15.12.2014 - 17:41 Uhr
Palonera
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Palonera
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in des Wortes wahrstem Sinn
Ich hätte es nicht geglaubt, nicht glauben können, niemalsnicht.
An einen Scherz hätte ich gedacht, aprilen oder oktobern, hätte mutmaßt, genasführt zu werden in des Wortes wahrstem Sinn.
Niemals und (fast…) niemandem hätte ich geglaubt, daß ein Chypre zur Welt gekommen sei im Herbst des Jahres 2014, in einer Zeit, deren Menschen süß duften zumeist und ein wenig seicht, hier und dort kontrastiert von dunklem, herbbitterem Oud.
Undenkbar schien mir, daß jemand, irgendjemand in dieser Zeit einen Chypre würde lancieren wollen, einen dieser Düfte, die so groß sind und so grün, so rein und klar und schluchtentief, so durch und durch erwachsen und mit einem Charakter, für den ich Jahrzehnte brauchte, bis ich ihm gewachsen war.
Halbwegs.
Manchmal.
Dann und wann.
Und doch: Es war ein Chypre.
Ein Chypre wie aus dem Bilderbuch, ein grüner und grauer, ein helldunkelsilbriger, ätherisch, kraftvoll und tief.
Ein Chypre der dichten Wälder, des blauen Himmels, der rauhseidigen Luft und der steilen Klippen.
Famagusta.
Versteckt im Sande.
Er hatte gewußt, warum er mir diesen Duft geschickt hatte, er, der ihn nicht gemacht, ihm nur ein Haus gegeben hatte, wie er schrieb.
Hatte gewußt, daß Famagusta mich rühren, anrühren würde mit dem ersten Atemzug, der die Lungen füllt mit fast schneidend scharfer Frische, quellwasserklar und rein, so rein, feinporigster Schaum auf edler Seife, Königinnenseife, Zarewitschenseife, Barbershopseife, geblähte Vorhänge aus weißem Leinen, gestärkt vielleicht, in ihnen gefangen der Wind, der vom Meer kommt, der die Bäume krault, die Wipfel kitzelt, der sich ins Moos schmiegt und durch die Gräser schleicht.
Der mit den Sandkörnern tanzt und die Hitze kühlt, die dunkle, verhaltene, die schwarz ist und würzig und tief.
So tief, so sehr tief und viel tiefer noch, schweigend, verborgen halb hinter Grün und Weiß und Grau, unter Steinen und der Bäume Rinde, reglos, bedächtig, geerdet.
Mann, Frau, Mensch.
Wildseide, Leinen, Tweed.
Ein wenig rauh, ein wenig herb.
Gelassene Strenge, achtlos fast und – ja – erotisch.
Niedrige Steinmauern, heiß, rissig, irgendwo in den Wäldern ein Tier, groß und wild und scheu.
Famagusta.
In des Wortes wahrstem Sinn.
Er hatte es gewußt.
An einen Scherz hätte ich gedacht, aprilen oder oktobern, hätte mutmaßt, genasführt zu werden in des Wortes wahrstem Sinn.
Niemals und (fast…) niemandem hätte ich geglaubt, daß ein Chypre zur Welt gekommen sei im Herbst des Jahres 2014, in einer Zeit, deren Menschen süß duften zumeist und ein wenig seicht, hier und dort kontrastiert von dunklem, herbbitterem Oud.
Undenkbar schien mir, daß jemand, irgendjemand in dieser Zeit einen Chypre würde lancieren wollen, einen dieser Düfte, die so groß sind und so grün, so rein und klar und schluchtentief, so durch und durch erwachsen und mit einem Charakter, für den ich Jahrzehnte brauchte, bis ich ihm gewachsen war.
Halbwegs.
Manchmal.
Dann und wann.
Und doch: Es war ein Chypre.
Ein Chypre wie aus dem Bilderbuch, ein grüner und grauer, ein helldunkelsilbriger, ätherisch, kraftvoll und tief.
Ein Chypre der dichten Wälder, des blauen Himmels, der rauhseidigen Luft und der steilen Klippen.
Famagusta.
Versteckt im Sande.
Er hatte gewußt, warum er mir diesen Duft geschickt hatte, er, der ihn nicht gemacht, ihm nur ein Haus gegeben hatte, wie er schrieb.
Hatte gewußt, daß Famagusta mich rühren, anrühren würde mit dem ersten Atemzug, der die Lungen füllt mit fast schneidend scharfer Frische, quellwasserklar und rein, so rein, feinporigster Schaum auf edler Seife, Königinnenseife, Zarewitschenseife, Barbershopseife, geblähte Vorhänge aus weißem Leinen, gestärkt vielleicht, in ihnen gefangen der Wind, der vom Meer kommt, der die Bäume krault, die Wipfel kitzelt, der sich ins Moos schmiegt und durch die Gräser schleicht.
Der mit den Sandkörnern tanzt und die Hitze kühlt, die dunkle, verhaltene, die schwarz ist und würzig und tief.
So tief, so sehr tief und viel tiefer noch, schweigend, verborgen halb hinter Grün und Weiß und Grau, unter Steinen und der Bäume Rinde, reglos, bedächtig, geerdet.
Mann, Frau, Mensch.
Wildseide, Leinen, Tweed.
Ein wenig rauh, ein wenig herb.
Gelassene Strenge, achtlos fast und – ja – erotisch.
Niedrige Steinmauern, heiß, rissig, irgendwo in den Wäldern ein Tier, groß und wild und scheu.
Famagusta.
In des Wortes wahrstem Sinn.
Er hatte es gewußt.
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