31.05.2015 - 06:55 Uhr
Aura
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Aura
Top Rezension
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Gafferkäffchen
„Vorsicht auf der A9! Nach einem Unfall verursachen Gaffer einen Stau und behindern die Rettungsdienste. Bitte fahren Sie zügig an der Unfallstelle vorbei!“
Ich würde niemals Rettungsdienste behindern! Ich fahre zügig vorbei, nehme die nächste Ausfahrt, fahre ein Stück zurück und suche mir einen rettungsdiensteunbehindernden Platz, von dem aus ich gaffen kann.
Also ja, ich bin ein Gaffer. Aber nein, ich weide mich natürlich nicht am Unglück oder Leid anderer. Sobald Schmerzen bei Mensch oder Tier im Spiel sind, bin ich raus.
Am Liebsten mag ich Naturkatastrophen. Tornados, absinkende Erdlöcher, Lawinen, Vulkanausbrüche etc. – die explodierende Kraft fasziniert und fesselt mich einfach. Wie ein besonders fieser, schon lange schwelender Pickel, der plötzlich aufplatzt und… auch dazu gibt es übrigens Videos auf Youtube. Ich habe es mal ausprobiert, das war aber nix für mich.
Dafür bin ich ein Fan von Abigail und Brittany Hensel, den siamnesischen Zwillingen mit zwei Köpfen und einem Körper. Grey’s Anatomy schaue ich weniger wegen dem ewig nervigen Hin und Her zwischen Meredith und Derek als vielmehr wegen der gafferfreundlich inszenierten Notfälle wie „vom Ast aufgespiesst“ und dergleichen. Ist ja hier nur gespielt… Ich denke, die Lust am Gaffen kommt daher, weil es Abwechslung fürs Auge, etwas Aussergewöhnliches bietet.Es gibt aber auch Sachen, da kann und will ich nicht hinschauen. Zum Beispiel Tierdokumentationen, bei denen Krokodile ihren massigen Körper aus dem seichten Wasser katapulitieren, um sich ein Häppchen Gazelle zu schnappen. Da schalte ich weg.
Es gibt also zwei Sorten von Katastrophen: die, bei denen ich wegschaue und die, bei denen ich gaffe.
Genauso gibt es auch zwei Sorten von Parfumkatastrophen: die, die ich schnellstmöglich abwasche und die, bei denen ich trotz aller Katastrophalität immer wieder hinriechen muss.
Café vert gehört in die zweite Sparte. Es wurde hier schon mehrfach erwähnt: es ist unvergleichlich, eine echte Abwechslung für die Nase.
Wenn man Kopfschmerzen und keine Aspirin zur Hand hat, kann man auch einfach Zitronensaft in einen Kaffee pressen. Ist dasselbe: Koffein und Vitamin C. Hat mir meine Chefin während der Ausbildung mal gemacht. Gruselig, aber es wirkt.
Auch Café vert empfinde ich eigentlich als gruselig, und er hilft garantiert nicht, Kopfweh zu vertreiben (eher das Gegenteil). Sie ist disharmonisch, diese Mandarinen-Grapefruit-Note, die zunächst einen erfrischenden Sommersaft verspricht, um beim Servieren mit grünem, unreifem Kaffee aufgegossen zu werden. Aber hey, in meiner To-Cook-Liste steht ein Flammkuchen mit Rhabarber und Zwiebeln ganz oben, ich bin also offen für Neues und Ungewöhnliches.
Der Duft ist durch und durch grün und unreif. Besonders beim Aufsprühen schrecke ich zurück. Aber dann, wenn er sich entwickelt und mit der Hautwärme vermischt, wenn die Blumen die Disharmonie anmutig dekorieren, dann weide ich mich an dieser Katastrophe, dann ist meine Nase im genüsslich schwelgenden Gaffermodus.
Vor allem gafft sie auf den Kaffee, den ich hier nicht als dominant rausrieche, sondern eher wie die spektakuläre Katastrophe, auf die man leider wegen der übergrossen Grapefruit eine schlechte Sicht hat. Genau das macht es aber auch spannend: man kriegt nicht alles zu sehen/riechen, es bleibt angedeutet. Und, genau wie bei einer 150-Kilo-Stripperin an der Pole-Dance-Stange (auch eine Art Naturkatastrophe), ist das auch gut so. Und tatsächlich, wenn man mal genug gegafft hat und sich entspannt zurücklehnt, wird alles geschmeidiger und angenehmer, verebbt der Ausbruch und die Blumen beginnen über das Schlachtfeld zu wachsen.
Café vert ist sicherlich nix für jeden Tag, für den muss man schon in Stimmung sein. Aber die meisten von uns haben ja sowieso so viele Düfte, dass keiner davon täglich eingesetzt wird – ist ja auch keine Katastrophe.
Ich würde niemals Rettungsdienste behindern! Ich fahre zügig vorbei, nehme die nächste Ausfahrt, fahre ein Stück zurück und suche mir einen rettungsdiensteunbehindernden Platz, von dem aus ich gaffen kann.
Also ja, ich bin ein Gaffer. Aber nein, ich weide mich natürlich nicht am Unglück oder Leid anderer. Sobald Schmerzen bei Mensch oder Tier im Spiel sind, bin ich raus.
Am Liebsten mag ich Naturkatastrophen. Tornados, absinkende Erdlöcher, Lawinen, Vulkanausbrüche etc. – die explodierende Kraft fasziniert und fesselt mich einfach. Wie ein besonders fieser, schon lange schwelender Pickel, der plötzlich aufplatzt und… auch dazu gibt es übrigens Videos auf Youtube. Ich habe es mal ausprobiert, das war aber nix für mich.
Dafür bin ich ein Fan von Abigail und Brittany Hensel, den siamnesischen Zwillingen mit zwei Köpfen und einem Körper. Grey’s Anatomy schaue ich weniger wegen dem ewig nervigen Hin und Her zwischen Meredith und Derek als vielmehr wegen der gafferfreundlich inszenierten Notfälle wie „vom Ast aufgespiesst“ und dergleichen. Ist ja hier nur gespielt… Ich denke, die Lust am Gaffen kommt daher, weil es Abwechslung fürs Auge, etwas Aussergewöhnliches bietet.Es gibt aber auch Sachen, da kann und will ich nicht hinschauen. Zum Beispiel Tierdokumentationen, bei denen Krokodile ihren massigen Körper aus dem seichten Wasser katapulitieren, um sich ein Häppchen Gazelle zu schnappen. Da schalte ich weg.
Es gibt also zwei Sorten von Katastrophen: die, bei denen ich wegschaue und die, bei denen ich gaffe.
Genauso gibt es auch zwei Sorten von Parfumkatastrophen: die, die ich schnellstmöglich abwasche und die, bei denen ich trotz aller Katastrophalität immer wieder hinriechen muss.
Café vert gehört in die zweite Sparte. Es wurde hier schon mehrfach erwähnt: es ist unvergleichlich, eine echte Abwechslung für die Nase.
Wenn man Kopfschmerzen und keine Aspirin zur Hand hat, kann man auch einfach Zitronensaft in einen Kaffee pressen. Ist dasselbe: Koffein und Vitamin C. Hat mir meine Chefin während der Ausbildung mal gemacht. Gruselig, aber es wirkt.
Auch Café vert empfinde ich eigentlich als gruselig, und er hilft garantiert nicht, Kopfweh zu vertreiben (eher das Gegenteil). Sie ist disharmonisch, diese Mandarinen-Grapefruit-Note, die zunächst einen erfrischenden Sommersaft verspricht, um beim Servieren mit grünem, unreifem Kaffee aufgegossen zu werden. Aber hey, in meiner To-Cook-Liste steht ein Flammkuchen mit Rhabarber und Zwiebeln ganz oben, ich bin also offen für Neues und Ungewöhnliches.
Der Duft ist durch und durch grün und unreif. Besonders beim Aufsprühen schrecke ich zurück. Aber dann, wenn er sich entwickelt und mit der Hautwärme vermischt, wenn die Blumen die Disharmonie anmutig dekorieren, dann weide ich mich an dieser Katastrophe, dann ist meine Nase im genüsslich schwelgenden Gaffermodus.
Vor allem gafft sie auf den Kaffee, den ich hier nicht als dominant rausrieche, sondern eher wie die spektakuläre Katastrophe, auf die man leider wegen der übergrossen Grapefruit eine schlechte Sicht hat. Genau das macht es aber auch spannend: man kriegt nicht alles zu sehen/riechen, es bleibt angedeutet. Und, genau wie bei einer 150-Kilo-Stripperin an der Pole-Dance-Stange (auch eine Art Naturkatastrophe), ist das auch gut so. Und tatsächlich, wenn man mal genug gegafft hat und sich entspannt zurücklehnt, wird alles geschmeidiger und angenehmer, verebbt der Ausbruch und die Blumen beginnen über das Schlachtfeld zu wachsen.
Café vert ist sicherlich nix für jeden Tag, für den muss man schon in Stimmung sein. Aber die meisten von uns haben ja sowieso so viele Düfte, dass keiner davon täglich eingesetzt wird – ist ja auch keine Katastrophe.
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