrichtung

Würzig
Süß
Animalisch
Orientalisch
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ZimtZimt LavendelLavendel BergamotteBergamotte MandarineMandarine
Herznote Herznote
MoschusMoschus VanilleVanille AmberAmber
Basisnote Basisnote
MoschusMoschus PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz

Parfümeur

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Bewertungen
Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
6.9799 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 18.04.2024.

Rezensionen

59 ausführliche Duftbeschreibungen
4
Preis
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Foxear

22 Rezensionen
Foxear
Foxear
Top Rezension 136  
Sinnliches Sommermärchen
„Männer, zeigt Ihnen, was verheerend heißt!“ – die gewaltige Streitmacht der Animaliker warf zahlreiche Zimtspeere auf Geheiß des Heerführers Kouros in die Reihen der orientalischen Vanillaner. Diese wehrten mit Lavendel- und Bergamotteschilder die Salven gekonnt ab, sodass es zu wenigen Verlusten kam. Als Kouros erkannte, dass sein Schachzug nicht den gewünschten Effekt erzielte, blies er mit seinem Zimthorn zum Angriff.

Unter der prallen Hitze der sengenden Sonne stürmten die Armeen Zähne bleckend aufeinander und stießen laut krachend zusammen. Bewaffnet mit Nelkensäbeln und Zimtäxten, lieferten sich die Soldaten im umkämpften Tal Malle ein glorreiches Geplänkel. Klaffende Wunden ließen den süßen Lebenssaft der Vanillaner auf die kochende Haut der Animaliker spritzen und umgekehrt – in der Atmosphäre des Getümmels lag eine balsamische Melange aus Zimt und Nelke. Das Ganze wurde durch den ungestümen Eigengeruch der Animaliker um eine sinnliche Facette erweitert.

Die Anzahl der kampfbereiten Soldaten sank innerhalb mehrerer Stunden rigoros ab; das Kampfgeschrei und die Motivation zum Sieg indes blieben auf beiden Seiten beständig. Inzwischen waren die nackten Oberkörper der Vanillaner vollkommen von nach Moschus riechenden Schweiß bedeckt.

Als nur noch wenige Dutzend standen, trat Kouros hervor und forderte den gegnerischen Heerführer zum Duell – der Sieger würde zugleich die Schlacht gewinnen. Vor stolz geschwellter Brust trat Ambra, Heerführer der Vanillaner, hervor. „Tanzen wir!“, brüllte Kouros und stürmte mit seiner Sandelholzhellebarde voran. Damit attackierte er wild und ungeniert Ambra, der stets gewieft auswich oder parierte. Die Luftzüge der schnell schwingenden Sandelholzhellebarde paarten sich mit dem Geruch von Ambra und seinem Schweiß. In der Luft flirrte eine samtweiche und cremige Vanillewolke mit Moschusnuancen. Als Kouros seinen turbulenten Tanz beendet hatte und außer Kräften war, nutze Ambra die Gelegenheit und durchbohrte mit einem präzisen Stich seines Guajakholz Rapiers Kouros‘ Herz. Die Schlacht um Tal Malle war geschlagen, die Vanillaner brüllten lautstark und feierten ihren Sieg.

… Musc Ravageur ist eine feine Melange warmer und weicher Duftnoten mit sinnlichem Einschlag. Das würzig-süße Zweigespann aus Nelke und Zimt ist lange Zeit federführend, ehe die samtweiche Basis aus ambrierter Vanille und Moschusnuancen freigelegt wird. Über Stunden kämpft sich die Vanille aus dem Holzkokon heraus und verzaubert Nasen in ihrem Umfeld. Das Holzbett aus Zedern- und Guajakholz dämpft die Süße insgesamt ab; daher keine Angst, es wird nie klebrig süß. Nachtisch gibt’s bei passender Atmosphäre trotzdem.

Persönlich ordne ich Musc Ravageur mehr orientalisch denn animalisch ein. Mir hat sich die animalische Tendenz tatsächlich nicht erschlossen. Er riecht sinnlich und verführerisch, gewiss. Vermeintlich anwesende wilde Tiere haben sich vor mir gut versteckt – sind Füchse so einschüchternd?

Beim erstmaligen Testen im Februar hat sich mir der Zauber nicht vollends erschlossen. Erst auf Anraten einer tollkühnen Parfuma versuchte ich den Test unter lebensbedrohlichen Bedingungen: bei hochsommerlichen 30°C. „Der ist verrückt“, mag sich mancher denken. Zu Recht! Mein Testament hatte ich kurz vorher geschrieben. Doch das Ergebnis war erstaunlich: der Duft hat sich bei der Hitze weitaus besser entfaltet, als er es aus meiner Erinnerung im Winter tat. Die Wärme meiner sonnengebadeten Haut, der eigene Körpergeruch und das Parfum ergaben eine wundersame Melange, bei dem die Vanille wie ein Phoenix aus der Asche gen Himmel hinaufgestiegen ist.

Normalerweise empfiehlt man süße Düfte für kältere Jahreszeiten - „vorzugsweise an kälteren Tagen zu tragen“. Doch hier nicht: viel mehr appelliere ich an alle Parfumixe – lasst Musc Ravageur auf eure Haut, auch bei hochsommerlichen Temperaturen. Sprengt die olfaktorischen Konventionen, wagt den Sprung ins Ungewisse – vielleicht werdet ihr am Ende reich belohnt. Lasst euch verzaubern vom sinnlichen Sommermärchen.

Passende Musik: Murlo – Primal
Vielen Dank Notausgang für dieses sinnliche Elixier!

Addendum: Gleiches Wagnis mit Oud-Düften im Sommer kann ich nur eingeschränkt empfehlen – das Ergebnis ist trotzdem spannend, oder anders gesagt: verheerend.
52 Antworten
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
FioreMarina

29 Rezensionen
FioreMarina
FioreMarina
Top Rezension 66  
Über Achzehn
Bedaure, es wird schmutzig. Ich kann es nicht ändern. An alle, die sich ihr gerade erst im Aufbau befindliches Bild von mir als sensibler Duft-Poetin nicht nachhaltig beschädigen wollen: klickt das hier weg! Und an die verbliebenen Unerschrockenen: Schaut über die Schulter, wer sonst noch mitlesen könnte. Schickt Eure Kinder zum Spielen. Und nehmt meine aufrichtige Entschuldigung entgegen, denn ich kann wirklich nichts dafür.
Das hier ist allein die Schuld von Maurice Roucel, der ohne Vorwarnung und Beipackzettel einen Duft wie Musc Ravageur auf den Markt wirft. Ravageur, verheerend... ja, in der Tat.
Etwas in der Duftpyramide muss er unterschlagen haben; ich tippe auf Testosteron und auf Oxytocin, zwei Hormone, von denen ersteres dafür sorgt, dass Männer sich von Zeit zu Zeit auf eine Weise verhalten, die wir Frauen aus unserer Sicht vollkommen nachvollziehbar, aus männlicher Sicht vollkommen rätselhaft, situationsspezifisch wechselweise von ihnen fordern oder aber ihnen vorwerfen.
Zweiteres, das Oxitocin wiederum sorgt dafür, dass wir zum Beispiel jetzt und zwar jetzt gleich unsere Nasen dringend in dem kleinen Grübchen über dem Schlüsselbein unseres Gegenübers vergraben möchten und da auch nicht so schnell wieder weg wollen.
Davor wird man natürlich nicht gewarnt. Stattdessen bekommt man eine scheinheilige Duftpyramide vorgeführt: Bergamottte, ja klar. Lavendel soll da auch drinnen sein.
Tatsächlich, vor allem und in erster Linie ist da moschusbockstallgrenzwertverdächtig viel Moschus. Ihr erinnert Euch an die Passage mit dem Testosteron? Bittesehr, da habt Ihr´s. Dieser Moschus kommt vollkommen schamlos daher; allerdings begleiten ihn Vanille und Zimt, die beiden süßen Kuschelduftstoffe aus Kindertagen, und verbinden sich derart raffiniert mit dem Schafstallodeur, dass wir außerstande sind, zu widerstehen. Sandelholz sorgt für wärmendes Wohlbefinden, ganz samtweich kommt das daher.
Ist das Macho? Aber Hallo! Ist das ein Duft, den Frauen tragen sollten? Wenn sie so riechen möchten, als würden sie sich täglich ihr Brusthaar rasieren, dann vielleicht.
Aber das hier geht raus an alle Frauen, die beim Anblick ihrer glattrasierten Männer von Zeit zu Zeit heimlich seufzend von Ragnarr Lodbrók träumen mit seinen Tätowierungen auf der Glatze und dem Duft von 30 Jahren Seefahrt im (ungewaschenen) Bart. Und an alle Männer, die gern einmal wieder dem Job, dem Haushalt, den Kindern und natürlich auch der Migräne zum Trotz nichts dagegen hätten, fest und unmissverständlich von der Liebsten in den Arm genommen zu werden: Dafür braucht Ihr Euch nicht zur Paartherapie anzumelden! Das geht schneller, unkomplizierter und macht auch mehr Spaß: einfach ein paar Tropfen dieses Parfums dort auftragen, wo Ihr es gerne haben möchtet, der Sillage wegen für das notwendige exklusive Umfeld sorgen (und lasst Euch nicht beifallen, den Duft in so etwas Abwegigen wie einem Büro zu tragen) und ganz beruhigt sein: Der Duft hält die ganze (wundervolle) Nacht an.
Ich glaube, an dieser Stelle breche ich den Kommentar ab. Und gehe duschen. Kalt.

14 Antworten
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Can777

240 Rezensionen
Can777
Can777
Top Rezension 80  
Love Me…!
Irgendjemand wird mich lieben wenn ich jetzt gehe. So wie einst Du! Wenn ich eins werde mit der lavendelblauen Nacht. Küsst du mich noch einmal? Nur ein einziges Mal noch. Nur noch einmal? Sind es Tränen in Deinen Augen? Oder der würzig-brennende Zimt der uns umweht? So warm,so anziehend, so unendlich tief-betäubend. Herzschlag,einsam,zweisam,Stillstand. Zitrisch und sanft bitter ist wohl jeder Abschied. Anziehend und doch so abstoßend. Was war es bei uns? Irgendjemand wird mich lieben. Nicht jetzt vielleicht? Aber bald! Irgendjemand wird mich streicheln,liebkosen und mir Geborgenheit geben. Mich warm und vanilleweich in seine Arme nehmen. Irgendjemand wird mich überschütten mit Berührungen,…mit Liebe. Mich überschütten mit Verlangen,mit seelenvoller Wärme,..unendlich viel Wärme. Haut! Wie schön sie ist. Aus ihr strömt so sanft ein…Berühre mich! Amberstaubig und moschusweich. Irgendjemand wird es lieben. Wird meine Haut lieben und ich die meines Gegenüber. Wird mich lieber so wie ich bin. So wie einst Du! Cremig und so unendlich weich-milchig wie Sandelholz. Dein Augenaufschlag. So herb-süß und verlockend. Ein Hauch von Erde oder Patchouli auf den Laken und in der Luft. Stille! Die Animalik schläft. Sie ist nicht tot. Sie ruht nur und sammelt ihre Kräfte. Leise,still und heimtückisch ziehst sie Dich ins Dunkel um dort zu vergehen wie butterweicher Wachs. Du weißt wie einst bei uns!? Wenn ich jetzt gehe,nehme ich den Geruch mit. Ich nehme die Geborgenheit,die Wärme,die Sinnlichkeit und unendlich viele Emotionen mit mir. Und ich werde mich damit bedurften,ich werde mich damit überschütten und ich werde damit glücklich sein. Unendlich glücklich! Und ich werde gefunden werden von irgendjemanden. Und irgendjemand wird mich lieben. Mit Sicherheit,immer wieder und ganz gewiss..!

Musc Ravageur
Moschus! Wohl mit eine der wirkungsvollsten Duftstoffe der menschlichen Geschichte und des Tierreiches. Es markiert Reviere, es verlockt zur Paarung,er symbolisiert Zugehörigkeit und Liebe. Moschus legt eine Spur. Aber nur für die,die sie auch suchen und zu finden wissen. Moschus verlockt und verleitet. Moschus ist subtil und so unendlich tiefgründig. Moschus kann ein Streicheln sein oder die Sünde selbst. Leise,sanft und lockend legt er sich auf die Haut und wird eins mit ihr. Verschmilzt mit ihr wie ein Schatten oder ein Virus. Moschus infiziert die Seele,die Gedanken und das Wollen. Er manipuliert die Anderen aber letztendlich auch einen selbst. Er suggeriert Begehren,Nähe,Zweisamkeit,…Körperlichkeit! Was Maurice Roucel mit Musc Ravageur erschaffen hat,ist schwer in Worte zu fassen. Er hat einen Instinkt molekular und schon fast brachial in einen Parfum gebannt. Leidenschaftliche,verführerische Suggestion,Intimität und unendlich viel pulsierende Wärme gehen von dem Parfum aus. Sanft,krautiges Lavendel eröffnet mit noch fast ätherischer Leichtigkeit und Frische. Zitrische Noten aus Mandarinen steuern noch eine gewisse Fruchtigkeit bei bevor der Duft in Würzigkeit zu versinken beginnt. Warme Noten aus Zimt und pudrigen Amber steigen empor und werden touchiert von würzig-trockener Vanille. Gebunde wird das Ganze durch einen pulsierenden,weichen und sehr körperlichen Moschus,der das Parfum fast glühen lässt. Cremiges und butterweiches Sandelholz lässt den Duft fast wachsig wirken. Alles ruht letztendlich auf einen erdig,zartbitteren Bett aus obskur-dunklen Patchouli. Man bekommt mit dem Parfum was man sucht,…Liebe. Man bekommt sie,…so oder so!

Aber was ist Liebe?
Parfumo zum Beispiel ist Liebe für mich! Menschen die mich jeden Tag teilhaben lassen an ihren Leben,Empfindungen und Emotionen. Menschen die ich nicht immer persönlich kenne. Die mir aber etwas bedeuten. Mit denen ich fühle,lachen und auch weinen kann. Denen ich nicht immer sagen kann,dass ich an sie denke,weil es oftmals das Leben und die Zeit nicht zulässt. Aber sie sind da. Jeden Tag,…hier in meinem Herzen und auf dieser Plattform. Ich denke an sie,..an Euch! Hier ist das Wunderland der Düfte,Düfte die einen oftmals forttragen dorthin wo es friedvoll,ruhig und wunderschön ist. Düfte schützen,sie sind ein Schild und geben halt und Trost in dieser dunklen Zeit. Sie sind das Licht was man atmet,inhaliert und unbewusst wahrnimmt. Was ist Parfum? Verflüssigte Emotionen und unendlich viel Liebe. Lassen wir die Welt und die Menschheit dran teilhaben. Sie braucht es. Liebe kann duften..!

Gesegnete Weihnachten und die liebsten Wünsche für das neue Jahr…!
In Liebe,Achtung und duftenden Gedanken….!
Herzlichst…

Can

Nærmere/Näher-Ane Brun
https://www.youtube.com/watch?v=iGX1KFeQKCE

74 Antworten
8
Flakon
9
Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 46  
Striptease einer olfaktorischen Dragqueen
Kaum zu glauben, dass schon fast 20 Jahre seit der Einführung von ‚Musc Ravageur’ vergangen sind!
Luca Turins Verdikt: ‚.... more flashy than good’ habe ich damals absolut geteilt, und ich weiß noch, dass ich den Duft als laut, plakativ und banal empfand – ein etwas zu süß geratenes Moschus-zentriertes Werk im mainstreamigen Vanille-Gewand.

Was für ein Irrtum!

Dabei lag ich im Grunde gar nicht so falsch, nur hatte ich mir nicht die Mühe gemacht, MR in Ruhe auf mich wirken zu lassen.
Nicht MR war ‚flashy’, ich war es. Einmal daran geschnuppert und – zack – ein Urteil gefällt. Dabei ist MR ein Duft, den man, wie kaum einen anderen, langsam und vor allem mehrfach testen sollte, um ihn angemessen beurteilen zu können.
MR ist nämlich ein wahres Duft-Chamäleon: einmal meint man einen von Moschus und Vanille dominierten orientalischen Duft zu erkennen, während er sich ein anderes Mal als klassisches Fougère, mit krautigen Lavendelnoten im Kopf und Herz, und pudrig-animalischer Basis entpuppt.
Interessanterweise wird er auch genau so uneinheitlich wahrgenommen – und nach bald 20 Jahren haben sich in den diversen Foren wahrlich viele zu ihm geäußert!
Vom ultra-femininen, süßen Gourmand-Orientalen, völlig untragbar für das männliche Geschlecht, bis hin zum Testosteron-geladenen Macho-Fougère, diesmal absolut nicht der Damenwelt empfohlen. Sehr, sehr viele, mitunter absurd widersprechende Urteile, sind unter allen diesen Kommentaren zu finden.
Viele aber, und zu dieser Gruppe zähle ich auch mich mittlerweile, teilen diese Extrempositionen nicht. Der Duft ist nicht das eine oder das andere, er ist beides.

Mit MR ist es ein bisschen wie damals mit ‚Mary & Gordy’: am Ende einer ihrer Shows legten sie zu Frank Sinatras ‚My Way’ den Fummel und die Perücken ab, zogen die falschen Wimpern von den Augenlidern, wischten sich das Make-up von den Wangen und standen zu den letzten Takten erkennbar als das was sie eigentlich waren vor ihrem Publikum: als Männer. Natürlich wusste jeder von Anfang an, dass die beiden Travestiekünstler waren, aber sie waren so perfekt, dass man es irgendwie vergaß. Nun aber, am Ende der Show, erstaunte man dennoch, dass es diese Kerle waren, die das ganze Blendwerk vollbrachten.
Ein Basenoter schrieb über MR: ‚... a sexual dragqueen of frag.’

Der Duftverlauf ist genau so ein Striptease – vom Vamp zum Kerl.
Und wie all der Glitter den männlichen Kern tarnt, so camoufliert anfänglich ein süß-säuerlicher, leicht bitterer Mandarinen-Bergamotte-Akkord, im Gefolge von einer warm aufblühenden Nelken- und Zimt-würzigen Vanille-Süße im Herzen, den eigentlichen aromatisch-herben Lavendel-Kern auf recht deftig animalischer Basis (obwohl, so deftig ist sie gar nicht, doch davon später....).
Eine Verwandlung von ‚Shalimar’ zu ‚Kouros’, sozusagen, wobei MR weder die Opulenz des einen Duftes besitzt, noch den Hautgout des anderen.
Nein, MR kommt längst nicht so vollbusig daher, stellt aber auch weniger breitbeinig sein Gemächt zur Schau, ist schlanker, androgyner - und doch sind beide Düfte irgendwie Paten.

Überhaupt die animalische Basis! So unterschiedlich wie der ganze Duft wird auch sie beurteilt: von untragbar und unzumutbar, bis hin zu süchtig-machend und überaus erotisch.
Für Liebhaber von ‚White-Musc’- und ‚Clean-Musc’- Düften, von Sauber-Düften überhaupt, dürfte sie absolut nicht tolerabel sein. Wer aber Düfte mit erheblichen Zibet- und/oder Animalis-Anteilen (eine Parfum-Base verschiedenster animalischer Sekrete) schätzt, bei ‚Kouros’ nicht gleich in Ohnmacht fällt, Diors ‚Leather Oud’ tragbar findet und ebenso die Düfte von Bogue, der/die wird mit MR überhaupt kein Problem haben.
Ich finde diese animalische Seite ausgesprochen anregend (um nicht zu sagen: erregend!) und seeehr sexy!

Zwei weitere Düfte fallen mir noch ein, die ich lose mit MR assoziiere. Der eine ist Alyssa Ashleys ‚Musk’ aus den 60er Jahren und der andere ist good ole ‚Jicky’.
‚Musk’ war während meiner Schulzeit in den 70ern ziemlich beliebt, einer der damals zahlreichen Hippie-Moschusdüfte. Im Vergleich zu MR ist er jedoch viel langweiliger und vor allem harmloser, eben nicht ‚ravageur’, sprich: umwerfend, verheerend, zerstörerisch.... Nichts dergleichen ist Alyssa Ashleys ‚Musk’, und doch erinnert mich MR hin und wieder an diesen Duft, und macht mich dann ein klein wenig nostalgisch.

‚Jicky’ wiederum ist ein ähnliches Duft-Chamäleon – ebenso schwierig zu dechiffrieren, ob ‚pour homme’ oder ‚pour femme’, ob Fougère oder schon irgendwie Orientale, aber genau dieses Maskenspiel, diese Vagheit, dieses sich der Verortung entziehen, das ist es, was ich an ‚Jicky’, aber eben auch an MR, sehr schätze.
Mit ‚Jicky’ verbindet MR noch eine weitere Parallele: beide sind bei aller Wucht die sie entfalten können, fast schlanke Werke, die auf wenigen Akkorden aufbauen – eher minimalistische Düfte mit maximalem Effekt.
Apropos maximaler Effekt: MR hält an mir unfassbar lange. Ich glaube, ich habe noch nie einen Duft erlebt, der ein derartiger Langläufer ist. Selbst 2 Tage später kann ich ihn immer noch auf der Haut nachspüren, und das ist mir – im Gegensatz zu Bogues ‚Mem’ – überhaupt nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Ist ‚Mem’ irgendwie penetrant und erschlagend, bleibt MR einem standhaft zur Seite, aber eben ‚zur Seite’, ohne den Träger (olfaktorisch) zu begraben.

Luca Turins Verdikt muss ich nun doch variieren: ‚....not flashy. Really good!’
Five Stars!

6 Antworten
9
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 28  
Italian Stallion in der Konditorei
"Italian Stallion in der Konditorei"

Also, ich habe ja eine furchtbare Schwäche für diese Kreationen von Frédéric Malle beziehungsweise für die seiner "Autoren". Bereits das Grundkonzept, im Bereich der Parfumkunst eine Art "Verlag" zu eröffnen, um dann nach und nach die größten Meister ihres Fachs einzuladen, verdient schon höchste Anerkennung. Zumal dieses Vorhaben deutlich erkennbar von dem fast schon als fanatisch zu bezeichnenden Bestreben getragen ist, einzigartige Werke auf höchstem Niveau zu kreieren.

Und so soll zunächst zitiert werden, was hier in diesem Forum zu diesen Werken geschrieben steht: "Die einzige Vorgabe seitens Frédéric Malle: Alle Schnörkel, alles Beiwerk, alles Überflüssige muss weg gelassen werden. Ziel ist ein absolut konsequentes, kompromissloses Komponieren auf der Spur eines gewünschten Eindrucks oder einer zentralen Note. Dafür werden möglichst optimale Vorraussetzungen geschaffen: Die Parfumeur/innen haben viel Zeit, keinen Druck, so gut wie unbeschränkte Auswahl an Zutaten. Frédéric Malles Ziel ist, ihnen größtmögliche Freiheit zu geben."

Man muss diese Werke nicht mögen, aber höchste Anerkennung verdienen sie allemal. Nur, wer nach dem zuvor Gesagten einfache Mainstream-Düfte erwartet, der wird fraglos enttäuscht sein. Es sind vielmehr Düfte, die ihren Träger herausfordern, mit denen man gleichsam arbeiten muss. Düfte, die von ihren spannenden Gegensätzen leben.

So auch "Musc Ravageur" des "Autors" Maurice Roucel. Doch wer ist dieser Maurice Rocel ?

Maurice Roucel begann 1973 nicht als Parfumeur, sondern vielmehr als Chemiker bei Chanel . Dort entdeckte er seine Liebe zum Parfum und begann seine Ausbildung unter Henri Robert. Seine profunden Vorkenntnisse auf dem Gebiet der Chemie prägten ihn von Anfang an: Denn bereits während seiner Ausbildung hatte er nämlich begonnen, jede Formel und jeden Rohstoff zu zerlegen und zu studieren. So erzählt man sich, dass sein halb chemischer, halb ästhetischer Blick auch heute noch seine Stärke ausmache. So hat er seinen einzigartigen Stil entwickeln können: Obgleich er stets bemüht ist, ein möglichst breites Spektrum an Duftkompositionen zu kreieren haben alle seine Werke den selben Ursprung: Die konsequente Suche nach der absoluten Sinnlichkeit unter dem Herausarbeiten des -nach seiner Auffassung- Wesentlichen, wobei er gerne mit Überdosierungen von Rohstoffen arbeitet. Demgemäß gibt es bei ihm keinen Platz für Substanzen, die er auf der Grundlage dieser konsequenten Philosophie als "unnötig" ansieht.

Deshalb bezeichnet sich Maurice Roucel selbst gerne als «Forscher, der in den Formeln spazieren geht». Auch hieran sieht man wieder seinen Hintergrund aus dem Bereich der Chemie, der sich wie ein "roter Faden" durch seine Werke zu ziehen scheint. So geht er bei der Komposition eines Duftes wie folgt vor: Er geht gerne von einer einzigen Note aus, deren Charakter er verändert, indem er konsequent Rohstoffe entfernt oder hinzufügt.

Nun aber zu "Musc Ravageur": Wie uns der Name schon sagt wird hier mit einem von Maurice Roucel's Lieblings-Rohstoffen gearbeitet: Dem Moschus.

Das Ganze beginnt zwar noch relativ "erfrischend" und damit (vorerst noch mal kurz) unkompliziert mit Bergamotte und Lavendel.

Doch dann ist auch recht schnell "Schluss mit lustig":
Ein ebenso dunkler wie orientalischer Moschus betritt als Hauptdarsteller die Bühne. Mir kommen Bilder in den Sinn von "Rocky" mit seinem Kampfnamen "The Italian Stallion", der italienische Hengst. Es ist aber kein umgangssprachlicher "Hengst" (Ihr wisst schon ...), sondern ein ebenso edles wie stolzes Tier. Daraus folgt, dass es sich auch nicht um den -vorsichtig gesagt- "ungeschliffenen Rohdiamant" von Rocky aus den Folgen 1 und 2 handelt, in denen er erst um die "Krone im Boxsport" kämpft. Nein, es ist schon eher der stolze Rocky aus Teil 4, wenn es gegen Drago zur Sache geht. Wie auch im Boxsport fließt bei Roucel's "Musc Ravageur" ordentlich Schweiß. Dieser Schweiß hat jedoch stets was Edles, zu keinem Zeitpunkt etwas Anrüchiges oder gar Schmuddeliges. Dafür ist er zu rein und zu stolz.
Nur begleitet von etwas Gewürznelke und irgendwo im Boxring glaube ich auch noch ein ebenso kleines wie putziges Räucherstäbchen erkennen zu können. Und das Ganze geht dann schon mal 'ne ganze Weile.

Und was geschieht dann ? Ja, dann setzt sich Rocky zur Ruhe und eröffnet eine Konditorei. Unversehens wechselt der Film: Man sieht nicht mehr zwei schwitzende, sich gegenseitig verprügelnde (muskelbepackte) Männerkörper auf der Leinwand. Vielmehr startet der 2001 erschienene Kinofilm "Chocolat": In diesem Film geht es um Vianne Rocher und ihre Tochter Anouk. Diese eröffnen in einem kleinen französischen Städtchen namens Lansquenet-sous-Tannes ein. Dort eröffnen sie eine Chocolatrie womit sie die geheimen Gelüste der Einheimischen wecken. Dem Bürgermeister dieses verschlafenen Städtchens sind die verführerischen Genüsse während der Fastenzeit jedoch äußerst suspekt und so dauert es auch nicht lange, bis dieser Vianne den Krieg erklärt. Natürlich endet das Ganze gut.

Aber genau in diese Chocolatrie fühlt man sich unvermittelt versetzt. Und Rocky ist auch gleich mit von der Partie: Es tummeln sich Unmengen von Zimt, Vanille und Schokolade. Letztere in Form von ganzen Legionen von Tonka-Bohnen, die den Eindruck edelster Zartbitter-Schokolade vermitteln.

Und wie lange geht das ? Na ja, zumindest länger als der Film dauert. Womöglich sogar länger als es gebraucht hat, den Film zu drehen. Ach, was sag' ich: In dieser Zeit hätte man alle Folgen von Rocky abdrehen können. Wie man sieht: Mangelnde Haltbarkeit ist also kein Kritikpunkt.

Ebensowenig wie der Flakon: Puristisch aber edel. Einfach schön !

Aber, was gibt es als Fazit zu sagen ?
Nun ja, eine spannende Idee, anhand von hochwertigsten Zutaten spannend und konsequent durchgezogen. Alle Achtung. Hierfür muss man dem großen Meister angesichts unzähliger moderner Mainstream-Düfte nicht nur höchste Anerkennung zollen sondern auch danken.

Zweifellos ein großes Meisterwerk. Würde ich es (womöglich täglich) tragen ? Eher nicht. Da halte ich es mit der Werbung von diesen "Fisherman's Friends": "Sind sie zu stark bist Du zu schwach." Bin ich wohl, denn ich finde sowohl das "Rocky-Epos" als auch den Film "Chocolat" sehr schön. Aber an einem einzigen Abend würde ich sie mir nicht zusammen ansehen.
6 Antworten
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Statements

412 kurze Meinungen zum Parfum
Can777Can777 vor 2 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Man könnte einen Packt mit dem Teufel eingehen um alles und jeden zu bekommen. Muss man aber nicht. Dieses Parfum erfüllt den selben Zweck.!
77 Antworten
SchalkerinSchalkerin vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Verführt hast du mich,
mit deinem schönen Lavendel,
deinem zimtigen, vanilligen Amber
und deinem leicht dreckigen Moschus,
deiner Erde.
32 Antworten
FoxearFoxear vor 3 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Zweigespann aus Nelke und Zimt im Herzen. Ambrierte Vanillebasis mit samtweichen Moschus. Hölzer dämpfen ab. Warmwürzig-süß und sinnlich.
34 Antworten
LeniWaLeniWa vor 4 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Gerochen und noch am selben Tag bestellt. Mache ich quasi nie. Trifft mich einfach direkt ins Herz - und ins Portemonnaie.
4 Antworten
RenataRenata vor 3 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein Parfüm aus der Familie Ambra. Warm-würzig, zimtig-holzig-ambriert und sehr sinnlich. Ich empfinde keine starke Animalik und für
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Diskussionen zu Musc Ravageur (Eau de Parfum)

Maxus in Beratung
ganz eindeutig "Méharées"

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