Noir Epices von Editions de Parfums Frédéric Malle
Flakondesign Frederic Malle
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7.6 / 10 267 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Editions de Parfums Frédéric Malle für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2000. Der Duft ist würzig-holzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird von Estēe Lauder Companies vermarktet. Der Name bedeutet „Schwarze Gewürze”.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Blumig
Orientalisch
Fruchtig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
OrangeOrange RosengeranieRosengeranie
Herznote Herznote
GewürznelkeGewürznelke MuskatMuskat PfefferPfeffer ZimtZimt
Basisnote Basisnote
PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.6267 Bewertungen
Haltbarkeit
8.0201 Bewertungen
Sillage
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Flakon
7.7190 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.533 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 15.04.2024.

Rezensionen

14 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 30  
Ein Augenzwinkern, nur für den Träger
„Hast Du vorhin irgendwelches Weihnachtsgebäck gegessen?“ fragte meine Frau mich gegen 13 Uhr telefonisch anlässlich des gewohnten ‚Wir-sind-alle-wieder-hier‘-Anrufs bei mir im Büro. Lustig. Nicht wegen des Gebäcks, das ist mir zu jeder Jahres- und Tageszeit zuzutrauen. Nein, meine spontane Assoziation nach dem Aufsprühen am Morgen war tatsächlich eine ganz spezielle Kindheits-Erinnerung an die Vorweihnachtszeit gewesen: Wenn wir Apfelsinen mit Nelken bespickt und an einem Kerzenhalter aufgespießt hatten. Das sah übrigens exakt so bescheuert aus, wie es sich anhört. Siebziger Jahre halt. Und meist fingen die Dinger natürlich schon lange vor dem Fest an zu schimmeln - das nur nebenbei.

Damit ist bereits einiges über den Duft gesagt. Erstens: Orange, und zwar nicht (oder sagen wir: nicht in erster Linie) deren Blüte oder eines der diversen nahen Öle, sondern richtig Orange, dazu Gewürze, obwohl im Körpereinsatz nicht weihnachtlich-penetrant. Zweitens hat sich eine Angabe zur Präsenz in der Geschichte versteckt. Ich hatte mir Noir Epices nämlich unüblicherweise im Wohnzimmer aufgesprüht, wo noch die frischen Proben-Schätzchen vom Wochenende lagen. Das Aroma des seitlich ausgebüxten Anteils, im Laufe von mehr als sechs Stunden verteilt auf rund 150 Kubikmeter Luft, war offensichtlich deutlich wahrzunehmen. Meine Frau hat eine gute, aber vermutlich nicht überragend feine Nase, daher ist das recht ordentlich, finde ich. Das hat Art.

Genau wie die Probe (Begriff ‚Pröbchen‘ unangebracht). Anständige 3,5ml in einem vernünftigen Glasfläschchen, mit vergleichsweise breitem, tadellos arbeitendem Sprühkopf versehen; alles in einer ansehnlichen, großzügig bemessenen Schachtel gut gefedert verpackt. Da bleibt nach dem Test womöglich was für weitere Parfumas/-os nach. So stelle ich mir das bei ambitioniertem Preisniveau vor.

Das war der einfachere Teil. Denn den Duft finde ich schwierig. Meine Erwartungen werden nicht erfüllt, wobei freilich der Begriff ent-täuscht in seiner gängigen Bedeutung nicht passt.

Von Noir keine Spur, dieser Auffassung anderer Kommentaren schließe ich mich an, nur nicht der angebotenen Ersatz-Übersetzung ‚dicht‘. Ich finde den Duft nicht ‚dicht‘, jedenfalls nicht im Sinne von ver-dicht-et oder kompakt. Im Gegenteil. Ich habe Mühe, mich ihm zu nähern, ihn zu greifen und zäume deshalb das Pferd von hinten auf:

Noir Epices ist ein äußerst anspruchsvoller Anzugduft. Schlichtweg Anzugduft geht bekanntlich leicht, laue Wässerchen sind auf Parfumo wahrscheinlich zu Tausenden gelistet. Unser Kandidat ist für Leute, die nichts Auf- oder gar Ausfallendes riskieren wollen, doch gleichzeitig keineswegs auf etwas AusGEfallenes verzichten können, das gehobenes Riech-Vergnügen beschert- vielleicht als einziger Lichtblick auf öder Sitzung. Die wahre Musik spielt bei Noir Epices nämlich ausschließlich auf der Haut, beschränkt sich mithin auf die eigene Wahrnehmung.

In der Projektion – ich habe nachgefragt - ist er ein sanft gewürzter, fruchtiger Orangenduft, der durch die Beigabe von entsprechendem Öl, später Sandelholz und Moschus der Spitze beraubt wird. Dezent, unaufdringlich und ruhig; distinguiert-elegant bis zum Gehtnichtmehr.

Allein für den Träger changiert er, wabert beinahe, spielt mit unterschwelligen Gegensätzen. Wird indes nie laut, zwinkert mir nur schelmisch zu, sobald ich glaube, ich hätte ihn durchschaut:

„Riech‘ her, ich bin ein Orangenduft mit sacht verschleierten Gewürzen! Und die Orangenschale kann ich ebenfalls. Komm ein bisschen näher ran, das ist bloß Orange: weicher, runder, tiefer als Zitrone, nicht so übermütig; ich mache schließlich keinen auf Sommer…. Hab‘ ich Dich! Spürst Du jetzt das leise Kratzen der Rosengeranie? Ich habe sie gut versteckt. Suchst Du nach der Rose? Na dann viel Erfolg… Kleiner Tipp: Versuch’s auch mit Orangenblüte! Guck‘ mal, im Mittelteil halte ich Dir plötzlich ein wenig Bergamotte hin und mache in der fünften Stunde eine behutsame (Jasmin)-Seifig-Sauberkeit daraus. Ist es wirklich Bergamotte? Oder ist es Zitrone? Gar Limette? Egal - macht die gemeinsam mit dem Reinlich-Aroma nicht eine großartige Figur!“

Die schönste Phase entsteht ab dem frühen Nachmittag: Die Gewürze sind zwar kaum deutlicher, gleichwohl um einiges wärmer geworden und mischen sich nun stärker mit der Orange. Beides wird von einer mehr angedeuteten Holznote umspielt. Und immer wieder Rückgriff auf Voriges, die Duftentwicklung ist überhaupt keine, Noir Epices schwankt vor und zurück wie die Meinung einer Frau beim Klamottenkauf.

Nach rund sieben Stunden zeigt sich Moschus, vor allem aber mehr mildes Holz (ich tippe zudem auf eine Vetiver-Beigabe). Die Zeder hat einen minimalen Stich, der sie ins Würzige zieht. Allerdings ist die Orange noch nicht am Ende. Sie wird bitterer, nahezu likörhaft und liefert damit eine letzte Überraschung. Die Haltbarkeit ist mit locker acht, neun Stunden ziemlich gut und auch danach bleibt der Duft auf der Haut bis weit in den Abend hinein charaktervoll erhalten.

Fazit: Ein Duft mit vielen Gesichtern, der stets spannend ist und definitiv einen Test lohnt. Für mich persönlich ist er nicht erste Wahl, da ich zu selten Bedarf an heimlicher Originalität habe. Ich darf sie meist direkt drauftun.
12 Antworten
10
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
3.5
Duft
Zionist

24 Rezensionen
Zionist
Zionist
Top Rezension 20  
Frederic Malle und Marie Bonaparte
Ich nimm den Kommentar zu Noir Epices zum Anlass, meine Faszination für Düfte von F. Malle zum Ausdruck zu bringen.

Die Editions seiner Parfums, dessen neuen Kosmos ich mit den wenigen Kreationen, die ich bisher kennenlernen durfte, für mich einem Quantensprung in der Physik gleichkommen, ermöglichen es mir neue Duftmöglichkeiten in noch nie erfahrener Qualität zu genießen, gleich dem Aufstoßen eines Tores zu einem neuen Universum mit neuen Dimensionen und Gesetzmäßigkeiten, an denen ich noch lange am erforschen und erkunden sein werde.

Frederic Malle, der sich als künstlischer Direktor seines Unternehmens in Zusammenarbeit mit seinen Parfumeuren als Editor oder Kurator der Machbarkeit von Meisterdüften definiert, spielt bei dieser Idee einzigartige Kunstwerke zu konzipieren und deren Umsetzung zu realisieren als Feingeist mit familiärer genetischer Disposition eine exzeptionell einzigartige und genial- kreative Rolle.

Auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit seinen Parfumeuren zeigt er großes Geschick und verhalf auch Quereinsteigern wie Michel Roudnitska mit Noir Epices zum Durchbruch auf dem Parfumsektor.

Michel Roudnitska, Sohn des berühmten Parfumers Edmond Roudnitska ( Eau Fraiche, Diorissmo, Eau Savage und Eau d´Hermes) war davor vor allem als Kreativer in der Werbebranche höchst erfolgreich und ein gefragter Fotograph u.a. für Webebrochüren für Concorde Air France, IBM oder dem Shell Konzern.

In den 14 Jahren seit der Gründung der Editions de Parfums Frederic Malle wurden 22 Parfums kreiert.
Eine sehr große Bewunderin seiner Düfte ist die Schauspielerin Catherine Deneuve, die bis zum Kennenlernen der Frederic Malle Parfums nur einen Stammduft – L´Heure bleu von Guerlain hatte.

Im Gegenzug dazu ließ sich im Jahr 2000 Pierre Bourdon bei der Schöpfung von Iris Poudre von Deneuve´s Darstellung der Severine Serizy in Louis Bunuel´s 1967 gedrehten Film Belle de Jour inspirieren.

Catherine Deneuve betonte in einem Interview im Rahmen des 2004 unter der Regie von Benoit Jaquot gedrehten Spielfilm Marie Bonaparte, dass sie während den Dreharbeiten ausschließlich F. Malle´s Noir Epices verwendete, da dieser Duft wie geschaffen dafür war, sich in die Figur der Marie Bonaparte einzuleben, und sie dadurch der Filmfigur auch die richtige Authentizität verleihen
konnte.

Was ist das Besondere an Michel Roudnitska´s Duft, der als meisterliche Komposition einer perfekten Synthese aus dunklen Gewürzen und exotischen Holz gepriesen wird, der einen orientalischen Charakter hat der lieber auf den typischen Vanilleakkord verzichtet, und anstatt dessen ausgiebig in sehr würzigen Noten suhlt, und durch seinen hohen Anteil an Patchouli eine exotisch sinnliche Akzentuierung verliehen bekommt ?

Den wirklich umfassenden und wunderbaren Duftbeschreibungen bezüglich Noir Epices von Bertel, Sumari und Profumo ist nichts mehr hinzuzufügen.
Catherine Deneuve Darstellung der Marie Bonaparte gibt hier vielleicht mehr Aufschluss bezüglich der unterschiedlichen Wahrnehmung dieses Duftes.

Marie Bonaparte, die von 1882 bis 1992 lebte, war die Urgoßnichte von Kaiser Napoleon und Prinzessin von Griechenland und Dänemark, und eine der schillerndsten Figuren des europäischen Hochadels des 20. Jahrhunderts.

In ihrer Autobiographie 1958 „ Derrie´re les vitres closes“ - Hinter verschlossenen Vorhängen – sucht sie mit den Werkzeugen der Psychoanalyse Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie seit frühester Kindheit beschäftigen.

Die Frage nach den Beweggründen von Mördern und Anarchisten beschäftigt sie ihr ganzes Leben, und war vermutlich auch durch den Vorfall getriggert, da ihr Großvater Prinz Pierre Bonaparte einen Journalisten im Streit erschoss.

Als intellektuelle Adelige arbeitete sie als Schrifstellerin in Paris, nahm sich immer mehr sozialpsychologischen Gesellschaftsfragen an , ignoriert dabei damals bestehende Tabus und wurde vor allem politisch aktiv - forderte vehement die Abschaffung der Todesstrafe und die psychologische Betreuung psychisch kranker Täter in Haftanstalten, oder versuchte in Krankenhäusern Studien bezüglich der Frigidität bei Frauen zu implementieren.

1915 im Rahmen einer schweren Lebenskrise aufgrund einer unglücklichen Liebesbeziehung fährt sie nach Wien und begibt sich bei Sigmund Freud in psychoanalytische Behandlung.

Aus der ehemaligen Analysandin wird im Laufe der weiteren Jahre eine enge Vertraute und unverzichtbare Mitarbeiterin Freuds, die selbst eine analytische Ausbildung beendete und sowohl Freuds Schriften ins Französische übersetzt, als auch zur Institutsgründerin der Psychoanalyse in Frankreich wird, triebtheoretisch weiterhin fasziniert von der Genese des triebhaften Handelns und libidinös gesteuerten Phantasien.

Mit eloquent diplomatischer Taktik gelingt es ihr 1938 Sigmund Freud aus den Händen der Gestapo freizukaufen und organisiert und finanziert seinen Umzug in sein Londoner Exil.

Noir Epices wirkt auf mich mit seiner Souveränität und in seinem charaktervollen Auftreten wie ein schöner Vintageduft, der von einem Teil der User mit selbstbewußten mystisch, eleganten, verwegenen, warmen aber auch erotisierend obsessiven Anteilen beschrieben wird , während er von Anderen durchaus auch als sehr anstrengend, fordernd, unharmonisch und mit irritierenden Eigenschaften wahrgenommen wird.

Deneuves Überlegungen bezüglich ihrer Filmrolle sind für mich gut nachvollziehbar, und unterstreichen für mich oben beschriebene Eigenschaften bei beiderlei Geschlecht, indem
durch eine meisterhafte harmonische Komposition dunkle Gewürzen und exotisches Holz eine geradezu perfekte Synthese eingehen.

PS: Das Grab des von Prinz Pierre Bonapate erschossenen Jounalisten Victor Noir befindet sich auf dem Pariser Friedhaof Pe´re Lachaise. Die grünspänige kupferne männliche Figur der Grabplatte von Victor Noir wurde zu einer Art Pilgerstätte für Besucher.
Der Bildhauer hat im Genitalbereich der männlichen Figur eine Ausbuchtung angedeutet, die im wunschvollen abergläubischen Denken bei Besuchern als dezente Erektion interpretiert wird, deren Berührung Frauen zu Fertilität und Männern zur Potenz verhilft.
7 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 23  
Gar nicht 'noir': ein strahlend gut gelaunter Einzelgänger!
Der Name dieses Parfums: ‚Noir Epices’, ist etwas irreführend, zumindest solange man sich unter einem Duft, der den Zusatz ‚Noir’ trägt, ein dunkles Gebräu vorstellt, dass alle möglichen Bilder und Spielarten von Dunkelheit oder gar Schwärze hervorrufen könnte: dunkle Nacht, schwarzer Samt etc. Nein, die Gewürze, die das Herz dieses Duftes ausmachen, sind zwar schwarz, bzw. dunkel: Nelken, Pfeffer, Muskat und Zimt, aber deren Duft ist bei aller Würzigkeit hell und strahlend. Überhaupt hat dieser Duft etwas extrem helles, wie gleißendes Sonnenlicht über einem mediterranen Markt: hier ein Stand mit zitrischen Früchten, vor allem Orangen, die in der Hitze ihre ätherischen Öle aus den Schalen schwitzen, daneben ein Stand mit frischen Blumen, und dort der Stand mit den ‚Noir Epices’, den dunklen Gewürzen, deren Aromen sich wunderbar mit den zitrischen und blumigen von nebenan vermischen.

Was den Duft so besonders macht, ist allerdings weniger das was er beinhaltet – und das ist allerhand! – sondern das was ihm fehlt. Die Blumen und die Zitrusfrüchte in der Kopfnote, die Gewürze in der Herz- und die Hölzer in der Basisnote sind von größtmöglicher Qualität – das riecht man – und wunderbar miteinander verwoben, eine perfekt ausbalancierte Komposition! Aber, möchte man diesen Duft irgendwie einordnen und bemüht dafür die klassischen Kategorien, so kann man leicht feststellen: für ein wirklich großes orientalisches Parfum fehlt ein gutes Quantum Vanille und für ein typisches Chypre das obligatorische Eichen- oder Baummoos. Dieser Duft gibt vor wahlweise ein orientalischer oder ein Chypre-Duft zu sein, und ist es doch nicht. Und dennoch hat man so gar nicht das Gefühl, dass etwas fehlt. Ganz im Gegenteil: die für orientalische Parfums typische Vanille gäbe diesem Duft womöglich etwas mehr Wärme und Tiefe, raubte ihm andererseits aber auch einiges an Leichtigkeit und würde den Gewürzen ihre Frische nehmen, sie vermutlich sogar zuckrig verkleben, da mit der Vanille meist süßlich-harziger Amber daherkommt. Zöge man ‚Noir Epices’ aber einen Chypre-Unterboden mithilfe bitterer Eichen- bzw. Baummoosbeigaben und Labdanum ein, so erhielte der Duft vielleicht eine gewaltige Tiefe und Mitsouko-ähnliche Mehrdimensionalität, aber der Duft bekäme wiederum eine Schwere, die ihm wahrscheinlich nicht gut täte. Abgesehen davon, brächte ihn eine solche Umarbeitung sicher augenblicklich in Konflikt mit den Wächtern der IFRA...

Michel Roudnitska, der Sohn von Edmond Roudnitska, hat das schon sehr geschickt gemacht: er hat einen fröhlich strahlenden, fast sprühenden, würzig-holzigen Duft von großer Substanz geschaffen, der ein großer Orientale oder ein großes Chypre hätte werden können - hätte! Stattdessen hat er einen eigenwilligen, wunderschönen Duft geschaffen, der sich beinahe trotzig der Verortung und Kategorisierung entzieht. Einen Duft-Nomaden sozusagen, einen großen Individualisten, der sich dennoch betont klassisch gibt, seine Wurzeln kennt und auch gar nicht verleugnet. Manchmal muss man aber auch nicht immer alles anders machen und neu erfinden um aufzufallen – es genügt, wenn man einer überkommenen Erwartung nicht in Gänze entspricht und das ein- oder andere Attribut einfach weglässt – Coco Chanel war darin eine Meisterin! – und schon entsteht etwas vermeintlich vollkommen Neues, das so neu im Grunde gar nicht ist. Et voilà: Noir Epices!

Der Duft soll übrigens zu den Lieblingsdüften von Catherine Deneuve zählen – ich könnte mir keine wunderbarere Trägerin vorstellen!
Mit über 16% Parfumöl-Anteil ist dieser Duft schon fast kein Eau de Parfum mehr und auf dem besten Wege zu einem echten Parfum. Die Haltbarkeit ist daher auch enorm und die Abstrahlung sehr gut, allerdings eher dezent - dafür aber sehr lang anhaltend.

Meiner Ansicht nach einer der besten Düfte der Editions de Parfums!
3 Antworten
9
Duft
Bertel

236 Rezensionen
Bertel
Bertel
Top Rezension 16  
Würziger Blutorangenuntergang bei Vollmond
"Noir Epices" von Editions de Parfums de Frédéric Malle ist "an Oriental which spares the vanilla and instead is drowning in spicy notes that suggest exotic and disconcerting journeys". Diese Schöpfung des Meisters Michel Roudnitska ist somit eine ziemlich eigenwillige und originelle Interpretation des Oriental-Genres, schon beinahe "a near chypré, its sensuality is elegant, never lascivious", so Malle weiter, und das kann ich nur zu gern unterschreiben:

Bereits der elegante Auftakt mit Orange sowie Rose unterstützt von Geranium erinnert an den fulminanten Eröffnungsakkord der großen alten Vintage-Düfte wie Sinan, Montana, L'Arte di Gucci usw. - wundervoll ausbalanciert, körperhaft dicht und meisterlich komponiert, ganz prominent und selbstbewusst platziert, ein eleganter und dabei eindrucksvoll selbstbewusster prachtvoller und grandioser Auftritt!

Im weiteren Verlauf lässt diese Erscheinung nur minimal nach, Körper und Fülle bleiben erhalten, und hinzu kommen Wogen von Gewürzen und würzigen Wolken, von Nelke (diese ist beileibe nicht übermäßig prominent, man vergleiche beispielsweise mal mit "Chaos"...) und Muskat mit Pfeffer und einem Hauch Zimt (auf letzteren hätte ich verzichten können, im Zusammenspiel mit der Orange ist mir das ein bisschen zu viel Weihnachtsmarkt-Vertrautheit...). Wie Profumo und Florblanca schon hervorgehoben haben ist hier "noir" nicht mit schwarz sondern mit dunkel und dicht zu übersetzen. Die Gewürze geben dem Duft einen trockenen, ernsten, dunklen Charakter durch den weiterhin die dunkle, volle, fast ein wenig Neroli-mäßige Orange wie eine blutrote Sonne im Untergang hindurchscheint - grandios! Ich sehe dabei sowohl die Dunkelheit als auch das von Profumo angesprochene silbrige Strahlen, ich vermute in meinem Bild leuchtet bereits der gleißende Vollmond ;-)

Für mich persönlich verliert die Basis ein wenig durch die allzu oft benutzte Kombination aus Sandelholz und Patchouli die ich schwer ertrage, warm und rund zwar und damit gut zur Abrundung des würzig-orangen Körpers geeignet, doch für mich ein bisschen zu süßlich und auch nicht übermäßig originell oder besonders hochwertig umgesetzt.

Insgesamt läuft diese Entwicklung stets wie am Schnürchen, sauber inszeniert und präzise instrumentiert, gemäß seiner meisterlichen Architektur. Diesen lange andauernden, ziemlich intensiven, in seiner orange-pfeffrigen Würzigkeit manchmal fast ein wenig stechenden dunklen Breitwandakkord muss man mögen - für mich ist das Highlight die erste Stunde vor allem mit dem absolut großartig umgesetzten "modern vintage"-Eröffnungsakkord. Definitiv in meinem Olymp zur regelmäßigen Verwendung. Bitte sehr sparsam dosieren!
3 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Leimbacher

2762 Rezensionen
Leimbacher
Leimbacher
Top Rezension 13  
Ist der Name ironisch gemeint?!
Noir Epices - dunkle Gewürze!

Klingt nach Winter, nach einem Hammer von Duft, vielleicht nach Oud oder Zimt, sehr arabisch.
Vergesst es! Wenn ihr so etwas erwartet und vielleicht sogar anfangs in dem Duft erkennt, seid ihr dem Meister auf den Leim gegangen.

Eau d'Epices (ohne Metall), Orange Star, Noir de Noir, French Lover - alle in einen olfaktorischen Mixer. Voila, da könnte so etwas raus kommen wie diese dunklen Gewürze, die zu unrecht etwas im Schatten berühmterer Düfte stehen, sowohl von Marke wie auch Parfumeur.

Hier mal die Reihenfolge die ich heute überraschenderweise wahrgenommen habe (ungefähr): Orange, Geranium, Minze, Rose, kalte Gewürzmischung, saubere Seife, verblasende Hölzer.
Wie man sehen kann, also absolut kein dunkler Duft. Zumindest nicht nur. Und auch die Gewürze stehen entgegen dem Namen nicht über den anderen Zutaten, sondern schwimmen eher mit, verteilen Pepp. Blumig ist er ebenso wie frisch spicy. Es ist ein kalter Duft, der trotzdem lacht und gut drauf ist. Er ist unterkühlt, hat aber zum Glück nie metallische Töne. Es ist anfangs ein Nighttimer, später dann sogar fürs Büro denkbar, wird er immer sauberer und seifiger. Man könnte ihm gleichermaßen Genialität und auch Navigationsschwierigkeiten vorwerfen. Da ich genauso wenig wüsste wohin mit Noir Epice und wann zu tragen, kommt er erstmal runter von der Wunschliste. Beeindruckt & verzückt bin ich trotzdem.

Flakon: kennt man einen, kennt man alle.
Sillage: anfangs denkt man, auch durch den Namen: eine Bombe für den Abend. Aber der Duft wird noch nach und nach flexibler, fast zum Alleskönner. Ok das ist übertrieben.
Haltbarkeit: fast 17% Duftöl-Anteil - eher Parfum als EdP. 11 Stunden.

Es war eines des letzten großen Geheimnisse der FM-Kollektion. Ein Duft, der sich lange vor mir drückte. Und er wird mich auch weiterhin beschäftigen, bleibt ein kleines Geheimnis. Ein Meisterwerk von Roudnitzka, welches sich jeglicher Kategorisierung und Genren entzieht, das zum Entdecken, Erforschen, langsamen Verlieben einlädt. Immer und immer wieder tragen & probieren, das würde ich jedem Testwilligen raten!
4 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

28 kurze Meinungen zum Parfum
Melisse2Melisse2 vor 3 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Eine seifig-wachsige Geranie mit Nebel-Patchouli und rundem Gewürzpotpourrie. Vollkommen unsüß und sehr angenehm. Für meine Nase ohne Rose.
28 Antworten
GandixGandix vor 2 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Betrunkene Rose
im Patchoulibad.
Gewürze durchaus harmonisch,
aber viel zu parfumig
einerseits,
langweilig andererseits.
17 Antworten
BastianBastian vor 3 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Eine Orange mit etwas Würze. Rose schwingt auch mit. Nicht schlecht gemacht aber leider nicht mein Stil. Finde Malle hat bessere. Aber OK...
12 Antworten
MörderbieneMörderbiene vor 4 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Aldehydisch strahlende Gewürzseife. Retro in modernem Kleid. Daß sowas heutzutage lanciert wird finde ich klasse.
14 Antworten
NikEyNikEy vor 2 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Als wäre Opium zeitgemäß neu aufgelegt worden. Zitrischer und zurückhaltend eleganter. Sehr angenehm!
4 Antworten
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