10.12.2018 - 02:54 Uhr
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...und es ist kein Drama
Ein parfumistisches Kolossalgemälde so wie Verdis Oper ist dieser Duft für mich persönlich nicht. Ich erwartete mehr leidenschaftliche Wucht, bekam aber zunächst nur eine zarte Empfindung von leichtem Zitrus, keine überforderdernde Attacke, sondern eine konventionell wirkende Einführung. Schon bald wird die Komposition spannender. Salbei und Vetiver übernehmen. Diese beiden passen gut zum bereits angedeuteten Hintergrund, wenn sie natürlich auch aus stilistischer Sicht keine monumentale Pose bedeuten, die ich bei einem Parfum mit Namen Othello vermutet hätte, sondern eher ruhiges, lyrisches Erzählen.
Verdis Oper lebt von den großen Gegensätzen: Leidenschaft versus Zartheit, Monumentales versus Lyrisches. Dieser Kontrast wird nicht im Parfum aufgenommen.
Othello von Silvana Casoli ist ein ausgezeichneter Duft, trotzdem fehlt ihm für meinen Geschmack die wilde Substanz, die einen Othello ausmachen würde. Erst die Basis finde ich etwas interessanter als den Rest mit viel Weihrauch, feinen Sprenkeln von Oudh, leichtem Honig. Alles bleibt gepflegt und ruhig, ja, schön! Leider wird auch hier keine Wildheit oder stilisierte Bösartigkeit in den Duft eingearbeitet, denn die bereits in der Kopfnote angedeutete Linie wird gehalten. Kein Wutanfall, keine Wogen der Leidenschaft. Keine Waffe, kein Widerstand gegen Jago, den wirklich Bösen in der Geschichte! Auf der Bühne jagt sich Othello in den meisten Inszenierungen am Ende selbst einen Dolch in den Bauch.
Das Othello - Parfum dagegen wirkt sehr unspektakulär. Es hat keine Wucht, sondern scheint mit der selbstverständlichen Routine einer erfahrenen Parfümeurin komponiert worden zu sein. Es wirkt teilweise etwas Grau-in-Grau. Zwar ist es intelligent gemacht, aber irgendwie zu wenig sinister oder erschütternd.
Ob eine Parfumfirma gut damit fahren würde, alle klassischen Opern auf Teufel komm raus olfaktorisch umzusetzen, ist eine Frage, die ich mir bei solchen Kreationen wie Othello öfter stelle. Indem der Duft so gepflegt konventionell-klassisch startet, eröffnet er eine große Fallhöhe. Doch im weiteren Verlauf wird diese nicht genügend genutzt. Als schwarzer Außenseiter wird Othello geschickt von Jago manipuliert. Von dieser Tragik spürt man in dem Duft nichts.
Vielleicht kann ein Parfum die Tiefe der Musik auch gar nicht spiegeln. Vielleicht sollte es sich weder auf Shakespeare noch auf Verdi beziehen. Vielleicht sollte es einfach No. 38 heißen. Oder No. 3. Oder irgendwie, irgendwie nicht so schrecklich programmatisch.
Verdis Oper lebt von den großen Gegensätzen: Leidenschaft versus Zartheit, Monumentales versus Lyrisches. Dieser Kontrast wird nicht im Parfum aufgenommen.
Othello von Silvana Casoli ist ein ausgezeichneter Duft, trotzdem fehlt ihm für meinen Geschmack die wilde Substanz, die einen Othello ausmachen würde. Erst die Basis finde ich etwas interessanter als den Rest mit viel Weihrauch, feinen Sprenkeln von Oudh, leichtem Honig. Alles bleibt gepflegt und ruhig, ja, schön! Leider wird auch hier keine Wildheit oder stilisierte Bösartigkeit in den Duft eingearbeitet, denn die bereits in der Kopfnote angedeutete Linie wird gehalten. Kein Wutanfall, keine Wogen der Leidenschaft. Keine Waffe, kein Widerstand gegen Jago, den wirklich Bösen in der Geschichte! Auf der Bühne jagt sich Othello in den meisten Inszenierungen am Ende selbst einen Dolch in den Bauch.
Das Othello - Parfum dagegen wirkt sehr unspektakulär. Es hat keine Wucht, sondern scheint mit der selbstverständlichen Routine einer erfahrenen Parfümeurin komponiert worden zu sein. Es wirkt teilweise etwas Grau-in-Grau. Zwar ist es intelligent gemacht, aber irgendwie zu wenig sinister oder erschütternd.
Ob eine Parfumfirma gut damit fahren würde, alle klassischen Opern auf Teufel komm raus olfaktorisch umzusetzen, ist eine Frage, die ich mir bei solchen Kreationen wie Othello öfter stelle. Indem der Duft so gepflegt konventionell-klassisch startet, eröffnet er eine große Fallhöhe. Doch im weiteren Verlauf wird diese nicht genügend genutzt. Als schwarzer Außenseiter wird Othello geschickt von Jago manipuliert. Von dieser Tragik spürt man in dem Duft nichts.
Vielleicht kann ein Parfum die Tiefe der Musik auch gar nicht spiegeln. Vielleicht sollte es sich weder auf Shakespeare noch auf Verdi beziehen. Vielleicht sollte es einfach No. 38 heißen. Oder No. 3. Oder irgendwie, irgendwie nicht so schrecklich programmatisch.
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