11.05.2023 - 01:03 Uhr
Serenissima
1049 Rezensionen
Serenissima
Sehr hilfreiche Rezension
12
Weiß und Schwarz - Gut und Böse
Sie scheint ganz einfach: Die Festlegung von Schwarz und Weiß, die richtige Entscheidung zwischen beiden Extremen.
Natürlich ist das Weiße, das Helle, das Lichte das Gute und genauso natürlich ist das Schwarze bestimmt mit dem Teufel im Bund und riecht übel - oder aber besonders verlockend!
Inzwischen wissen wir, dass es nicht so einfach ist und gerade die dunkle, zum Schwarz tendierende Seite besonders reizvoll sind kann; interessanter ist sie meist ohnehin.
Gegen die faszinierende Tiefe von Schwarz kann Weiß manchmal ganz schön eindimensional, um nicht zu sagen, langweilig sein.
Nehmen wir hier nur die beiden Protagonistinnen aus Tschaikowskys Ballett „Schwanensee“: die beiden anmutigen Schwäne!
Wie zart und romantisch bemitleidenswert erscheint uns die weiße Odette in ihrer Liebe um Prinz Siegfried (unter uns: ein ziemlicher Langweiler!), wenn sie grazil als Schwan über die Bühne schwebt; besonders ihre 32 Pirouetten (ich kam beim Zählen in meiner Begeisterung bisher immer nur auf 28) im dritten Akt des Balletts faszinieren doch immer.
Ja, die Schöne und Reine: Ihr gehört unser Herz. Oder vielleicht doch nicht?
Denn mit welchem Schwung betritt Odile, die schwarze Schwester die Bühne, mischt die Gala-Gesellschaft auf und hinterlässt wunderbare Unruhe, Bestürzung und viel Gesprächsstoff!
Die Aufmerksamkeit hat sie – jedenfalls auf der Bühne!
So verwundert es nicht, dass Thierry Wasser für die Guerlain-Duftserie „Le Bolshoï“ gerade diesem schwarzen Unruhestifter eine Komposition widmete.
Gut, das ganz große Erlebnis von Tschaikowskys Ballettmusik und mancher Aufführung erreicht „Le Bolshoï Black Swan“ nicht; aber das anzunehmen wäre wohl doch vermessen.
Dies wäre vielleicht Jacques oder auch Jean-Paul Guerlain gelungen, hätte man sie fragen können.
Diese Duftgala beginnt mit lebhaft fruchtiger Hesperiden-Frische (Bergamotte, Zitrone und Mandarine); die Guerlinade-Garanten Jasmin und Maiglöckchen, beide weiß, reichhaltig, reif und sinnlich, bereiten den Auftritt einer „großen Duftrose“ vor, wie wir sie hier erwartet haben.
So sind sie also wieder einmal versammelt, die klassischen drei „Edeldamen“ des großen Guerlain Duft-Spektakels.
Veilchen wagt sich mutig und charmant in ihren Kreis, dunkelviolett und fast genauso edel in seiner Pudrigkeit. Aber es kommt nicht allein, hier bringt es eine Besonderheit mit:
Nein, nicht die reichen und durchaus erwarteten Vanille- und Moschusgaben; die sind ohnehin schon da: Ohne sie ginge es gar nicht!
Nein, Veilchen hat einen gut gefüllten Krug Milch dabei; oder ist es doch Sahne?
Klingt erst einmal eigenartig, lässt aber hier den Duftverlauf nicht nur blumig-pudrig erscheinen, sondern sorgt auch für eine sämige/sahnige wunderbare Cremigkeit und vertieft so die sinnliche Ausstrahlung.
Dadurch werden auch die kleinen Widerhaken des Sandelholzes etwas überdeckt, die meine Sinne häufig gegen den Strich bürsten, obwohl ich sie eigentlich sehr mag: Ihre maskuline (Testosteron geschwängerte) Animalik ist oft genau das, was einer Duftkomposition noch fehlt, ehe sie in Oberflächlichkeit oder eben in die hier schon mehrfach erwähnte Langeweile abdriftet.
Nun, hier wird Sandelholz milchig-cremig, ohne seinen männlichen Charme zu verlieren und kann so gut den duftenden Gegenpart zu meinem geliebten Zedernduft spielen.
Guerlains „Le Bolshoï Black Swan“ lädt mit einer passenden Sillage und ausreichenden Haltbarkeit zu einem wohlduftenden Abend ein.
Dieser Einladung ins Bolshoï-Theater zu folgen, lohnt sich; aber wir finden „Black Swan“ nicht in einer der dortigen Prunklogen; das ist Thierry Wasser nun doch nicht gelungen.
Aber in der oberen Hälfte der neuen Generation der Guerlain-Düfte würde ich „Black Swan“ schon ansiedeln; gut durchkomponiert und tragbar ist diese Kreation auf jeden Fall.
Ein Liebhaberstück würde ich sagen; aber trifft das nicht auch im allgemeinen auf das klassische „Ballet Russes" zu?
So hat er mit dieser Duft-Komposition doch alles richtig gemacht.
Vielleicht sehen wir uns demnächst in diesem Theater und treffen dort Odile und Odette, alle eingehüllt in „Black Swan“.
„Mesdames et Messieurs: Mon respect comme adieu!“
Oder etwas flapsiger:
À bientôt! Man sieht sich!
Natürlich ist das Weiße, das Helle, das Lichte das Gute und genauso natürlich ist das Schwarze bestimmt mit dem Teufel im Bund und riecht übel - oder aber besonders verlockend!
Inzwischen wissen wir, dass es nicht so einfach ist und gerade die dunkle, zum Schwarz tendierende Seite besonders reizvoll sind kann; interessanter ist sie meist ohnehin.
Gegen die faszinierende Tiefe von Schwarz kann Weiß manchmal ganz schön eindimensional, um nicht zu sagen, langweilig sein.
Nehmen wir hier nur die beiden Protagonistinnen aus Tschaikowskys Ballett „Schwanensee“: die beiden anmutigen Schwäne!
Wie zart und romantisch bemitleidenswert erscheint uns die weiße Odette in ihrer Liebe um Prinz Siegfried (unter uns: ein ziemlicher Langweiler!), wenn sie grazil als Schwan über die Bühne schwebt; besonders ihre 32 Pirouetten (ich kam beim Zählen in meiner Begeisterung bisher immer nur auf 28) im dritten Akt des Balletts faszinieren doch immer.
Ja, die Schöne und Reine: Ihr gehört unser Herz. Oder vielleicht doch nicht?
Denn mit welchem Schwung betritt Odile, die schwarze Schwester die Bühne, mischt die Gala-Gesellschaft auf und hinterlässt wunderbare Unruhe, Bestürzung und viel Gesprächsstoff!
Die Aufmerksamkeit hat sie – jedenfalls auf der Bühne!
So verwundert es nicht, dass Thierry Wasser für die Guerlain-Duftserie „Le Bolshoï“ gerade diesem schwarzen Unruhestifter eine Komposition widmete.
Gut, das ganz große Erlebnis von Tschaikowskys Ballettmusik und mancher Aufführung erreicht „Le Bolshoï Black Swan“ nicht; aber das anzunehmen wäre wohl doch vermessen.
Dies wäre vielleicht Jacques oder auch Jean-Paul Guerlain gelungen, hätte man sie fragen können.
Diese Duftgala beginnt mit lebhaft fruchtiger Hesperiden-Frische (Bergamotte, Zitrone und Mandarine); die Guerlinade-Garanten Jasmin und Maiglöckchen, beide weiß, reichhaltig, reif und sinnlich, bereiten den Auftritt einer „großen Duftrose“ vor, wie wir sie hier erwartet haben.
So sind sie also wieder einmal versammelt, die klassischen drei „Edeldamen“ des großen Guerlain Duft-Spektakels.
Veilchen wagt sich mutig und charmant in ihren Kreis, dunkelviolett und fast genauso edel in seiner Pudrigkeit. Aber es kommt nicht allein, hier bringt es eine Besonderheit mit:
Nein, nicht die reichen und durchaus erwarteten Vanille- und Moschusgaben; die sind ohnehin schon da: Ohne sie ginge es gar nicht!
Nein, Veilchen hat einen gut gefüllten Krug Milch dabei; oder ist es doch Sahne?
Klingt erst einmal eigenartig, lässt aber hier den Duftverlauf nicht nur blumig-pudrig erscheinen, sondern sorgt auch für eine sämige/sahnige wunderbare Cremigkeit und vertieft so die sinnliche Ausstrahlung.
Dadurch werden auch die kleinen Widerhaken des Sandelholzes etwas überdeckt, die meine Sinne häufig gegen den Strich bürsten, obwohl ich sie eigentlich sehr mag: Ihre maskuline (Testosteron geschwängerte) Animalik ist oft genau das, was einer Duftkomposition noch fehlt, ehe sie in Oberflächlichkeit oder eben in die hier schon mehrfach erwähnte Langeweile abdriftet.
Nun, hier wird Sandelholz milchig-cremig, ohne seinen männlichen Charme zu verlieren und kann so gut den duftenden Gegenpart zu meinem geliebten Zedernduft spielen.
Guerlains „Le Bolshoï Black Swan“ lädt mit einer passenden Sillage und ausreichenden Haltbarkeit zu einem wohlduftenden Abend ein.
Dieser Einladung ins Bolshoï-Theater zu folgen, lohnt sich; aber wir finden „Black Swan“ nicht in einer der dortigen Prunklogen; das ist Thierry Wasser nun doch nicht gelungen.
Aber in der oberen Hälfte der neuen Generation der Guerlain-Düfte würde ich „Black Swan“ schon ansiedeln; gut durchkomponiert und tragbar ist diese Kreation auf jeden Fall.
Ein Liebhaberstück würde ich sagen; aber trifft das nicht auch im allgemeinen auf das klassische „Ballet Russes" zu?
So hat er mit dieser Duft-Komposition doch alles richtig gemacht.
Vielleicht sehen wir uns demnächst in diesem Theater und treffen dort Odile und Odette, alle eingehüllt in „Black Swan“.
„Mesdames et Messieurs: Mon respect comme adieu!“
Oder etwas flapsiger:
À bientôt! Man sieht sich!
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