27.07.2017 - 14:19 Uhr
Meggi
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Prioritäten eines Gentlemans
„Ah, Passepartout, dann zeig’ mal! Du liebe Güte, was ist denn das?“
„Das sind Muskatnüsse und Pfefferkörner, Herr! Können sie sich erinnern? Wir haben die Plantagen gesehen, als wir im Zug durch Khandeisch gefahren sind. Und das hier ist Eukalyptus-Öl. Eukalyptus wächst in Australien. Riechen Sie nur, wie frisch das ist!“
„Wozu sollte ich aus einem Zugfenster schauen? Ich führte Konversation mit Sir Francis Cromarty. Leider fehlten uns zwei Gentlemen für eine Partie Whist. Und was diesen…Eukalyptus betrifft: Ich sprach von Lavendel. Lavendel - die einzig vernünftige Idee, die Ihr Franzosen je hattet. Gerade Du solltest also besser wissen, dass das da nicht wie Lavendel riecht. Und es war die Rede von Wacholder und nicht von Pfeffer oder diesen seltsamen…Nüssen. Und wo ist das Bergamotte-Öl?“
„Ich konnte bloß andere Zitrus-Früchte bekommen, Herr. Wenigstens einige Grapefruit darunter.“
„Nun gut. Dafür gebe ich die Bergamotte drein. Lass‘ die Grapefruit sofort ent-ölen. Was ist mit dem Tannenbalsam?“
„…“
„Passepartout, ich bin erschüttert. In ein anständiges englisches Duftwasser gehört Tannenbalsam. Ich verlange Tannenbalsam.“
„Aber Mister Fogg, Herr, ich kann doch nichts dafür! Ich war froh, auf dem Markt Zeder aus dem Libanon und ein paar alte Sibirische Kiefernzapfen zu bekommen. Sie glauben nicht, was das gekostet hat! Ich bin in ganz Kalkutta herumgelaufen. Es gibt in Bengalen eben keine Tannen. Die nächsten sind angeblich im Himalaja. Und, Herr, mit Verlaub gefragt: Wer hat denn den Flakon ‚Gentleman’s Premium‘ von Truefitt & Hill fallenlassen?“
„…“
„Lass‘ gut sein, Phileas. Der Junge hat Recht: Immerhin hast Du Die Flasche tatsächlich selbst zerdeppert.“
„Misch Dich da bitte nicht ein, Aouda! Ich reise nicht ab, bevor mein Parfüm fertig ist. Ein Gentleman zeigt sich ohne angemessenes Duftwasser nicht in der Öffentlichkeit. Und derlei Improvisationen mit Euka…Euka…dingsda und diesen Nüssen wagt man vielleicht in… *naserümpf* ...Frankreich, aber im British Empire – niemals. Passepartout, schick‘ einen Boten in den Himalaja! Er soll dort auch gleich nach Wacholder sehen. Und wir müssen das Lavendel-Duftsäckchen aus dem Reisesack holen und es schlachten - dies ist ein Notfall!“
„Wenn wir hier weiter rumhängen, kann ich ja ‘ne Weile shoppen gehen. Phileas, ich schnapp‘ mir ‘nen Tausender. Bis dann!“
„Herr, wir haben jetzt schon fünfzehn Tage auf den Duft-Ersatz verwendet. Wir hätten laut Ihrem Plan vorgestern bereits das Schiff von Hongkong nach Yokohama nehmen müssen.“
„Mach‘ Dir deswegen keine Sorgen. Ich habe vorhin Kapitän Nemo telegrafieren lassen.“
„Wem?“
„Kapitän Nemo. Dem Eigentümer und Kommandanten der ‚Nautilus‘. Ein Unterseeboot. Ganz neue Erfindung. Die Küche an Bord ist vorzüglich, das Soufflé von erlesenen Meeresfrüchten ist ein Gedicht! Mit der ‚Nautilus‘ legen wir den Rest der Strecke im Nu zurück. Wir sind nicht nur mühelos vor Ablauf des achtzigsten Tages in London, sondern da sind sogar noch ein, zwei Wochen Strand-Urlaub auf Hawaii oder auf den Kanaren drin.“
„Hatten Sie den Herren Stuart, Fallentin, Sullivan, Flanagan und Ralph nicht ausdrücklich zugesichert, die Visa auf Ihrem Pass würden bei Ihrer Rückkehr den Nachweis der Reiseroute geben?“
„Kein Problem. Der gute Kapitän Nemo setzt uns jeweils kurz in den Häfen ab. Dort besorgen wir die Visa. Es war nicht Teil der Wette, auf welchem Transportmittel ich die Reise durchführe. Und was viel besser als die Visa ist: Ich kann eine reizende junge Dame vorzeigen, die ich im Dschungel Indiens aus höchster Lebensgefahr gerettet habe. Das kommt unter Gentlemen außerordentlich gut an.“
„Und warum haben Sie Herrn Nemo mit seiner Nautilus nicht von Anfang an gebucht?“
„Mein lieber Junge, wo bleibt denn da das Abenteuer? Nun haben sich die Verhältnisse allerdings grundlegend geändert. Ich brauche meinen Duft. Warum machst Du das mit diesen Eukanüssen, der Zeder und der Kiefer nicht einfach für Dich selbst? Das Zitrusfrucht-Öl wird für uns beide reichen.“
[Einige Stunden später]
„Meine liebe Aouda, weißt Du was? Wir machen in London nur kurz halt, kleine Stippvisite im Reform-Club für die Wette, das gebietet der Anstand. Dann veräußere ich mein Domizil und wir tuckern gepflegt wieder zurück nach Kalkutta, die Leute sind entspannter hier. Mein lieber Passepartout, da bist Du doch dabei!?!“
„Das sind Muskatnüsse und Pfefferkörner, Herr! Können sie sich erinnern? Wir haben die Plantagen gesehen, als wir im Zug durch Khandeisch gefahren sind. Und das hier ist Eukalyptus-Öl. Eukalyptus wächst in Australien. Riechen Sie nur, wie frisch das ist!“
„Wozu sollte ich aus einem Zugfenster schauen? Ich führte Konversation mit Sir Francis Cromarty. Leider fehlten uns zwei Gentlemen für eine Partie Whist. Und was diesen…Eukalyptus betrifft: Ich sprach von Lavendel. Lavendel - die einzig vernünftige Idee, die Ihr Franzosen je hattet. Gerade Du solltest also besser wissen, dass das da nicht wie Lavendel riecht. Und es war die Rede von Wacholder und nicht von Pfeffer oder diesen seltsamen…Nüssen. Und wo ist das Bergamotte-Öl?“
„Ich konnte bloß andere Zitrus-Früchte bekommen, Herr. Wenigstens einige Grapefruit darunter.“
„Nun gut. Dafür gebe ich die Bergamotte drein. Lass‘ die Grapefruit sofort ent-ölen. Was ist mit dem Tannenbalsam?“
„…“
„Passepartout, ich bin erschüttert. In ein anständiges englisches Duftwasser gehört Tannenbalsam. Ich verlange Tannenbalsam.“
„Aber Mister Fogg, Herr, ich kann doch nichts dafür! Ich war froh, auf dem Markt Zeder aus dem Libanon und ein paar alte Sibirische Kiefernzapfen zu bekommen. Sie glauben nicht, was das gekostet hat! Ich bin in ganz Kalkutta herumgelaufen. Es gibt in Bengalen eben keine Tannen. Die nächsten sind angeblich im Himalaja. Und, Herr, mit Verlaub gefragt: Wer hat denn den Flakon ‚Gentleman’s Premium‘ von Truefitt & Hill fallenlassen?“
„…“
„Lass‘ gut sein, Phileas. Der Junge hat Recht: Immerhin hast Du Die Flasche tatsächlich selbst zerdeppert.“
„Misch Dich da bitte nicht ein, Aouda! Ich reise nicht ab, bevor mein Parfüm fertig ist. Ein Gentleman zeigt sich ohne angemessenes Duftwasser nicht in der Öffentlichkeit. Und derlei Improvisationen mit Euka…Euka…dingsda und diesen Nüssen wagt man vielleicht in… *naserümpf* ...Frankreich, aber im British Empire – niemals. Passepartout, schick‘ einen Boten in den Himalaja! Er soll dort auch gleich nach Wacholder sehen. Und wir müssen das Lavendel-Duftsäckchen aus dem Reisesack holen und es schlachten - dies ist ein Notfall!“
„Wenn wir hier weiter rumhängen, kann ich ja ‘ne Weile shoppen gehen. Phileas, ich schnapp‘ mir ‘nen Tausender. Bis dann!“
„Herr, wir haben jetzt schon fünfzehn Tage auf den Duft-Ersatz verwendet. Wir hätten laut Ihrem Plan vorgestern bereits das Schiff von Hongkong nach Yokohama nehmen müssen.“
„Mach‘ Dir deswegen keine Sorgen. Ich habe vorhin Kapitän Nemo telegrafieren lassen.“
„Wem?“
„Kapitän Nemo. Dem Eigentümer und Kommandanten der ‚Nautilus‘. Ein Unterseeboot. Ganz neue Erfindung. Die Küche an Bord ist vorzüglich, das Soufflé von erlesenen Meeresfrüchten ist ein Gedicht! Mit der ‚Nautilus‘ legen wir den Rest der Strecke im Nu zurück. Wir sind nicht nur mühelos vor Ablauf des achtzigsten Tages in London, sondern da sind sogar noch ein, zwei Wochen Strand-Urlaub auf Hawaii oder auf den Kanaren drin.“
„Hatten Sie den Herren Stuart, Fallentin, Sullivan, Flanagan und Ralph nicht ausdrücklich zugesichert, die Visa auf Ihrem Pass würden bei Ihrer Rückkehr den Nachweis der Reiseroute geben?“
„Kein Problem. Der gute Kapitän Nemo setzt uns jeweils kurz in den Häfen ab. Dort besorgen wir die Visa. Es war nicht Teil der Wette, auf welchem Transportmittel ich die Reise durchführe. Und was viel besser als die Visa ist: Ich kann eine reizende junge Dame vorzeigen, die ich im Dschungel Indiens aus höchster Lebensgefahr gerettet habe. Das kommt unter Gentlemen außerordentlich gut an.“
„Und warum haben Sie Herrn Nemo mit seiner Nautilus nicht von Anfang an gebucht?“
„Mein lieber Junge, wo bleibt denn da das Abenteuer? Nun haben sich die Verhältnisse allerdings grundlegend geändert. Ich brauche meinen Duft. Warum machst Du das mit diesen Eukanüssen, der Zeder und der Kiefer nicht einfach für Dich selbst? Das Zitrusfrucht-Öl wird für uns beide reichen.“
[Einige Stunden später]
„Meine liebe Aouda, weißt Du was? Wir machen in London nur kurz halt, kleine Stippvisite im Reform-Club für die Wette, das gebietet der Anstand. Dann veräußere ich mein Domizil und wir tuckern gepflegt wieder zurück nach Kalkutta, die Leute sind entspannter hier. Mein lieber Passepartout, da bist Du doch dabei!?!“
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