25.02.2017 - 11:04 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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'Wenn Sie ein Gentleman wären...'
raunzte mich eine Frau am Ende einer Kassenschlange neulich an '...dann würden Sie mich vorlassen. Sie sehen ja wohl, dass ich es eilig habe.' Ein Teil von mir hätte spontan sehr gerne scharf erwidert: 'Glauben Sie mir - wenn Sie eine Dame wären, ließe ich Sie vor!', aber ich fand, das gäbe unnötig schlechtes Karma, und ließ sie einfach genervt in ihr Handy schimpfend stehen. Ein halbwegs nett vorgetragenes 'Entschuldigung, ich bin sehr in Eile und stehe draußen im Parkverbot...' hätte mich übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Gentleman gemacht.
'Wenn Sie ein Gentleman wären...' Was ist denn heute eigentlich ein Gentleman? Beschränkt sich das auf solche Höflichkeitsgesten wie das Vorlassen an Supermarktkassen, das Aufhalten von Türen oder Mänteln und das Anreichen von Taschentüchern? Ich habe immer gefunden, dass ein wirklicher Gentleman sich vielmehr durch innere Gelassenheit und Herzensruhe auszeichnet und eine freundliche Selbstverständlichkeit in seinen unaufgeregten Umgangsformen. Ein Gentleman macht eine Frau durch seine reine Gegenwart zur Dame.
Man ist nun versucht, ganz automatisch anzunehmen, dass ein solcher Gentleman nach irgendetwas duftet, das traditionell ist, vielleicht altmodisch - quasi die olfaktorische Entsprechung eines monogrammbestickten Batisttaschentuchs und eines Spazierstocks mit Familienwappen im silbernen Knauf. Doch muss das gar nicht sein - im Gegenteil kann der Duft eines Gentlemans durchaus modern sein, wenn er denn jene Gelassenheit und Herzensruhe hat, von freundlichem Wesen ist - und stiller und dabei selbstverständlicher Galanterie.
Hermès' Equipage Géranium ist so ein Duft. Equipage - der alte - war schon ein solcher Duft, und Herrn Ellenas verjüngter Hybrid ist es wunderbarerweise immer noch. Er duftet nach etwas Wohlerzogenem und Kultiviertem - gesittet, aber nicht langweilig oder gar altbacken - wie ein Mann (der neunzehn sein kann oder siebzig, im Brioni-Anzug oder bis zu den Handgelenken tätowiert), der in der U-Bahn jemandem seinen Platz anbietet, ohne die Umstehenden dadurch zu erziehen oder gar vorzuführen. Er duftet nach etwas zwanglos Frischem, Augenzwinkerndem - und dem vielleicht konservativsten und klassischsten Akkord, den ein Herrenparfum haben kann: Rosengeranie. Und dabei sind etwas Nelke und ein paar weiche Hölzer, etwas Gutmütiges aus Muskatnuss und Moos - und eine ganz feine Andeutung von dunklem Sattelleder. So duftet ein Mann, der sich seiner selbst und seiner Männlichkeit so sicher ist, dass er sie nicht durch etwas Lautes oder Vulgäres vorzeigen muss. Und obwohl ein Gentleman kein Alter hat - Equipage Géranium ist für einen Mann und keinen Jüngling.
Fazit: kein Gassenhauer und keiner, auf den man angesprochen wird. Zum Glück. Und wenn die Frau von der Supermarktkasse das hier zufällig liest - das Etikett vom Schlüpfer guckte hinten bei dir raus. Sah blöde aus.
'Wenn Sie ein Gentleman wären...' Was ist denn heute eigentlich ein Gentleman? Beschränkt sich das auf solche Höflichkeitsgesten wie das Vorlassen an Supermarktkassen, das Aufhalten von Türen oder Mänteln und das Anreichen von Taschentüchern? Ich habe immer gefunden, dass ein wirklicher Gentleman sich vielmehr durch innere Gelassenheit und Herzensruhe auszeichnet und eine freundliche Selbstverständlichkeit in seinen unaufgeregten Umgangsformen. Ein Gentleman macht eine Frau durch seine reine Gegenwart zur Dame.
Man ist nun versucht, ganz automatisch anzunehmen, dass ein solcher Gentleman nach irgendetwas duftet, das traditionell ist, vielleicht altmodisch - quasi die olfaktorische Entsprechung eines monogrammbestickten Batisttaschentuchs und eines Spazierstocks mit Familienwappen im silbernen Knauf. Doch muss das gar nicht sein - im Gegenteil kann der Duft eines Gentlemans durchaus modern sein, wenn er denn jene Gelassenheit und Herzensruhe hat, von freundlichem Wesen ist - und stiller und dabei selbstverständlicher Galanterie.
Hermès' Equipage Géranium ist so ein Duft. Equipage - der alte - war schon ein solcher Duft, und Herrn Ellenas verjüngter Hybrid ist es wunderbarerweise immer noch. Er duftet nach etwas Wohlerzogenem und Kultiviertem - gesittet, aber nicht langweilig oder gar altbacken - wie ein Mann (der neunzehn sein kann oder siebzig, im Brioni-Anzug oder bis zu den Handgelenken tätowiert), der in der U-Bahn jemandem seinen Platz anbietet, ohne die Umstehenden dadurch zu erziehen oder gar vorzuführen. Er duftet nach etwas zwanglos Frischem, Augenzwinkerndem - und dem vielleicht konservativsten und klassischsten Akkord, den ein Herrenparfum haben kann: Rosengeranie. Und dabei sind etwas Nelke und ein paar weiche Hölzer, etwas Gutmütiges aus Muskatnuss und Moos - und eine ganz feine Andeutung von dunklem Sattelleder. So duftet ein Mann, der sich seiner selbst und seiner Männlichkeit so sicher ist, dass er sie nicht durch etwas Lautes oder Vulgäres vorzeigen muss. Und obwohl ein Gentleman kein Alter hat - Equipage Géranium ist für einen Mann und keinen Jüngling.
Fazit: kein Gassenhauer und keiner, auf den man angesprochen wird. Zum Glück. Und wenn die Frau von der Supermarktkasse das hier zufällig liest - das Etikett vom Schlüpfer guckte hinten bei dir raus. Sah blöde aus.
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