02.08.2014 - 15:09 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
20
Flaschen-Musik
Die Vokabel „Aria“ gibt einigen Spielraum für Interpretationen. Gemeint sein können Lieder bis hin zur praktisch wörtlich entlehnten Arie; ebenso kann von Wind oder Luft die Rede sein, das zumindest lerne ich aus den Online-Lexika. Selbst kann ich Italienisch leider bloß hören und essen. „Aria di Mare“ könnte daher „Gesang des Meeres“, „Meereswinde“ o. Ä. zu bedeuten. Na, dann fühlen wir dem singenden Wind einmal auf die luftbeströmte, resonanzraum-unterlegte Kauleiste und nähern uns einer völlig neuen Deutung des Begriffs.
Der Auftakt ist angenehm gelungenes Aquatentum. Ein maritimer Akkord ist zweifellos Protagonist, aber er tritt behutsam und in Begleitung auf. Wir sitzen bei einem sanften Meeres-Lüftchen inmitten einiger duftender Sträucher oder Blumen. Il Profvmo stellt übrigens auf dem Klappentext zum Testerchen Java-Tee und Akazienblüten in den Vordergrund, auf dem Web-Auftritt findet sich ein anderer, küsten-näherer Schwerpunkt. Zwischenfazit: Denke einfach jede/r, was sie oder er will.
Sehr gelungen die Einbindung des Ginster. Der ist im Garten schnell mal ein Stinker, bei AdM bleibt er in der zweiten Reihe und damit am richtigen Ort. Überhaupt ist der „blumige“ Eindruck zunächst durchweg herb und womöglich an eine spröde Mittelmeer-Vegetation angelehnt. Korbblütler-Aroma scheint mir naheliegend und charakterlich gut passend zum Ginster. Die exotische Narzisse kenne ich nicht, unsere heimischen Narzissen hätten allerdings gleichfalls den „richtigen“ Geruch. Trotzdem ist eine luftige Grundstruktur klar vorherrschend.
Innerhalb der zweiten, dritten Stunde verschiebt sich der Eindruck der zweiten Reihe vom Herben weg und weiter nach vorne. Die Blümelein werden süßer. Madame Tiaré ist gewiss vor-basislich an der Reihe. Mich erinnert das jetzt – welch‘ eine Kehrtwende - frappierend an Sonnencreme-Luft aus der Plastikflasche. Und zwar die vom letzten Jahr, deren Inhalt inzwischen auch ein bisschen nach dem Behältnis riecht. Ich mag diesen luftig-cremig-süßlich-pudrig-synthetischen Geruch gut leiden, denn er ist immer dann zu erleben, wenn es im Frühjahr ganz plötzlich sonnig und warm wird und man folglich bisher nicht daran gedacht hat, neue Sonnencreme zu besorgen. Das sind doch besonders geschätzte Tage: Die Kinder dürfen unvermutet in die Badesachen schlüpfen, bekommen die blasse Grottenolm-nach-Winterschlaf-Haut dick eingecremt und ab geht’s in den Garten. „Wasser marsch!“ genügt, dass sie ihr Glück kaum fassen können (und uns auf der Terrasse in Ruhe lassen – friedliches Kindergeschrei filtern die elterlichen Ohren nämlich mittlerweile raus…). Und wenn es gar an den Strand geht…
Meist sind in den Tuben des Vorjahres nur noch Reste enthalten. Und beim Herausquetschen? Na? Richtig: Es gibt nicht allein diesen speziellen Geruch, sondern es pfeift! Weniger melodisch („pfü-huuuh, pfü-huuuh“), gleichwohl nicht minder ausdauernd als Ilse Werner. Die „Aria di Mare“ hat soeben eine neue Übersetzung gefunden: das „Flöten der Vorjahres-Sonnencreme-Flasche“. Ob nun sämtliche Lexika um diesen insbesondere für Norddeutsche so wichtigen Begriff ergänzt werden, ist bislang offen.
Allzu lange soll man die kleinen Bagaluten ja im Frühjahr nicht sofort in die Sonne lassen. Und ähnlich wie man sie tunlichst beizeiten wieder in den Schatten treibt, verflüchtigt sich der vorliegende Duft gleichermaßen deutlich vor Ende des Tages. Spätestens in der siebten Stunde ist praktisch Schluss und bereits davor, ab etwa der dritten, vierten Stunde, hält er sich ebenfalls schon arg zurück.
Dass dies ein Eau de Parfum mit angabegemäß Haute Concentration sein soll… Die Duftmoleküle sind allenfalls mit höchster Konzentration versessen, die Haut nicht zu verlassen. Man muss beim Einatmen gegen eine Art starker Wechselwirkung zwischen Duft und Haut ankämpfen. Das sieht in klein vermutlich fast aus wie bei Tom und Jerry, wenn Jerry mit einem Riesen-Staubsauger (hier: mein Rüssel) erscheint, worauf der sich verbissen an die Spitze eines grotesk abgewinkelten Baumes (hier: ein einsam stehendes Handrücken-Haar) klammernde Tom (hier: Ein Duft-Teilchen) erst in die Länge gezogen wird, daraufhin ruckartig abrutscht und im Dunkel verschwindet. Apropos T & J: Das lief gerade wieder im TV - war ein Riesenspaß, sich das gemeinsam mit den Kindern anzusehen!
Fazit: Bei Aria di Mare drücke ich una furtiva lagrima weg angesichts der schwachen Ausdünstung und Haltbarkeit. Ich finde ihn ansonsten recht ordentlich, ein angenehm distinguierter, ausreichend aquatenloser Teil-Aquat mit – jedenfalls für mich – hoher Originalität.
Der Auftakt ist angenehm gelungenes Aquatentum. Ein maritimer Akkord ist zweifellos Protagonist, aber er tritt behutsam und in Begleitung auf. Wir sitzen bei einem sanften Meeres-Lüftchen inmitten einiger duftender Sträucher oder Blumen. Il Profvmo stellt übrigens auf dem Klappentext zum Testerchen Java-Tee und Akazienblüten in den Vordergrund, auf dem Web-Auftritt findet sich ein anderer, küsten-näherer Schwerpunkt. Zwischenfazit: Denke einfach jede/r, was sie oder er will.
Sehr gelungen die Einbindung des Ginster. Der ist im Garten schnell mal ein Stinker, bei AdM bleibt er in der zweiten Reihe und damit am richtigen Ort. Überhaupt ist der „blumige“ Eindruck zunächst durchweg herb und womöglich an eine spröde Mittelmeer-Vegetation angelehnt. Korbblütler-Aroma scheint mir naheliegend und charakterlich gut passend zum Ginster. Die exotische Narzisse kenne ich nicht, unsere heimischen Narzissen hätten allerdings gleichfalls den „richtigen“ Geruch. Trotzdem ist eine luftige Grundstruktur klar vorherrschend.
Innerhalb der zweiten, dritten Stunde verschiebt sich der Eindruck der zweiten Reihe vom Herben weg und weiter nach vorne. Die Blümelein werden süßer. Madame Tiaré ist gewiss vor-basislich an der Reihe. Mich erinnert das jetzt – welch‘ eine Kehrtwende - frappierend an Sonnencreme-Luft aus der Plastikflasche. Und zwar die vom letzten Jahr, deren Inhalt inzwischen auch ein bisschen nach dem Behältnis riecht. Ich mag diesen luftig-cremig-süßlich-pudrig-synthetischen Geruch gut leiden, denn er ist immer dann zu erleben, wenn es im Frühjahr ganz plötzlich sonnig und warm wird und man folglich bisher nicht daran gedacht hat, neue Sonnencreme zu besorgen. Das sind doch besonders geschätzte Tage: Die Kinder dürfen unvermutet in die Badesachen schlüpfen, bekommen die blasse Grottenolm-nach-Winterschlaf-Haut dick eingecremt und ab geht’s in den Garten. „Wasser marsch!“ genügt, dass sie ihr Glück kaum fassen können (und uns auf der Terrasse in Ruhe lassen – friedliches Kindergeschrei filtern die elterlichen Ohren nämlich mittlerweile raus…). Und wenn es gar an den Strand geht…
Meist sind in den Tuben des Vorjahres nur noch Reste enthalten. Und beim Herausquetschen? Na? Richtig: Es gibt nicht allein diesen speziellen Geruch, sondern es pfeift! Weniger melodisch („pfü-huuuh, pfü-huuuh“), gleichwohl nicht minder ausdauernd als Ilse Werner. Die „Aria di Mare“ hat soeben eine neue Übersetzung gefunden: das „Flöten der Vorjahres-Sonnencreme-Flasche“. Ob nun sämtliche Lexika um diesen insbesondere für Norddeutsche so wichtigen Begriff ergänzt werden, ist bislang offen.
Allzu lange soll man die kleinen Bagaluten ja im Frühjahr nicht sofort in die Sonne lassen. Und ähnlich wie man sie tunlichst beizeiten wieder in den Schatten treibt, verflüchtigt sich der vorliegende Duft gleichermaßen deutlich vor Ende des Tages. Spätestens in der siebten Stunde ist praktisch Schluss und bereits davor, ab etwa der dritten, vierten Stunde, hält er sich ebenfalls schon arg zurück.
Dass dies ein Eau de Parfum mit angabegemäß Haute Concentration sein soll… Die Duftmoleküle sind allenfalls mit höchster Konzentration versessen, die Haut nicht zu verlassen. Man muss beim Einatmen gegen eine Art starker Wechselwirkung zwischen Duft und Haut ankämpfen. Das sieht in klein vermutlich fast aus wie bei Tom und Jerry, wenn Jerry mit einem Riesen-Staubsauger (hier: mein Rüssel) erscheint, worauf der sich verbissen an die Spitze eines grotesk abgewinkelten Baumes (hier: ein einsam stehendes Handrücken-Haar) klammernde Tom (hier: Ein Duft-Teilchen) erst in die Länge gezogen wird, daraufhin ruckartig abrutscht und im Dunkel verschwindet. Apropos T & J: Das lief gerade wieder im TV - war ein Riesenspaß, sich das gemeinsam mit den Kindern anzusehen!
Fazit: Bei Aria di Mare drücke ich una furtiva lagrima weg angesichts der schwachen Ausdünstung und Haltbarkeit. Ich finde ihn ansonsten recht ordentlich, ein angenehm distinguierter, ausreichend aquatenloser Teil-Aquat mit – jedenfalls für mich – hoher Originalität.
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