08.05.2015 - 06:34 Uhr
ParfumAholic
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ParfumAholic
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Die Sache mit dem Gefühl und dem Verstand
Manchmal nutzt bei mir offenbar selbst die Brille nichts, die ich tagtäglich auf der Nase trage. Bislang war ich der (irrigen) Annahme, dass ich die gängigsten Guerlain-Düfte kennen würde. Darunter sehr viele, die mir extrem gut gefallen und in letzter Zeit leider häufiger auch welche, die meinen Geschmack nicht wirklich treffen.
Und dann sollte der Tag kommen, an dem ich Florblanca’s ernüchternden Kommentar zu „Nuit d’Amour“ entdeckt habe. Äh....Nuit was? Spätestens da musste ich lachen und mich der Erkenntnis hingeben, dass auch eine Brille nicht vor Nicht-Sehen schützt ;-)
Auf jeden Fall hat mich der Kommentar sehr neugierig auf den Duft gemacht (nicht zuletzt wegen der Iris) und es hat sich ergeben, dass Florblanca mir netterweise ihre Probe hat zukommen lassen. Dafür an dieser Stelle nochmals vielen lieben Dank!!
Ich war umso gespannter auf den Test, da ich den Duft bislang nicht kannte und ich mir fest vorgenommen hatte, mich in meiner Meinungsbildung nicht beeinflussen zu lassen (was eher schwer ist, wenn man den Kommi noch quasi vor Augen hat).
Ganz nüchtern betrachtet, ist „Nuit d’Amour“ ein Blüten-Iris-Puder-Duft. Litschi kann ich explizit nicht erriechen, den Pfeffer nur als Nuance einer sehr leichten Schärfe. Dafür glaube ich aber, eine dezente Tee-Note wahrzunehmen. Ist zwar nicht gelistet, aber hey, wir haben es ja hier auch mit Guerlain zu tun.
Was ich allerdings sofort erkenne ist das Veilchen und die Iris. Insbesondere die von mir über die Maßen geschätzte Iris leistet hier ganze Arbeit, kommt gänzlich unkühl und unsperrig, dafür sehr pudrig und umschmeichelnd daher. Nach und nach mischen sich elegantes Sandelholz und feinster (unseifiger) Moschus unter die Iris.
Ebenfalls ganz nüchtern betrachtet komme ich zu dem Ergebnis, dass die Sillage kaum wahrnehmbar ist (selbst mein alter Trick, eine Weile nach dem Auftragen aus dem Zimmer hinaus und dann wieder hinein zu gehen, um zu riechen, wie viel vom Duft „in der Luft hängt“, bringt kein anderes Ergebnis).
Die Haltbarkeit liegt bei mir zwischen 4 und 5 Stunden, was ich jetzt nicht extrem schlecht finde, wobei ich von einem Eau de Parfum aus dem Haus Guerlain tendenziell schon mehr erwartet hätte.
Wenn ich nun Kopf und Gefühl wieder synchron schalte, komme ich zu der Erkenntnis, dass „Nuit d’Amour“ für mich ganz persönlich ein kleines Meisterwerk ist.
Er bringt einige Duftstoffe wie Iris und Moschus mit, die ich sehr schätze.
Er legt sich wie ein feiner Schleier auf die Haut und wirkt durch sich allein.
Er erscheint im Grunde simpel, ist aber vielschichtiger als gedacht.
Er berührt mich.
Ganz nebenbei gesagt erinnert er mich entfernt an „Mayotte“. Allerdings nur an das Ende von „Mayotte“, wenn dieser ganz sanft und leise ausklingt.
Mir persönlich wäre „Nuit d’Amour“ allerdings zu romantisch in seiner Anmutung. Hinzu kommt, da muss ich Florblanca uneingeschränkt zustimmen, dass er mir für ein Eau de Parfum zu wenig präsent ist.
Weil er aber, trotz dieses großen Mankos, ein wundervoller Duft ist, bekommt er dennoch 80% von mir.
Somit sind Gefühl und Verstand nun wieder miteinander versöhnt ;-))
Und dann sollte der Tag kommen, an dem ich Florblanca’s ernüchternden Kommentar zu „Nuit d’Amour“ entdeckt habe. Äh....Nuit was? Spätestens da musste ich lachen und mich der Erkenntnis hingeben, dass auch eine Brille nicht vor Nicht-Sehen schützt ;-)
Auf jeden Fall hat mich der Kommentar sehr neugierig auf den Duft gemacht (nicht zuletzt wegen der Iris) und es hat sich ergeben, dass Florblanca mir netterweise ihre Probe hat zukommen lassen. Dafür an dieser Stelle nochmals vielen lieben Dank!!
Ich war umso gespannter auf den Test, da ich den Duft bislang nicht kannte und ich mir fest vorgenommen hatte, mich in meiner Meinungsbildung nicht beeinflussen zu lassen (was eher schwer ist, wenn man den Kommi noch quasi vor Augen hat).
Ganz nüchtern betrachtet, ist „Nuit d’Amour“ ein Blüten-Iris-Puder-Duft. Litschi kann ich explizit nicht erriechen, den Pfeffer nur als Nuance einer sehr leichten Schärfe. Dafür glaube ich aber, eine dezente Tee-Note wahrzunehmen. Ist zwar nicht gelistet, aber hey, wir haben es ja hier auch mit Guerlain zu tun.
Was ich allerdings sofort erkenne ist das Veilchen und die Iris. Insbesondere die von mir über die Maßen geschätzte Iris leistet hier ganze Arbeit, kommt gänzlich unkühl und unsperrig, dafür sehr pudrig und umschmeichelnd daher. Nach und nach mischen sich elegantes Sandelholz und feinster (unseifiger) Moschus unter die Iris.
Ebenfalls ganz nüchtern betrachtet komme ich zu dem Ergebnis, dass die Sillage kaum wahrnehmbar ist (selbst mein alter Trick, eine Weile nach dem Auftragen aus dem Zimmer hinaus und dann wieder hinein zu gehen, um zu riechen, wie viel vom Duft „in der Luft hängt“, bringt kein anderes Ergebnis).
Die Haltbarkeit liegt bei mir zwischen 4 und 5 Stunden, was ich jetzt nicht extrem schlecht finde, wobei ich von einem Eau de Parfum aus dem Haus Guerlain tendenziell schon mehr erwartet hätte.
*
Doch wie immer im Leben (und schon gar nicht bei Düften) kann man nicht alles nur nüchtern und sachlich betrachten. Gerade bei Düften spielen Empfindungen und Erinnerungen ja bekanntlich eine tragende Rolle (davon lebt letztlich wahrscheinlich diese Multi-Milliarden-Industrie).
Lasse ich „Nuit d’Amour“ auf der emotionalen Schiene wirken, so empfinde ich ihn als einen zutiefst gefühlvollen und romantisch-verklärten Duft. Diese „Liebes-Nacht“ ist ein Rausch der Sinne, in dem das Fühlen und Empfinden alle Sachlichkeit verdrängt. Vor meinem inneren Auge sehe ich schwere Samt-Vorhänge, die etwas Mondlicht in das mit Dutzenden von Kerzen „erleuchtete“ Zimmer lassen. Zwei Menschen, die sich absolut nah sind und keinerlei Scheu voreinander haben. Zwei Menschen, die sich bereits in- und auswendig kennen, keine Geheimnisse voreinander haben und einander ohne Worte verstehen. Die beiden haben keine Eile miteinander, genießen jede Sekunde voller Hingabe.
Hier ist absolut kein Raum für „quick and dirty“, nein, nicht bei „Nuit d’Amour“.
*Doch wie immer im Leben (und schon gar nicht bei Düften) kann man nicht alles nur nüchtern und sachlich betrachten. Gerade bei Düften spielen Empfindungen und Erinnerungen ja bekanntlich eine tragende Rolle (davon lebt letztlich wahrscheinlich diese Multi-Milliarden-Industrie).
Lasse ich „Nuit d’Amour“ auf der emotionalen Schiene wirken, so empfinde ich ihn als einen zutiefst gefühlvollen und romantisch-verklärten Duft. Diese „Liebes-Nacht“ ist ein Rausch der Sinne, in dem das Fühlen und Empfinden alle Sachlichkeit verdrängt. Vor meinem inneren Auge sehe ich schwere Samt-Vorhänge, die etwas Mondlicht in das mit Dutzenden von Kerzen „erleuchtete“ Zimmer lassen. Zwei Menschen, die sich absolut nah sind und keinerlei Scheu voreinander haben. Zwei Menschen, die sich bereits in- und auswendig kennen, keine Geheimnisse voreinander haben und einander ohne Worte verstehen. Die beiden haben keine Eile miteinander, genießen jede Sekunde voller Hingabe.
Hier ist absolut kein Raum für „quick and dirty“, nein, nicht bei „Nuit d’Amour“.
Wenn ich nun Kopf und Gefühl wieder synchron schalte, komme ich zu der Erkenntnis, dass „Nuit d’Amour“ für mich ganz persönlich ein kleines Meisterwerk ist.
Er bringt einige Duftstoffe wie Iris und Moschus mit, die ich sehr schätze.
Er legt sich wie ein feiner Schleier auf die Haut und wirkt durch sich allein.
Er erscheint im Grunde simpel, ist aber vielschichtiger als gedacht.
Er berührt mich.
Ganz nebenbei gesagt erinnert er mich entfernt an „Mayotte“. Allerdings nur an das Ende von „Mayotte“, wenn dieser ganz sanft und leise ausklingt.
Mir persönlich wäre „Nuit d’Amour“ allerdings zu romantisch in seiner Anmutung. Hinzu kommt, da muss ich Florblanca uneingeschränkt zustimmen, dass er mir für ein Eau de Parfum zu wenig präsent ist.
Weil er aber, trotz dieses großen Mankos, ein wundervoller Duft ist, bekommt er dennoch 80% von mir.
Somit sind Gefühl und Verstand nun wieder miteinander versöhnt ;-))
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